Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
2. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 September 17
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Lamberg und Krane an Ferdinand III.
Ks. Ferdinand III. (1608–1657); 1626 Kg. von Ungarn, 1627 Kg. von Böhmen, 1636
Römischer Kg., 1637 Ks. ( NDB V S. 85–86 ).
Osnabrück 1646 September 17
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 25–25’, 54, [praes. 1646 Oktober 1] = Druckvorlage –
Kopie: Giessen 207 nr. 282 p. 1082–1084.
Wenig gute Aussichten für eine Einigung mit Schweden; Verhandlung mit Salvius. Diskurs des
hessen-kasselischen Gesandten. Unterschiedlicher Erfolg der kursächsischen Intervention bei den
protestierenden Ständen; mögliche Spaltung unter ihnen. De la Thuilleries Verhandlungen in
Den Haag. Polnischer Reichstag.
Auf die ksl. Weisung vom 25. August 1646
von dero Kayserlichen abgesandten zu Münster der bericht einglangt sein,
waßgestalt die sachen aldha mit denen Frantzosen zum schluß kommen . Der
Almächtige wölle ferners seine gnad verleihen, dhamit auch alhie alles mit
den Schweeden
Die schwed. Ges. auf dem WFK waren: Gf. Johann Axelson Oxenstierna zu Sodermöre
(1612–1657); Sohn des Reichskanzlers Axel Oxenstierna (1583–1654); 1640 Reichsrat,
1649–1652 Gouverneur von Pommern, 1654 Reichsmarschall, Kanzler der Universität
Greifswald und Präsident des Oberappellationsgerichts in Wismar; 1634–1635 diplomatische
Tätigkeit in den Ndl. und England, Teilnehmer an den Verhandlungen des schwed.-polnischen
Waffenstillstands von Stuhmsdorf vom 2./12. September 1635 (Druck: ST V.2 S. 333–342),
1643–1649 Ges. auf dem WFK, 1655 Legat in Deutschland ( SMK V S. 685–686; Seth S. 42;
Modéer S. 336; Stammtafeln VIII Tafel 157a). – Dr. Johann Adler Salvius (1590–1652);
1629 nobilitiert, 1651 Fh.; 1634 Hofrat und GR , 1648 Reichsrat; 1625–1628 diplomatische
Tätigkeit in Polen, 1629–1634 in Deutschland, 1636 Legat in Deutschland und Ges. bei den
Verhandlungen der schwed.-frz. Bündnisse vom 24. Februar/6. März 1638 (Druck: ST V.2 S.
424–429) und vom 20./30. Juni 1641 (Druck: Ebenda S. 471–474), 1644–1649 Ges. auf
dem WFK, 1651 für den geplanten schwed.-polnischen Kongreß in Lübeck vorgesehen
( Lundgren ).
warzu wir noch wegen dern in beygefüegten prothocollo sub numero 1
erfindtlichen umbständten wenig hofnung schöpffen können.
Obzwar auch die Chursachßischen zu Münster anweesende gesandten
Kursachsen wurde seit April 1646 auf dem WFK vertreten durch ( Schreckenbach S. 12):
Hans Ernst Pistoris auf Seußlitz (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden); 1639 Rat,
1645 Appellationsrat; 1646–1647 Prinzipalges. auf dem WFK, 1653–1654 Ges. auf dem
Regensburger RT , 1655–1656 auf dem Frankfurter Deputationstag ( Repertorium S. 451,
454; Schreckenbach S. 14, 17). – Dr. Johann Leuber (1588–1652); Hofrat, 1651 GR ;
1639–1640 Sekundarges. auf dem Nürnberger Kf.entag, 1640–1641 Ges. auf dem Regensbur-
ger RT , 1643–1645 auf dem Frankfurter Deputationstag, 1646–1649 auf dem WFK
( Sammlung III S. 567; Brockhaus S. 103 Anm. 1; Schreckenbach S. 14, 16; APW II C
2 S. 313 Anm. 2).
den protestirenden uber dern iüngste erclehrung
Die Erklärung der prot. Reichsstände betr. die Gravamina vom [14./24. August 1646]
(Druck: Meiern , APW III S. 330–340 ).
