Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
127. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 Mai 26

2

Ferdinand III. an Trauttmansdorff


3
Linz 1646 Mai 26

4
Ausfertigung (H.): TA Ka. 125 Bb 4c fol. 16–17’ = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz.
5

6
50c fol. 39–41. Gutachten der deputierten Räte (Slawata, Khevenhiller, Gallas, Martinitz, Kurz, Kollowrat,
7
Kufstein, Prücklmair, Söldner) und Conclusum im Geheimen Rat (Slawata, Khevenhiller, Mar-
8
tinitz, Kurz, Kollowrat, Puchheim, Kufstein, Prücklmair, Söldner) zur Abtretung Breisachs und
9
Neuenburgs, Linz 1646 Mai 22, 23. Reinkonzept: RK FrA Fasz. 52b fol. 73–91 = Druckvor-

10
lage – Kopie: Ebenda fol. 53–70

39
Grundlage für die Weisung Ferdinands III. ist das als Textanmerkung gedruckte Gutachten.
40
Die Reihenfolge der Bezugspunkte im Brief mit seinen Beilagen und im Gutachten weicht
41
voneinander ab; da aber eine eindeutige Zuordnung ohne weiteres möglich ist, bleibt der Text-
42
zusammenhang des Gutachtens hier gewahrt.
.

11
Zustimmung zur Zession Breisachs und Neuenburgs. Keine Reichsstandschaft für Frankreich.
12
Zurückweisung der Anschuldigungen Peñarandas gegen Trauttmansdorff. Zurückweisung des
13
tirolischen Protests betreffend die Zession des Elsaß.

14
Rezepisse auf nr. 91. Verweis auf die Beilagen A-D, unnd ist hierüber mein
15
gnädigster befehl, daß ihr wegen Breisach unnd Newburg am Rhein euch in
16
Gottes nahmen, da es anderst nit schon geschehen, wan der punctus satisfac-
17
tionis darmit bey Franckhreich sein abhilffliche maß khan haben, zu zu-
18
ruckhlassung beeder orthen erkhleret, mit anhang der von euch darzuegesez-
19
ten condition, indem ich euch doch auch

23
19 vollmacht] Im Gutachten wird das weitere Vorgehen von der Antwort auf folgende Fragen
24
(fol. 73–73’) abhängig gemacht: 1. Ob bei der derzeitigen Situation und 2. unter welchen
25
Bedingungen Breisach abgetreten werden soll; 3. was Kurbayern, 4. was Peñaranda und
26
5. was dem Erzherzog von Tirol auf ihre Anfragen und Beschwerden mitzuteilen ist und
27
6. was man zur Friedenssicherung tun kann.

28
Anlangendt die erste quaestion haben sich die gehorsambste räth ihres Euer Kayserlicher
29
Majestät noch vor disem abgelegten voti gehorsambst erinnert, und indem sich die Sa-
30
chen vor Euer Kayserliche Majestät nichts gebessert noch der status rerum in ichtwas
31
geendert, also hetten sie zwar uhrsach, umb Euer Kayserliche Majestätt desto weniger zu
32
behelligen, sich mit einem wort darauf zu beziechen. Demnach aber die hindanlassung
33
Breisach iezo fast mehr als nie difficultiert und wider solche einerseiths exclamiert und
34
protestiert, anderer[seits] auf die noch lengere erhaltung des corporis Euer Majestät foe-
35
deratorum et sociorum belli oder dessen dissolution gestellt würdt, also haben die gehor-
36
sambsten räth vor ein notturfft und ihr schuldigkheit zu sein erachtet, nochmals zu de-
37
liberieren, ob non obstantibus der einkhombenen contradictionen ex parte Spanien undt
38
Tirol, es bey vorigen der räth gegebenen guetachten zu verbleiben

43
Vgl. nr. 30 und nr. 108.
hette.

[p. 227] [scan. 307]


1
Man will also vorderist die hindanlassung Breisach uf disen hoffenden effect stellen, daß
2
hierdurch oder mit beeden cronen oder mit der cron Franckhreich wenigist allein und
3
vermittelst selber alßdan auch mit Schweden der friden erhebt undt auch dergestalt daß
4
ganze übrige corpus Euer Kayserlicher Majestät erbkönigreich und landen, tam quoad
5
regionem quam religionem, unzertrent erhalten khönte werden, bey welchem fructu
6
man vorlengst gehorsambst und übrigs erwisen, wie hoch bey iezigem rerum statu und
7
Euer Majestät in den standt gebrachten waffen solches zu aestimieren seye, waßmassen
8
durch disen weeg die hoffnung der eluctierung auß iezigem laborinth vor Euer Kayser-
9
licher Majestät erzhauß verbleibt, die succession am Reich durch die macht auch diser
10
länder sich zu behaubten, die secession der gesambten stände verhüettet, der cron Span-
11
nien mit, und ohne friden, geholffen, gegen deß Türckhen vorbruch die praeparatoria
12
gefast unnd ein guette oeconomia militaris et politica Euer Kayserliche Majestät bey
13
dero durch Gottes gnadt noch blüehenden alter, mit ihr auch daß ganze Reich bey allen
14
potentaten considerabel khönne machen, auch vil occasiones sich geben, daß verlohrne
15
durch heürath, waffen unnd andere zuegelassene undt an die handt khommende weeg
16
zu recuperieren, dann nit eben allezeit daß glückh bey den gegentheillen verbleiben,
17
sonder die göttliche allmacht, wie es Euer Majestät löbliches erzhauß ie unnd allzeit
18
gesegnet, solches leicht wider uf dasselbe wenden unnd walzen werde khönnen.

19
Ferner so will man mit wenigem widerhohlen, daß Euer Kayserlicher Majestätt status
20
bey diser der Franzosen zuemuethung so weit in acht zu nemben seye, daß man eigent-
21
lich capiere, was Euer Kayserliche Majestät vor sich selbst allein, waß sie nit alß mit
22
zuethuen anderer chur-, fürsten und ständen thuen und wie weit sie sich derselben con-
23
siliis opponiren khönnen und sollen. Einmahl seindt fast die wenigisten waffen im Reich
24
Euer Kayserlicher Majestätt, die mehrern seindt in der chur- und fürsten handen. Wan
25
selbe, allermassen Euer Kayserliche Majestät mit Pommern, Bremen und Verden thuen,
26
sich erkhleren, daß sie wegen Breisach khein krieg wollen füehren, so ist nit allein Brei-
27
sach verlohren, sonder weit ein mehrers in eusserister gefahr. Unnd dises ist von den
28
ständen umb sovil leichter zu praesumieren, wann nur die Franzosen sie gegen solche
29
offerta in ruehe lassen, dieweil die maisten auch umb ihr eigne landt den krieg fast nit
30
khönnen noch wollen füehren, geschweigendt daß sie es umb Euer Majestät lande thuen
31
solten. Darmit periclitiert die religion in Euer Majestät erblanden, die erblandt damit
32
eüsserist, und weilen aus denen allein der krieg nit zu füehren, Westphalen hingegen und
33
die 4 oberen craiß ganz hindan wurden gehen, so ist die raittung leicht zu machen, obs
34
besser ist, mit hindanlassung Breisach aus diser augenscheinlichen gefahr zu eluctieren
35
alß mit lengerm contrasto wegen dessen, waß man nit hat und iez nit bekhomben khan,
36
Euer Majestät, dero löbliches erzhauß, so vil 1000 dero getrewen underthanen etwan
37
dem Türckhischen oder Franzößischen und Schwedischen iugo, oder allen zugleich, mit
38
seel und leib zu exponiern.

