Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
178. Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Nassau, Lamberg, Krane und Volmar Linz 1646 Februar 27
–/ 178 /–
Ausfertigung: GehStReg. , Rep. N 96 Fasz. 68 pars 5 nr. 7 = Druckvorlage – Kopie:
GehStReg. Rep. N 96 Fasz. 68 pars 5 nr. 8.
Gutachten der dep. Räte, s. l. und s. d., und Conclusum des Geh. Rats, Linz 1646
Februar 27, zur Amnestie: RK , FrA Fasz. 52d fol. 1–40’ .
Beginn des kaiserlich-schwedischen Kriegs. Amnestie ab 1618 für die Kronen. Beginn der
kaiserlich-französischen Auseinandersetzungen. Amnestie der Reichsstände. Pfalz. Baden-
Durlach. Hessen-Kassel. Württemberg. Augsburg. Eger. Amnestierung feindlicher Militärs
und Zivilisten, besonders kaiserlicher Erbuntertanen.
Wir thun euch hiemit überschickhen, waß uns bey dem puncto amnistiae
ferrner zu gemüth gangen und unser gnädigste resolution ist. Und will nun
forderist in puncto amnistiae alles auf folgenden 3 fragen beruehen: Erst-
lich , ob wir de iure gentium den cronen ein andere amnestiam alß auf anno
sechzehnhundertunddreyßig zu geben schuldig. Zum andern, ob umb frie-
dens willen was nachzugeben. Und drittens, in wehme und auf was weise
und gestalt?
Nun befünden wir unß forderist, zumahlen aus denen bey dem puncto
satisfactionis deducierten rationibus nicht schuldig, eine allgemeine amni-
stiam denen cronen und derselben adhaerenten zu ertheilen, sondern sowohl
iure gentium alß civili befuegt, vielmehr alle von ihnen unß ingezogene und
verursachte schäden und uncosten wider zu fordern und pro illatis iniuriis
gebührende satisfaction
6 zue suchen] Im Gutachten werden anfangs die Amnestieforderungen der Gegenseite
angeführt. Es folgt ein kurzer Abriß der bisherigen Amnestieverhandlungen auf dem
Westf. Friedenskongreß. Die folgende Darstellung des Ursprungs der ksl.-schwed. bzw.
der ksl.-franz. Feindschaft ist gegenüber der Instruktion etwas ausführlicher, ohne aber
entscheidend von ihr abzuweichen.
denen ihnen hiebevor adhaerierten und noch adhaerierenden stenden und
bedienten eine generalem amnistiam von anno 1630 anzuraithen, quoad res
et personas, bereits eingewilliget, die cronen aber gleichwol und derselben
adhaerenten darmit nit content sein wollen, so erwegen wir erstlich, daß
der könig Gustavus albereit von anfang deß Böheimbischen und Pfalzi-
schen weesens wider unß und unser hauß zu machinieren angefangen und
mit dem Bethlehem Gabor und anderen unsern feinden feindtlich corre-
spondiert , wie solches die intercipierte bündtnußen de anno 1626 weisen .
2. Ist notorium, daß der könig in Schweden den krieg in Preüssen
1626 nur zu disem endte angefangen, daß er daselbst seine völckher recht
versamblen und hernach auf deß Reiches boden füehren könne, wie er dan
umb sovil desto ehender mit Pohlen den anstandt geschlossen
dessen alle bereitschafft zum krieg in Teütschlandt angestellet und nur auf
mehrer praetext gewarttet, seinen einfahl damit zu iustificieren; massen er
sub praetextu einer nachbarlichen hilff seine besazung in Stralsundt ge-
bracht , dieselbige statt sich auch in seinen schuez begeben, und in seinem
schreiben an die ieztbemelte statt de dato Landthart, den 5. May anno 1628
gesezt, daß er in bedenckhung deß respects, welchen er zu der religion und
freyheit trüege, sich ihrer trewlich anzunemmen gedechte, mit ermahnung,
daß sie in dem sinn, welchen sie gefast, ihr freyheit und die evangelische
religion zu defendieren, dapfer und bestendig verharren solten. Folgendts
hat er ihnen auf drey kriegsschiffen 1500 mann zugeschicket, mit welchen
sie sich auch derselbigen belägerung erwehret, und den 22. Julii anno 1628
hat er unter wehrendem krieg in Preüssen in seinem feldtläger bey Dir-
schaw eine allianz mit ihnen auf 20 jahr zu ihrer defension und sicherheit
der Ostsee geschlossen, also daß der krieg zwischen unserm freundlich ge-
liebten herren und vattern, Kaiser Ferdinando dem andern höchstseeligister
gedechtnus und der cron Schweden damahls offentlich schon angegangen.
Destwegen möchte die cron Schweden mit deriehnigen amnistia sich nit zu-
frieden stellen lassen wollen, welche mit Chursachsens liebden in dem
Pragerischen friedenschluß von anno 1630 an geschlossen und bey iüngst
gehaltenem reichstag zu Regenspurg in anno 1641 confirmieret worden.