gethaen (dhavon unß abschrifft sub numero 2 communicirt worden), selbige
erinnerung auch bey theils von denen protestirenden, wie unß die fürstliche
Heßen Darmbstattische
Hessen-Darmstadt wurde auf dem WFK vertreten durch: Dr. Justus Sinold gen. Schütz
(1592–1657); 1640 Kanzler der Universität Marburg und 1650 der Universität Gießen; 1629
Rat; 1640–1641 und 1653–1654 Ges. auf den Regensburger RT ( Sammlung III S. 569;
ADB XXXIV S. 399–400; Repertorium S. 255–256). – Dr. Johann Jakob Wolff von
Todtenwart (1585–1657); 1628 ksl. Rat; 1612 Syndikus der Stadt Regensburg, 1616
Stadtschreiber, 1623 hessen-darmstädtscher Rat, 1648 als ev. RHR vorgeschlagen, aber nicht
angenommen; 1640–1641 hessen-darmstädtischer Ges. auf dem Regensburger RT , 1643–1645
auf dem Frankfurter Deputationstag, 1645–1649 auf dem WFK, zusätzlich Ges. der Stadt
Regensburg, 1649–1650 Ges. Regensburgs auf dem Nürnberger Exekutionstag ( Sammlung
III S. 569; ADB XLIV S. 58–59; Gschliesser S. 282; Ernstberger S. 266; Kietzell S.
104 Anm. 28).
gehabt, also daß alnoch mit den gedancken wirdt umbgangen, den fürstlich
Magdenburgischen das directorium
Ges. des Est.s Magdeburg zu dieser Zeit waren: Dr. Kurt von Einsiedel (1597–1668); 1631
kursächsischer Appellationsrat, nach 1637 GR , Hofmeister und Hauptmann zu Giebichenstein
in stift-magdeburgischen Diensten; 1645–1647 September Ges. auf dem WFK ( Zedler VIII
Sp. 592–593; Jöcher II Sp. 299; Wolff S. 213). – Dr. Johann Krüll (1610–1668); 1641
Offizial des Magdeburger Domkapitels, 1649 Hof- und Justizrat, 1659 Kanzler; 1645–1647
September Ges. auf dem WFK, 1649–1650 auf dem Nürnberger Exekutionstag, 1653–1654
und 1663–1668 auf den Regensburger RT ( Meiern , APE I S. 54; Repertorium S. 297, 460,
470; APW II C 2 S. 31 Anm. 3; Wolff S. 213). – Die beiden Ges. führten im CE das
Direktorium, da Kursachsen auf die Ausübung seiner Rechte verzichtet hatte ( Wolff S.
95–96). Über die hier genannten Pläne, sie abzusetzen, konnte nichts ermittelt werden.
die Schweedischen gesandten, sodan dieienige protestirende, welche sich
seithero der direction bey denen protestirenden unter nahmen der deputato-
rum unterzogen
Wahrscheinlich sind hier die deputati ad gravamina oder die deputatio ordinaria der prot.
Reichsstände gemeint, die im Dezember 1645 eingesetzt worden war (vgl. aber auch nr. 28
Anm. 1). Zu ihnen gehörten die sachsen-altenburgischen Ges. Thumshirn und Carpzov, der
sachsen-weimarische Ges. Heher, wahrscheinlich Lampadius von den braunschweig- lüneburgi-
schen Ges. , einer der Ges. Hessen-Kassels (zu ihnen vgl. [ nr. 6 Anm. 5 ] ), einer der mecklenbur-
gischen Ges. , Kayser oder Marquardt ( Philippi S. 67, 92, 209; der in APW III D 1 S. 351
sowie bei Wolff S. 213 genannte Dr. Friedrich Runge (1599–1655) war Ges. der
pommerschen Landstände; vgl. APW II C 3 S. 26 Anm. 2), Geißel oder Heidfeldt als Ges. der
Wetterauischen Gf.en, der stadt-straßburgische Ges. Otto und wahrscheinlich auch der
nürnbergische Ges. Oelhafen ( Meiern , APW I S. 740 ; ebenda II S. 522 ; Wolff S. 96–97).
