Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
150. Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Nassau und Volmar Preßburg 1646 Dezember 7
Preßburg 1646 Dezember 7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1582 fol. 263, [praes. 1646 Dezember 25] =
Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 52b fol. 102.
Verweis auf eine spätere Resolution.
Auf nr. 131. Wollen deß fernern erfolgs erwartten und seind im werckh, mit
dem negsten uber einem und dem andern, waß bey diser und nechstvoriger
ordinari einkommen, euch der notturfft zue bescheiden
Vgl. dazu das Ga. dep. Räte (Gebhardt, Söldner, Walderode) und das Conclusum im GR
(Slawata, Khevenhiller, Martiniz, Kurz, Kollowrat, Prücklmair, Gebhardt. Walderode) vom
10./11. Dezember 1646 (Konzept: RK FrA Fasz. 52b fol. 103–105, fol. 103), worauf
(wahrscheinlich) keine eigene Weisung erfolgt ist:
Verweis auf die nr.n 118, 122, 127, 131 und ein Schreiben Trauttmansdorffs vom 23.
November 1646 [Ausf.: RK FrA Fasz. 50b fol. 20–20’ – Konzept: Klattau TA Ka. 15 Inv.
nr. 391 fol. 190–190’ – Regest: DB VII nr. 926 S. 296 [dat. 1646 XI 30].] Die
gehorsamsten räthe befinden dieße relationes haubtsechlich auf diesen puncten lautend: 1.
gravaminum, 2. satisfactionis Sueciae, deme dan auch anhängig des churfürsten von
Brandeburg consens, sodan der militiae und Hessen Casslischen befridigung, 3. des
Pfaltzischen wesen und 4. der amnestie, 5. erinnerung des Venedischen bottschaffters
wegen beßerer correspondenz zwischen dem Kayserlichen residenten und dem Venedi-
schen bailo [Giovanni Soranzo di Lorenzo (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden);
1643–1650 Gesandter der Republik Venedig in Konstantinopel (Bailo) ( Spuler S. 241–242;
Meienberger S. 246 Anm. 41)] an der Ottomanischen porta.
Soviel 1. die gravamina belangt, vernehmen die gehorsamsten räthe gar ungern, daß die
catholischen uber der Kayserlichen erklerung vom 12. Julii theilß ein ungleichen verstand
haben und daran difficultiren. Weil aber die Kayserlichen gesandten sich einer submission
getrösten, so stehet solche zu erwarten, und werden alßdan die Kayserlichen abgesandten
mit denen vorigen Kayserlichen resolutionibus zue endlicher erledigung dieses haubt-
streitts sowohl in puncto reservati ecclesiastici als auch autonomiae subditorum heraus-
zuegehen wissen. Waß sonst 2. der Schweden satisfaction betreffend, so befinden zwar die
räthe, daß die Schwedische nunmehr heraußgegebene erklerung von dem weeg, wessen
sich sowohl der Oxenstirn als auch der Salvius gegen den herrn graf von Trautmanßdorf
privatim und in der geheimb [vgl. nr.n 113, 122] vernehmen laßen, zimblich weit
discrepant. Weil aber der Salvius dabei im vertrawn vermeldet, es werde zwar der
Oxenstirn per gradus gehen und die postulata etwan hoher spannen, iedoch endtlich
weichen, alß wollen die räthe sich noch einer bessern resolution getrösten und den friden
dahero nicht gantz desperiren. Sie hetten aber lieber gesehen, daß die herrn Kayserlichen
abgesandten die prolegomena einestheilß, sonderlich aber die wort in dem § ‘Cum eae
petantur’ [in der Erklärung der ks.lichen Ges. zu den schwed. Satisfaktionsforderungen vom
20. November 1646; vgl. nr. 131 Beilage [1]: cum autem petant ], quod non sit in potestate
Imperatoris situm episcopatus Bremensem et Verdensem titulo saecularem ducatum
concedere nec non licere Imperatori bona ecclesiastica et Deo dicata in saecularia
transmutare eorumque statum et condicionem tollere absque ecclesiastica authoritate,
übergangen hetten, dan solches nicht allein Euer Kayserlicher Majestät und dero
nachfolgenden Römischen kaysern in dergleichen nothfallen an dero autoritet und mächt
mercklich derogiren, sondern auch demienigen, waß bereit in dem Pragerischen friden
von dem ertzstifft Magdeburg dem herrn churfürsten zue Sachsen mit alienirung der 4
ämbter in solutum hergegeben worden [In einem Nebenrezeß des PF vom 14./24.
November 1634 (Druck: Friedens-Pacten S. 281–283 – Regest: Moerner S. 120–121)
und im PF selbst (1635 Mai 20/30; Druck: Londorp IV S. 458–470) waren dem Kf.en von
Sachsen die vier Ämter Burg, Dahme, Jüterbog und Querfurt als stift-magdeburgische Lehen
als Entschädigung für die im Böhmischen Krieg aufgewendeten Kriegskosten zugewiesen
worden.], deßgleichen auch dem Hildesheimbischen tractat [Der Hauptrezeß zwischen
dem Bf. von Hildesheim, Kf. Ferdinand von Köln, und den Hg.en von Braunschweig-
Lüneburg vom 17./27. April 1643 (Druck: Lünig , TRA V/1 S. 523–537) und die
Nebenverträge ( Foerster S. 118 Anm. 179; Reimann S. 107–108)] zuwiderlauffen thet,
zu geschwaigen waß underschiedlich auch bei diesen allgemeinen fridenstractaten in
puncto gravaminum wegen etlicher stiffter ex plenitudine potestatis resolvirt worden.
