Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
63. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Mai 1

[p. 124] [scan. 204]


1
–/ 63 /–

2

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


3
Münster 1646 Mai 1

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 73–73’, 84–84’, praes. 1646 Mai 9 = Druckvorlage –
5
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/20 unfol.; Giessen 207 nr. 66 S. 235–240 – Konzept: RK FrA
6
Fasz. 92 VIII nr. 1188 fol. 401–402 – Druck: Gärtner IX nr. 85, 562–565.

7
Anfrage bei den Mediatoren: Auskunft über Serviens Verhandlungen mit den Schweden in Osna-
8
brück . Gutachten der Reichsstände über die kaiserlichen Responsionen vom 25. September 1645
9
und die Repliken der Kronen vom 7. Januar 1646 in Einzelvoten der Kollegien mit Minderhei-
10
tenstimmen ; Mitteilung der Duplik an die Gesandten der katholischen Kurfürsten. Übergabe der
11
Duplik an Frankreich und des kaiserlichen Textvorschlags für das IPM an die Mediatoren. Hes-
12
sen -kasselische Satisfaktionsforderungen.

13
Aus beyfolgendem extractu prothocolli werden Eur Kayserliche Mayestät al-
14
lergnädigst anzuhören haben, nachdeme der Franzößische plenipotentiarius
15
conte Servient negstvergangnen freytag [ 27. April ] mittags widerumb von
16
Oßnabrugg alhie angelangt, das wir darauf alspaldt uns zu denn herren me-
17
diatoren verfliegt und sie ersuecht, bey denn Franzößischen plenipotentiariis
18
insgesambt nachzuforschen, was sein verrichtung mit denn Schweeden über
19
die von uns in puncto satisfactionis et armistitii inen vorgehaltene puncten
20
sein möcht, neben angehengter andung, was aus dess Schweedischen kriegs-
21
volckhes einfall in disen Westphalischen craiß zu besorgen stüende, was dar-
22
aufhin sie, mediatores, wie zumaln die Churbayrische deputati

40
Vgl. APW III C 2, 609 Z. 5–17.
, uns vor rela-
23
tion gethan, und das es der endtlichen handlung halben mit denn Franzosen
24
noch uf deme stehe, was deroselben nach Pariß abgeferttigter currier vur eine
25
resolution zuruggbringen möchte.

26
Sodann ist ebenmäsßig aus dem prothocollo zu ersechen, das die reichsstände
27
uns ihre vota nicht in einem gesambten reichsbedenckhen, sondern wie die
28
von einem iedwedern collegio, und zwar mit beysezung ein und anderer par-
29
ticularmisßstimmen der votorum, erst am sambßtag übergeben und fast dahin
30
zihlen wollen, das die darauf verfassende duplica inen vorderist zum ersechen
31
zuegestelt werden solte.

32
Dieweil wir inen aber die hierauß befahrende verlengerung zu erkennen ge-
33
geben , uns auch erbiettig gemacht, unsern albereit zu papyr gebrachten, auch
34
von Eur Kayserlicher Mayestät gebesserten und beliebten aufsaz gegen denn
35
eingeraichten votis zu conferieren und, da einige sondere discrepanz befun-
36
den werden solte, selbige ad notam zu nemmen und sonst alles dasihenig, was
37
zu entlichem schluss gesezt werden müest, vorderist in die reichsräthe gebur-
38
lich zu communicieren, so ists dabei gebliben, und haben wir gleichwol die
39
aufgesezte duplicam hernach denn catholischen churfürstlichen abgesandten

[p. 125] [scan. 205]


1
im vertrawen absönderlich communiciert, auch von dennselben die im pro-
2
thocollo vermerckhte erinnerungen empfangen.

3
Demnach und dieweil Eur Mayestät principalgesandt, herr graf von Traut-
4
manßdorf etc., und übrige unsere collegae sich dessen also mit uns vergli-
5
chen , so seint wir vorhabens, heüt dato im namen Gottes denn herren medi-
6
atoren solche duplicam, [ die sie ] denn Franzosen vorzutragen haben, zuezu-
7
stellen , dabey zwar auch ein proiect dess instrumenti pacis, iedoch allein zu
8
dem ende zu übergeben, das sie unseren vorhabenden methodum darauß be-
9
greiffen , mit denn Franzosen darvon reden und ihre intention desto besser
10
erlernen möchten. Was nun dabey in ein und anderm ferners vorlaufft, das
11
solle bis negstkommenden freytag [ 4. Mai ] umbstendtlich referiert werden.