39
Und seindt des herrn churfürsten in Bayren warnungen, sie mögen auß nott, lieb, inter-
40
esse, mehrerer affection gegen ihnen oder Euer Mayestät herfliessen, dißorths nit wenig
41
auch derenthalben in acht zu nemben, dan, es haben die Franzosen ein ufrechte intention
42
oder nit, solte es gleichwohl diser uhrsach halben allein bey auch wahrhafften oder un-
43
wahrhafften sincerationibus der Franzosen zu einem bruch khomben, so ist ausser zwei-
44
fel, ermelter herr churfürst werde zu seiner exculpation alle dise schreiben undt warnun-
45
gen publicieren lassen, jederman darmit in gedanckhen geratten, daß daran das werckh
46
gehafftet, das sie allein wegen diser negativa umb alles khomben undt ein solches bey dero
47
getrewen vasallen und underthanen, geschweigent bey dem Reich, wenig affection, son-
48
der allerhandt gefehrliche, weitaussehende et desperata consilia erweckhen.

49
Unter anderen haubtuhrsachen, warumb Breisach nit zuruckhzulassen, ist, daß der
50
Rhein der limes dißorths möge sein zwischen Teütschlandt und Franckhreich. Wan aber
51
Breisach demoliert unnd ienseiths ein vestung ufgebawet solle werden, so ist Breisach
52
unnd der paß Franckhreich an dem orth schon gelassen und Euer Majestät benomben.
53
Ist auch mehr die quaestion deß unkhosten der newen fortificationserbawung alß des
54
limitis. Und alteriert sich das ganze werckh auß diser des churfürsten zu Trier gegen

[p. 228] [scan. 308]


1
Franckhreich gethanen erkhlerung

36
Im April 1646 hatte Kf. Philipp Christoph von Trier die Franzosen um Protektion für das Hst.
37
Speyer, die Festung Philippsburg, die Propsteien Weißenburg und Odenheim, die Prälatur Prüm
38
und die Abtei St. Maximin gebeten. Nachdem Nassau dies erfahren hatte, teilte er es dem Ks. mit
39
( Abmeier, 64–70): Nassau an Ferdinand III., Münster 1646 Mai 6, praes. 1646 Mai 17. Eigh.
40
Ausf.: RK FrA Fasz. 50a Konv. C fol. 28. Beilage [1]: Vertragsentwurf des Kf.en Philipp
41
Christoph von Trier für eine frz. Protektion für das Hst. Speyer, die Propsteien Weißenburg und
42
Odenheim, die Abtei St. Maximin und die Prälatur Prüm (Copia declarationis ratione epis-
43
copatus Spirensis et fortalitii Philipsburgici), Trier 1646 April 23. Kopie: RK FrA Fasz. 50a
44
Konv. C fol. 29–29’; Klattau TA Ka. 5 Inv. nr. 60 fol. 168. Beilage [2]: Instruktion des Kf.en
45
Philipp Christoph von Trier für die kurtrierischen Ges. , Trier 1646 April 23. Kopie: RK FrA
46
Fasz. 50a Konv. C fol. 31–31’; Klattau TA Ka. 5 Inv. nr. 60 fol. 165–166. Beilage [3]:
47
Mandat des Kf.en Philipp Christoph von Trier für Scherer, Trier 1646 April 23, Kopie: RK FrA
48
Fasz. 50a Konv. C fol. 33; Klattau TA Ka. 5 Inv. nr. 60 fol. 167.
, legatur, würdt auch ohnedas mehrerwehntermassen
2
weder Franckhreich mit armaden herüber- weder Euer Majestät hinüberzugehen ver-
3
wert sein; unnd dises, wan die zuruckhlassung Breisach uf den erfolg des friedens will
4
gestelt werden.

5
Will mans aber stellen, daß khein fridt darauf erfolgen, sonder ungeacht diser offerten
6
der krieg continuieren solle und gleichwohl müesse, so ist aber die frag, obs besser sey,
7
abzuschlagen oder zu offerieren. Die decision dises quaesiti beruehet darauf: 1. Ob Euer
8
Kayserliche Majestät iez zur zeit schon in der postur seindt, daß, wan sich Churbayren
9
separiert, Euer Kayserliche Majestätt allein die negativam behaubten khönnen. 2. Wan
10
Euer Majestät in der postur nit seindt, ob sie leichter sich in solche stellen khönnen, wan
11
Bayren auch nur uf ein zeit noch bey Euer Majestät bleibt oder aber iezo gleich ex
12
inproviso, wan er sich separiert oder die tractaten mit seiner particularhandlung im-
13
brugliert, es zu thuen vermögen. 3. Weil Churbayren sein Separation uf die defusus der
14
resistenzmittel sezet, ob er nit leichter bey Euer Majestät und consequenter alle Euer
15
Majestät hauß socii belli zu erhalten, wan mit diser oblation so vil zeit gewunnen würdt,
16
daß Euer Kayserliche Majestätt in besserer postur sich finden und dem herrn churfürsten
17
zeigen khönnen, daß man gegen Franckhreich sich noch defendieren khönne.

18
Alle dise drei praeliminares quaestiones tragen gleich uf dem ruekhen, daß etiam in or-
19
dine ad bellum (wohin auch die maisten räth vermainen, daß das werckh außlauffen
20
werde und weder Schweden noch Franckhreich zum friden ernst seye) dise oblation mit
21
Breisach und gewinnung der zeit utilis et necessaria seye. Es dient dahero dise oblation
22
zumahlen nit ad dissolutionem foederis Austriaci, wie es Spannien und Lothringen auß-
23
legt, sed est unicum remedium ad eiusdem consolidationem et ad retentionem unius
24
socii belli, den unnß vor dißmahl unnd in hac frangenti, ungeacht sonst khein compara-
25
tion, ganz Spannien, Lottringen vil weniger, ersezen khan.

26
Waß thuen unnd müessen die Franzosen nicht thuen, damit sie ihr foedus integrum
27
erhalten? Haben sich dieselbe nit resolvieren müessen, die religion zu prostituieren, den
28
Schweden daß halbe Reich unnd Euer Majestät erbkönigreich und landen, sovil ahn
29
ihnen, einzuraumen, die Hollender zu der iezigen und noch mehrern potenza zu brin-
30
gen, selbige in allem sich zu parificieren, die landtgräfin auf den händen zu tragen

49
Die Anspielung bezieht sich auf Lgf.in Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel (vgl. [nr. 39 Anm. 1] )
50
und die frz.-hessischen Verträge von 1636, 1639 und 1640 (Vertrag von Wesel, 1636 Okto-
51
ber 21: Druck: DuMont VI.1, 128f.; Vertrag von Dorsten, 1639 August 12/22: Druck:
52
DuMont VI.1, 178ff.; Vertrag von Den Haag, 1640 März 11; vgl. Bettenhäuser, 12;
53
Demandt, 258).
, cum
31
summa infamia bey allen catholischen potentaten ihro so vil stiffter in rachen zu werf-
32
fen, alle aber ietzberuerte foederatos mit dem bluet der cron Franckhreich underthanen
33
und dem von ihnen herausgepresten gelteren, soofft sie anheben, zu murmuriren, zu
34
demulcieren; und zu der gedult bewegt sie nicht proprii regni defensio, sonderen nur
35
libido dominandi.

[p. 229] [scan. 309]


1
Da man nun ex parte Euer Majestät hingegen nit dergestalt de lucro captando, sondern
2
de dammno vitando certiert und in ordine ad conservationem Euer Majestät foederierte
3
bey Euer Kayserlicher Majestät, deroselben erzhaus und consequenter auch bey Span-
4
nien zu erhalten khein anderes medium iez zur zeit übrig unnd verhanden, alß daß man
5
prompte unnd alacriter zu diser oblation mit Breysach schreitte, so were ie zu verwun-
6
deren, daß Euer Majestät mit demiehnigen, waß sie nit haben und ohne hilff ihrer foe-
7
deratorum nit bekhommen khönnen, ihre confoederierte bey sich etiam in ordine ad
8
bellum nit erhalten wolten, wo die Franzosen die conservation ihrer foederatorum so
9
theür sich ankhommen lassen und nit mit demiehnigen, waß sie nit haben, sonderen mit
10
dem, waß sie haben und wohl behalten khunten, überflüsßig bezahlen.

