Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
265. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 Juli 19
–/ 265 /–
Osnabrück 1646 Juli 19
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 42–44’, praes. 1646 August 2 = Druckvorlage – Kopie:
ebenda Fasz. 92 X nr. 1354 fol. 8–9’; Giessen 207 nr. 190 S. 736–740.
Wittgenstein: Aufenthalt Oxenstiernas und protestantischer Deputierter in Münster, Uneinigkeit
zwischen protestantischen Reichsständen, kurbrandenburgisches Interesse an kursächsischem Di-
rektorium im Corpus evangelicorum, französische Drohungen gegen Kurbrandenburg. Kurmain-
zische Andeutung des Rückzugs vom Kongreß bei weiterer Unnachgiebigkeit der protestantischen
Reichsstände.
Vorgestern und heüd sein die protestirende ständte, gestern der Oxenstern,
aber alle, wie unß der Churbrandeburgische abgesandter, graff von Witgen-
stein , berichtet, male contenti von Münster wieder zurückkhommen. Der
Oxenstern soll sich wieder die Frantzosen des zurückpleibenden succurs,
wieder die catholische wegen alzu harten vorgeschlagenen compositionsmit-
len in puncto gravaminum, wieder die Kayserliche gesandten aber in deme
beschwehren, ob hette er dieselbe waß veränderter befunden, daß von vori-
gen propositis gedenckten wider ab- und zuruckzugehen, und schickten sich
die sachen seins, des graven von Witgensteins, dhafürhaltens algemach zum
bruch, verhofte aber, solches zu Ewer Mayestätt und des Römischen Reichs
dienst und nutzen außchlagen sölte, bethaure am allermehristen, daß die
ständte unter sich nit khönten eins werden. Seie aber solchs bey so bewand-
ten sachen, dha den fürstlich Magdeburgischen das directorium bey denen
protestirenden in handen gelaßen würde, nit so hoch zu verwundern, dan
man gewißlich under selbigem directorio, wan solches denienigen, die sich
deßen itzo unterziehen thäten, ferners in handen gelaßen werden sölte, auf
einigen schluß bey der compositionshandlung, solang die Schweedische nit
wölten, nit hette zuzulagen, darumb giengen seine, des gravens von Witgen-
stein , gedancken dhahin, umb die Chursachßische zu unterfangung des direc-
torii bey den protestirenden zu vermöegen, die heten aber gar kheinen lust
darzu, wiewol dieselbe deswegen zum andern mahl von ihme seien angeredt
worden. Es seie auch itzo der Magdeburgischer principalgesandter nomine
Einsidl wieder herzukhommen, würde gewißlich nit ohne geheimbnuß sein.
Wir haben zu des Oxensterns wieder die Kayserliche gesanden geführte be-
schwehrnuß erinnert, daß die Schweedische sich wieder die Kayserliche gar
nit, sondern hingegen diese wieder iene zu beschwehren ursach hetten, weiln
der Oxenstern für des herrn graven von Trautmansdorff excellentz abreiß
von hir die versicherung gethaen, daß die Schweedische nacher Münster fol-
gen und den friedenschluß allerdings richtig machen wölten, deme zugegen
aber die Frantzosen sich zu Münster gegen die Kayserliche gesandten un-
verholet vernhemmen laßen, daß der Oxenstern nit wegen beforderung des
friedens, sondern nur particulargeschefften halben dhahinkhommen, man
khönte nit mit fuegen sagen, daß die Kayserliche von voriger erclehrung zu-
rückgiengen . Die Schweedische heten das instrumentum pacis in handen,
khönten heüd darauf schließen, wan sy wölten
Vgl. [ nr. 264 Anm. 3 ] .
Ferners hat bemelter graff erzehlt, waßgestalt die Frantzösische gesandten
ihme wegen Pommern, dhamit selbigs fürstenthumb der cron Schweeden
uberlaßen werden möege, hart zugesprochen und sich beträwlich vernhem-
men laßen, wohfern die churfürstliche durchlauchtt zu Brandeburg iren con-
sensum nit darzu geben würden, daß sie, Frantzosen, sich alßdan mit denen
Schweeden coniungirn und ire churfürstliche durchlauchtt mit heers crafft
uberziehen wölten. Wie er, graff von Witgenstein, gefragt, ob er dhavon ahn
ire churfürstliche durchlauchtt uberschreiben möegte, hetten die Frantzosen
mit ja geantwortet, darauf er alßpaldt einen edlman mit selbigen avisi nacher
Berlin expediirt , aber dritten tags darnach hette der duc de Longueville zu
ihme, graffen, geschickt und anzeigen laßen, daß der vor zweyen tagen mit
ihme gehaltener discurs nur ein concerto gewest, mit begehrn, irer churfürst-
lichen durchlauchtt nichts dhavon zuzuschreiben, seie aber nit mehr res in-
tegra , sondern der edlman schon hinweg gewest, er, graff, habe gern ver-
nhomben , daß die Frantzosen also gegen ihme herausgangen, das daraus ab-
zunhemmen , waß sie im sinn haben, und kehre er sich nit an des Longueville
außred, würden derentwegen die gelegenheit, ihre churfürstliche durchlaucht
zu ruinirn, nit unterlaßen.
Die Churmaintzische berichten unß, von ihrer churfürstlichen gnaden die
fürandeütung zu haben, daß dieselbe ire gesandtschafft, fals sich die protesti-
rende bey der compositionshandlung nit anders, alß bißhero zu verspühren
gewest, zu der sach schicken würden, in kurtzem wieder zuruckzufordern
gemeindt wehren.