Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
18. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 April 20
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Münster 1646 April 20
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 65–66, praes. 1646 April 29 = Druckvorlage – Kopie:
KHA A 4 nr. 1628/20 unfol.; Giessen 207 nr. 45 S. 189–192 – Konzept: RK FrA Fasz. 92
VIII nr. 1153 fol. 300–301 – Druck: Gärtner IX nr. 39, 164ff.
Französische Satisfaktion: Entscheidung aus Paris innerhalb 10 Tagen. Keine Entschädigung
Bayerns oder der Kurpfalz durch vorderösterreichische rechtsrheinische Landschaften. Zustim-
mung Erzherzog Ferdinand Karls zur Abtretung des Elsaß erbeten. Keine Stellungnahme der
katholischen kurfürstlichen Gesandten zur Abtretung von geistlichen Gütern. Französischer Vor-
schlag zur schwedischen Satisfaktion. Abreise Serviens nach Osnabrück?
Nachdem wir Euer Kaiserlicher Majestät in APW II A 3 nr. 280 berichtet haben,
warauf es mit der Franzößischen satisfaction derzeit bewenden thue, als wis-
sen wir vor dißmal weiter dessentwegen nichts zu referieren, dann allein, das
der duca di Longavilla mir, Volmarn, als ich ime folgenden tags die revisita
de complimenti erstattet, mir selbst angezeigt, das sie eben im werkh begrif-
fen weren, ihren currier nach Pariß abzuferttigen und inner 10 tagen ein endt-
liche resolution, in der sachen zu schliessen, zu empfangen verhoffen. Und ob
er wol dabei nochmaln der außwechßlung mit denen disseit Rheins gelegener
Österreichischer landtschafften gegen Churbayrn oder Pfalz gedacht, so hat
er iedoch, als ich ime, das solches in keinerlei weiß noch weeg zugeben wer-
den könte, genuegsamb zu erkennen geben, davon abgelassen, und stehet nun
uf deme, was Eur Kayserliche Mayestät sich hierundter entschliessen, auch
mit denn Franzößischen plenipotentiariis nach eingelangter weitern instruc-
tion von Pariß endtlich möchte verglichen werden. Dieweiln nun bei so be-
schaffenen dingen auch der fürstlichen durchlaucht erzherzog Ferdinandt
Carls zu Österreich etc. (als welchem nunmehr von Eur Kayserlicher Maye-
stät und dero mitvormündern irer fürstlichen durchlaucht erzherzogin Clau-
dia
Claudia de’ Medici (1604–1648) heiratete 1626 Ehg. Leopold V. Solange ihr ältester Sohn
Ferdinand Karl (vgl. [ nr. 16 Anm. 2 ] und 4) unmündig war, führte sie 1632–1646 mit Ks.
Ferdinand II., dann mit Ks. Ferdinand III. zusammen die Regentschaft in Tirol und Vorder-
österreich ( NDB III, 266 ; Heydendorff I, 79f.; Hamann , 71f.).
wirdet, so hab ich, Volmar, seiner fürstlichen durchlaucht zugleich die ganze
beschaffenheit ausfüerlich zuegeschriben .
Die catholische churfürstlichen räthe alhie haben sich über die inen in puncto
gravaminum vorgestelte drey quaestiones: 1. wann wegen innhaltung der
geistlichen güetter und immediatstüffter die protestierende mit keinem an-
standt uf gewisse jaracht begnüegt sein, sondern ein verzeichung uf ewig etc.
haben wolten und daran der friden erwenden solte, ob darein noch laut der
Kayserlichen resolution zu bewilligen, 2. ob dergleichen innhaberen sessio et
votum uf reichstägen zu bewilligen, 3. ob inen die investitur oder indultum
praevio fidelitatis iuramento zu ertheilen, noch derzeit keines anderen erclä-
ren wollen, als das sie vorderist hierüber iren gnädigsten herren principalen
zueschreiben müesten . Zwar haben die Churbayrischen absönderlich ange-
zeigt , das si, wann es ufs aüsserist kommen solt, über die zwo letstere quae-
stiones etwas mehrers instruiert weren, und dieweil ich, Volmar, obgedachten
duca di Longavilla eben dise materiam gravaminum laut deren in der special-
proposition angehengter condition auch bestermassen recommendiert, so hat
er sich dessen mit vilen contestationibus erbotten und vermeldet, das die pro-
testierende mit einem anstandt zufriden sein müesten, auch wegen der
Schweedischen satisfaction angeregt, wann man denselben ganz Pommeren
und den port Wißmar überlassen thüe, das sie uf Premen und Ferden renun-
cieren wurden. Er rathe auch in allweeg darzue, und solle man sich die Bran-
denburgische oppositiones nichts irren lassen. Anheüt soll der conte Servient
nach Oßnabrugg verreisen.