11
Unnd bey so beschaffner sachen seindt die gehorsambsten räth der allerunderthenigsten
12
mainung, es möge die zuruckhlassung Breysach sambt Newburg am Rhein oder zu ei-
13
nem oder zu kheinem friedt dienen, daß aus oberwehnten uhrsachen die zuruckhlassung
14
ieztgedachter vestung Breisach Euer Kaiserliche Majestät kheineswegs zu difficultieren,
15
sonderen zu befürderen hetten, und wolten disem allem nach underthenigst davorhalten,
16
im fall ermelter herr graf von Trautmansdorff bereit darzue nit gevollmechtiget, daß
17
Euer Majestät ihme nochmals dise vollmacht geben und, daß er lenger mit seiner erkhle-
18
rung nit zuruckhhalten solte, gnädigst befehlen möchten.

19
Ad secundam quaestionem, mit waß sicherheit und conditionibus dise oblation zu
20
thuen, ob nit etwa ein schrifftliche assecuration ex parte Gallorum oder aber die parola
21
der mediatorum, daß mit disem der fridt gemacht sein und an seithen Franckhreich
22
weiter von Euer Majestät nichts begert werden solle, praetendiert möcht werden oder ob
23
es simpliciter bey der cautel zu verbleiben, so bishero von den Kayserlichen gesanten
24
gebraucht worden, nemblich „quod non subsecuta pace oblata omnia pro non oblatis
25
habeantur“

49
Punkt 12 des ksl. Elsaßangebots vom 14. April 1646 ( Meiern III, 7 ) lautete: Quodsi praeter
50
spem non fiat, quicquid ex suprapositis dictum, factum, oblatum fuerit, pro non dicto,
51
non facto, non oblato habeatur neutraque pars inde ad praestandum quidpiam teneatur
52
nulla prorsus ratione.
, es verbleiben soll [!], bevorab weil der herr churfurst in Bayren vermainen
26
will, daß der friden daran hafft, seindt zwar erhebliche considerationes vorkhommen,
27
umb deretwillen nicht unrathsamb möchte sein, von den Franzosen vor der von Euer
28
Majestät erfolgenden oblation eventualiter die versicherung zu haben, daß sie darmit
29
content wollen sein und ahn Euer Majestät weiter nichts nit suechen, auch obschon
30
vorgefallen, daß die Franzosen schwerlich sich cathegorice zu einem solchen werden
31
erkhleren, auch bis anhero nit erkhlert hetten, sonderen auch zuvor wegen ihrer mitfoe-
32
derierten ein mehrere richtigkheit wollen wissen, dahero auch dises temperament an die
33
handt gegeben worden, daß man die Franzosen wenigst stringieren möchte, daß sie in
34
puncto satisfactionis Gallicanae content wolten sein, so ist doch in contrarium betrach-
35
tet worden, nachdem dise oblation non tam in ordine ad securitatem pacis quam in
36
ordine, ut per conservationem Austriacorum foederatorum bellum eo facilius continuari
37
possit et elector Bavariae a separatione retrahi, daß dahero mit diser eventualobligation
38
der Franzosen, wan mans bevorab Bayrischerseiths für ein newes refugium halten wolt,
39
die zeit nicht zu verliehren und den Franzosen hierdurch campo zu geben sey, mit Bay-
40
ren, oder auch Bayren mit ihnen, mehrers anzubinden.

41
2. Wan schon die Franzosen sich erkhlerten, in puncto istius satisfactionis content zu
42
sein, so ist man doch deß fridens bey ihnen hernach undt das sie nur mit dem puncto
43
satisfactionis content wolten sein, eben so wenigh alß zuvor versichert, dan sie khönnen
44
aus hundert andern in dem instrumento pacis noch unverglichenen sachen den anlaß
45
nemmen ad continuationem belli, et stante hac continuatione belli, wie sich Longeville
46
schon zu mehrmahlen erkhlert, werden sie bey mehrerm ihrem glückh sich an ihre even-
47
tualobligation de nihil amplius petendo nicht binden lassen. Dannenhero wolte fast das
48
rathsambste sein, daß es allerdings bey der clausul, „quod oblata pro non oblatis in ca-

[p. 230] [scan. 310]


1
sum non subsecutae pacis deberent habere“

40
Vgl. Anm. 5.
verbleiben khunt und der herr obristhoff-
2
meister nit gebunden wurde, vor genuegsamber sicherheit des erfolgenden fridens mit
3
Breisach nit herauszugehen, dann weder der herr churfürst in Bayren noch weniger der
4
herr obristhoffmeister, die mediatores gleichfals, pro candore et sinceritate Gallorum nie
5
expromittiern werden, nehest daß gleichwohl den Schwedischen Pommern, Wißmar,
6
Bremen, Verden und Halberstatt gegeben, aber von ihnen khein solche realis declaratio
7
de nihil amplius petendo begert, weniger erhalten, sonder ihnen nach ihren sincerationi-
8
bus getrauet worden.

9
Sovil aber anlangt die anderen conditiones, so der oblation Breysach annectiert, nemb-
10
lich inclusionis regis Hispaniarum et pacis etiam cum illo simul concludendo, recom-
11
pensae vor die erzherzogischen, assistentiae in gravaminibus, promotionis pacis Sueci-
12
cae, retentionis Blawbeyren

41
Das württembergische Oberamt Blaubeuren war der vorderösterreichischen Linie vom Ks. un-
42
ter dem Vorbehalt übertragen worden, es wieder in den alten Stand zu versetzen, wenn dies im
43
Frieden beschlossen werden sollte (vgl. [nr. 20 Anm. 7] ; Philippe, 21).
, Hohenstauffen

44
Die württembergische Herrschaft Hohenstaufen war um 1330 aus Reichsbesitz in württember-
45
gischen Pfandbesitz gelangt. 1637 erhielt Ehg.in Claudia (vgl. [nr. 18 Anm. 1] , [nr. 20 Anm. 7] )
46
die Pfandschaft Hohenstaufen mit Göppingen und Pfullingen sowie die Pfandschaft Achalm,
47
nachdem Ferdinand II. schon ein Jahr zuvor bestimmt hatte, daß diese beiden Herrschaften
48
dem Erzhaus Österreich ohne Einlösung des Pfandschillings verbleiben sollten ( Philippe, 21).
et his similia betrifft, so last man es gehor-
13
sambst bey demiehnigen verbleiben, waß derentwegen die mediatores bereit an die Fran-
14
zößische gesanten gebracht und zweifelohne nunmehr schon dem instrumento pacis in-
15
seriert würdt sein, allerdings verbleiben, doch auch dergestalt, daß der herr obriste hoff-
16
meister bey einem unnd andern mehr unnd weniger gestalten sachen nach zu calieren
17
und nachzugeben freye handt habe.

18
Anlangendt die dritte frag

49
Der hier folgende Abschnitt bezieht sich auf die Beilagen A-C.
, so halten die gehorsambsten räth darvor, daß dem herrn
19
churfursten in Bayren die substanza desiehnigen, waß Euer Kayserliche Majestät dem
20
herrn obristhoffmeister oder anbefohlen haben oder noch anbefehlen, vertrewlich und
21
gnädigst unverlengt communicieren. Dan weil man die hindanlassung Breisach nit vor
22
unrathsamb halt, et vel in ordine ad pacem vel ad meliorem enim belli continuationem,
23
so khan man bey solchem scopo und soll ihms nit verhalten, massen folgendes ahn den
24
herrn churfürsten ufgeseztes schreiben es mit mehrerm in sich halt, warbeyneben auch
25
Euer Kayserliche Majestät die trewherzige warnung der fraw churfürstin

50
Maria Anna (1610–1665), Tochter Ks. Ferdinands II., Schwester Ferdinands III., seit 1635
51
mit Kf. Maximilian I. von Bayern verheiratet ( Hamann, 295f.).
mit drei ei-
26
genhendigen zeilen, doch ohne erzeigung einziger übrigen sorg, gnädigst erkhenten, mit
27
dem anhang, das sie, die fraw churfürstin, alle dergleichen nit allein beeden heüßern,
28
sonderen auch beeder ganzen posteritet schädlichen consiliis und praecipitanz ferner in
29
das khünfftig, sovil ahn ihr, verhüetten wolte, allermassen Euer Kayserliche Majestätt
30
selbst am besten der fraw churfürstin solches zu verstehen geben wissen.

