Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
15. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 September 21

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–/ 15 /–

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1646 September 21

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 22–22’, 24, PS fol. 23, [eigh. PS] fol. 23, praes. 1646
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Oktober 8 = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 92 X nr. 1441 fol. 343–344, PS fol.
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345.

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Vortrag Contarinis über die französisch-spanischen Verhandlungen: Drängen auf Abschluß eines
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Waffenstillstands für Katalonien angesichts französischer und niederländischer Erfolge an der
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flämischen Nordseeküste; eigenes Vermittlungsangebot. Ablehnung Peñarandas. – PS Anweisung
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für Lamberg und Krane wegen des Titels für Longueville.

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Eur Kayserlicher Mayestät soll ich in gehorsamister underthenigkeit nit
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verhalten, das negstvergangnen erchtags

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Dienstag ( Grimm III Sp. 744).
der Venetianische pottschaffter
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mich besuecht und angezeigt, wie das er in erfahrung kommen, das die
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Franzosen Neüport in Flandern eingenommen

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Nieuwport in der Gft. Flandern (Span. Ndl.) an der Nordseeküste. Im Zusammenhang mit
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den Kämpfen um Dünkirchen im September/Oktober 1646 ist Nieuwport allerdings nicht
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eingenommen worden. (Vermutlich liegt hier eine Verwechslung mit Veurne vor, das von der
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frz. Armee am 9. September 1646 erobert worden war.) Dünkirchen kapitulierte erst am 11.
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Oktober 1646 ( TE V S. 1184, 1204, 1220–1226; Chéruel II S. 246–257).
und sich nun vor Dunkirch
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gelägert hetten, inmassen selbiger meerhafen auch von denn Hollendischen
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kriegsschiffen zu wasser beschlossen wer, also das zu besorgen, diser posto in
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kurzem sich dem feindt wurde ergeben müessen. Nun hete er von denn
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Franzößischen plenipotentiariis die gewisse nachricht, das, wann sich die
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Spanischen ministri

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Spanien wurde zu dieser Zeit auf dem WFK vertreten durch: Gaspar Bracamonte y Guzmán
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conde de Peñaranda (1604–1676); 1665/1666 grandezza de prima classe; 1628 consejero de
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Ordenes, 1634 consejero de Castilla, 1651 presidente del consejo de Ordenes, 1653
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presidente del consejo de Indias, 1658–1664 Vizekg. von Neapel, 1665 Mitglied des
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Regentschaftsrats, 1674 presidente del consejo de Italia; 1645–1648 Ges. auf dem WFK,
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1657 auf dem Frankfurter Wahltag, 1667 beim Abschluß des span.-englischen Vertrags von
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Madrid vom 23. Mai 1667 (Druck: DuMont VII.1 S. 27–33) ( CoDoIn LXXXIV S.
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565–570; Fayard I S. 653–654). – Dr. Josephus Bergaigne OFM (1588–1647); 1641 Bf. von
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’s Hertogenbosch, 1645 Ebf. von Cambrai; 1639 und 1643–1644 diplomatische Missionen in
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die Ndl., 1645–1647 span. Ges. auf dem WFK ( NNBW I S. 313). – Dr. Antoine Brun
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(1599–1654); 1632 procureur général am Parlament von Dôle, 1642 consejero beim
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consejo de Flandes in Madrid, 1653 Zweiter chef des finances; bis 1640 diplomatische
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Missionen in die Ndl., nach Frankreich, Spanien, Schweiz und Savoyen, 1640–1641 Ges. am
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Regensburger RT , 1643–1645 am Frankfurter Deputationstag als Vertreter des burgundischen
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Reichskreises, 1645–1648 span. Ges. auf dem WFK, 1649–1654 span. Botschafter in Den
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Haag ( DBF VII Sp. 507–508).
mit schliessung dess fridens so lang würden aufhalten,

[p. 30] [scan. 106]


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bis dise statt Dunkirch in der cron Franckreich gwalt kommen thet, das die
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sich alßdan mit denen bißher proponierten fridensmitlen nit wurde ersettigen
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lassen, sonderen mit weit anderen postulatis aufziechen. Dieweil es dann
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derzeit fast haubtsächlich an dem erwinde, das wegen Catalonia ein ahn-
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standt der waaffen von so vil jaren, als mit denn Hollenderen im tractat wer,
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bewilligt werden möcht

