Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
201. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1646 Juni 18
Osnabrück 1646 Juni 18
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 19–21’, praes. 1646 Juni 29 = Druckvorlage – Kopie
(Auszug): ebenda fol. 35–35’ – Konzept: TA Ka. 111 Z 5 nr. 69–70 unfol.
Verteidigung gegen Vorwürfe des spanischen Botschafters in Wien. Ausgleich zwischen den unter-
schiedlichen Forderungen der einzelnen Parteien schwierig. Bitte um genauere Instruktionen be-
züglich des Einschlusses Spaniens in einen Friedensvertrag und Benachrichtigung des Botschafters
in Madrid.
Rezepisse auf kaiserliches handtschreiben vom 6. Juni
liche Mayestät sich meiner alß ihres trewgehorsamisten geringen dieners in
dieser meiner überschweren verrichtung so allergenedigst annehmen, dasie-
nige , waß auß deroselben offt widerholten gemessenen befelch ich gehandt-
let , nochmahls approbiren und die ursachen dessen nit allein gedachtem Spa-
nischen pottschaffter, sonderen auch dem könig selbsten zu gemüth führen
unnd beybringen lassen wollen, solches, neben dem es Ewer Kayserlicher
Mayestät unnd dero hochlöblichen ertzhauses dienst und conservation fur-
nemblich betrifft, gereicht auch mir zu höchster consolation und thue mich
derowegen hiemit allergehorsamist bedanckhen.
Nachdem aber in des duca di Terranova Ewer Kayserlicher Majestät uberge-
bener schrifft im eingang diese wort: „El ver la solicitud, con que se multi-
plican los desservicios de Vuestra Majestad Cesarea“, unnd sonderlich in dem
zehenden punct under anderen diese formalia zu finden „Por lo qual aun
quando los colegios del Imperio se retrahassen de sus vos[!], creeran todos
que los mudan, – nota bene – por violencias que los hacen los ministros de
Vuestra Majestad Cesarea mas que por negociacion de nuestros enemigos,
inconveniencias proprias“, welches gleichwohl sachen seint, die nit allein in
facto sich also nit enthalten, sonderen auch ein trewer minister, wan er an-
derst sein aydt und pflicht recht in obacht nehmen will, dergestalt ungeandet
auf sich nit ersitzen noch uber sich gehen lassen kan, in erwegung, diese bey-
messung mehr auß einer malignitet alß der warheit herrüren thuet, wie auß
copeylich beygefuegtem, des duca de Terranova an mich abgangenem schrei-
ben erscheinet, warinnen ein anders alß in gemeltes duca de Terranova me-
morial an Ewer Kayserliche Mayestät begriffen, also werden Ewer Kayser-
liche Mayestät mich hoffentlich allergnedigst fur entschuldigt halten, wan ich
ohne nachtheil Ewer Kayserlicher Mayestät und dero hochloblichen ertzhau-
ses dienstes diese malignitet zu rettung meiner ehren auch meinesorths zu
seiner zeit gebührendt ande.
Wie schwer mir aber bey solcher beschaffenheit zu negotiiren seye, indeme
nit allein die Franzosen sich beschweren, wan ich zu lang alhie pleibe unnd
mit den Schweden tractire, hingegen die Schweden vor ein vorhabende sepa-
ration außdeuten, wan ich zu lang zu Munster verpleibe, die protestirende nit
weniger fur ein partheyligkeit, wan ich ihnen in ihren harten postulatis nicht
recht gebe, unnd die catholische fur ein unbilligkeit außschreyen, wan ich sy
auff die ietzige coniuncturas weise, gestalt sich umb des fridens willen in die-
sem oder ienem zu uberwinden, unnd dan auch die Spanische plenipotentia-
rios erinnere, daß sy nit weniger ihrerseits zu den tractaten mit Franckhreich
thuen und dieselbe befurderen wolten, hierzu etwaß krefftige argumenta
brauche und ihnen die auff dem verzug ligende gefahr und im widrigen fahl
besorgende separation des Reichs vor augen stelle, mans gar violentias unnd
gewaltthaten haissen thuet, die Churbayrischen aber, ia ihr churfurstliche
durchlauchtt selbsten, wan ich denen Frantzosen nicht straxs (waß ich per
gradus negotiiren soll) auff einmahl gleichsamb anbiethe, mich grosser ver-
antwortung beym Römischen Reich betrohen, solches ist leicht zu erachten.
Wie dem allem aber, so lasse ich mich dieses so hoch nicht anfechten, son-
dern nur dasienige, waß zu befurderung Ewer Kayserlicher Mayestät dienstes
gereichen kan und mag, alles trewen fleisses angelegen sein. Jedoch will auch
bey so gestalten umbständen die notturfft erforderen, und ich thue auch dar-
umb hiemit allergehorsamist bitten, – weilen der schluß Ewer Kayserlicher
Mayestät an vorgemelten marchese de Grana under dato Lintz, den 1. Junii in
dieser materia gethanen allergenedigsten schreibens
Ferdinand III. an Francesco Carretto marchese di Grana, Linz 1646 Juni 1. Kopie: TA Ka.
125 Bb 4f. nr. 5 fol. 103–112; ebenda Ka. 124 Teil I fol. 122 (Auszug) – Konzept: RK FrA
Fasz. 52c I fol. 391–402. Im Schreiben heißt es am Schluß ( TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5
fol. 111’–112): Entlichen schliessen wir dir auch sub I bey, waß der marques Castelro-
drigo [ [ nr. 5 Anm. 1 ] ] bey unß durch den obristen Grammont hat lassen anbringen, den wir
dan wieder beanttwortet, wie die beylag K mit sich bringt. Und wollen wir unß noch-
mahls gnedigst versehen, daß bey unsern wegen der cron Spanien gethanen erklerungen
und indem wir dabey verpleiben, des Reichs und der cron Spanien interesse bey disem
universal friden zugleich können componiert werden, dz ihre liebden [ der König von Spa-
nien ] wegen restitution der Untern Pfaltz sich zue beschweren umb so vil weniger ursach
werden haben, sondern vilmehr auch ihres orths die execution des fridens zu befürdern
sich mit und neben unß eüsserst angelegen sein lassen.
wir dir auch etc.“, biß zum endt etwaß dunckhel gesetzt und baldt in diesem,
baldt in ienem verstandt gezogen und wohl gar fur ein aequivocation außge-
deutet werden könte – Ewer Kayserliche Mayestät geruhen, sowohl zu befur-
derung dero Kayserlichen dienstes alß meiner versicherung, mir hierinnen et-
waß klareren befelch und auch darvon obgemeltem marchese de Grana co-
piam zur nachrieht zuekommen zu lassen, wan die reichssachen unnd die
differentiae mit denen cronen Franckhreich unnd Schweden verglichen wür-
den , die Spanische aber mit Franckhreich noch in uneinigkeit verblieben, ob
ich von Ewer Kayserlicher Mayestät und des Reichs wegen schliessen oder
alles biß zu der volligen vergleichung zwischen Spanien unnd Franckhreich
auffhalten soll. Waß Ewer Kayserliche Mayestät allergenedigst befelchen,
demselben werde ich allergehorsamist nachkommen.