31
Betreffendt deß Peneranda schreiben

52
Vgl. nr. 91 Beilage [ 1].
, beruehet sein beschwernus auf vieren: 1. daß die
32
hindangebung Breisach die Separation des königs in Spannien mit sich ziehe, 2. daß der
33
herr obrist hoffmeister auß affection oder aus forcht den Bayrischen consiliis nachgebe,
34
3. daß alle dise consilia und deren, die ihnen folgen, zu der ruina des loblichen erzhauß
35
angesehen seyen, und 4., daß auf disen consiliis die ruina der religion und des königs in
36
Spannien und aller erzherzogen beeder linien beruehe.

37
Betreffendt nun die erste beschwernus, so bringen die acta einzige separation deß königs
38
in Spannien von disen tractaten noch derzeit nit mit sich, sondern vil mehr daß contra-
39
rium innhalts der hinausgegebnen duplic et articuli responsorii ex parte Caesareorum ad

[p. 231] [scan. 311]


1
secundum, item ad tertium, bey dem den mediatoribus zuegestelten memorial in puncto
2
satisfactionis, ist in specie dise condition sine qua non nit allein, das mit dem könig in
3
Spannien zugleich der friden geschlossen solle werden, sondern sogar, daß die cron
4
Franckhreich mit den damahls von Spannien offerierten conditionibus content und zu-
5
friden sein solle

47
Bezug auf das ksl. Elsaßangebot vom 14. April 1646 ( Meiern III, 7 : Punkt 10) und die
48
Kurzfassung der ksl. Duplik auf die frz. Replik vom 5. Mai 1646 ( ebenda, 13f.: zu Art. 1
49
Punkt 2).
. Und obschon des grafen an den Peneranda abgangnes schreiben de 9.
6
Maii

50
Konnte nicht ermittelt werden.
dahin lauttet, „Vuestra Excelencia save aquello que yo le confio en mi cassa de las
7
ordenes que tengo al Emperador, mi señor, a que añado que su majestad me manda no
8
alargar el negocio a l[a] manera que a fin de [e]sta semaria estarán para llevarse mis
9
comisiones. Vuestra Excelencia verá lo que jo podré hacer in servicio de su majestad
10
católica“, so last sich doch hieraus nit inferieren einzige Separation von Spannien und
11
meritiert dergleichen gethrewe warnung und erpietten, so von dem herrn obristhoffmei-
12
ster zweifelsohne dahin gemeint worden, daß auch die Spannischen mit ihren oblationi-
13
bus sich befürderten, dergleichen exclamation wider ihne, oder vilmehr wider Euer Kay-
14
serliche Majestät selbsten, zumahlen nit. Es ist auch sehr ungewiß, ob sich des herrn
15
obristhoffmeisters commissiones derendts mit dem friden oder unfriden enderen wer-
16
den, dise wort lautten nit, das er ohne Spannien den fridt wolle machen, sonderen khön-
17
nen auch dahin verstanden werden, daß er unverrichter sachen, in dem gedanckhen
18
wohl mehr andere sein, von dannen abziehen unnd sich umbsonst mit versaumbnus
19
Euer Majestät dienst daselbst nit umbfüehren wolle lassen.

20
Und vermeinen nochmals die gehorsambste räth, daß sich die cron Spannien einziger
21
separation noch zur zeit nicht zu beschweren, sondern das Euer Kayserliche Majestät
22
mit eüsserister ihrer gefahr das contrarium iederzeit vil mehrers manuteniert und alle
23
dahin zihlende consilia mit höchster dexteritet und bestendigkheit contraminiert, vil
24
eher zu bedanckhen habe. So khan auch dem Peneranda unverborgen sein, in was weit-
25
leüffigen terminis noch zur zeit einmahl die ganze fridenshandlung ist und das ia meh-
26
rers menniglehlich kheine alß eine sichere hoffnung darvon haben khan, dahero es dan
27
abermahls dises gegen Euer Kaiserliche Majestät ministris so beschwerlichen außbruechs
28
umb sovil weniger bedörfft hette.

29
Solte es aber dahin khomben, daß es sicher an deme, daß der fridt mit dem Reich eher
30
alß mit Spannien geschlossen khunte und wolte werden und ein solches sich nit verhin-
31
dern liesse, so werden alßdan, die es mit dem hauß Spannien wohl mainen, selbst richter
32
sein khönnen, ob der cron Spannien besser mit einem totalverlust diser länder als mit
33
erhaltung derselben vor das löbliche erzhauß gedient sey. Immittels Euer Kayserliche
34
Majestätt einzige separation aufzutringen und deroselben aufrichtige intention mit der-
35
gleichen beschuldigung zu beschweren, khan man für nichts anders alß ein so gestaltes
36
werckh halten, daß billich bey Spannien über dergleichen ministros zu resentieren.

37
Die andere beschwerde belangend, so auf der affection oder forcht wegen Bayren gestelt,
38
da hat kheiner Euer Majestät ministrorum darauf, sondern auf den zuestandt Euer Kai-
39
serlicher Majestät erbkönigreich und landen und deren unvermögen, auf den abgang
40
aller hilffsmittel von Spannien, auf die iezige beschaffenheit des ganzen Heyligen Römi-
41
schen Reichs, uff die description der Kheyserlichen waffen von ihr erzfürstlicher durch-
42
laucht und darauf entlichen daß aug gehabt, daß mit 20 000 man weniger weit schlechter
43
alß mit 20 000 mehrers sich kriegen last, die exempla des churfürsten zu Trier und Sach-
44
ßen vor augen seindt, unnd entlichen Churbayren weder resolution noch mittel manglen
45
khönne, wie Chursachßen und alle anderen fürsten des Reichs zum theill mit lieb, zum
46
theil mit unwillen gethan

51
Die Anspielung bezieht sich wahrscheinlich einerseits auf den unbefristeten Waffenstillstand
52
von Eilenburg (vgl. [nr. 4 Anm. 15] ) zwischen Kursachsen und Schweden und andererseits auf
41
die Annäherung zwischen Kurtrier und Frankreich, die schließlich zum Geheimvertrag über
42
Philippsburg vom 19. Juli 1646 (Druck: DuMont VI.1, 346f.) führte ( Dickmann, 287, 358;
43
Abmeier, 76–85).
.

[p. 232] [scan. 312]


1
Die dritte beschuldigung ist sehr schwer, aber die zeit zu khurz, derselben vor dißmahl
2
zu antwortten, man ist immittels mit deme content, daß Euer Kayserliche Majestät von
3
allen ihren gehorsambsten räthen ein anders und bessers wissen und glauben.

4
Anlangendt die viertte, nemblich die ruina der religion, ist derselben notturfft durch die
5
theologos genuegsamb deliberiert worden, warbey man es auch gehorsambst verbleiben
6
laßt.

7
Der anhang der ruina von beeden linien erforderte auch ein mehrere beantworttung,
8
dieweil man aber durchgehendt für guet befunden, daß Euer Kayserliche Majestät dises,
9
deß Peneranda schreiben dem marches de Grana

44
Francesco Carretto marchese di Grana, conte di Millesimo (gest. 1651), seit 1631 in ksl. Mi-
45
litärdienst, 1641–1651 ksl. Ges. in Spanien ( Schwarz, 213f.).
einschliessen und durch ihne die
10
weittere notturfft bey dem könig anbringen lassen sollen, also mueß man sich eil und
11
khürze halben auf den aufsaz selber instruction und von Euer Majestät erfolgende ap-
12
probation beziehen.