Dieweil es aber eine geschehene sach, so mussen es die räthe dabei verpleiben laßen, und
stehet zue erwarten, wessen sich die Schweden auff daß Kayßerliche concept wider
werden vernehmen laßen, zumahl die Frantzosen die vertrostung gegeben, daß es
zwischen hier und dem negsten newen jahr allerdings zue einem schlueß nach deme, waß
sie fur guet befunden und versprochen, daß die Schweden noch damit content sein
werden, komben solle. Dafern aber die Schwedische endlich bei ihrm concept verharrn
und demselben allerdings nachgehen wollen, bedunket die gehorsamsten räthe, daß
dasselbe nicht so schwer sein solle, daß nicht demptis et additis demendis et addendis
dasselbe behalten und darauff geschloßen werden konte, massen die gehorsamsten rathe
hiebeiligend ad marginem notirt, so abzuelesen [fehlt]. Und wan es Euer Kayserlicher
Majestät also gefiele, konte es denen Kayserlichen abgesandten zue ihrer beßerer
nachricht und facilitirung des gantzen wercks in antwortt eingeschloßen und dabei
erinnert werden, daß, da sie merken werden, daß man mit denen Schweden daruber zum
schlueß gelangen könne, so solten sie sich lenger nicht auffhalten, sondern mit demieni-
gen , waß sie ad ultimum in vorigen instructionibus und Kayserlichen resolutionibus
empfangen, loßgehen.
Anbelangend des herrn churfursten von Brandenburg consens, so halten die gehorsamsten
räthe nicht fur rathsamb, umb denselben sich so gar eyfrig zue bemuhen und deßwegen
die chur- und fürstlichen räthe umb erlangung deßelben weiter anzuesprechen, sondern
weil die Schweden endlich in ermanglung deßelben vermöge ihres aignen proiects
[Schwed. Satisfaktionsforderungen vom 7./17. November 1646; vgl. nr. 127 Beilage 3] mit
Euer Kayserlicher Majestät und des Reichs versprochenen manutentum zuefriden (§
‘Quod si sopradictus’), als konte es dabei sein verpleibens haben. Es erachten aber die
gehorsamsten räthe nötig, hiebei zu erinnern, daß dieienige 〈…〉, welche dem Volmar
gegen den Oxenstern entfahrn (sie, die Schweden, sollen nur machen, daß Brandeburg
nicht consentire, so heten sie ursach, es (Pommern) gar zue behalten [vgl. APW III C 2 S.
739 Z. 7–9]), sehr ubel mochte auffgenohmen werden und allerhand böse nachreden
verursachen, indeme die sachen gleichwohl ein furnehmen churfursten und deßen gantzes
hauß sambt seinen erbverbruderten betreffen thuet und es daß ansehen haben konte, als
wan man den churfursten mit fleiß von diesen landen bringen wolte. Derowegen dan und
damit Euer Kayserlicher Majestät hirunter nichts imputirt werden möge, die gehorsamste
rathe vermeinen, es wehre in der antwort, doch gegen den Volmar allein, zu refuetiren
und hierdurch worttlich zue remonstriren sein, daß Euer Kayserlicher Majestät hirin kein
gefallen noch dienst geschehen. [Ein entsprechendes Schreiben an Volmar ist nicht überlie-
fert .]
Waß dan die contentirung der militiae und der Hessen Casselischen lini betrifft, dieweil
die Kayserliche gesandte auf die beide puncta noch nichts eingeschickt, waß ihre meinung
und erklerung sey, solches aber mit dem nehsten folgen mochte, als thun die gehorsam-
sten rethe ihr guetachten biß dahin verschieben.
Anbelangend dan fuerß 3. die Pfaltzische sach sowohl furß 4. die amnisti von anno 1624
anzunehmen, weil die Frantzosen (vermoge der mediatorn, insonderheit des Venedischen
gesandten relation) asseriren, daß nicht allein sie bei demienigen, waß dießfallß mit
Kayßerlichen verglichen, allerdings bestendig verpleiben, sondern auch mit denen Schwe-
dischen beraits also abgehandlet und er, der Venedische bottschaffter, ihnen, denen
Schwedischen, mundlich vorgehalten, diese auch solches nicht widersprochen, als ist
hieran weiter nicht zu reden, außer allein, waß wegen des pfaltzgrafens Eduards jahrlich
pension von 4000 cronen begert wird, so aber als ein newes postulatum von der handlung
abzuweisen.
Betreffend furß 5. des Venedischen bottschaffters erinnerung, halten die rathe solche fur
billich und daß in conformitet derselben an den Kayßerlichen residenten zu Constanti-
nopl geschrieben werde. Darneben aber auch notwendig, denen Kayßerlichen gesandten
zue communicirn, waß unlengsthin von Euer Kayserlicher Majestät residenten in Polen
[Hubert Walderode von Eckhausen (Lebensdaten und weitere Lebensumstände konnten nicht
ermittelt werden); böhmischer Appellationsgerichtsrat; ksl. Resident in Polen, nach 1654 in
Frankreich ( Repertorium S. 141, 742)] berichtet, als wan nemblich die republica zue
Venedig in Polen außgeben thue, daß Eur Kaiserliche Majestät und der könig in Spanien
den könig in Polen zu dem Venetinischen krieg auffwieglen thete, und waß deßwegen
nacher Constantinopl geschrieben worden, damit der herr graf von Trautmanstorf oder
die andern gesandten solches dem Vendischen bottschaffter auch entgegen stellen.
Conclusit Caesar: Wie gerathen, und waß die verwandlung der stiffter Bremen und
Verden in weltlichen standt betrifft, den herrn grafen von Trautmanstorff auff seine
instruction [wahrscheinlich Druck: Nr 93] zu weisen, item sollen nicht auff ein iedes
particular absonderliche erklerung thuen, sondern sehen, daß auff einmahl uber der
gantzen materi geschloßen werde.