Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
91. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Mai 11
Münster 1646 Mai 11
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. A fol. 102–103, praes. 1646 Mai 21.
Breisach: Einander widerstreitende Absichten der einzelnen Parteien. Peñaranda: Nichtzutref-
fende Vorwürfe; Gespräch über Verhandlungen. Contarini: Türkenkrieg als Ziel des Friedens;
notwendige Geldmittel.
Die negotiation wegen Breisach wierdt sehr schwer. Pro concessione urgirt
Frankhreich oblationibus pacis, restrictionis praetensionum protestantium,
auxiliorum contra Turcam, minis belli continui (si negetur), auctionis prae-
tensionum Suecorum, protestantium, Brandeburgicae, Hassiae satisfactionis
et omnium aliorum extremorum. Elector Bavariae minatur secessionem, par-
ticularem accommodationem cum Gallis etc. etc. Pro negativa insistit Hispa-
nus minis seperationis domus Austriacae inter semet ipsam, hinc confoedera-
tio regis Hispaniarum cum parlamento Anglico, cum Suecis, cum protestanti-
bus in restitutionem totalem Palatini, in exclusionem perpetuam domus Bava-
ricae ab electorali dignitate etc.
Inwieweit die Drohungen Peñarandas auf tatsächliche Kontakte mit den gen. Parteien zurück-
zuführen sind, wurde nicht ermittelt. Bekannt waren sicherlich die Beziehungen des Pgf.en
Karl I. Ludwig zum englischen Parlament (vgl. [nr. 75 Anm. 1] ).
mina mater iniunxit nunc Volmario protestari contra Vestram Majestatem in
casu alienationis Brisacii et postulat in satisfactionem Carinthiam vel ipsam
Styriam
Die Hgt.er Steiermark und Kärnten gehörten zur Ländergruppe Innerösterreich und damit
seit 1619 zu den ksl. Erblanden ( Amon, 103). Eine mögliche Entschädigung der Innsbrucker
Linie mit Teilen des Hgt.s Kärnten war schon 1645 in der Geheiminstruktion für Trauttmans-
dorff in Betracht gezogen worden ( APW I.1, 448).
magis Hollandi.
In hac confusione hab ich gestert denen mediatoribus Euer Kaiserlicher Ma-
jestät resolution biß auf demolitionem fortalitii novi Brisacii cum ponte in-
clusive proponirt. Die haben khein hoffnung, daß sich Frankhreich mit con-
tentiren werde, doch wollen sie daß ihrige thuen. Interim urgire ich den trac-
tat mit Hollandt, sincerire Schweden, daß Frankhreich sie propter hanc so-
lam causam zu continuation des khriegs sollicitire, die protestirenden vertrö-
ste ich compositionem gravaminum (wie ich glaub, daß es beschechen
werde). Wil also sechen, waß disses alleß würkhen wierdt, unndt mich weiter
meiner instruction nach reguliren.
Wie unbedachtsam Penneranda schreibt, sechen Euer Kayserliche Majestät
auß dem original. Mich wierdt er zwar die gedult zu[m] schaden Euer Kaiser-
lichen Majestät undt des könings interesse nicht machen verliren, aber es
schmerzt mich wol tieff, solche calumnias zu übertragen. Ärger wierdt er
über mich in Hispanien schreiben. Nach diesem seinem schreiben bin ich
selbsten gestert abendts bey ihm gewest, ihme vertraut, waß ich endlichen
thuen müsse, seine anzüg ihm contradicirt, ist er stiller worden. Ich solle mit
Hollandt, mit Frankhreich handelen, er wolle es unterschreiben, allein sol
man sein könig nicht von diesem friden außschliessen. Darauf ich geandtwor-
tet, er solle selbst forthandelen, ich wöl ihm gern assistiren, alle occasiones zu
des königs nuzen gesambt in acht nemen unndt also den friden zugleich, wan
es die müglikheit zulest, schliessen.
Der feindt unndt mediatorum, sonderlich des Veneti intention, gehen dahin,
mit diesem friden Euer Kaiserliche Majestät in ein Türgkhenkhrieg zu impig-
niren . Ich hab geantwortet, Euer Kaiserliche Majestät brechen khein friden.
Sol aber der Türg brechen unndt Euer Kaiserliche Majestät iustam causam
belli geben, auch Euer Kaiserlicher Majestät iärlich 6 millionen reichstaller
sicher in barem gelt subministrirt werden, so khündte waß beschechen. Der
Venetiger hat sich auf 4 millionen taller wegen Frankhreich, Teutschlandt
undt Italiam heraußgelassen. Euer Kaiserliche Majestät lassen eventualiter be-
ratschlagen, wievil gelt das jhar zum Türgenkhrieg vonnöten wär, praesuppo-
sita semper iusta causa. Alleß anders vernemen Euer Kaiserliche Majestät auß
mitkhommenden relationibus undt protocollis.