3. Wan man den anfang dises kriegs von anno 1630 an biß gar zuruckhe
auf den Böheimbischen und Pfälzischen sezen läst, so kan man solchen für
ihre Kayserliche majestät christseeligsten angedenckhens umb sovil desto
mehr auch wider die cron Schweden iustificieren, dan sie gibt sich hierzue
selber schuldig, daß sie die neutralitet mit ihrer Kayserlichen majestät und
liebden von anno 1618 biß anno 1630 nicht gehalten, sondern lengst
zuvorn schon ihrer Kayserlichen majestät und liebden feinden und wider-
wertigen fürschueb gethan und zur offension dem anfang gemacht. Dahero
ihre Kayserliche majestät umb soviel desto weniger zu verdenckhen gewest
weren, wan sie migliech ein stärckheren succurs nach Preüssen geschickt
und dem könig in Schweden daselbst eine rechte diversion gemacht hetten,
dan er albereit deß jahrs zuvor, alß 1628, der statt Stralsundt wider ihre
Kayserliche majestät und liebden geholffen und selbe in seinen schuez
genommen, auch denselben plaz nicht zu geringer gelosia und beleidigung
deß Kayserlichen staats in Pommern underhalten; dagegen der Kayserliche
succurs für Pohlen unter dem von Arnheimb (dan was etwo zuvohrer mit
dem herzog in Holstein mag beschehen sein, ist nicht der rede werth) erst
deß jahrs hernach, alß anno 1629 in früehling, in Preüssen kommen, et
semper is pro primo aggressore et motore belli est habendus, qui primus
causam dedit belli et hostilitatis; es mag auch dißfahles unrecht haben,
welcher theil da wolle. So ist einmahl hieraus gar clar zu sehen, daß albe-
reit lengst vor annum 1630 zwischen ihrer Kayserlichen majestät und
liebden und der cron Schweden ein rechte feindtschaft und beleidigung
fürgangen.
4. So hat es mit der cron Schweden und Chursachßens liebden ein under-
scheidt , dan vor anno 1630 ist zwischen unserm geliebten herren vattern,
christseeligsten angedenckhens, und Chursachßens liebden ehtwas, so einer
amnistia bedörfftig, nit vorgangen. Und ist 5. nicht zu widersprechen, daß
der Pragerische friedenschluß und darauf erfolgte reichsabschiedt ein recht
vereinigung deß Reichs wider Schweden, solang als sie sich demselben nit
gemeß erzeigen wollen, in sich halt. Weil also die cron Schweden liber
populus, qui non tenetur vivere iuxta leges Imperii sive alterius regiminis,
alß seindt wir gleich bey deliberation unser anthwort auf die Franzößische
und Schwedische proposition in etwas angestanden, ob man den terminum
der amnistiae a quo ab anno 1630 gegen Schweden behaubten möchte
können, sondern daß solcher zuruckh zum wenigsten auf annum 1628 zu
richten möchte sein. Und wan nun die cronen auf die amnistiam von anno
1618 für sich allein tringen solten, so wolten wir unß entlichen nit entgegen
lassen sein, daß quoad partes belligerantes et tractantes principales die
amnistia biß annum 1618, sovil sie anlangt, oder wenigst annum 1628 ein-
gerichtet wurde, dergestalt, daß, was von selbiger zeit an zwischen beeden
potentaten und derselben königreich und landen in unguetem fürgegangen
und zu disem krieg ursach gegeben, ganz und gar vergessen und zu grundt
vertilgt und aufgehoben sein und bleiben, auch destwegen kein theil zu dem
andern einigen weitern zuspruch haben oder suechen, weniger dem andern
oder dessen königreich, Staat und landen, weder für sich noch durch andere
einige feindtschaft und widerwertigkeit erzeigen oder anthuen solle, doch
daß gleichwol so lang alß müglich auf den terminum de anno 1630 und
1627 gehalten und kein unzeitige apertur gegeben werde, daß die stende
durchgehendt auf anno 1618 umb sovil mehr tringen.
Waß die cron Franckhreich betrifft, hat es zwar damit ein andere beschaf-
fenheit , dan selbiger könig sich in anno 1618 und folgenden jahren biß auf
annum 1625 fast gestellet, alß wan er unser und unsers hauses freündt were
und sich der Böheimbischen und Pfalzischen sachen wider unß und die
catholische im wenigsten annemmen, sondern vielmehr unserm geliebsten
herren vattern, seeligster gedechtnus, ihr majestät und liebden und den
catholischen wider die protestierende in reformierung der religion und
transferierung der Pfalzischen churdignitet und lande auf deß churfürsten
aus Bayern liebden und dessen hauß favorisieren thette, wie dan auch der
Oxenstern bey den Schönbeckhischen tractaten anno 1635 austruckhlichen
vermeldt, es wolte Franckhreich sich nit für einen offentlichen feindt der
Kayserlichen majestät ercleren.
Wan man aber der sachen tieffer auf den grundt siehet, so liesen es die acta
publica, daß selbiger könig dem Manßfelder
Ernst Gf. Mansfeld (um 1580–1626), erst in ksl. Diensten, kämpfte seit seinem Über-
tritt zum Protestantismus 1610 gegen den K. Vgl. ADB XX S. 220–232 .
andere mehr heimblich fomentieren und mit gelt und gelts werth zu besse-
rer aufbringung und continuierung ihrer waffen sterckhen und erhalten
helffen. Es theets auch ein Franzößischer erst newlich außgangener histo-
ricus Gramandus
Gabriel-Barthélmy, Seigneur de Grammont (um 1590–1654), franz. Staatsmann und
Historiker. Sein Geschichtswerk Ludovicus XIII, sive annales Galliae …, Paris 1641,
reicht bis 1617, eine Fortsetzung bis 1629 erschien 1643 unter dem Titel Historiarum
Galliae ab excessu Heinrici IV … libri decem octo. Beide Werke sollten die Geschichte
Thous fortsetzen, erreichten seine literarische Qualität aber nicht. Vgl. NBG XXI Sp.
618f.
schewt vernemmen last, es were der cron Franckhreich und der ganzen
christenheit daran gelegen, daß das hauß von Österreich das königreich
Böheimb nit erblich besizen möchte, dan hierdurch wurde die churfürst-
liche dignitet und hochheit und vermitteles deroselben und eines so grossen
landes in Teutschlandt bey selbigem hauß gleichsamb in effectu daß kaiser-
thumb allen anderen königen undt potentaten in der christenheit zu nach-
theil erblich gemacht und erhalten.