– Wolfgang Konrad von Thumshirn Erb- und Gewaltherr auf Ponitz, Nobitz, Lohra und
Frauenfels (1604–1667); zuerst in kursächsischen Kriegsdiensten, 1639 Hof- und Justizrat
Sachsen-Altenburgs, 1641 im Konsistorium, 1643 Direktor bei der Steuerobereinnahme, um
1650 GR , 1653 Kanzler; 1640–1641 Ges. auf dem Regensburger RT , 1645 Juli – 1649 auf
dem WFK, dort ab 1647 Direktor des Osnabrücker FR, 1649–1650 Ges. auf dem Nürnberger
Exekutionstag ( Walther S. 54–57; Braun S. 392, 396–399; Wolff S. 213). – Dr. August
Carpzov (1612–1683); 1645 sachsen-altenburgischer Hofrat, 1649 Kanzler und Konsistorial-
präsident zu Coburg, 1672 in der sachsen-gothaischen Regierung zu Coburg, 1680 GR von
Haus aus; 1636 Teilnehmer am Regensburger Kf.entag, 1645 Juli – 1649 sachsen- altenburgi-
scher und -coburgischer Ges. auf dem WFK, 1649 sachsen-coburgischer Ges. auf dem
Nürnberger Exekutionstag, 1653–1654 auf dem Regensburger RT ( Walther S. 57–59; ADB
IV S. 10; Repertorium S. 466; Wolff S. 213). – Dr. Georg Achaz Heher (1601–1667);
1644 comes palatinus; im Dienst der Stadt Nürnberg und des Deutschen Ordens, 1648
sachsen-gothaischer Oberamtmann, 1659 Kanzler in Rudolstadt; 1645 Juni – 1649 Ges. für
Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach und Sachsen-Gotha auf dem WFK, 1649–1650 sachsen-
weimarischer Ges. auf dem Nürnbergischen Exekutionstag, 1652–1654 sachsen-gothaischer
Ges. auf dem Regensburger RT ( ADB XI S. 291–292; Repertorium S. 463, 469; Wolff S.
213). – Dr. Jakob Lampadius (1593–1649); 1620 ao. Professor an der Universität Helmstedt,
bedeutender Staatsrechtslehrer; 1621 Hofrat im Ft. Wolfenbüttel, 1635 im Ft. Kalenberg,
1638 Vizekanzler, 1641 Vizekanzler, GR und Klosterrat; 1627 Ges. auf dem Kf.entag in
Mühlhausen, 1631 auf dem ev. Konvent in Leipzig, 1634 auf dem Konvent in Frankfurt,
1640 zum Kf.entag in Nürnberg gesandt, 1640–1641 auf dem Regensburger RT , 1643–1649
auf dem WFK ( ADB XVII S. 574–578 ; NDB XIII S. 454–456 ; Dietrich S. 163–164). –
Dr. Abraham Kayser (1603–1652); Legationssekretär der Stadt Hildesheim, 1638 Archivar in
mecklenburgischen Diensten, 1643 Geh. Legationsrat, 1649 GR , danach Direktor des Ft.s
Ratzeburg; 1640–1641 Ges. auf dem Regensburger RT , 1645 Januar – 1649 Mai auf dem
WFK ( Walther S. 71–72; Brückner S. 6–8). – Dr. Johann Marquardt (Lebensdaten und
-umstände konnten nicht ermittelt werden); 1645 Januar – 1648 mecklenburgischer Ges. auf
dem WFK. – Dr. Johann Geißel und Dr. Jost Heinrich Heidfeldt (Lebensdaten und -umstände
konnten nicht ermittelt werden); 1645 August – 1647 September Ges. der Wetterauischen
Gf.en auf dem WFK ( Wolff S. 214). – Dr. Markus Otto (1600–1674); seit 1630 in
straßburgischen Diensten, 1640 Rat und Advokat; seit 1635 diplomatische Tätigkeit,
1640–1641 Ges. zum Regensburger RT , 1645–1649 auf dem WFK, auch als Vertreter der
Städte Landau, Speyer und Weißenburg im Elsaß und des Gf.en Johann Kasimir von Salm,
Wild- und Rheingf. in Kirburg (1577–1651; 1607 Gf.), zugleich Direktor des Osnabrücker
SR, 1653–1654 Ges. Straßburgs auf dem Regensburger RT ( ADB XXV S. 787–789 ;
Katterfeld S. 7; APW III A 6 S. XXXVIII-XXXIX). – Dr. Tobias Oelhafen von
Schöllenbach (1601–1666); 1652 Prokanzler der Universität Altdorf; 1627 Genannter des
größeren Rats in Nürnberg; 1640–1641 nürnbergischer Ges. auf dem Regensburger RT ,
1643–1645 auf dem Frankfurter Deputationstag, 1645–1647 September auf dem WFK, dazu
für Rothenburg, Weißenburg (in Bayern) (zeitweise), Windsheim, für die fränkischen Gf.en
und den fränkischen Reichskreis, 1653–1654 auf dem Regensburger RT ( ADB XXIV S.
