Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
263. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Juli 17
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Münster 1646 Juli 17
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 48–48’, 61–61’, praes. 1646 Juli 25 = Druckvorlage –
Konzept: ebenda Fasz. 92 IX nr. 1343 fol. 435–436’.
Beratung der protestantischen Reichsstände über die kaiserlichen Weiteren und endtlichen
Compositionsvorschläge vom 12. Juli 1646. Schweden; französische Friedensbedingungen. Be-
harren auf Einschluß Spaniens in den Frieden. Abreise Oxenstiernas. Vorläufig kein Gutachten
der Reichstände zu den Satisfaktionsforderungen.
Wir haben das Schreiben vom 3. Juli
struktion zu den Rcligionsgravamina. Immittelst aber haben wür gleichwol
laut nr. 257 denn protestierenden uf ihr innstendig nachfolgen ein weitere
und endtliche erklährung hinaußgeben, mit deren sie sich in etwas content ze
sein vermerckhen lassen, jedoch in etlichen puncten mehrere erleütterung
suechen thuend, und haben sich jenige, so von Oßnabrugg dessentwegen
alherkommen, nunmehr wider dorthien verfüegt und mit ihren alhier hin-
derlassenen religionsverwandten veranlaaßt, das angedeüte ihnen zuegestellte
erklährung beeder orthen deliberiert, folgendts in loco intermedio gegenein-
ander verglichen und darauff zu weiterem tractat mit unns unnd denn ca-
tholischen fürgeschritten werden solle, sich auch hierzue aller befürderung
erbotten.
Was deß Schweedischen plenipotentiarii Oxenstierns mit uns gepflogne ne-
gociacion anlangt, darvon haben Eur Keyserliche Majestädt wür albereit mit
voriger ordinari ein gehorsambisten vorbericht gethan . Und ob er zwar da-
maln erwehnt, es wurden die Franzößische plenipotentiarii unns zuegleich
ihre meinung noch selben oder doch gleich nachfolgenden tags durch die
herrn mediatores anbringen lassen, so ist es doch erst gestrigen tags besche-
chen , wie dann Eur Keyserlicher Majestädt solches aus beygeschlossenem ex-
tractu prothocolli allergnädigst anzuehören und zu ersehen haben werden,
daß sie nochmahln auf ihrer praetension mit Philipßburg, auch der oberherr-
ligkheit über die reichsstätt im Elsaß verharren, in punctis amnistiae, der
Obern Pfalz, Hessen Casßelischer satisfaction, bezahlung ihres Teutschen
unnd des ganzen Schweedischen kriegsvolcks, limitation der Keyserlichen
unnd churfürstlichen iurium sich allerdings und zwar wider ihre uns hievor
absonderlich gegebne parola mit denn Schweeden vergleichen thuend.
Was die tractaten mit Spania anlangt, da verspüren wür aus der mediatorn
relation, daß die Franzosen eben gar keinen lust, selbige zue einem billichen
außtrag komben ze lassen, sondern ihr absehen dahien gericht haben, wie sie
sich der Teutschen sachen entladen, selbige zue einem friedenstandt bringen
und also Spania gänzlich von Eur Majestädt und dem Reich absonderen
möchten. Wür haben aber nit allein denn mediatorn, sondern auch, alß ich,
graf von Trautmansdorf, gestern die Chursächßische gesandten besuecht,
dennselben gnuegsamb remonstriert, daß Teütschlandt zue einigem frieden
ohne Spania nit wurde gelangen könden, dann, wofern dieselbe cron nit solte
zuegleich befriedet werden, so seye auch khein hoffnung ze machen, daß sie
Franckenthal restituieren, ihrer praetension, so sie iure belli auf die Unter-
pfalz erlangt, renuncieren, vil weniger in die cession der vestung Preysach
und der Elsäßischen landen einwilligen wurde. Also könte weder die prae-
tensa satisfactio Gallorum noch auch die restitutio Palatini volzogen, conse-
quenter der frieden nit behaubtet werden, wölches ermeldte mediatores wie
auch die Chursäxischen abgesandte also ze sein erkennt.
Der Oxenstiern ist auch willens, morndrigen tags widerumb nach Oßna-
brugg abzuraisen, wölchen wür noch heut zu besuechen unnd uf die uns vor-
gehaltne puncten in conformitet dessen, was albereit bey voriger conferenz
beschechen, weiter zue beantworten vorhabens seind.
Wür heten zwar auch nit undterlassen wegen der cronen praetendierten über-
mässigen satisfaction von denn reichsstendten ein guetachten zu erforderen,
weil aber der mehrer theil von catholischen sowol alß denn protestierenden
darfürgehalten, es wurde nunmehr besser sein, vorderist des entlichen ver-
glichs in puncto gravaminum zu erwarten, so haben wür es ebenmessig da-
hiengestelt sein lassen.