So ist auch noch reichskündig, daß der könig in Franckhreich dem könig in
Dennemarckh im Niedersächßischen krieg wider ihre Kayserliche majestät
und liebden beygestanden und mit demselben deretwegen eine sonderbahre
bündtnus aufgerichtet
dem praetext und fürwandt, seinen fürsten und lehenman, dem herzog von
Nivers, wider unbillichen gewalt zu schüzen, vorgenommen.
Und obgleich diser krieg in anno 1630 genzlichen vertragen worden, so hat
doch Franckhreich den darüber sowohl zu Chirasco alß zu Regenspurg
gemachten friedenschluß nit gehalten , Pinorola und andere orth nit
widergeben, sondern mitten unter diesen friedenschluß mit Schweeden und
denen protestierenden arctissimum foedus wider unß undt unser erzhauß
gemacht, dahero sie nicht weniger ganz einer newen amnistiae und verglei-
chung mit unß bedörffen möchten, und mag ihnen hierzue die Pragerische
amnistia so wenig alß denen Schweden gnuegsamb dienen.
Weil aber die cron Franckhreich in ihrer proposition den terminum a quo
auf annum 1618 für sich selbst außtrückhlich nicht begehren thuet, sondern
allein für andere, wie ex articulo 4, 5 et 6 zu sehen, so würdt man sich mit
ihren abgesandten desto leichter darüber vergleichen können undt umb
sovil weniger ursach haben, den terminum de anno 30 zu endern.
26–32 Da aber – gegeben wurde] An Stelle dieses Abschnitts folgen im Gutachten
fol. 19’ folgende Ausführungen: Sonsten läst sich diese der cronen praetension mit
deme nicht ableinen, daß, wann sie alles in den standt gestellt haben wolten, wie es
anno 1618 gewest, sie dieser regul auch wider sich gelten und ihre satisfaction fallen
lassen müessen, dann sie nicht reciprocam amnistiam et plenariam restitutionem für
dieß theil von selbiger zeit an, sondern allein für sich begehren. Und deßwegen eine
solche starke satisfaction zum vorauß haben wollen, damit sie dießes argument ent-
fliehen können.
auch selbe, so starckh auf den termin de anno 1618 tringen wolten, so were
unß auch solches, sovil die cronen betrifft, allemassen wie oben bey Schwe-
den vermeldt, nit zuwider. Doch daß auch dißorths so lang als ohne auf-
halt des friedens möglich, den terminum von anno 1630 zu erhalten, darauf
beharret wurde, umb daß hierdurch das ganze amnistiae werckh so weit zu
retrahieren, umb sovil weniger apertur auch andern gegeben wurde.
Belangendt aber dieiehnigen, welche beeden cronen oder einer allein ange-
hangen und deren restitution die beiden cronen suechen, und zwar anfeng-
lichen die stende deß Reichs, so ist ein underschiedt zu machen zwischen
denen, welche sich zum Pragerischen friedenschluß bekent und solchen
angenommen, auch allerdings bishero darbey verblieben sein, und zwischen
denen, welche solchen niemahls würckhlich angenommen oder wiederumb
darvon getretten und zu denen cronen sich geschlagen, wie auch denen, die
zwar noch darbey verbleiben, aber sich doch in puncto amnistiae be-
schwerdt befünden.
Pro prima classe haben die cronen wider daß, wessen sich die chur-, fürsten
und stendt dißfahls mit voriger Kayserlicher majestät höchstseeligster ge-
dechtnus und unß zu Prag, Regenspurg und sonst verglichen, mit billigkeit
ia nichts zu rüehren; seindt vilmehr ihre parola zu halten schuldig, massen
dan der Schweedische reichscanzler Oxenstern in seinem schreiben an
Chursachßen de dato 25. August anno 1635 außtruckhlichen gesezt, daß er
bemelten friedenschluß, weil solcher seine königin und cron nicht, sondern
principaliter die stende deß Reiches touchierte und von ihnen zu approbie-
ren und reprobieren stunde, dahingestelt sein liesse. Begerte auch nicht,
daß des churfürsten liebden wider dero churfürstliche handt und sigel
etwas statuieren solten, sondern die tractaten zwischen ihrer Kayserlichen
majestät und seiner cron zu befördern und für dieiehnigen confoederierte
stendt, die sich zum Prager frieden nit bekennen, die notturft zu sprechen.
Anlangendt aber dieiehnige, so in der andern classe begriffen, stehen wir
an, ob man sie mit solchem Pragerischen friedenschluß und Regenspurgi-
schen reichsabschiedt entlichen würdt abzueweisen vermögen, so lang als
man miteinander noch im krieg begriffen, dan und zumahlen, weil man im
werckh, sich darüber miteinander güetlichen zu vergleichen, undt man auch
diserseits auf rath der chur-, fürsten und stende selber auß dem Regenspur-
gischen abschiedt geschritten ist, indeme man die darinnen gesezte haubt-
condition der würckhlichen insammensezung, ausser einer allgemeinen
reichsversamblung ohne zuthat und einwilligung deren darbey interessier-
ten stendt fallen lassen.
In dieser classe aber seindt nun specialiter genent und zu verstehen die
pfalzgraven, Baaden Durlach, Hessen Cassel, Württenberg, Nassaw Saar-
brückhen , die statt Augspurg, sovil nemblichen die protestierenden be-
trifft .
Wegen der pfalzgraffen ist unserseits gegen die cronen nichts anderst zu
duplicieren, alß daß erstlichen sie wegen ihrer disen krieg nicht angefangen,
ihre Kayserliche majestät darüber güetlich nie besprochen, weniger dersel-
bigen einigen krieg angekündiget. Der könig in Schweeden auch außtruckh-
lich sich erclert, daß er den krieg allein wegen des ihme durch den Preüßi-
schen succurs zugefüegten schimpf und schadens und antrohenden gefahr
aus Pommern und der Ostsee auch wegen seiner benachbarten religions- und
blutsverwandten zu seiner und derselbigen vindicta, sicherheit und restitu-
tion angefangen und wan ihme hierinnen satisfaction geschehe, er alßdan
alßbaldt die waffen wider von des Reichs boden füehren und mit ihrer Kay-
serlichen majestät und chur-, fürsten und stenden des Reichs vorig gehabte
nachbarschafft und freündschaft halten wolte. Der könig in Franckhreich
aber über diß sich des churfürsten aus Bayern liebden angenommen und
demselben durch seine recommendation zur chur geholffen.