298–300 ; Repertorium S. 365; Wolff S. 214–216; Kietzell S. 104 Anm. 28; APW III A
6 S. XXXVIII).
nit allein gar nit daran kehren, sondern gar spitzig daruber reden, also daß
das werck fast einer trennung zwischen denen protestirenden ständten gleich
sihet.
Weiln unß auch von guetem ort von des Frantzösischen gesandten monsieur
de la Tuillierie negotiation
Gaspar Coignet sieur de la Thuillerie (1648) comte de Courson (1597–1653); 1618 conseiller
am Parlament von Paris, 1624 maitre des requêtes, 1632 conseiller d’Etat; 1632–1637
Botschafter in Venedig, 1637–1639 in Mantua, 1640–1648 in den Ndl., zusätzlich
1644–1646 Vermittler bei den Verhandlungen des schwed.-dänischen Friedens von Brömsebro
vom 13./23. August 1645 (Druck: ST V.2 S. 595–623) ( DBF IX Sp. 146–147; Lorenz S.
96–112). In Den Haag forderten die Franzosen von den Generalstaaten Auskunft über den
Stand der ndl.-span. Verhandlungen und über die Verbindlichkeit der dabei getroffenen
Vereinbarungen ( Waddington S. 176–177; Poelhekke S. 297–305). Auf die beiden frz.
Propositionen vom 27. Juli 1646 (Druck: Londorp VI S. 16–17) und 7./8. August 1646
(vgl. Beilage 3) hatten die Generalstaaten am 21. August 1646 (vgl. Beilage 3) geantwortet.
schrifften sub numero 3 communicirt worden, haben wir nit undienlich zu
sein erachtet, selbe hiemit gehorsamst einzuschicken.
Ausschreibung des polnischen RT auf den 15. September 1646. Man erwartet eine
öffentliche Erklärung zu den vorgenommenen Truppenwerbungen
Dieser ordentliche RT ( Sejm ) fand in der Zeit vom 25. Oktober bis zum 7. Dezember 1646
statt. Kg. Ladislaus IV. Sigismund (1595–1648; 1632 Kg.) hatte in der Absicht, einen Krieg
gegen die Tataren auf der Krim und daran anschließend gegen die Türken zu führen, im
Sommer 1646 ohne die Zustimmung der polnischen Stände mit Truppenaushebungen begon-
nen . Auf diesem RT wurde er veranlaßt, die neu geworbenen Soldaten zu entlassen
( Reddaway S. 499–501; Włodarski S. 484).
1 Protokoll, [Osnabrück] 1646 September 15. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 26–29’,
29’–31 = Druckvorlage – Kopie: Giessen 207 nr. 280 p. 1069–1078, nr. 281 p.
1078–1082; RK FrA Fasz. 91 II fol. 203–209.
Besuch von Salvius bei Krane. Nach einigen Worten über seine Krankheiten kam dieser zu
seinem Anliegen und fragte, weiln man die nachrichtung von Münster habe, daß die sach
aldha zwischen den Kayserlichen und Frantzösischen gesandten vergliechen , waß dan
nuhmehr diesorts anzufangen, waß für ein modus fürzunhemmen, umb alhie auch zum
schluß zu kommen, ob man die Frantzosen für mediatorn bey diesem convent haben
werde. Respondi, daß nit ohn, daß unß auch von Münster auß der bericht zukommen,
daß die Kayserliche gesandten aldha mit denen Frantzösischen zum schluß kommen.
Würde freylich nuhmehr an deme sein, daß man alhie auch darzuthue und alles zur
richtigkeit pringe. Es bedörffe darbey aber khein ander modus gehalten zu werden, alß
seithero gehalten worden. Die Schwedische gesandten wüsten wol, weßen man sich
dießeits erclehrt
Vgl. das IPOk vom [8. Mai 1646] (Druck: Meiern , APW III S. 66–73 ).
