Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
242. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Juli 6

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–/ 242 /–

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1646 Juli 6

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 5–6’, praes. 1646 Juli 13 = Druckvorlage – Konzept:
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ebenda Fasz. 92 IX nr. 1329 fol. 381–382’.

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Oxenstierna: Kaiserliche Satisfaktionsverhandlung mit Frankreich; Religionsfragen; pfalz-
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neuburgische Ansprüche auf pfälzische Kur.

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Eur Kayserlicher Mayestät soll ich hiemit ferrers allerunderthenigist berich-
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ten , das ich heüt vormittag mit beyziechung Dr. Volmars den Schweedischen
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plenipotentiarium Oxenstern besuechte. Und obzwar anfangs die conversa-
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tion allein uf complimenti bestanden, so hat er doch hernach zugleich etwas
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de materiis pacificationis zu reden anlaaß geben und erstens vermeldt, er were
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an seinem ortt erbiettig, auch zu solchem ende alherkommen, die friedens-
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puncten möglichist zu vergleichen helffen und dessentwegen mit der cron
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Schweeden confoederatis sich zu underreden, verhoffte gleichwol, es solte an
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Eur Mayestät seiten darzue auch alle befördernus beygetragen werden. Allein
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hette er gestern von denn Franzößischen plenipotentiariis verstanden, ob
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wolte ich widerumb von denn vorigen offenen vinculieren, so ime etwas
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befrembdlich vorkommen were.

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Ich hab ime geantwortet, das mir unrecht geschechen thet und wolte gern
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vernemmen, in waß puncten die Franzosen solches zu vermercken angeben
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heten. Sie wolten die reichsoberherrlicheit über die reichsständt im Elsäß wie
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auch die vestung Philipßburg haben, darzue köndte ich mich ia nit verstehen,
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dann ich dessen von Eur Kayserlicher Mayestät keinen bevelch, es wolten
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auch die reichsständt keinesweegs darein consentieren.

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Solchem nach hat er von denn gravaminibus zu reden angefangen und das die
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mehiste differenz noch an dem termino a quo, sodan an dem, wie es nach

[p. 403] [scan. 483]


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außlauffung dess termini ad quem zu halten, bestüende. Das erste wolten die
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protestierenden nochmalen uf anno 1618 gerichtet haben. Im anderen ver-
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meinte er, das in wehrendem lauff der 100 [ jahre ] via facti et iuris repetendi
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bona ecclesiastica sambtlich aufgehebt, nach vollendter iaracht aber zugleich
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via facti genzlich aufgehoben bleiben und im übrigen anderst nit dann per
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amicabilem compositionem solcher geistlicher güeter wegen gehandlet wer-
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den solte.

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Hierauf sagte ich, das ich in termino a quo weiter nit dann biß uf anno 1624
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tam quoad ecclesiastica quam quoad politica nachgeben köndte und das es
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auch bey dem termino der 100 iar zu bewenden haben wurde. Im übrigen
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were ich im werckh, uf der catholischen ständen albereit eingeraichtes guet-
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achten mich mit meinen collegis eines entlichen zu entschliessen und alßdan
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denen protestierenden vorzuhalten, verhoffend, es wurde zu genzlichem ver-
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glich gelangt werden mögen.

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Letstlich hat er angezeigt, wie das die Pfalz Neüburgische abgesandten

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Ges. Pfalz-Neuburgs auf dem WFK waren seit 1646 Juni: Dr. Johann Dietrich Caspars (um
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1617–1680), Simon von Labricque zu Lanoy (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden;
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1605–1622 Professor für Recht an der Universität Ingolstadt), Dr. Dietrich Althoven und Lic.
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Reinhard Cloet (Lebensdaten konnten jeweils nicht ermittelt werden) ( Wolff , 209; APW III
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C 2, 717 Anm. 1; Jaitner , 58ff.; DBA 729, 142ff.; Leffers , 96ff.).
bei
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ime gewesen und im namen ihres herren principalen

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Hg. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578–1653), 1613 Juli 19 zum kath. Glauben
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konvertiert, 1614 Hg. von Pfalz-Neuburg, seit dem Xantener Vertrag vom 22. November
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1614 (vgl. [ nr. 48 Anm. 4 ] ) Hg. von Jülich-Berg ( Nebinger , 19–23; Press , Pfalz-Neuburg,
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260–266).
sich beschwert, das der-
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selb biß daher in abhandlung der Pfalzischen chursach were übergangen wor-
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den , mit angehengter pitt, desselben interesse hiebey nit zu umbgehen, be-
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gerte es also zu vernemmen, was in der sachen zu thuen. Ich hab ime geant-
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wortet , es werden dergleiche opponenten niemaln ermanglen. Es müeste dise
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sach undter den cronen verglichen und verabschidet werden, mit dem an-
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hang , das es dabei zu verbleiben, ungehindert waß einer oder anderer dar-
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wider einwenden möcht. Sonsten aber, wann die Pfalz Haidlbergische lini
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abgehen solt, so bleibe Pfalz Neüburg sein ius vorbehalten.

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Er hat daher anlaaß genommen, ad iustitiam causae zu kommen und dabei
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anzuzeigen, das er von der sachen auch mit denn Chursäxischen abgesandten
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geredt. Die heten vermelt, das zu Mülhausen die translation der chur uf Bay-
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ren allein uf seiner churfürstlichen durchlaucht lebzeit were geschlossen wor-
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den , und hete gar nit die mainung gehabt, das darumb die proximiores agnati
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davon solten außgeschlossen werden. Ich hab ime aber remonstriert, das so-
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wol de iure communi als auch in crafft der gulden bull und wegen der alter-
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nativa , so vor 300 iaren zwischen Pfalz und Bayrn per simultaneam investitu-
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ram stabiliert worden, solche churdignitet billich auf Bayrn transferiert wer-
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den müesse, auch die darwider eingewendte oppositiones im rechten keinen
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bestandt finden möchten.

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Er hat die conversation mit deme beschlossen, das er negstens mich in mei-
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nem losament besuechen und von ein und anderer materia ferrers mit mir
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discurrieren wolte, dabey ichs auch gelassen und mich von ime licenziert hab.
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Scheint, das es noch starckhe difficulteten mit disem Pfalzischen weesen ab-
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geben werde, sonderlich wann die Franzosen ebenmäsßig mancquieren sol-
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ten , wie zu besorgen.

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