Wahr ist es zwar, daß vors erste der könig in Schweeden in seinem auß-
schreiben sowohl auch in demiehnigen, was er an das churfürstliche colle-
gium
dechtnus geanthwortet, aequivocieret und unter dem nahmen seiner reli-
gions - und bluetsverwandten eben sowohl den proscribierten pfalzgraven
und desselben kinder und angehörige verstanden mag haben.
Zum andern, daß gemelter pfalzgraff und die seinigen sich über disem
krieg mit verbunden und der könig dannenhero crafft seines foederis ihn zu
restituieren understanden, auch nach der Leibzigischen schlacht
lich in seine lande widerumb restituieret und eingesezt.
Vors dritte, weil der pfalzgraf darüber verstorben und sein bruder
die seinigen nach der Nördlingischen schlacht
anno 1634 und 1635 widerumb daraus vertrieben worden, so möchte die
cron Schweeden sich verbunden wollen halten, ihrer weiter anzuenemmen und
hierunter würdts an instigationibus von Hollandt, Engellandt, auch Denne-
marckh und denen protestierenden im Reich nicht mangeln, also obschon
auch die cron Franckhreich derselben restitution nicht so starckh treiben
dörffte, es dennoch die Schweedische nit underlassen.
Wan nun hierüber kein anders remedium, als entweder die waffen oder die
tractaten, ienes aber des churfürsten in Bayern liebden nicht continuieren
will, also die sach allein auf den tractaten bleibt.
28 tractaten bleibt] Das Gutachten (fol. 23–25) fährt hier fort: Da Kf. Maximilian
Verhandlungen quoad dignitatem völlig nicht eingehen will, ist ihme auch nicht zuezu-
mutten , noch wegen der catholischen religion zue rathen, sondern er vermeint, diesen
anstoß mit dem octavo electoratu für die Pfalzischen kinder zue überwinden, so doch
theils rhäte iederzeit für ein unmüglich und gefehrlich ding gehalten, auch noch dar-
für halten, und erweist sich schon auß ieztbesagtem schreiben [ nr. 125 Beilage [ 1 ]] , das
durch diesen fürschlag die tractaten, wie sie sich allzeit besorgt, nur schwerer gemacht,
die sache vulnerirt und die wiedertheile desto mehr animirt worden, die totalem resti-
tutionem zue begeren. Über diß so wil der herr churfürst wegen der lande keinen scha-
den leiden, sondern den Pfalzischen kindern solche zwar, soviel die Spannischen in
händen haben, gern vergönnen, aber was er in handen hat ohne erstattung seiner aufge-
wandten kriegsunkosten der 13 millionen und darfür verschriebenen realen hypothec
mit dem landt Ober Enß im wenigisten restituiren, auch noch darzue die herrschafft
Cham von der Oberpfalz für sich außnemmen und behalten. Daß seint nun warlich
keine media zum frieden per tractatus zue gelangen, sondern nur die Kayserliche
mayestät und ihr hauß wieder alle recht und billigkeit besser zue berupfen unnd in
grössere noth und gefahr des kriegs zue sezen. Dan was könte doch unbillicher sein,
alß das die cronen für ihre ungerechte kriege ansehentliche landt und leüth pro sua
satisfactione überkommen und Churbayern selbst umb seiner guten sicherheit und ruhe
willen darzue helffen, auch für sich und sein hauß nicht allein die chur, besondern
auch viel millionen oder an derselben statt den halben thail des erzherzogthumbs
Österreich auß dießem krieg pro suis sumtibus außziehen undt gewinnen. Ewer Keyser-
liche Mayestät undt dero hauß aber das ihrige dagegen noch dahinden laßen solte? Es
hat doch Spanien und Österreich ebensowohl nicht nur 13, sondern über 100 millionen
werth auf diesen krieg spendirt, und ist ebensowohl alß andere vermög der reichscon-
stitutionen befuegt, derselbigen erstattung auß des echters landen oder im fall solche
nicht zu ereichen von dem ganzen reich zue suchen. Und weil diß die schwerste sach
bißher bey allen friedtstractaten ist gewest und noch, und ohne deroselben gänzlicher
hinlegung und entscheidung kein friedt nicht zue hoffen, dan do gleich die Schweden
und Franzosen sich derselben weitter nicht annemmen solten, würden doch entlichen
die Hollender und Engelländer drüber aufstehen und einen newen krieg erregen.
1–320,2 Alß fünden – krieg lassen] Im Gutachten findet sich fol. 25–26’ statt dessen
folgende Fassung: Et fiat talis tractatus wegen der lande quam primum et sub hoc ipso
tractatu mit den interessirten alß Spannia, Bayern und andern, die was davon innen-
haben und besizen und do man es nicht baldt vergleichen köndte, videatur, ob es also
dan iedoch mit diesen iezt gesezten fundamentis und principiis uf einen andern tractat
oder zue ein allgemeinen reichstag ohne aufhalt und abbruch diser iezigen universal-
tractaten aufgehoben und verwiesen werden möchte. Und soviel Spannien betrifft,
zweifflen die rathe nicht, es werden Ewer Kayserliche Mayestät derselben cron hier-
innen mechtig sein, sich auch mit hiesigem potschaffter albereit hieraus vernommen
haben oder noch vernemmen vermittels der anwesenden Spanischen gesanten zue Mün-
ster . Solte aber drob ein mangel sein, so were nöttig, destwegen beyzeitten sich der
königlich Spannischen ratification über demienigen, was dißfals Ewer Kayserliche
Mayestät von ihretwegen offeriren und versprechen wurden, gnugsam zu versichern,
damit man nicht hernach in puncto executionis pacis wiederumb anstehen und von den
cronen einen newen krieg sub praetextu non impleti contractus erwartten dürffe. Mit
Churbayern were vorderist zu handlen, daß er wegen seiner 13 millionen etwas mehr,
alß hiebevor geschehen, fallen liesse, dann ohne richtigmachung dieses puncts in der
handlung ganz nicht fortzukommen.
