Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
272. Nassau an Trauttmansdorff Münster 1647 Februar 25
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Münster 1647 Februar 25
Unterredung mit den Mediatoren: Französisch-spanische Friedensprojekte. Anspruch Pfalz-
Neuburgs auf die pfälzische Kur.
Diesen abendt seindt die herren mediatores zu mir kommen. Sagten, sie
kämen, vonn mihr zu vernemmen, waß zue Oßnabrückh etwa vorgangen
sein möchte. Wolten hergegen mir parte geben, waß alhie zue Münster
vorgehe. Ich hab ihnen geantworttet, daß ich verhoffte, mitt morndriger post
etwaß guttes vonn dannen zu erlangen, ich hette seither vorgangenen
freytagspost nichts vernommen. Sie berichteten, es were heut graff Peneranda
und herr de Brün bey ihnen gewest und angezeigt, daß die Frantzosen ihr
instrumentum pacis auffgesetzet
Vgl. [ nr. 264 Anm. 1 ] .
Portugal eingesetzet, und den Holländern zugestelt. Sie, Spanische, hetten
gleichergestalt ihr instrumentum pacis zu papier gebracht
den Holländern behändiget, welche jedem theil selbige einliefferen würden.
Sie, herren mediatores, hetten die Spanische gefragt, ob sie ihnnen es nur zur
wissenschafft anzeigten oder ob sie begehrten, das sie auch etwaß dabey
handlen solten. Warauff sie geantworttet, daß das ihnen lieb sein würde, wan
sie ihre gutte officia zur accommodation dieses friedenswercks auch zugleich
mit praestiren würden. Ich fragte die herren mediatores, ob dan die Spanische
daß Frantzösisch instrumentum, weilen Portugal darin gemeldet, annehmen
würden. Illi: Ja, würdens annehmen, und wehre daß temperament ergriffen,
obschon Portugall in selbigem expreßlichen eingesetzet, iedoch die Hollän-
der bey der überliefferung unnd ferner unterhantlung kein meldung davon
thun solten, die Spanische aber auch auff selbigen punctum keine antworth
geben wolten. Sie sagten ferners, sie befünden das Frantzösisch instrumentum
viel weittlaufftiger alß daß Spanische und etlich und sechßig articul in sich
haltendt. Der Spanischen [ instrumentum ] aber wehre viel kurtzer und etwan
in fünff- oder sechsundzwantzig articul gefast, begriffen gleichwohlen eben
dieselbe materiam, so die Französische in sich hielten, ausserhalb daß die
Spanische in dem ihrigen außgelassen die drey örther, so die Frantzosen zum
stifft Lüttig restituirt zu werden begehrt hetten , wie auch die zwey plätze in
Italien, Piombino und Porto Longone, und dan die praetensiones, so die
Frantzosen wegen deß printzen Monaco
Onorato II Grimaldi (um 1598–1662); 1604 souveräner Herr und 1659 F. von Monaco. Im
Jahr 1641 hatte er die span. Besatzung in Monaco gezwungen, das Land zu verlassen, und sich
unter frz. Protektion gestellt. 1642 war er duc und pair de France geworden. Spanien hatte
daraufhin seine Besitzungen im Kg.reich Neapel konfisziert ( Zedler XI Sp. 932–933).
Brabandischen printzen gethan; in summa, es hetten die Spanische alles
daßjenig außgelassen, waß die Frantzosen von kurtzer zeit her auffs new und
über die erste petita eingebracht hetten. Wahren also die herren mediatores
gutter hoffnung, es würden diese tractaten sich noch wohl anlassen und zum
gutten endt außlauffen. Und ob sie schon nitt zweiffeleten, es würden die
herren Spanische Euer Excellence davon communicirt haben, so hetten sie
jedoch nit unterlassen wollen, Euer Excellence durch mich vonn obbeschehe-
ner communication parte zu geben.
Sie haben sonsten auch angedeutet, daß die Pfaltz Neuburgische ihnen sub
littera A beykommende schrifft zugestelt. Sie hetten aber dieselbe, weilen sie
in Teutscher sprach auffgesetzet, nit verstehen noch sich darin ersehen
können, also auch die contenta nitt allerdings wüsten, alß waß die gesandte
ihnen mündtlichen dabey angezeigt. Warauß sie sehen, daß es dasienig seie,
dessen sie in ihren Euer Excellence vonn mir uberschickten annotationibus
gedacht hetten, daß davon im instrumento eine clausull mögte eingerückt
werden. Sie hetten zwar vermeindt, es würden die Neuburgische mit wenig
linien ein clausul auffgesetzt haben, wodurch ihr begehren kürtzlichen hette
eingesetzt werden können. Sie befünden aber, das diese eine grosse und
weitlauffige schrifft wehre, iedoch darbey darfür gehalten, nöttig zu sein,
Ewer Excellence solche zu communiciren, zue dem endt sie mir solche
zugestelt und gebetten haben wolten, das Euer Excellence bey morndriger
post solche überschicken wolte. Erwendeten dabey, ihre meinung wehre gar
nit, hierdurch die friedenstractaten schwerer zue machen noch einige verzö-
gerung zu verursachen, weniger sich dabey parteyisch zue bezeigen. Sondern
hielten darfür, das ihnen als mediatoribus solche schrifft [ zu ] acceptiren und
begehrtermassen hinwieder zu communiciren gepühret hette. Verhofften
darbey, Euer Excellence würden woll ein solch expediens und clausul, dem
instrumento noch einzurücken, finden, wardurch ire fürstliche durchlaucht
contento, hergegen aber der churfürstlichen durchlaucht in Bayern kein
praeiudicium zugezogen werden mögt. Eß hetten die Neuburgische auch ein
gleichmässige schrifft
Vermutlich das am 8./18. März 1647 im FR von Osnabrück vorliegende Memorial der
pfalz-neuburgischen Ges. (Druck: Meiern , APW IV S. 393–394). Das kurmainzische
Reichsdirektorium hatte Annahme und Veröffentlichung zuerst verweigert ( APW III A 1 S.
757 Z. 18–27).