Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
80. Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Nassau und Volmar Preßburg 1646 Oktober 22
Preßburg 1646 Oktober 22
Konzept: RK FrA Fasz. 52b fol. 80–83’, [praes. 1646 November 7].
GUTACHTEN deputierter Räte (Kurz, Gebhardt. Söldner, Walderode) und Conclusum im
Geheimen Rat (Slawata
Reichsgf. Wilhelm von Slawata von Chlum und Koschumberg (1572–1652); 1597 zum kath.
Glauben konvertiert, 1621 Reichsgf., 1630 Großes Palatinat in der Primogenitur; 1604–1611
Burggf. von Karlstein, 1612 Präsident der böhmischen Kammer und böhmischer Statthalter,
1622/1625 GR , 1628 böhmischer Großkanzler; am 23. Mai 1618 Betroffener des Prager
Fenstersturzes ( Schwarz S. 343–348; Frank V S. 13).
maier , Gebhardt. Walderode)
25–32, hier 25–29’.
Kein Vertrauen in die französischen Vermittlungsbemühungen bei der schwedischen Satisfaktion.
Größere Bedeutung eines schnellen Friedensschlusses mit Schweden – möglicherweise gegen
höhere Zugeständnissse von kaiserlicher Seite. Ablehnung von Waffenstillstandsverhandlungen.
Billigung des von den protestierenden Ständen in Münster geübten Verhandlungsmodus bei den
Religionsverhandlungen.
Auf nr. 52. Waß nun fürs 1. den in puncto satisfactionis von den Frantzösi-
schen gesandten an die handt gegebenen vorschlag betrifft, da finden wir
anderst nit, nachdem der Frantzosen selbstaigner bekundtnuß nach vernere
vollmacht auß Schweden darüber eingeholt werden mueß, alß daß solche
volmacht undt weitere resolution von dannen, sodann auch der Frantzosen
vernere realerklärung zue dero sie sich mit endt dießes monaths Octobris
obligirt, zu erwarten sein wirdt. Halten aber gnädigst darfür, nachdeme den
feinden nicht zue trawen undt nicht wenig bedenkhens bey unß machet, daß
die Frantzosen dazu einrathen, daß den Schwedischen anietzo weniger alß
zuvor an dem port Wißmar, alß nemblich nur daß condominium mit dem
hertzog von Mechlenburg, offerirt werden solle, da doch denselben vor
dießem der gantze portus simpliciter angetragen worden, waß etwan für
gefährliche intentiones hierunter verborgen sein möchten undt ob nit etwa
dahin geziehlet werde, weiln eine cron ohne die andere nit friedt machen kan,
daß man zue keinem endt weder mit einer noch der andern gelange, sondern
nur täglich in weitläuffigere tractatus einrinne oder, im fall die cron Frankh-
reich auch ohne Schweden zue schliesßen gesonnen wehre, daß alßdan der
Schwedische krieg unß undt unßern erblanden auf dem halß verbliebe undt,
wan wir also distrahiert, sie, die Franzosen, ihre kräfften desto baaß gegen
Spanien wenden möchten.
Undt finden derowegen eine notturfft, hierinnen sehr behuetsamb zue gehen
undt, da es zum schlueß mit denen Schwedischen komen wolte oder könte,
denselben ehender
ausser unser erbkhönigreich undt landen, offerirt werde, gestahlt unß etwa
auch nit zue rathen sein würde, da der friden nachmahlß an gantz Pommern
sambt Wißmar, Bremen undt Verden hafften solte, daß wir derhalben mit
Schweden in krieg bleiben undt mit Frankhreich allein zum schlueß eilen
solten, zuemahln leüchter der dissensus bei Churbrandenburg alß der krig
mit Schweden zu uberwinden sein würde. Wie wir dan gleichfalß umb so viel
mehr eine notturfft befinden, da es mit den Frantzösischen demonstrationi-
bus ein solche intention hette, unß nemblich mit dem Schwedischen krieg
zue distrahiren, umb so viel leichter Spanien zue bekriegen, daß destwegen
nit allein ohne Spanien zum volligen schlueß nicht geschritten, sondern auch
ohne Schweden mit Frankhreich nichts concludirt, sondern eusserist dahin
getrachtet werde, wie man zugleich mit Sweden zum fridt khombe.