13
Betreffendt ferner des Volmars protestation

46
Vgl. nr. 112 Beilage [ 1] und APW III C 2, 629.
, ist für rathsamb befunden worden, die
14
contractus, so zwischen Euer Kaiserlicher Majestät herrn vattern und erzherzog Leo-
15
polden vorgangen, dem herrn obristhoffmeister in copiis alsogleich zuezuschickhen

47
Im überlieferten Aktenzusammenhang findet sich als Beilage [E] nur der Erbvertrag zwischen
48
Ferdinand II. und Ehg. Karl (1590–1624) von 1623 Oktober 29. Wie aus der Antwort
49
Trauttmansdorffs (nr. 161) hervorgeht, haben der Weisung jedoch drei Erbverträge von 1623,
50
1625 und 1630 beigelegen. Bei den beiden heute hier fehlenden Aktenstücken handelte es sich
51
wahrscheinlich um die Verträge mit Ehg. Leopold (1586–1632) vom 24. September 1625 und
52
vom 24. Oktober 1630 (Druck: Renner, 239–242, 245–248). Zur Frage der Erbverträge
53
vgl. Turba, 199–208; Seidel, 14–35; Schulze .
,
16
daraus sich dan befinden würdt, daß die hinumblassung Elsas auß pur lauter brüederli-
17
cher lieb und affection geschehen und der erzherzog Leopold iure patrimoniae dißorths
18
nichts zu praetendieren gehabt, dahero dan auch alle action gegen Euer Kaiserliche Ma-
19
jestät von der Tyrolischen lini umb sovil mehrers falt. Und möchte durch den herrn
20
obristhoffmeister dem Vollmar die allgemeine noth, die millionen, so Euer Majestät
21
eben zu conservation des Tyrols spendiert haben und noch spendieren, repraesentiert
22
und ihre durchlaucht auf einen bessern weg alß zu dergleichen praetensionen gewisen
23
und immittelß die recompensa bey Franckhreich und den stenden des Reichs selbsten
24
aufs beste promoviert und befürdert werden, im übrigen die erzherzoglichen dahin be-
25
schiden, daß, wan selbe mittel zum krieg hetten, Euer Kaiserliche Majestät solche gern
26
vernemben wolten, auß dem ihrigen aber solchen wegen Breisach weder fuehren khun-
27
ten noch ihrs Kayserlichen hohen ambts halben schuldig weren.

28
Anlangendt die letste quaestion, nemblichen waß bey der praesupponierten unsicherheit
29
des fridens dermahleins vorzunemben, ist man der underthenigisten mainung, daß man
30
ie eher, ie besser zusambentrette und die consulta darauf stelle, waß dan zu thuen, wan
31
mit disen offenen beede cronen nit content wollen sein unnd dardurch zeigen, daß von
32
continuation deß kriegs sie, die cronen, sich durch kheinerley oblationes, wie die auch
33
seyen, abhalten wollen oder werden lassen.

34
Ita conclusum in consilio secretiorum consiliariorum Lincii, 22. Maii anno 1646 in me-
35
tatis excellentissimi domini comitis Gallas. Es folgt die Präsenzliste.

36
Lectum sacrae Caesareae maiestati, 23. Maii a prandio Lincii anno 1646, und haben ihre
37
Kayserliche majestätt gesagt, die sachen werden wegen Breisach schon ihr richtigkeit
38
haben, im ubrigen placuit der gehaimben reth guettachten und soll ihrer Kayserlichen
39
majestätt die instruction für denn marchese di Grana, wann sie verfast, abgelesen wer-
40
den. Es folgt die Präsenzliste.
vollmacht gibe, mehr unnd weniger
20
nachzugeben, wie es die befürderung des fridens mit sich möcht bringen.
21
Bleibt gleichwohl alles darbey, daß, wan nit fridt würdt, waß anerbotten, un-
22
angebotten solle sein.

[p. 233] [scan. 313]


1
Wegen der session unnd stimb werdt ihr daß euch iüngst überschickhte guet-
2
achten

39
Vgl. nr. 108 Beilage [ 1].
empfangen unnd daraus mein intention vernomben haben. Bleib
3
nochmahls der meinung, daß auf alle weis dahin zu sehen, wie Franckhreich
4
hiervon abgehalten möge werden, und halte vor nuzlicher, daß Elsas ganz der
5
cron Franckhreich vil eher incorporiert alß mit session unnd stimb vom
6
Reich dependierendt bleibe.

7
Deß Peneranda schreiben bin ich gesonnen, in Spannien zu schickhen unnd
8
derentwegen die nothwendige andung dem marches de Grana anzubefehlen,
9
massen euch nehestens alles dessen, waß ich ermeltem marchesen de Grana
10
hierin befehl, in copiis beygeschlossen solle werden

40
Vgl. dazu Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Linz 1646 Juni 6. Ausf. (H.): TA Ka. 125 Bb
41
4f nr. 5 fol. 96 – Konzept: RK FrA Fasz. 50c fol. 49. Beilage [1] Ferdinand III. an Carretto,
42
Linz 1646 Juni 1. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f nr. 5 fol. 103–112; TA Ka. 124 Teil I fol. 122
43
(Auszug) – Konzept: RK FrA Fasz. 52c I fol. 391–402.
. Immittelst habt ihr löb-
11
lich unnd wohl gethan, daß ihr euch dergleichen nit irren noch die gedult
12
verliehren lassen, sonder blos daß aug uf meinen dienst und meine befehl
13
gehabt, mit dern so eiferig unnd vorsichtigen volziehung ich auch gnädigst
14
unnd wohl content bin, unnd meritieren dieselbe ganz ein anderes, alß was
15
ermeltes Peneranda unbesonnene uflagen in sich füehren.

16
Waß entlichen anlangt die protestation, deren der Volmar in nahmen der erz-
17
herzogin liebden befelcht solle sein, bleibt zwar dieselbe an sein orth gestelt,
18
will auch mich versehen, daß sie dergestalt werde geschehen sein, daß nit
19
etwan andere ständt, umb sovil mehr uf mein erzhauß zu tringen anlaß mö-
20
gen nemben, warmit deß ganzen hauß interesse wenig gedient wurde sein.
21
Hab dabey vor ein notturfft gehalten, euch beyzuschliessen, waß zwischen
22
weylandt meines fürstlichen geliebten herrn vatters majestät unnd liebden
23
unnd dem erzherzog Leopoldt seelig gleichwohl vor ein handlung wegen El-
24
sas vorgangen, waraus ihr mit mehrerm erkhennen khönnet, daß das Elsas ihr
25
liebden seelig auß pur lauterer brüederlicher lieb unnd affection gelassen
26
worden unnd selbe noch dero erben iure haereditatis dißorths nichts zu
27
suechen haben.

28
Ihr habt demnach dem Volmar anzudeüten, daß ich mich eben derenthalben
29
dergleichen protestation umb sovil weniger versehen hette. Waß ich dißorths
30
thette, geschehe zu abwendung noch mehreren gefahr des gesambten lobli-
31
chen haußes. Es were umb ein geringes unglückh zu thuen, so möchte nit
32
allein diß nachgesehene, sonder wohl auch Tyrol selbst verlohren sein. Die
33
mittel, den krieg lenger zu füehren, wolten nit erkhleckhen. Ich were auch nit
34
obligiert, vor ein oder anderen ohne sein beyhülff, mit exponierung all mei-
35
ner länder, den krieg zu continuieren. Solten aber ihr liebden etwan mir mit-
36
tel an die handt zu geben wissen, wie nit allein das verlohrne zu recuperiren,
37
sonder auch daß noch übrige besser durch die waffen alß durch den friden zu
38
defendieren, so wolte ich dieselbe gern vernemben. Immittels wurde mir ein-

[p. 234] [scan. 314]


1
zige eviction, sowohl bey ihr liebden alß andern ständen, die umb deß gemei-
2
nen weesens halben leiden theten, ganz nit ufgetrungen khönnen werden,
3
massen ihr mit guetem glimpf den sachen recht zu thuen und also der Vol-
4
mar mit gelegenheit zu bescheiden werdet wissen.