Stünde bey den Schwedischen, solchs anzunhemmen und bey denen interessirten alles
richtig zu machen. Die Frantzösische gesandten würden sich pro mediatoribus nit
außgeben. Man müße aber nuhmehr bey so weith gebrachten sachen allerseits darzuthuen
und dhahin arbeiten, dhamit dem werck völlig möege abgeholffen und seine endtschafft
gegeben werden. Man versehe sich gegen die cron Schweeden, daß dieselbe an iren ortt
nichts werde wöllen erwinden laßen. Würde sonsten bey der gantzen weldt der verweiß
und haß verzögerten friedens auf dieselbe allein fallen.
Ille: Es würde die cron Schweeden an iro nichts erwinden laßen. Die protestirende
stendte müsten aber auch vorhero ire satisfaction in puncto gravaminum haben, weiln
derenthalben der krieg geführt worden. Fragte, waß dan für erclehrung der catholischen
stendten auf der protestirenden iüngste schrifft zu gewartten. Ego: Die catholische hetten
sich weith gnug erclehrt
Wahrscheinlich sind die am 12. Juli 1646 im Namen der kath. Reichsstände herausgegebenen
Vermittlungsvorschläge der ksl. Ges. betr. die Gravamina (Druck: Meiern , APW III S.
193–199 ) gemeint.
hemmen . Ille: Die wölten dhamit nit zufrieden sein. Waß fur mitl und rath, ein und
andere parthey zu disponiren? Ego: Die Chursachßische hetten bey denen protestirenden
allerhandt gute erinnerung gethaen , und stünde zu verhoffen, die würden in sich selbst
gehen und der catholischen erclehrung acceptirn. Ille: Würden es nit thuen. Und seie
denen protestirenden der Chursachsischen erinnerung und insinuationes nit annhemb-
lich . Wan die Chursachßische wölten einen oratorem agiren, so gebühre ihnen, dieienige
stück, so in oratore qui persuadere vult, von dem Cicerone erfordert werden, zu
beobachten: „non tantum ut proponant rem vel materiam, sed etiam ut auditores
delectent et applausum habeant“
höre aber, daß die catholische ständte sich waß milter erclehren werden und itzo in
abfaßung einer newen erclehrung begriffen sein. Ego: Hette nichts dhavon vernhommen,
wüste aber wol, daß die catholische stendte wieder haben wöllen zusamentretten und den
sachen nachdencken. Man werde gleichwol derzeitt nit alle minutias erörttern können,
würde sönsten das ansehen gewinnen, ob gedencke man alles mit dem degen durchzutrin-
gen . Solchergestalt würde der friedt nit lange bestandt haben. Es seien die sachen so weith
kommen, daß sich die protestiernde lenger aufzuhalten nit ursach hetten. Die catholische
hetten viel nachgegeben. Man müße allerseits darzu beytragen disponendo ad saniora, nit
aber öhel ins fewer gießen.
Ille: Sie ließen die stendte dhamit gewehren. Gienge die gravamina communia ahn,
darüber müsten sich die stendte under sich selbst vergleichen. Es würden aber auch noch
die gravamina particularia singulorum gravatorum müßen erörtert werden, und zwar
zwischen unß, darzu aber noch geraume zeit vonnöthen sein und sich die sachen alhie zu
Oßnabrück nit so leichtlich alß zu Münster vergleichen laßen. Zog darauf ir, der
Schweeden, aufgesetztes instrumentum pacis auß dem sack und laß mir dern gravirten
stendten einen gantzen cathalogum für. Die wahren secundum praerogativam ordinis
außgetheilt. Fieng ahn vom churfürstlichen collegio, darbey war Pfaltz gedacht, darüber
eine gewiße disposition gemacht, so er mir nit fürgelesen. Kham demnegst auf die fürsten,
alß Baden Durlach, Anhalt, Pfaltz Lautereck, sodan auf die graffen, darunder wahr
Naßaw Sarbrück, Isenburg, Wittgenstein, ein prinz von Croy, Cunewitz und viel andere,
hernacher auf die stätte, alß Augspurg, Achen, Kaufbayren, Lindaw, dern waren auch ein
großer anzaal, endtlich sogar ad privatos; und war uber einen ieden eine absönderliche
dispositio gemacht
Ein schwed. Projekt des IPO kann für diesen Zeitpunkt nicht eindeutig bestimmt werden. Seit
Mitte 1646 waren die schwed. Ges. mit der Zusammenstellung ihrer Forderungen beschäftigt;
einen schriftlichen Entwurf sandte Salvius am 29. Juni/9. Juli 1646 der Kg.in zu (vgl. APW II
C 2 S. 360 Z. 2–3). In der folgenden Zeit wurde dieser Entwurf erheblich ausgeweitet (vgl. die
Relation von Salvius vom 7./17. September 1646; Druck: Ebenda nr. 186, hier S. 446 Z.
