Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
163. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 Juni 8
Linz 1646 Juni 8
Obwohl das ksl. Schreiben in beiden Überlieferungen das Datum des 8. Juni trägt, kann es erst
nach dem 15. Juni ausgefertigt worden sein, da Beilage [4], eine Antwort auf ein Schreiben
vom 30. Mai, auf diesen Tag datiert ist. Erst am 29. Juni bestätigte Trauttmansdorff den
Empfang des Schreibens (nr. 228).
Ausfertigung (H.): TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol. 85–85’ = Druckvorlage – Kopie: StK FrA Ka.
2 Mappe 3 fol. 150.
Möglichkeit der Entsendung einer eidgenössischen Gesandtschaft zum Kongreß?
Was mir der obriste Zweyer
so zwar von den catholischen ortten alberait abgeschlagen worden, aniezo
aber auf der statt Basel, als welche in dem Obern Ellsaß sprüch und forde-
rung haben soll, anhalten, von etlich uncatholischen ortten widerumb urgirt
werde und von der intention diser schickhung auch sonst gehorsambst erin-
nert , das hab ich nöttig erachtet, ewch neben dem, was ich ihme darauf, wie
auch wegen der insel Reichenaw
auf das ihr dessen notwendige wissenschafft haben, darüber auch meines hau-
ses notturfft und interesse bey selbigen tractaten ewrer bekhandten gueten
vorsichtigkheit nach gebürendermassen zu bedenken und zu beobachten wis-
set , wie ich dan auch ihne, Zweyer, abermall in diesen und andern vorfallen-
heiten zu gueter correspondenz an euch gewisen und ihr hingegen ein gleich-
messige mit ihme zu pflegen nicht undterlassen werdet.
Beilagen [ 1 ] – [ 4 ] zu nr. 163
Beilage [ 1 ] zu nr. 163
Zwyer an Ferdinand III., Altdorf 1646 Mai 24. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol. 88–89.
Euer Kayserlicher Majestät berichte ich allerunderthenigiß, nachdeme der landen avisiert
worden, alß solten die Münsterischen tractaten den Franzoßen daß Elsaß geben, habe die
statt Baßel umb die albereit erßeßene schickhung nach Münster de novo der ursachen wider
angehalten, daß ermelte statt von irem publico und in particulari im Obern Elßaß vill capi-
talia , zinß und zehenden stehen und zu fordern, deßwegen sie jemand gern zu Münster von
solcher authoritet heten, wan ie obgemelte enderung vorgehen müeste, gedachte interesse
beobachtet und bedingt möchten werden, daß im Elßaß und selbiger landen ein jeder bey
seinen rechten möchte gelasßen werden.
Demnach aber die catholischen Aydtgenosßen von den Münsterischen tractaten nichts par-
ticipieren wolten, haben sich principaliter dißer sachen wegen die 4 stätt Zürich, Bern, Ba-
ßel und Schaffhaußen zu Aarau
riert , so vill ich aber vernemben mueß, vil in dißer sach vil pro et contra militiren, sich
keines satten vergleichen. Wan also dißorths khein ander fine, gibe ich etlichen correspon-
denten diße apertur, daß ein solches schrifftlich möchte vericht und allain einer von Baßel
geschickt werde, darzu nach Euer Kayserlicher Majestät allergnädigstem befelch deroselben
obristhoffmaistern ich auch gern schreiben wolt. Hinweis auf nächste Tagsatzung.
Beilage [ 2 ] zu nr. 163
Ferdinand III. an Zwyer, Linz 1646 Juni 8. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol. 86–87 =
Druckvorlage; StK FrA Ka. 2 Mappe 3 fol. 148–149.
Rezepisse auf Beilage [1]. Zwyer soll eine eidgenössische Entsendung zum Friedenskongress mög-
lichst verhindern. Instruktionen für die nächste Tagsatzung. Reichenau muß unter österreichi-
scher Protektion bleiben.
Beilage [ 3 ] zu nr. 163
Zwyer an Ferdinand III., Altdorf 1646 Mai 30. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol. 91–91’.
Euer Kayserlicher Majestät habe ich vor 8 tagen allerunderthenigist berichtet, auß waß ur-
sachen die protestirende stätt dißer Aydtgenoschafft, auf sonderliches begehren Baßel und
Schaffhaußen, nach Münster zu schickhen, starck urgiert werden. Euer Kayserlicher Maje-
stät dienst hat mich stimuliert nachzuschlagen, waß doch aigenlich die intention dißer
schickung und waß darunder möchte bedecht ligen. Kan dato zwar gründliches nichts er-
fahren , es wollen mir aber allerhand umbstendt dictirn, wie etliche stätt und particularper-
sohnen im Elßaß gar ein große außprach, alß scheint, die Franzoßen hierumb ein außrich-
tung mit land zu thuen im vorschlag, dabey die 4 waldstätt ehender alß andere landt ge-
meint sein möchten. Sodan habe ich hievor allerunderthenigist berichtet, daß die Franzoßen
die bintnuß der landen zu renoviern resolviert, daß aber der Franzoßischer ambassadeur
binden den anfang zu machen befelch und im werck, und deßwegen nach der gebührenden
tagßazung Baden
zu der persohn sich zu binden zu begeben willens, bin ich für gwiß avisiert. Den 3. Junii
angehenden monats hat Lucern
cher 1. wegen der gar offt vermelten religionsstrittens, 2. umb ein antwortt der Babstlichen
haylichkeit, auch gebührenden berichten und begerten hilfen und dan 3., demnach die von
Franzoßen zum offtern verspro[c]hene restitution, dem bischoff von Baßel seiner landen
halber zu thuen, kein außrichtung geben, ob nit ein solche sach auch nach Münster gelangen
zu lasßen sein, beratschlagen.
Beilage [ 4 ] zu nr. 163
Ferdinand III. an Zwyer, Linz 1646 Juni 15. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol. 90–90’.
Rezepisse auf Beilage [ 3 ]. Wan sich dan unßer geheimber rath und obristhofmaister, der graff
von Trautmanstorff, annoch bey denen fridenstractaten zu Münster befindet, alß haben wir
ime von dißem deinem wie auch dem vorigen schreiben parte geben lasßen, auf daß er die
notturft darüber bedencken und unßers löblichen erzhauß interesse in dißem wie in all an-
dern fällen gebührlich beobachte, mit welchem du dan voranbevolhnermasßen zu corre-
spondirn , auch verrers in sachen, fleisßig wie bisher beschehen, zu vigiliern und weitterm
verlauf gehorsamist zu berichten wisßen wirdest.