Waß dan fürs 2. daß vorgeschlagene armistitium anlangt, da können wir auß
ewern an vorgedachten unßers bruders liebden abgangenen postscripto nicht
abnehmen, daß die Frantzosen undt Schweden damahlß an ihre generales
ichtwas
4 wegen dieses particulars abgehen laßen.] Im Ga. folgt noch (fol. 27’–28’): Nun will
scheinen, daß daß an ihr erzfürstliche durchlaucht abgangene schreiben, wan ihr
durchlaucht nit communicirt, waß vor haubtdifficultet noch sowohl mit Franckreich alß
Schweden zu superiren, dieselbe in die gedanckhen möchten bringen, samb man weit
mehrer bey dem frieden, alß es wohl rei essentia mit sich bringt, indeme weder die
gravamina, weder solutio militiae, weder die Marpurgische sach unnd dergleichen in
nichts verglichen, unnd dahero etwan in ihren operationibus, von denen die Kayserli-
chen gesanten nichts gewust, turbieren möchte. Dahero wolte man der underthenigisten
meinung sein, es möchten ihr erzfürstliche durchlaucht erinnert werden, das sie in ihren
operationibus fortfahren unnd sich der Franzößischen an die handt gegebene sinceratio-
nes zumahlen nichts hindren wolten lassen.
gleichwohl noch sehr schwere haubtpuncten auf fernern vergleich außgesezt.
Undt weiln dan hoch zue besorgen, wan wir den waffen anietzo ihren lauff
hemmen undt die Frantzösische sinceraciones unß irr machen lasßen wolten,
es möchte uns khünfftig ein solches corpus, wie anietzo beisamen, nit so
leicht wieder auf die bein gebracht werden undt dem feindt damit abbruch
geschehen können, bevorab weiln auch die quartier in Schwaben undt
Frankhen allein für unßere wie auch für die des churfürsten auß Bayrn
liebden undergebene armada nicht erkläckhlich, sondern nothwendig man
sich, wan der feindt zue weichen gezwungen wurde, gegen dem Eichsfeldt
undt Nidersachßischen craiß wurde zue extendirn haben undt wiedrigenfalß
alle angestehlte contributiones in unßern erbkönigreich undt landen fallen
undt damit die armada nicht allein nicht vermehret, sondern nothwendig
gantz ruinirt werden müste, alß haben wir
17 gnädigst für guett angesehen] Im Ga. folgt noch (fol. 29–29’): Es khönte auch solches ihr
erzfürstlicher durchlaucht von Euer Kaiserlicher Majestätt eigenhendig erinnert und ie
eher, ie besser fortgeschickht, dessen auch der von Traun
Ernst von Traun (1608–1668); 1653 Reichsgf. „von Abensperg“; 1640 Hofkriegsrat, 1642
Generalwachtmeister, 1647–1651 Generalkriegskommissar, 1651 Landmarschall im Ehgt.
Österreich unter der Enns, 1663 GR , 1668 Vizepräsident des Hofkriegsrats und Kommandant
der Wiener Stadtguarde ( Schwarz S. 199; Hoyos ).
werden . Eins ebenmessigen, hielte man darvor, were Churbayern zu erinneren. Dan ob
man schon davor helt, daß er, solang es die Franckhischen unnd Schwäbischen quartier
gibt, an der abtreibung der feinde sich nichts hinderen würdt lassen, so ist doch
ungewiß, ob ihne dergleichen oblationes nit abhalten möchten von occupierung der
quartier, so vor Euer Kayserlicher Majestät armada vonnöthen.
destwegen sowoll an mehrermeltes unßers bruders alß auch deß churfürsten
zue Bayren liebden die notturfft, wie ihr hiebeiligendt nachrichtlich zue
sehen, abgehen zue lasßen.
Endtlichen undt fürs 3. waß den punctum gravaminum anlangt, lasßen wir
unß den von denen alda anweßenden Augßpurgischen confessionverwandten
ständen ergrifenen modum gnädigst wol gefallen, masßen ihr beiligendt auß
dem, wesßen wir unß gegen euern mitgesandten zu Oßnabrugg weiter
hierüber erklären, werdet zue vernehmen haben. Undt wollen deß fernern
erfolgs gnädigst gewärttig sein.
[3] Nr. 81.