bayerns liebden und die catholischen recht zusammenstehen und beeden
cronen praecise vermelden, daß nach deß Heyligen Reiches constitutionen
und exemplen der pfalzgraff wegen seines haubtverbrechens die chur- und
lande für sich, seine kinder und nachkommen verwürcket und verlohren,
auch derselben rechtmessiger weise, non tantum ex lege quisquis (wie etwan
der Salvius in seinem gesprech gegen den Crane solchen angezogen ), sed
etiam ex aurea bulla et exemplo maiorum, in specie deß hauses Bayern sub
Henrico Leone
und weil darüber schon in andere weeg disponieret und solche disposition
mit recht und ohne grossen nachtheil und gefahr unß und unsers hauses
auch deß ganzen Reiches nicht geendert werden könne, auch die cronen unß
und unser erzhauß, wan sie mit demselbigen einen wahren friedt begehren,
ad impossibilia nicht tringen werden: also wolte man sich gegen ihnen ver-
sehen , sie wurden auf dergleichen unbillichen postulato de totali restitutione
der chur- und landen nicht beharren, wir weren aber erbiettig, die Pfalzi-
sche kinder, quoad dignitatem principalem oder waß den fürstenstandt
betrifft, mit aufhebung alles dessen, was sonst auß der fürgangenen pro-
scription wieder sie angezogen werden köndte, zu restituiren und sie zu
freyen fürsten und ständen deß Reichs im Kayserlichen gnaden wieder auff-
und anzunehmen. Ihnen auch von dem Rheynischen Pfälzischen landen
neben restitution des vattern bruders, pfalzgraff Ludwigs Philips, und ein-
raumbung dessen, was etwan der churfürstlichen Pfalzischen witdib
schwester
bringen , daß sie ihren fürstlichen standt darum ehrlich führen köndten.
Deßgleichen eine expectanz auff die churdignitet nach abgang der Wihel-
mischen manslinien zu verschreiben. Und hetden unsere gesandten sich
diesem nach alsobalt mit den interessirtten, so von der Untern Pfalz was
innenhaben, sich zu vergleichen, was etwan zu dergleichen unterhalt suffi-
cient möchte sein. Und dieses, soviel dem unterhalt betrifft: soviel aber die
churdignitet anlanget, beziehen wir uns auff dasyehnige, was wir unserm
oberhoffmeister, den graven von Trautmanßdorff, absonderlich gnedigst
befohlen , der sich dann demselbigen gemeß darnach zu verhalten wirdt
wissen: da aber ein oder anders den frieden auffhalten wolte und die cro-
nen auch dahin incliniren, daß etwan der friedt ungeachtet einer völligen
conclusion in dieser sach geschlossen, dis aber auff einen nachfolgenden
tractat remittirt wurde, so wollen wir derenthalben den krieg nicht conti-
nuiren , sondern viel eher auff einen andern tractat oder zu einem allgemei-
nen reichstag ohne auffhalt und abbruch dieser tractaten, dis werkh auff-
schieben , alß derenthalben allein Teutschlandt in lengern krieg lassen.
Mit Churbayern hetden unsere Kayserlichen gesandten vorderist dahin zu
handeln, daß ihre liebden mit uns vor einen mann dergestalt stunde, daß
von zuruckhhaltung der Obern Pfalz auch seines orts ohne unßer enthebung
nit
geführt werde:
1. Daß unser geliebter herr vatder christseeligsten andenkens und wir, des
churfürsten liebden und sein hauß bey der erlangten chur, die mehr alß
diese millionen werth, zu manuteniren gesucht und noch suchen thuen, deß-
wegen biß anhero mit ihme im krieg standthaftig außgehalten.
2. Wann wir hierinnen den Pfältzischen khindern weichen und nachgeben
hetten wollen, daß uns und unserm hauß der last des kriegs verlengst noch
ümb ein guetes leichter gemacht und der friedt in Teutschlandt viel ehender
erhalten wehre worden.
3. Daß wir ihrer liebden und dero hauß zu recuperirung und erhaltung
ihrer landt und leuthe mit ganzen armaden und unterschiedtlichen succur-
sen in nothfallen yederzeit getrewlich, ohne erstatdung einiger uncosten,
beygestanden.
4. Daß wir und unser löblich hauß die Untere Pfalz wegen der auffge-
wandten grossen spesen und uncosten, ebensowohl innen- und zuruckh-
behalten köndten, yedoch aber umb des algemeinen friedens willen hievon
ohne entgeldt was fahren wolten lassen.
5. Daß ihre liebden den frieden biß anhero auffs eyfrigste getrieben, wie
auch noch, und ohne solchen mit den waffen lenger nit mehr zu bestehen
sich getrawen, auch das Reich gleichsamb verlohren geben und deßwegen
unlengst durch die ihrige zu Münster protestiren lassen. Zum frieden aber
seye unmüglich zue gelangen, wann nicht dis obstaculum der dreyzehen
millionen besser auß dem wege geraumbet wurdet. Zumahl iezo es nit an
deme seye zu praeiudiciren, waß rechts yeder zu einem oder andern habe,
sondern was amore pacis und zwar auch wieder billigkeit nachzusehen.
