Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
33. Kurz an Trauttmansdorff Preßburg 1646 September 29
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Preßburg 1646 September 29
Ausfertigung: Klattau TA Ka. 10 Inv.nr. 200 fol. 69.
Neue kurbayerische Beschwerden und Forderungen.
Verweis auf die Beilagen.
[1] Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., Wasserburg 1646 September 22.
Ausfertigung: RK KrA Fasz. 162 fol. 252–254’ = Druckvorlage – Kopie: Klattau TA
Ka. 10 Inv.nr. 200 fol. 70–73.
Verweis auf seine vorigen Schreiben.
Mit der Absicht Ehg. Leopold Wilhelms, sich bis zum Eintreffen des ksl. Sukkurses defensiv zu
verhalten und die Truppen zu verteilen, bin ich nicht einverstanden und lasse ihm dieses auch
durch einen eigenen Ges. ausführlich vorstellen.
Wiewohl ich derowegen der genzlichen zuversicht und hoffnung bin, vilhochgedachts
erzherzogen liebden werde dise meine sowohl den beeden armaden alß Euer Majestät
und meinen landen, auch dem ganzen Römischen Reich zum bessten gemaindte
erinerungen und vorschleg wohl auf- und dergestalt in acht nemmen, wie es die
augenscheinliche noth und gefahr erfordern, wan es iedoch nit geschechen solte, werden
Euer Kayserliche Majestät mich mit fueg nit verdenckhen, wan ich meine landt und
leüth, ia mich selbsten und meine herzliebste gemahlin und kinder
Kf. Maximilian I. (1573–1651; 1623 Kf.) war seit 1635 in zweiter Ehe mit Ehg.in Maria
Anna von Österreich (1610–1665) verheiratet ( Stammtafeln I Tafel 26). Zu seinen beiden
Söhnen vgl. [ nr. 217 Anm. 6 ] .
hochgefehrliche und schädliche anschläg, darzue deß erzherzogs liebden obverstandner-
massen durch dero räth persuadirt und verlait worden, nit khan und wirdt [!] ganz zu
grundt richten und in oberzelte eisseriste gefahren stürzen und zuesechendt geschechen
lassen, daß die beede cronen Franckhreich und Schweden sich per viam armorum
meiner landen bemechtigen und dieselbigen hernach iure belli behaubten, auch mich
und die meinige nimermehr darzue khommen lassen, sonder eher zu entfliechung diser
extremiteten mich, nach dem exempl viller andern, mit den feindten in giettliche
handlung einlassen, mein underhabende und bißher mit unaussprechlichen uncossten
conservirte armada an mich ziechen und mich sambt meinen landen, so guett alß immer
möglich, salviern wirdte, inmassen ich auß antringender noth auf obgesezten fahl zue
thuen genzlich resolvirt und necessitirt bin. Jedoch bin ich zuversichtlich, daß Ehg.
Leopold Wilhelm von Euer Majestät entsprechend ermahnt werden wird. Wenn Gallas zur
Armee geschickt wird und Euer Majestät sich ebenfalls dorthin begeben, werde ich nach
bestem Vermögen mit Rat und Tat helfen. Zuletzt bitte ich, mir Euer Majestät Resolution auf
dieses und meine letzten Schreiben zuzuschicken.
[2] Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Preßburg 1646 September 26. Kopie:
Klattau TA Ka. 10 Inv.nr. 200 fol. 74–76.
Gutachten deputierter Räte (Kurz, Martiniz und Kollowrat) und Conclusum im Gehei-
men Rat
Der Inhalt des Ga. s stimmt weitgehend mit dem Schreiben des Ks.s überein. Darüberhinaus
führten die dep. Räte zu der angesetzten Konferenz (vgl. Punkt 3) aus (fol. 226–226’): die
conferenz ist angesehen gewesen, mit der cron Spanien das hauss Bayern in eine neue
confederation zu bringen inhaerendo antiquiorem. Dises hatt man gehalten darvor, das es
ohne mitel undt resolution von Spanischen hoff auss nit sein khinde. Dise sein nit
vorhanden, also helt man darvor, diser conferentz khein grosser nutz zu gewarten, es seie
dan, das man wol 〈…〉 ex parte Estreich erscheine. Außerdem schlugen die dep. Räte vor,
den Generalkommissar Traun (1608–1668) zu Ehg. Leopold Wilhelm von Österreich
(1614–1662) zu schicken, um diesen auf die Linie des Ks.s zu bringen (fol. 228). Der Ks.
stimmte allem bis auf die Ausführungen über die Konferenz zu (fol. 229).
Auf nr. 27 Beilagen [1], [2]. Auf die angesprochenen sieben Punkte antworte ich folgendes: 1.
Trauttmansdorff wird auf dem WFK bleiben, solange noch irgendeine Hoffnung für den
Friedensschluß besteht. 2. Wegen Philippsburg bleibt es bei der in Münster getanen
Erklärung. 3. Terranova scheint keine Vollmacht für eine Konferenz mit Euch und uns zu
haben. Daher habe ich in dieser Sache schon an Castel Rodrigo
Sukkurs aus Böhmen wird schnellstens herangeführt. Die Remontierung, die sich allerdings
nur auf die Mannschaften in Böhmen und Niederösterreich versteht, ist in vollem Gang.
Dadurch, hoffe ich, wird unsere Armee entscheidend verstärkt und fähig, gegen den Feind
mit Erfolg vorzugehen. 6. Ich bin entschlossen, mich in Kürze ins Reich zu begeben. 7. Gallas
habe ich zu mir gebeten und werde mich seinetwegen schnellstens gegenüber Euer Liebden
erklären.
[3] Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Preßburg 1646 September 26. Kopie:
Klattau TA Ka. 10 Inv.nr. 200 fol. 78–80’ = Druckvorlage – Regest: DB VII nr. 898
S. 288.
Auf Beilage [1]. Ich stimme mit Euch überein, daß sich die ksl. Armee nicht nur defensiv
verhalten, sondern bemüht sein soll, den Feind aus Bayern und den oberen Kreisen
hinauszudrängen. Um den Sukkurs aus Böhmen werde ich mich kümmern, auch denke ich
daran, mich jetzt, nach der Wahl des ungarischen Palatins, in Kürze zu der Armee zu
begeben. Gallas wird spätestens mit mir dorthin kommen.