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Die span. Provinz Katalonien; 1640–1652 im Aufstand gegen den span. Kg., seit dem Vertrag
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von Barcelona vom 16. Dezember 1640 (Druck: DuMont VI.1 S. 196–197) mit Frankreich
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verbündet und seit 1641 einem frz. Vizekg. unterstellt; ständige span.-frz. Kämpfe ( Sanabre ).
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Seit 1645 wurde Katalonien auf dem WFK von den frz. Ges. vertreten (APW II B 2 S. XLIII;
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zur frz. Forderung vgl. Bougeant III S. 53–56). In dem span.-ndl. Provisionalvergleich
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vom [1.] Juli 1646 (Druck: CoDoIn LXXXII S. 382–399; zur Datierung vgl. nr. 183 Anm.
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8 und Poelhekke S. 287–288) war die Geltungsdauer des zukünftigen Abkommens noch
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nicht festgelegt worden.
, bei ieztermelter beschaffenheit aber summum in
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mora periculum sein wolle, auch nit zu zweiflen, das mit aufhaltung dess
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fridens mit Spania sich zugleich die völlige befridung mit Teütschlandt nit
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wenig steckhen werde, als hatt er mir zu bedencken geben wollen, ob nit
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rathsamb wer, das ich dise gefahr dem Spanischen plenipotentiario conte
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Peneranda vor augen stellen und zu einwilligung bedeüten ahnstandts
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behandlen thet. Er getrawte, die sach bei den Franzosen dahin zu bringen,
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das in dem anstandt mit Catalonia ganz kein meldung von denn tractaten mit
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Hollandt geschechen, sondern allerdings ein abgesönderte handlung sein solt,
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also das inskönfftig, wann schon diser Catalonische anstandt solte gebrochen
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werden, nit zu besorgen stüende, das sich die Hollender dessen annemmen
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und hinwiderumb mit Spania brechen wurden. Wolte auch auf erhaltne
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resolution vom conte Peneranda sich alspald nach Oßnabrugg begeben und
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mit denn Franzosen in handlung tretten.

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Ich hab darauf dise anzeig nit allein durch den Bruin ime, Peneranda, zu
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wissen machen, sondern auch (weil ich wegen meiner leibsindisposition
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selbst nit außkommen mögen) den Volmarn zu demselben geschickht

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Vgl. den Bericht Volmars vom 19. September 1646 (Druck: APW III C 2 S. 703 Z. 28–704
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Z. 36).
und
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nach lengs remonstrieren lassen, wie hoch Eur Kayserlicher Mayestät, dem
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könig in Hispanien und dem gesambten hochloblichen hauß Österreich
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daran gelegen, das man die sachen in solche extremiteten nit kommen lasse.
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Es hat aber mehrbesagter conte Peneranda, in hoffnung, das die dem
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Venetianischen ambassador vorgebrachte zeitungen nit continuieren solten,
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sich bis auf ankonfft der Niderländischen briefen bei gestriger ordinari zu
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bedenckhen genommen.

[p. 31] [scan. 107]


1
Seitemaln dann hierauf so vil nachricht eingelangt, das Neüport noch dato
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unangegriffen, auch die Generalstaaden albereit ihre kriegsschiff vor Dun-
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kirch abforderen lassen und der prinz von Oranien mit seiner armada zurugg
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auf Bergen ob Zoon gezogen

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Pz. Friedrich Heinrich von Oranien (1584–1647); 1625 Generalkapitän, Admiral der
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Republik und Statthalter der Provinzen Gelderland, Holland, Overijssel, Seeland und
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Utrecht, 1640 zusätzlich von Drenthe und Groningen ( Poelhekke , Frederik Hendrik). Er
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war am 19. September 1646 mit der ndl. Armee in Bergen-op-Zoom eingetroffen ( Raa / Bas
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IV S. 154).
, also die sachen sich in anderm standt befinden,
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so hat mich der Venetianische pottschaffter nichtsdestweniger ersuecht, Eur
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Kayserlicher Mayestät sein hierunter aus gueter wolmainung gebrauchte
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sorgfältigkeit gehorsamist zu referieren.

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PS, [Eigh. PS] Wegen des Titels für Longueville habe ich Lamberg und Krane
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Anweisung erteilt

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Dieser Teil der Relation stimmt inhaltlich völlig mit nr. 13 überein.
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