5
Beilagen A – [ E] zu nr. 127


6
Beilage A zu nr. 127

7
Kf.in Maria Anna von Bayern an Ferdinand III., München 1646 Mai 19. Kopie: TA Ka. 125
8
Bb 4c fol. 18–18’; ÖstA Tirol Fasz. 20e S. 1955.

9
Ich wolt vil lieber wainen alß disen brief schreiben, daß ich Euer Majestät in ihrem grosen
10
laid noch mehr betrüeben mues. Aber ich thue es ia aus groser lieb gegen Euer Majestät
11
und wolt lieber todt sein alß die resolution erleben, so mein herr gemahl Euer Majestät
12
schreibt. Mit Breisach unnd Newburg khönnens Euer Majestät remedieren, wans bald ge-
13
schieht. Dan haben sich Euer Majestät mit dem Elsas überwunden, hoffe ich ia, sie werden
14
sich mit disem auch überwinden, dan ia einmahl khan mans derzeit nit wenden, und der
15
fridt ligt an disem, daß Euer Majestät doch dise consolation deß friden hetten, dan die
16
Franzosen unß den krieg schon ankhündt haben, wie Euer Majestät aus meines gemahls
17
schreiben gesehen haben, und ia einmahl hat er nit mehr mittel genug zum kriegen, und
18
von landt und leüthen khan er sich auch nit iagen lassen. Euer Majestät expedieren umb
19
Gottes willen disen currier bald und guet und schreiben alßbald dero resolution nach Mün-
20
ster, dan mein gemahl seinen leüthen schon eventualiter befohlen, wan nit bald ein guete
21
resolution mit Breisach khombe, alßbalden anfangen mit ihnen zu tractieren, und diß ist
22
die gewißliche warheit.

23
Beilage B zu nr. 127

24
Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., München 1646 Mai 19. Ausfertigung:
25
RK FrA Fasz. 26 Konv. C fol. 227–229’, praes. 1646 Mai 21 = Druckvorlage – Kopie: TA
26
Ka. 125 Bb 4c fol. 20–24; ÖstA Tirol Fasz. 20e S. 1945–1953.

27
Deroselben wolte ich in irem grossen herzenlaidt, darin sie sich wegen irer fraw gemahlin
28
seligisten ableibens derzeit befinden, mit disem meinem schreiben gern verschonen, da mich
29
nit die hochste gefahr, ia, wan es Euer Majestät mit dero resolution nit verhietten, die unfel-
30
bare negst ervolgende ruptur der fridenstractaten zu einem andern bewegten und ich danen-
31
hero die hoffnung hette, sie werden es fir khein importunitet, sonder selbst auß hernach
32
angezognem bedenckhen fir die eisseriste unumbganckhliche nottdurfft halten und genedi-
33
gist aufnemmen.

34
Euer Kayserlicher Majestät habe ich in zwayen underschidlichen schreiben under datis deß
35
5.

41
Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., München 1646 Mai 5. Ausf.: RK FrA Fasz.
42
26 Konv. C fol. 217–225 – Kopie: Klattau TA Ka. 9 Inv. nr. 200 unfol.; ÖstA Tirol
43
Fasz. 20e S. 1615–1639 – Beilage [ 2] zu: Kurz an Schröder, Linz 1646 Mai 20. Ausf.: Klat-
44
tau
TA Ka. 9 Inv. nr. 200 unfol.
und 14.

45
Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., München 1646 Mai 14. Kopie: Klattau
46
TA Ka. 10 Inv. nr. 200 fol. 8–14’, 17, PS fol. 15–15’ = Beilage [2] zu: Kurz an Trauttmans-
47
dorff, Linz 1646 Mai 21. Eigh. Ausf.: Klattau TA Ka. 10 Inv. nr. 200 fol. 1–1’.
diß monats Maii gehorsambist bericht, wie starckh die Französische plenipo-
36
tentiarii auf der praetendirten vestung Preisach sambt dem stättlein Neuburg und der ses-
37
sion und stim im fürstenrhat beharren und sich außtrukhlich öffters erclert, daß sie gemess-
38
nen bevelch haben, ohne bewilligung diser beeden puncten mit Euer Majestät und dem
39
Römischen Reich kheinen friden zu schliessen. Ich hab zugleich auch in solchen zwayen
40
schreiben vihl meines unmasßgeblichen ermessens wichtige ursachen und bedenckhen an-

[p. 235] [scan. 315]


1
gezogen, warumb kheinesweegs rathsamb und thunlich seye, allein umb diser beeder prae-
2
tensionen willen den höchst nothwendigen friden aufstossen und dardurch nit allein Euer
3
Majestät erbkönigreich und landt, sonder auch daß ganze Römische Reich und alle dessen
4
gehorsame chur-, fürsten und ständt in noch grössere, albereit vor augen stehende gefahr
5
deß eisseristen verderbens und eines frembden dominats gerathen zu lassen.

6
Wiewol ich nun auf dise meine so threue und wolgemeinte gehorsambiste erinnerungen
7
bißher einer genedigisten, willfehrigen resolution mit verlangen erwarttet und verhofft,
8
Euer Majestät werden inmitelß schon dero abgesandten nach Münster und Oßnabrugg ei-
9
nen weitern und zwar solchen bevelch und instruction zuegeschickht haben, daß sye endt-
10
lich, wan die Französische plenipotentiarii von obangeregten praetensionen nicht weichen,
11
sonder eher den friden ganz aufstossen und den krieg fortsezen wolten, sowol die västung
12
Preisach sambt Neuburg alß session und stim im Reich bewilligen sollen. Dieweil ich
13
iedoch gleich bey der heut angelangten ordinari von meinen abgesandten auß Münster be-
14
richt empfangen, daß die cron Franckhreich vermög dero abgesandten öffters widerholten
15
erclerung, von obangeregten praetensionen nit weichen noch einige wegen demolition der
16
västung Preisach und anders halber gethane vorschlägen annemmen, sonder eher den krieg
17
auf 100 jar continuiern wollen, entgegen aber Euer Majestät commissarii sowohl gegen den
18
mediatorn alß meinen gesandten über daß destwegen öffters beschechnes bewegliches zue-
19
sprechen und erinnern sich darzue nit verstehen wollen, sonder mit dem entschuldigt, daß
20
sie deßhalben von Euer Majestät kheinen, sonder vihlmehr einen widerigen befelch hetten,
21
nemblich die västung Preisach den Franzosen kheinesweegs zu cediern und leztlich, wan es
22
nit anderst sein khündte, allein derselben demolition und darbey auch bewilligen sollen,
23
derorthen ienseits deß Reins ein fortification zu pauen, welches die Franzosen ebensowenig
24
angenommen, sonder bey irer obgedachten instruction und resolution bestendig verbliben.
25
Hinweis auf Beilagen B.1 und B.2.