8–16), ohne daß eine schriftliche Fassung bekannt wäre. Im IPOs vom [4./14. April 1647]
(Druck: Meiern , APW V S. 457–468 ) sind das Haus Pfalz, Mgf. Friedrich V. Magnus von
Baden-Durlach (1594–1659; 1622 Mgf.) ( ADB VII S. 457–460 ), die Linie Pfalz-Lautereck,
die Häuser Nassau-Saarbrücken, Isenburg, Sayn-Wittgenstein, der Hg. Ernst Bogislaw von
Croy und Aerschot (1620–1684) ( NDB III S. 426–427 ), die Barone von Cunowitz und die
freien Reichsstädte ebenfalls aufgeführt. Die F.en von Anhalt finden sich nur in dem ersten
internen Projekt.
bus ire contradictores hetten. Ob man dan dieselbe nit sölte anhören? Würde ie die
notturfft erforderen, wan anders khein actus iniustitiae sölte begangen werden, den
andern theil auch zu hören. Woh es aber endtlich hinauslauffen wölte, wan man alle
solche controversias alhie erörttern sölte? Ille: Die leuthe lieffen ihnen nach und
begehrten von ihnen beystandt. Könten denselben solchs nit abschlagen. Ego: Es müße
aber dhabey unterschiedt gemacht werden zwischen sachen, so hiehero gehörten, und
denienigen, so nit dhaher gehorten. Wir würden auch vielfaltig angelauffen, verwiesen
aber derienigen sach, so hiehero nit gehörig, an ire ordentliche instantz. Es seie ie noch im
Römischen Reich recht zu finden, diese tractatus auch darauf nit angesehen, umb auß
recht krumbs und auß krumb recht zu machen. Man müße der iustitzi iren lauf laßen. Die
Lotharingische sach gehöre zu diesen tractaten, seie aber seithero nit zu erlangen gewest,
daß vor selbigen hertzogen wehre ein salvus conductus von Franckreich verwilligt
worden
Hg. Karl (III.) IV. von Lothringen (1604–1675); 1625–1634 und 1659/1661–1675 Hg.
( NDB XI S. 231–234). Frankreich verwehrte dem Hg. die Zulassung zum WFK, da der
Vertrag von Saint-Germain vom 29. März 1641 (Druck: DuMont VI.1 S. 211–212) ergebe,
daß er weder Reichsstand noch Verbündeter der Habsburger sei. Der Hg. hatte diesen Vertrag
am 28. April 1641 (Druck: Ebenda S. 213–214) gekündigt ( Dickmann S. 417).
vergleitet haben
Das Kg.reich Portugal; 1580–1640 in Personalunion mit dem Kg.reich Kastilien verbunden,
1640–1668 Aufstand und Erhebung Hg. Johanns von Braganza (1604–1656) zum Kg.,
1641/1642 Versuch einer diplomatischen Sicherung durch Verträge mit Frankreich (1641 Juni
1; Druck: DuMont VI.1 S. 214), mit den Ndl. (1641 Juni 12; Druck: Ebenda S. 215–218)
und mit England (1642 Januar 29; Druck: Ebenda S. 238–240) ( HEG III S. 658–662). Die
frz. Ges. vertraten nach außen hin die Forderung, Portugal zum WFK zuzulassen ( APW II B
1 S. LXI-LXII; APW II B 2 S. XLIII).
Ille percurrirte ferner das instrumentum pacis und kam ad punctum satisfactionis pro
corona Sueciae et militiae. Bey dem puncto satisfactionis pro corona wirdt auf gantz
Pommern, Wießmar, Pöel und Waalfisch
bestanden und daß diese letztere zu weltlichen fürstenthumben zu machen, alles aber der
cron Schweden in feudum perpetuum aufzutragen seie. Die bezahlung der militiae soll
von den stendten ubernhommen werden. Ich erinnerte, daß Kayserliche mayestätt bey
deme bestünden, daß eine iede parthey ire soldatesca selbst zahlen sölte. Die Frantzosen
hielten solches irestheils für billich, die Schweeden würden es auch thuen müeßen. Mit
der cession der praetendirten fürstenthumb und landen würde auf solchen schlag nit
fortzukommen sein, pleibe bey der Kayserlichen erclehrung ad certam generationem.
