Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
259. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 April 10
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Münster 1646 April 10
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50b fol. 29–30, praes. 1646 April 20 = Druckvorlage –
Konzept: TA, Ka. 111 unfol.
Amnestie. Pfalz. Niederländische Politik gegenüber Frankreich.
Eß seint gesteren nachmittag bey mir sechs von denen Hollendischen ge-
sandten gewesen (die ubrige zween seint noch in Dem Haag), welche nach
abgelegten complimenten contestirt, daß ihre intention gar nit seye, sich in
reichssachen einzumischen, aber doch zu desto mehrer befurderung alle
guete vermittelung und, wie sie es genent, amicum officium einzuwenden
gemeint weren. Daß erste war, daß eß dem friden sehr vorträglich sein
würde, wan die amnistia von den ständen gebettener massen verwilligt
werden möchte unnd daß andere die beylegung der Pfaltzischen sach,
damit Ewer Kayserliche Mayestät derentwegen weiter unbehelligt und mit
ruhe gelassen werden und pleiben möchten.
Ich hab ihnen hinwiderumb geanttwortet, daß es der amnistiae halber bey
demienigen sein verpleiben haben würde, waß die ständt deß Reichs anno
1641 bey dem letzt gehaltenen reichstag zu Regenspurg selbst fur guet be-
funden haben.
Die Pfaltzische sach aber betreffendt, stunden sy, die Pfaltzische, ihnen
selbst im liecht, indeme sy des churfurstlichen collegii einmahl beliebte
interposition nit statt thuen wollen, da doch die herrn churfursten nicht
richter, sondern nur mitler sein könten. Sonst stunde das werckh auff dreyn
puncten: Alß erstlich auff der Underpfaltz, zum andern der Obernpfaltz
und drittens der churdignitet. Waß die undere Pfaltz betreffe, sobaldt man
in der handlung fortfahren würde, könte von deren restitution mit denen
Spanischen herren plenipotentiarien tractirt werden. Der Oberen Pfaltz
halber were eß an deme, weilen solche ihrer churfurstlichen durchlauchtt in
Bayren fur den hergeschossenen kriegsunkosten der 13 millionen einge-
raumbt , daß ihro entweder die 13 millionen bezahlt oder das landt gelas-
sen , unnd ihre Kayserliche mayestät diß orths auß der eviction- unnd
schadloß gehalten werden. Die churwürde belangendt, möchte eß endt-
lichen umb fridens willen dahin zu bringen sein, daß auch dis orths mit ein-
willigung chur-, fursten und stände des Reichs ein mittel des octavi electora-
tus getroffen und dem Pfaltzgraven der letztere orth im churfurstlichen
collegio eingeraumbt werden könte.
Der von dem landt Overeysel abgeordneter gesandter meldete, daß es kein
geringes, wan man die fundamentalgesetze enderte unnd vermeinte, Pfaltz
solle sich darmit contentiren, ob er aber der letzte im churfurstlichen colle-
gio sein solte, hat er nichtß, wohl aber dieses angeregt, daß es billich, daß
Ewer Kayserliche Mayestät des unkostens uberhoben seyen unnd pleiben.
Ich hab ihnen hinwiderumb die Frantzösische unbilliche postulata zu ge-
müeth geführt unnd sy ersucht, weilen sy der Frantzosen confoederirten
seyen, bey denselben alle guete officia einzuwenden, damit sy sich mit
einem billichen contentiren unnd begnügen lassen möchten. Sy haben mir
geantwortet, wan man das vertrawen in sy setzen unnd sy zu mediatoren
zwischen Spanien und Franckhreich haben wolte, daß sy kein böse noch
unnutzliche dienst leisten wolten. Waß aber der Frantzosen postulata be-
treffen thete, hetten sy beeder cronen Spanien und Franckhreich macht
gegeneinander wohl betrachtet und befunden, wangleich Frankhreich das-
ienige , waß es praetendirt, gegeben wurde, daß doch der cron Spanien
macht (wiewohl selbige weit voneinander gelegen) noch viermahl grösser
seye, daß also leicht zu schliessen, daß sy sich denen Frantzosen in ihren
praetensionibus wenig entgegensetzen werden. Worauff sonst der Spani-
schen und Hollendischen gesandten handlung beruhet, wirdt der graff
Penneranda ungezweivelt dem Duca de Terranova und derselb hinwider-
umb Ewer Kayserlichen Mayestät in underthenigkeit communiciren.