Dann einmahl die Pfälzische khinder von bekhandter noth und armuth
wegen von den dreyzehen millionen nichts oder wenig erstatden können:
Engellandt, der es thuen sollen, ist noch dato in einem solchen schweren
stand, daß auff ihne dißfals kein einige räittung zu machen. Andere wer-
den noch viel weniger fur die Pfalzische khinder was spendiren, wann sie es
gleich hetden. Auff uns und unser hauß der last ganz oder zum theil zu
welzen, seye dahero unbillich, daß wir und unser hauß bißhero fur das
Reich, des churfürst liebden und dero hauß, sowohl die heylige catholische
kirch und religion, alle unsere königreich und lande auffgesezt. Dieselben
auch dergestalt erschöpfft und aufgesogen worden, daß nicht möglich auß
denselben in sobalt nur etliche tonnen, geschweigen millionen goldts auff-
zubringen und für die Pfalzischen kinder zu bezahlen. Wir erinnern uns
zwar deryehnigen verschreibung und schadtloßhaltung, welche ihre liebden
wegen der Obern Pfalz von ihrer majestät, unserm herrn vatern seeligst, in
handen haben.
Dieweil man aber noch im krieg begriffen und eynander beyzustehen schul-
dig , wir auch unsers theils darin treulich concurriren und des churfürsten
liebden damit gleichfals continuiren wolten, die sach nit so schwer sein
wurde vollendts mit den waffen außzufuhren, alß sehen wir nit, das man
noch zur zeit in casu der eviction begriffen, sondern wan Churbayrns lieb-
den dessen nit erwartten unnd den frieden kurz umb per tractatus haben
wolten, wir auch darzue unsern willen geben solten, so müste man auch
vice versa unnß unsern willen darumb machen und sich dergestalt mit unnß
vergleichen, daß wir es ertragen köndten und von frieden nicht ein ärgern
schaden und verlust alß vom krieg selber leiden dörften.
Daß medium, durch welches man dermahl einst güetlich voneinander kom-
men und ein ganzes auß dem werkh machen köndte, were dises:
1. Haben des churfürsten liebden hiebevor bewilliget, die vier ambter, so
sie in der Untern Pfalz besizen, ohne entgeldt wider abzutretten, darbey
hette es nun
22 sein verbleiben] Im Gutachten folgt fol. 30–30’ noch ein weiterer, im Laufe der
Beratungen aber verworfener Vorschlag: Wegen der Obern Pfalz die 13 millionen in
drey theil zu theilen. Den einen solten die Pfälzischen khinder, den andern ihr chur-
fürstliche durchlaucht, den dritten ihr Kayserliche mayestät bezahlen. Das ist aber
wegen der Pfälzischen khinder sowohl alß ihrer Kayserlichen mayestät ein unerträglich
medium. Dann yene haben nichts zu zahlen und Euer Kayserliche Majestät blieben
gleichwohl in die 4 oder 5 millionen dem churfürsten noch verhafft. Der wurde damit
endtlich doch auff dem landt ob der Enß sein versicherung behalten wollen und also
in effectu dessen lezlich mechtig werden.
2. Da aber der friedt daran hafften wolte unnd nun wir sonst umb gemeinen
friedens willen alle unßere schäden und unkosten fahren lassen müsten, so
müsten des churfürsten liebden umb desselben willen auch ein übriges thuen
und sich nach dem exemplum des churfürsten Augusti zu Sachssen richten,
welcher churfürst des proscribirten Johann Friderichs kinder zu manuteni-
rung der chur vor sich die maisten lande wider eingeraumbt und nachgelas-
sen und nur etliche churstätte behalten, dergleichen auch nach der Gotti-
schen expedition
Im Mai 1566 drohte der Augsburger Reichstag Hg. Johann Friedrich dem Mittleren von
Sachsen-Weimar, dem Sohn des 1547 abgesetzten Kurfürsten, die Acht wegen Land-
friedensbruch an. Nach ihrer Verhängung am 12. Dezember begann Kf. Augustv. Sach-
sen ihre Exekution mit der Belagerung Gothas im Januar 1567. Der Hg. kam in ksl.
Gefangenschaft, sein Hgtum wurde zwischen seinem Bruder und seinen beiden Söhnen
geteilt. Vgl. M. Ritter I S. 292ff.
mittlern söhnen geschehen.
Ob also schon wir obgemelter massen gänzlich hoften, die sachen werden
auß den dir, graven von Trautmanstorff, bekandten nachrichtung dahin zu
bringen sein, das die Oberpfalz totaliter des churfürsten liebden bleiben
und das darzue die cron Frankhreich selbst concurriren werde, so stehet es
doch dahin, das man ein solches nit zu erlangen, ob nit die sach dahin zu
bringen, daß nemblichen die Oberpfalz in drey theil abgethailt und eine
darvon den Pfalzischen kindern, ohne unsern entgeldt, die zween theil
aber deß churfürsten in Bayrn liebden und derselben hauß und damit unter
eines die herrschaft Cham gelassen wurde, und dagegen alle vorige ver-
schreibung oder schadloßhaltung, so des churfürsten liebden von unß und
unserm hern vattern seeligisten angedenkhens in handen, wider aufgehoben
wurden. Oder endtlichen zween theil der Pfalzischen kindern und den
dritten vor deß churfürsten liebden sambt der herrschaft Cahmb ver-
bleibe .