26
Solchem allem nach und zumahl ich gesechen, daß der schluß deß fridens und also auch deß
27
ganzen Römischen Reichs hail und conservation ainzig und allein an mehrangezognen
28
zwayen puncten hafften, hab ich nit underlassen khünden und sollen, Euer Kayserlicher
29
Majestät meinen deroselben und dem Reich geschwornen schweren pflichten nach solches
30
alles gehorsambist zu communiciern und darneben die in meinen negstvorgangnen zwayen
31
schreiben eingeführte wolmainende erinnerungen und gehorsambste bitt nochmahls zu wi-
32
derhollen in der unzweiflichen guetten hoffnung, sye werden alles daßienige, waß ich vor
33
disem threuherzig und sorgfeltig erinnert und numehr vermög meiner gesandten obberier-
34
then berichten in der tatt selbst ye lenger, ye mehr heraußkhombt, der hocherleichten ver-
35
standt nach reüfflich erwegen, den auß villen Euer Majestät selbst bekhandten ursachen
36
höchst nothwendigen friden, cum summo et manifesto Imperii et totius christianitatis peri-
37
culo, durch lengere verwaigerung der västung Preisach, auch session und stim nit stäkhen
38
noch vill weniger, weiln es schon negstens an dem ist, dessen völlige aufstosßung verursa-
39
chen, sonder iren abgesandten alßbalden ohne ainigen weitern verzug solche gemessne in-
40
struction und bevelch zueferttigen, wardurch die obgedachte beede obstacula pacis auß dem
41
weg geraumbt, der cron Franckhreich satisfaction zu völliger richtigkheit gebracht, der fri-
42
denschluß desto ehender befürdert und die auß der vorstehenden ruptur der tractaten sonst
43
ervolgende extremiteten noch abgewendet werden mögen.

44
Und ist mit solcher resolution umb sovil mehr zu eilen vonnethen und die wenigiste zeit
45
darmit nit zu versaumen, weiln auß merangezognen beylagen sovihl erscheind, daß
46
Franckhreich sich lenger nit aufhalten lassen, sonder wan die willfehrige resolution von
47
Euer Majestät nit alßbalden und unverzüglich erfolgt, denn mareschall de Tourrenne mit
48
seiner armada yber Rhein gehen lassen und den duc de Anguien mit seinem sonst in Luzen-
49
burg deputirten sonderbarn corpo gleichfahls an den Rhein schickhen und mit dem Tou-
50
renne coniungiern wollen und wol ein mehrers alß Preisach, Neuburg und die session
51
im Reich zu erhalten verhoffen. Wie auf solchen fahl den Französischen und Schwedischen
52
armaden zugleich an seiten deß Reichs genuegsamber widerstand geschechen und ire
53
weithaussechende dissegni verhindert werden mögen, siche ich meinestheilß kheine mitel,

[p. 236] [scan. 316]


1
sonder halt es menschlicherweiß fir ein unmiglichs ding, wie Euer Majestät ich vihlmahls
2
durch schickhung und schreiben remonstrirt und zu gemüht geführt hab.

3
Daß nun diß, waß bißher gemelt worden, der cron Franckhreich genzliche und endtliche
4
resolution sey, daß sie nemblich Preisach nimermehr restituiern, sonder behaubten, die fri-
5
denstractaten eher ganz aufstossen und den krieg wider Euer Majestät und daß Reich mit
6
aller macht fortsezen und den marschall de Tourrenne mit seiner zu solchem end gesterckh-
7
ten armaden alßbalden yber Rhein gehen lassen und den ganzen statum belli et Imperii in
8
einen andern standt richten wollen, zeigt die Beilage B.3 zur Genüge. Aus der Beilage B.2
9
können Eure Majestät erkennen, daß der Venetianische ambassadeur zu Münster auß Engel-
10
landt nachricht hat, daß das parlament alda der königin in Schweden geschriben und sie
11
ersuecht hat, den pfalzgrafen zu irer völligen restitution dero chur und landen zu verhelffen,
12
mit den gegenversprechen, sobaldt der friden mit irem könig geschlossen, daß sie alsdann zu
13
solchem ende und den Schweden zu hülff 25 000 man ins Reich heraußschickhen wollen.

14
Weil man nun den feindlichen armaden, so albereit auf deß Reichs poden sich befünden, nit
15
bastant und dannenhero sowol die beede cronen Franckhreich und Schweden alß die prote-
16
stierende und sonderlich die Hessen Casselische ursach genommen, solche starckhe postu-
17
lata zu thuen und yberauß schwehre thailß der catholischen religion hochnachtailige condi-
18
tiones pacis zu proponieren, so ist leicht zu erachten, wie sie und vorderist die uncatholische
19
nach erlangung einer so anschlichen hilff auß Engellandt ire postulata noch vihl höcher
20
spahnen und sich desto eüfferiger understehen werden, nit allein die catholische religion
21
ganz zu undertruckhen und zu exterminiern, sonder auch den ganzen statum deß Römi-
22
schen Reichs zu immutiern und in ein anders, neues model zu verkheren, welches der Cal-
23
vinische geist und seine anhenger im Reich schon lengst vor sich gehabt und das parlament
24
in Engellandt albereit dergleichen anfang gemacht und, wan es solche macht ins Reich
25
schickht, gehilffen genueg darzue finden wirdt.

26
Welches alles Euer Kayserliche Majestät mit irer ainzigen obangezognen resolution durch
27
bewilligung Preisach, Neuburg und der session und stim fir Franckhreich vorkhommen und
28
sich derselben cron durch ihre plenipotentiarios zu Münster laut der beylag numero 2 wider
29
solche der religion und dem Reich hochpraeiudicirliche dissegni und attentata versprochnen
30
assistenz versichern khünden.

31
Wover[n] sye aber, unangesechen aller oberzelten, thailß vor augen stehenden, thailß noch
32
besorgenden eüsseristen gefahren, dannoch wider alle bessere hoffnung und zueversicht auf
33
irer vorigen resolution beharren und Franckhreich die vöstung Preisach sambt der session
34
und stim im Reich nit bewilligen werden, so bin ich nochmahls genzlich resolvirt, die mir
35
und meinen landen angethroende gefahrn nit zu erwarthen, sonder mit wirckhlicher fort-
36
sezung deren Euer Majestät schon öffters angedeutten particulartractaten ohne einigen ver-
37
zug numehr alßbalden zu verfahren. Das ich es aber bißher nit gethan, ist allein daher er-
38
volgt, daß ich von einer zeit zur andern verhofft, meine so threue und wolgemeindte ge-
39
horsambiste erinnerungen werden bey Euer Majestät genedigiste und willfehrige statt fün-
40
den und ich also sambt meinen lieben angehörigen und von Gott verthrautten landt und
41
leüthen vermitelß eines allgemeinen fridens zu der desiderirten rhue und sicherheit gelan-
42
gen khönnden.

43
Nunmehr aber, wan ich nit alßbalden bey disem aigens abgeferttigten curir die so hoch
44
verlangende gnädigste resolution bekhommen werde, khan ich wegen oberzeltem, auß dem
45
verzug mir und meinen landen zuewaxenden eüsseristen und unwiderbringlichen gefahr
46
lenger nit mehr zuewarthen und hoffe mein schuldige pflicht und threu in deme genueg-
47
samb erwisen zu haben, daß ich auch mit höchster gefahr meiner und der meinigen so lang
48
darmit hindterhalten und so vilfeltige bewegliche erinnerungen gethan hab. Und wollen
49
Euer Kayserliche Majestät sich gnädigst versichert halten, daß ich nichtsdestoweniger ge-
50
gen deroselben und dem Römischen Reich in schuldigister threu und devotion bestendig
51
verharren, mein gelaistes iurament bey der vorhabenden particularhandlung in acht nem-
52
men und allein die assecuration meiner lieben angehörigen und landt und leüthen suechen
53
werde.

[p. 237] [scan. 317]


1
Beilagen B.1 – B.3 zu Beilage B zu nr. 127


2
Beilage B.1 zu Beilage B zu nr. 127

3
Nr. 122 Beilage [ 1].

4
Beilage B.2 zu Beilage B zu nr. 127

5
Nr. 122 Beilage [ 2].

6
Beilage B.3 zu Beilage B zu nr. 127

7
[ Nr. 122 Beilage [ 3]] . Fehlt.

8
Beilage C zu nr. 127

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Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Linz 1646 Mai 23. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4c
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fol. 37–38’ = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 26 Konv. C fol. 239–240.