Weeniger würde die immutatio status zum weltlichen weesen zu erheben sein, seie in
Kayserlicher mayestätt macht nit, und die stendte würden es nit einwilligen
Zum Ganzen vgl. das IPOk vom [8. Mai 1646] (Druck: Meiern , APW III S. 66–73).
Wegen der Militärsatisfaktion hatten die ksl. Ges. zusätzlich in ihrer Erklärung betr. die frz.
Satisfaktion vom [31. August 1646] ( ultima generalis declaratio; Druck: Meiern , APW III
S. 712–718 ) gefordert, daß Schweden und Franzosen ihre Truppen selbst bezahlen sollten.
Dem hatten die frz. Ges. am 13. September widersprochen (vgl. APW II A 4 nr. 344).
Als schwed. Satisfaktion war im IPOk die Belehnung der regierenden Kg.in oder ihres ersten
Nachfolgers sowie der legitimen männlichen Nachfolger von beiden mit dem Hgt. Pommern
und die Überlassung des Est.s Bremen und des Hst.s Verden als geistliche Ft.er vorgesehen.
protestirenden consens wölten sie wol zuwegebringen. Der hertzog in Bayern hette sich
auch schon erclehrt, daß er ihnen nit wölte zuwieder sein. Kayserliche majestätt sein
dominus directus feudorum Imperialium, die könten darüber disponirn pro suprema
authoritate. Ego: Könten aber statum et naturam feudi nit immutirn, sonderlich in
dergleichen fahnenlehen
verordtnung, so dieselbe uber die Pfältzische, ex notorio crimine laesae maiestatis
verfallene lehen gemacht
opponirten sich beede thumbcapitul und die catholische stendte insgesambt. Ille: Es müße
dhahin kommen und dem aufsatz ires instrumenti pacis nachgangen werden, sonsten
kömme man nit zum frieden.
Ego: Wan wirdt dan endtlich daß instrumentum pacis außgeantwortet werden, dhamit
man sich darin ersehen möge, worauf deßen contenta bestehen. Ille: Sopaldt die
Frantzösische gesandten (dern ankhombst sie auf übermorgen erwarteten) wieder würden
hinwegsein. Müsten sich mit denselben zuvorderist darüber unterreden. Fragte weiters,
ob nit auch ire excellentz herr graff von Trautmansdorff wieder anhero kommen würden.
Ego antwortete mit Ja, hielte aber dhafür, daß sie wegen unpäßlichkeit, weiln dieselbe ein
fieber angestoißen, alnoch abgehalten würden, welchs er selbst dhafür gehalten und von
irer excellentz zustandt guten bericht und wißenschafft gehabt.
Eodem hab ich |:die fürstliche Hessen Darmbstättische:| besucht und bey denselben
diese particularia vernhomben, wie nhemblich für weenig stunden der fürstlich Heßen
Caßlischer Scheffer
Reinhard Scheffer (1590–1656); 1617 Rat, 1627 Kriegsrat und Generalkommissar, 1645 ao.
GR , 1653 GR und Regierungspräsident in Marburg; 1640–1641 Ges. auf dem Regensburger
RT , 1644–1649 auf dem WFK ( Strieder XII S. 286–289; ADB XXX S. 682–683 ;
Bettenhäuser S. 133).
vom frieden hetten, ob ihnen bewust, daß zu Münster der friede zwischen den
Kayserischen und Frantzosen geschloßen, wie ihnen selbiger schluß fürkomme, ob sie
vermeinten, daß es friede werden könte. Illi hetten geantwortet, daß ihnen von diesem
werck fürkommen und sich darab erfrewet hetten. Vermeinten, daß nuhmehr am frieden
nit mehr zu zweiflen, weiln ein so guter anfang gemacht worden. Darauf der Scheffer: Es
seie zue Münster alles mit dieser condition, wan auch die Schweedische alhie, sodan sie,
Heßen Caßlische, ire satisfaction haben würden, limitirt
sachen alhie mit denen Schweeden noch in weiten veldt stündten, die Heßen Caßlische
auch noch nit wüsten, waran sie sein, zu geschweigen daß sie ire satisfaction hetten.