Solcher gestalt weren die Pfalzische kinder mit ansehentlichen landt und
leuthen versehen und köndten alß Pfalzgraven bey Rhein und herzog in
Bayern ihren fürstenstandt gar wohl vertreten, sich auch wegen der chur-
dignität umb desto mehr mit obgedachter exspectanz betragen. Der chur-
fürst und sein hauß kämen zu ruhe und hetten darneben ihre lande, neben
der churdignitet, umb ein ansehentliches stuekh von der Obern Pfalz er-
weittert , mit welchem aber gleichwohl so lang zuruekh und auf der total
inbehaltung der Obern Pfalz vor Churbayrns liebden zu persistiren, alß
immer ohne bruech und vorschueb der tractaten müglich. Soviel aber die
Untere Pfalz anlangt, so des königs in Spanien liebden inhaben, so werden
sich unsere gesandten derentwegen mit den Spanischen gesandten zu under-
reden [haben], und wollen wir auf so vielfeltige unser schreiben nach Spa-
nien in diser materi nit zweiflen, sie werden genuegsambe instruction und
endtlichen befelch haben, auch mit ihnen unverlengte richtigkeit
28 zu machen] Gutachten fol. 31’–32: Und do etwa wegen Franckhreich an dem Elsas
was zuruckgelassen werden solte, hette man dasselbe gleichsamb pro conditione also-
balt zu annectieren und zu sagen, daß Euer Kayserliche Mayestät dasselbe unter
andern oben der ursachen halben theten und verwilligten, damit sie des bis hero gehab-
ten oneris evictionis fur die Ober Pfalz mit dem landt ob der Enß enthebt sein
möchten.
Conclusit Caesar: Wie gerathen und dem herrn grafen von Trautmannstorff einzu-
schließen . Immittelst nachzudenken, wer mit Churbayern zu tractieren. Un dem herrn
Mandel anzudeuten, daß er erinnerung bei ihrer churfürstlichen durchlaucht thue,
damit dero gesandten zue Münster umbstendlich hierüber instruirt werden.
Mit Spanien dahin zu gedenken, ob demselben nicht durch ein temperament zue etwas
ergetzlichkeit gegen dem, was sie in der Undern Pfaltz zue restituiren, mechte ge-
holffen werden.
Von andern pfalzgraven wissen wir nicht, daß wir und unser hauß etwas in
handen hetten, ausser von des brudern vorgedachten pfalzgraff Ludwig
Philips antheil, item der alten chur Pfalzischen wittib (die numehr gestor-
ben ) heyrathguet und leibzucht, sowohl von der schwester angebühr, und
wir unß darüber albereit zu underschietlich mahlen erklert, auch durch den
vorhabenden friedenschlues, seine execution und würkhliche erledigung
haben wirdt.
Wegen Baden Durlach seint zwo difficulteten befindtlich. Erstlich, das er
sich zum Prager friedenschlues nit accommodirt, und fürs ander, das ihm
die Edwartische lande aberkant. Waß nun die erste difficultet belangt, er-
innern wir unß, das er an unß geschrieben, unß für sein oberhaubt erkandt,
gleichwohl nach den universaltractat verlangt, bey welchem er für unnß
sich finden lassen wolte, weil man nun in solchem tractat iezt begriffen, alß
ist er darin stante regula universalis amnistiae billich zu ziehen unnd hat
dessen, daß er sich zum Prager frieden nicht bekant, weil er der cron assi-
stent und bundtsverwandter blieben, in eventum pacis weiter nicht mehr
zu entgelten.
Waß aber die andere difficultet betrifft, ist solche mit dem abzuelainen,
daß dieselbe sach schon anno 1622 und ganz nicht intuitu huius vel Bohe-
mici aut Palatini belli, sondern ex dictamine iustitiae et rectae rationis mit
urtheil und recht decidirt und derowegen in die amnisti auch iure gentium
nicht kan gezogen werden.
Wegen Hessen Cassel ist es einig und allein in puncto amistiae umb die
Marburgische sach zue thuen, die ist nun mahl intuitu Calvinismi, iedoch
iuxta praescriptam normam et conditionem testatoris und also secundum
leges Imperii abgeurtheilt, auch bemelter vergleich von beiden theilen und
deroselben räthen und bedienten, sowohl von der ganzen landtschafft eydt-
lichen betheüert und beschworen und auf beidertheil, auch chur- und
fürsten underschietliches ansuchen in forma pragmaticae sanctionis et legis
publicae Imperii bestettiget worden. Da können wir anderst nichts, alß das
wir unser Kayserlich ambt, so unß in dergleichen fällen zustehet,
handthaben, wie den demnach unsere Kayserliche gesandten sich dahin be-
mühen , das es bey solchen erfolgten Kayserlichen sententien und executio-
nen verbleiben solle, massen sie derentwegen mehrmahlige befelch bekom-
men .
Wegen Württenberg, nachdem man den effectum suspensivum fallen
35 Wegen Württenberg] Das Gutachten setzt fol. 36 anders ein: Württenberg anlan-
gend , würde man wohl haben wegen seiner mit dem Prager friedenschlues und dem mit
ihm darauf gemachten specialaccord auch darauff erfolgten reichsabschied die clöster
und Osterraichische pfandt- und lehenschafften sambt andern außgezogenen herr-
schafften und guetter salviren können, wan nicht die im Regenspurgischen reichs-
abschiedt angehengte haubtcondition, „quod amnistiae eius publicatio nullatenus effec-
tum habere debeat nisi coniunctio universalis omnium statuum pro imperatore sub-
secuta fuerit“ durch approbation des Frankhfurtischen deputationsguetachtens und
erfolgte iüngste publication de cassato effectu suspensivo amnistiae were wider auf-
gehoben worden; dan man hette sich desto besser auf solchen reichsabschiedt und
seinen revers beruffen dürffen.
lassen, so wirdt er seine gegebene parola über disen abschiedt dahin decla-
riren , daß solche nicht anders alß auf seine plenariam restitutionem tam
quoad bona ecclesiastica de anno 1627 quam temporalia de anno 1630 zu
verstehen, und dem werden alle protestirende sowohl die cronen hinzu assi-
stiren . Es stehet demnach zu versuechen, waß man dißfahls kan erhalten, im
fall aber die cron Schweden nicht ablassen wolte, sehen wir kein ander
mittel, alß das ihm die amnistia eben so guet alß den andern in dem Prager
frieden ertheilt, zu willigen und er derselben in futurum völlig zu geniessen.