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Euer Liebden unterschidtliche schreiben de datis 5., 14. und 19. diß, Breisach, Newburg am
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Rhein, sessionem und votum vor Franckhreich betreffendt, habe ich alle zu recht empfan-
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gen und daraus mit mehrerm vernomben, waß Euer Liebden wohlmeinende gedanckhen
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deß darauf gestelten fridens halben seindt. Der verschub der beantworttung aller obangereg-
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ten schreiben entschuldigt sich laider vor sich selbsten. Inmittels ist gleichwohl in fleißiger
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forthandlung des fridens nichts negligiert worden, massen es Euer Liebden auß deroselben
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selbsteignen gesanten mir communicierten relationen mit mehrerm abnemmen khönnen.
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Breysach und Newburg am Rhein will ich umb fridens willen in Gottes nahmen entlichen
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nachsehen und hab dem grafen von Trautmansdorf gnädigst befohlen, im fall es etwan von
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ihme noch nit geschehen, sich sowohl Breisach alß Newburg am Rhein halben von mir
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resolviertermassen unverlengt gegen den Franzößischen plenipotentiariis zu erkhleren. We-
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gen der session und des voti vor Franckhreich wollen Euer Liebden der sachen weiter nach-
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denckhen, ob nit ratione ordinis und anderer hieraus entspringenden difficulteten daß fri-
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denswerckh aufs newe hierdurch sich sperren, Euer Liebden und anderen chur- und fürstli-
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chen heüßern grose inconvenientien, dem gesambten Reich dargegen wenig nuz daraus er-
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folgen möchte, bevorab weiln der cron Franckhreich, ihrer selbsteignen bekhantnus nach,
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notorische massima ist, sich von der protestierenden consiliis nie zu separieren. Villeicht
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möchte es eben auch dem Reich verträglicher und Franckhreich lieber sein, Elsas, Sundtgaw
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und Breisach eher vom Reich ganz abgesonderter und der cron Franckhreich incorporierter
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alß cum sessione et voto und was deme anhengig, zu possedieren. Solten aber die Franzößi-
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sche ministri so hart darauf tringen, so müeste darüber der gesambten stende – alß in einer
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das gesambte Reich concernierenden sach – guetachten von mir zu erwartten sein.

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Da nun all solche mich und mein hauß und daß ganze Heylige Reich so hart ankhommende
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erkhlerung, dergleichen auch noch niemandts umb friedensbegierde gethan, nit verfangen
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solten, so khönnen und werden Euer Liebden leicht hochvernünfftig erkhennen, wie es die
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cron Franckhreich mit dem friden mit beeden unnsern heüßern und der ganzen christenheit
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vermeint. Unnd nachdem Euer Liebden in ihrem vom 14. May an mich abgangenen schrei-
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ben für rathsamb befinden, weiln nit allein die fridenstractaten zu Münster und Oßnabrugg,
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sonderen auch das kriegswesen im Reich ieziger zeit solchergestalt befindet, daß eheist eint-
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weder der von menniglich so hoch gewüntsche und nothwendige friden erfolgen oder son-
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sten, da wider alle bessere hoffnung solcher in etwas sich verweilen solte, ein mehrers heraus
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würdt khomben, wo es mit dem kriegswesen und vorstehender campagna hinaus will, daß
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ich also derethalben mich von hinnen noch nicht erheben, sonderen einem und andern was
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lengers zuewartten solte, also bin ich mit Euer Liebden hierinnen genzlichen eins, hab auch
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neben anderen haubtsachlich aus disen uhrsachen meine raiß nach Wien und von dannen
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nach Ungaren uf was zeit noch eingestelt, der genzlichen freundt-, vetter- und gnediglichen
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zuversicht, Euer Liebden werden mir nach gestalt der vorstehenden campagna mit rath und
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that threwherzig und beeden unnsern heüßern gern assistiren, sich auch diser mehrer nähee
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halben die gelegenheit geben, die consilia iedesmahl und in zeitten noch zusambenzu-
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tragen.

[p. 238] [scan. 318]


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Beilage D zu nr. 127

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Ferdinand III. an Kf.in Maria Anna von Bayern, Linz 1646 Mai 24. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4c
3
fol. 34–35, PS fol. 35 = Druckvorlage; RK FrA Fasz. 26 Konv. C fol. 241–242

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Laut Dorsalvermerk der Kopie im TA war die Ausfertigung ein eigh. Schreiben Ks. Ferdi-
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nands III.
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Euer Liebden schreiben vom 19. Maii habe ich zu recht empfangen unnd sowohl aufgenom-
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men, alß wie ich daraus vernommen, wie guet es Euer Liebden mit mir mainen, derhalben
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ich mich gegen dieselbe freunddienstlich bedanckhen thue. Waß ich mich gegen dem herrn
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churfürsten erkhlere, werden sie von ihme vernemmen, hoffentlich darmit zufriden sein
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unnd verspühren, daß ich ia an mir nichts erwinden lasse, waß nur zu erlangung des lieben
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fridens gedeyen mag, und villeicht hat seithero der von Trautmansdorf Breisach schon an-
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gebotten.

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Ich wolte gern, daß ich ein falscher profet were, aber Euer Liebden werden sehen, daß die
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Franzosen euch und unnß betriegen werden, dan ich mir nit einbilden khan, daß sie fridt
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haben wollen, habe auch genuegsambe inditia darzue. Gleichwohl aber müessen wir thuen,
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waß zu erlangung des fridens gedeyen mag und mir müglich ist, aber umb Gottes willen
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lassen wir doch die gedanckhen unnserer eignen defension und der rechten zusambense-
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zung so gar nicht sinckhen, dan wan unnsere feindt nichts anders hören, alß man khönne
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oder wolle khein krieg füehren, man wolle apart tractieren und was dergleichen mehr ist, so
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werden unnsere feindt ia khein friden haben wollen. Umb Gottes willen halten wir doch
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rechtschaffen zusamben und zeigen wenigist den feinden, daß wir unß noch wehren wollen.
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Euer Liebden werden sehen, es würdt sich vil besser zum friden schickhen alß iezo.

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Ich waiß Euer Liebden gemahl einen so hochvernünfftigen und großmüethigen regenten,
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daß er sich ia, ohne sich zu wehren, nicht würdt von landt und leüthen iagen lassen. Ich
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hoffe, Gott werde nicht verhengen, daß es zu disem casu khommen solle, aber wan unsere
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feindt khein fridt haben wollen (wie es sich dan bald zeigen würdt), so geben sie dem herrn
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churfürsten gewiß khein particular aufrichtigen accord, sonder sie werden mit meines hauß
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untertruckhung gewiß nicht zufriden sein, sonder es werdets auch mitmüessen. Nachmahls
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würd es enckh

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enckh entspricht enk, enker im Sinne von euch, eine für den bayerisch-österreichischen Dia-
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lekt
typische Wendung; vgl. Grimm III, 483.
gerewen, daß es nicht zu der sachen besser gethan und enckh von den
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Franzosen betriegen lassen.

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Alles daß sage ich nicht, das meine gedanckhen nur zum krieg gericht, dan ich gewiß den
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friden so hoch verlange unnd vonnöthen habe alß kheiner, sonder alles auß trewen aufrech-
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ten gemüeth und lieb, so ich zu dem gemeinen weesen, auch Euer Liebden und den ihrigen
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trage und nicht gern wolte, daß wir alle zumahl verlohren giengen. Ich pitte nochmahl umb
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Gottes willen, sie considerieren daß werckh wohl und thuen halt dasiehnige, daß wir recht
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zusambenhalten.

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PS Privates. Euer Liebden wissen, waß an Wesstphalen ligt. Den craiß müessen wir nicht
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verliehren. Euer Liebden procurieren halt, daß enckher succurs gar bis nach Westphalen
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mitgehe, sonst ist der craiß verlohren.

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Beilage [E]

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Vgl. Anm. 17.
zu nr. 127

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Erbvertrag zwischen Ferdinand II. und Ehg. Karl von Österreich, Wien 1623 Oktober 29.
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Kopie: TA Ka. 125 Bb 4c fol. 27–32.

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