12
Sonsten hat uns auch der Venetianische ambasciator im namen der Hessen
13
Casßlischen deputierten ein memorial zuegestelt, davon hiebey numero 2 ein
14
abschrifft diss innhalts, das dem fürstenthumb Niderhessen

25
Gemeint ist damit Hessen-Kassel ( Demandt , 238; Rudersdorf , 274). Zu den hessen- kasse-
26
lischen
Forderungen vgl. Bettenhäuser , 59f.; Albrecht , Kriegsziele.
anstatt ihrer ver-
15
meinten satisfaction von der erzstifft Mainz die mitten im landt zu Hessen
16
gelegene Mainzische stättlein und ämbter Frizlar, Neüburg, Newstatt, Anno-
17
neberg

27
Fritzlar an der Eder, Naumburg (an der hessischen Elbe), Neustadt (bei Marburg) und Amö-
28
neburg (ebenfalls bei Marburg) waren die Reste des mainzischen Besitzes in Hessen ( De-
29
mandt
, 325ff., Karte nach S. 272; zur Entwicklung des hessisch-mainzischen Gegensatzes vgl.
30
Rudersdorf , 258–261).
, von der erzstifft Cölln die grafschafft Arnsperg mit denn stättlin Ma-
18
denbach , Halenberg und Winterberg sambt deren pertinentien

31
Die Gft. Arnsberg im Sauerland mit den Städten Medebach, Hallenberg und Winterberg war
32
seit 1368 wesentlicher Teil des zu Kurköln gehörenden Hgt.s Westfalen ( Territorien -
33
Ploetz , 380ff.). Ansprüche darauf hatte Hessen bereits seit dem späten 15. Jh. geltend gemacht
34
( Demandt , 203).
, sodan die
19
stättlin Marßberg, Volckhmarsen, Beverung und Kugelberg, uf welche als
20
Corveysche leehen das fürstliche hauß Hessen Cassel ohnedas die ablößung
21
zu praetendieren

35
Marsberg mit der Kogelnburg, Volkmarsen und Beverungen gehörten ursprünglich zur Abtei
36
Corvey, waren jedoch inzwischen in kurkölnischem Besitz bzw. Pfandbesitz ( HHStD III,
37
494–498; IV, 72, 441f.) übergegangen. Hessen begründete seine Ansprüche auf Corvey mit
38
einer unter Gustav Adolf erfolgten Schenkung ( Demandt , 255; Bettenhäuser , 60).
, das stifft Paderborn

39
Das Hst. Paderborn gehörte ebenfalls zu den Donationen Gustav Adolfs an Hessen ( De-
40
mandt
, 255; Bettenhäuser , 60).
, auch die im stifft Münster gelegene
22
statt und ambt Buechholz mit der burggrafschafft Stromberg und deren zue-
23
gehör

41
Bocholt, am westlichen Rand des Hst. Münster (Oberstift) gelegen und Stromberg am östlichen
42
Rand des Oberstiftes (vgl. Karte bei Oer , 108). Bocholt war für Hessen ein wichtiger Platz für
43
die Verbindung vom Rhein ins Münsterland ( HHStD III, 87ff.).
, von der erzstifft [!] Fulda die stättlin und ämbter Geiß, Fürstenegg
24
und Rockhenstuel neben der kellerey zu Fach

44
Zur Reichsabtei Fulda gehörten u. a. die Stadt Geisa, ein Drittel der Stadt Vacha und die
45
Ämter Rockenstuhl (benannt nach einer Erhebung südlich von Geisa) und Fürsteneck (an der
46
Eitra) ( Bettenhäuser , 60; HHStD IV, 160f.; IX, 131, 352, 447f.; Jäger ). Die Abtei Fulda
47
gehörte ebenfalls zu den schwed. Donationen von 1632 ( Demandt , 255).
und was dessen mehr in Hes-

[p. 126] [scan. 206]


1
sen und im stifft Hirschfeldt

30
Die Reichsabtei Hersfeld stand bereits seit dem 15. Jh. unter hessischer Schutzherrschaft und
31
hatte hessen-kasselische Administratoren ( Demandt , 358f.).
gelegen, uf ewig eingeraumbt werden sollen
2
etc., worüber die catholische ständt sehr bestürzt und vorhabens seint, des-
3
sentwegen underschidliche deputationes an uns, auch die herren mediatores
4
und die Franzößische plenipotentiarios selbst zu thuen und ihre beschweh-
5
rung dagegen einzubringen.


6
Beilagen [ 1 ] – 2 zu nr. 63


7
Beilage [ 1 ] zu nr. 63

8
Protokoll, [ Münster ] 1646 April 27–30. Kopie: RK FrA Fasz. 52a fol. 77–83; KHA A 4 nr.
9
1628/20 unfol. – Druck

32
Teile des Protokolls waren schon vorher an die Ges. in Osnabrück geschickt worden, vgl.
33
nr. 47 Beilage [1] und nr. 53 Beilage [1].
: APW III C 2, 604 Z. 17 – 605 Z. 36; 605 Z. 39 – 606 Z. 34; 606
10
Z. 35 – 609 Z. 17; 610 Z. 6 – 618 Z. 38.

11
Beilage 2 zu nr. 63

12
Nr. 39 Beilage [ 3 ].

Dokumente