Und weil die catholische geistliche in ihren lezten anbringen wider die
cassation des effectus suspensivi entlichen nur diß gebetten, das wir die sach
zu disen allgemeinen friedtstractaten remittiren wolten, dan sie sich bey
denenselbigen vermittelst der mediatorum und Franzößischen gesandten
eines gueten außschlags zu getrösten, alß werden wir umb soviel destomehr
entschuldiget sein, wan daselbst ein anders wider sie pro pace publica be-
schlossen werden solte.
Nassaw Saarbrükhen ist schon zu der session gelassen und hierdurch ple-
narie mit unß ausgesöhnet, derhalben wirdt er ebenmessig auch der
amnistia völlig zu geniessen haben.
die religion geändert, wirdt der bischoff und die statt sambt den catholi-
schen die notturft handlen, denen auch ihr, laut habenden mehrmahligen
bevelchen, werdet beyzustehen wissen. Wann aber alle sachen sonst zue
einer richtigkheit gediegen, und es solte sich an diser stossen, so vermeinen
wir nicht, daß derentwegen krieg zu führen.
Wegen Eger und unser erbkönigreich und landen und derselben allerseits
underthanen, lassen wir es dabey bewenden, waß wir unsern gesandten in
puncto gravaminum für ein instruction ertheilt haben .
Betreffendt der cronen officierer, räthe und bedienten, tam toga quam sago,
die noch bey ihnen sein und zu den Prager frieden sich nit accommodirt, so
zweifelen wir, ob nit denselben eben von der zeit an, deren man sich für die
cronen vergleichen möchte, eine general et illimitata amnistia quo ad res et
personas zu bewilligen, auß ursachen, daß man wider dieselbe khein andere
vorhergangene pacta und transactiones oder rechtmessige decisiones und
res iudicatas wie bey andern dißseits fürzuwenden und die meisten ex-
empla anderer pacificationum solches mit sich bringen; jedoch khan diser
underschiedt dabey gemacht werden, daß deniehnigen, die auß unserm und
unsers haußes oder unsern assistenten respective königreich und landen sein,
quo ad personas, vitam, famam et honores nichts soll derentwegen aufge-
ruekht und fürgeworffen werden. Und wann sie wider in die lande khom-
men und sich darinnen sezen wollen, daß sie sollen aufgenommen werden,
jedoch daß sie sich den legibus regnorum et provinciarum eines ieden orths
tam in ecclesiasticis quam in politicis accommodiren.
Quo ad bona autem et iura, die sie schon eher, alß mit beiden cronen es zu
einer offener feindtschafft gerathen, welches dann mit Schweden erst im
früehling anno 1628 von der zeit an, da könig Gustaphus der statte
Stralsundt succurs zuegeschickht, und mit Franckhreich von zeit deß
Mantuanischen kriegs anno 1629 anzuraiten were, verwürckht oder ver-
lohren hetten, dieselben noch verlohren sein und deniehnigen verbleiben
sollen, welche sie iezundt besizen, vill weniger sollen dergleichen bediente,
daßiehnige, waß sie etwann verkhaufft und andern überlassen, wider zu-
ruekhzufordern befuegt und berechtigt sein, welche güetter und jura aber
sie seither bemelter zeit, alß nemblichen von anno 1628 und 1629 an, in
disen krieg umb dessen willen, daß sie einer oder andern cron wider unß,
unser hauß und assistenten würckhlich gedient hetten, eingezogen worden,
die sollen ihnen, oder demiehnigen, so sich hierzue gebührendt und genueg-
samb legitimiren wurden, wann sie solches mit beglaubter kundtschaft einer
jeden cron erweisen khönnen, in dem standt, wie sie aniezo sein, doch
ohne einige erstattung darentzwischen eingehobenen nuezungen oder er-
folgten schäden wider abgetretten oder sich mit ihnen darüber abgefunden
werden, doch allerdings auch dergestalt, daß, wann sie güetter in unserm
erbkönigreich und landen besizen wolten, sie sich dessen legibus accommo-
dierten und gemes verhielten.
Da auch die cron Schweeden etwo noch für einige
29 particularpersohnen] Marginalie fol. 40 des Gutachtens : Conclusit Caesar: dem
herrn grafen von Trautmanstorff einzuschließen mit vertröstung mehrerer information.
Und solle nachgesucht werden, wer die leuthe sein, so seithero anno 1628 confiscirt
worden. Immittelst bleibts bei dem guetachten. Jedoch daß allein die wenigen zu resti-
tuieren , welche noch im leben oder deren descendentes […?] legitimi.
sprechen hette, die noch vorher und zwischen anno 1618 und 1628 confis-
cirt worden, daran ihnen absonderlich gelegen wehre, so solten sie die-
selbige benennen, so wolten wir unß nach befindung auch darauf erkleren,
jedoch daß derentwegen der friedt kheine stundt aufgehalten oder diser
friedtstractat verzögert, sondern alles zu unserer Kayserlichen discretion
und gnad verwiesen würde. Dann wir erkhendten unß nicht schuldig und
wurden nie unßeren underthanen von selbiger zeit an zuraitten, quo ad bona
et iura per rebellionem commissa ex pacto [zu] restituiren, were auch res
pessimi exempli und denen cronen selbsten höchstens praeiudicirlich, solches
durch ein pactum publicum et militare zu bewilligen.
Und dises alles ist unser gnedigste und entliche intention circa punctum
amnistiae, warbey unser gesandten ihrer beywohnenden dexteritet gemeß
die gradus und die zeitten, wann man etwann mit ein oder anderen sich
heraußzulassen, in acht zu nemmen dergestalt werden wissen, daß das
fridenswerckh mit übriger zuruckhhaltung unaufgehalten, mit vorzeittiger
heraußbrechung auch nit deterioriert werde, allermassen unser gnedigst
vertrawen in sie gestelt ist.