Darzu komme noch ein secretum, so die Frantzosen denen Schweedischen, dieselbe aber
ihme, Heßen Caßlischen, communicirt hetten, warauß abzunhemmen, daß auf kheinen
frieden zuzulegen, und seie dieses, daß der könig in Spanien einen edlman mit einem
handtbriefl ahn die königin in Franckreich
der königin, von dem getroffenem heyrath zwischen dem printz in Hispanien und der
Kayserlichen princeßin
Balthasar Karl (1629–1646) und Maria Anna (1635–1696), Tochter Ferdinands III. ( Isen-
burg II Tafel 49; Stammtafeln I Tafel 16). Ihr Heiratsvertrag war am 9. Juli 1646
abgeschlossen worden, doch starb der span. Thronfolger vor der Vermählung ( Mecenseffy ,
Wien-Madrid S. 79–80). Das genannte span. Schreiben wurde nicht ermittelt.
diese formalia miteingeführt hette, daß auß solcher heyrathsverfüegung die scheinbarliche
handt Gotts zu erkennen, wie es seiner Göttlichen almacht gefällig, daß ertzhauß
Österreich von newen zu stabilirn, zu verknüpfen und für Untergang zu erretten und zu
erhalten, maßen dan auch selbigs ertzhauß dergestalt under sich verbunden und
verknüpfft seie, daß sichs selbigs weder durch die waaffen, weder durch die tractaten
noch einige andere ursach werde voneinander scheiden laßen, warauß dan (wie der
Schäffer inferirt hette) zu ersehen, daß zwischen Kaißerlicher und königlicher maiestätt in
Spanien wieder müße eine newe bündtnuß sein und also von diesen tractaten khein friede
zu gewarten. |:Darmstadienses:| respondisse, daß es ein hauß und dhahero nit so hoch zu
verdencken seie, daß sich miteinander verbinde, weiln demselben zu diesen zeiten so
starck ahn allen örtern werde zugesetzt. Seie aber nit zu verhoffen, daß solchs ahn der
friedenshandlung verhindernuß geben sölte. Seien doch Schweeden und Frantzosen
verbunden , so nit von einem hauß, warumb solches dan dem ertzhauß solte entwehrt
sein. Man sehe gleichwol, daß beede theil, die Spanische sowol alß die Kayserische,
eifrich die beforderung des friedens suchten. Darauf der Schäffer nur dieses gesagt: Man
solte seiner red gedencken. Es würde khein friedt werden, wan nit Spanien von diesen
tractaten separirt würde. Die tractaten zwischen Spanien und Hollandt hetten sich auch
zerschlagen.
Ego bedanckte mich gegen die herren abgesandten der vertraweten communication
halben und daß den Heßen Caßlischen also wol begegnet hetten. Seie eine ungereimbte
sach, itzo von exclusion der cron Spanien zu reden, dha man schon uber jahr und tag mit
selbigem könig zu Münster in tractatu stündte, ia selbe tractaten schon so weith avancirt
hette, daß etwoh ehender alß man hir würden zum schluß kommen. Deß Heßen
Caßlischen discurs esse passiones animi a pace multum alieni. Deme unangesehen würde
Gott ferners seine gnadt zum lieben frieden verliehen.
2 Erklärung der kursächsischen Gesandten zu der Erklärung der protestierenden Reichsstände
vom [14./24. August 1646], Münster 1646 August s. die. Kopie: RK FrA Fasz. 51a fol.
32–37 – Druck: Meiern , APW III S. 349–352 .
3 Proposition des französischen Gesandten de la Thuillerie vor den Generalstaaten, Den Haag
1646 August 8
(dt.) – Druck: Aitzema , Historia S. 409–411 (lat.); Aitzema , Verhael III S. 61–64 (lat.);
Aitzema , Vredehandeling II S. 106–110 (ndl.); Londorp VI S. 17–19 (lat.); NS III S.
446–447 (frz.).
Resolution der Generalstaaten auf die mündliche Proposition des französischen Residenten
Brasset
FrA Fasz. 51a fol. 38–38’, 43–43’ (frz.); ebenda fol. 39–42 (dt.) – Druck: Aitzema ,
Historia S. 416–418 (lat.); Aitzema , Verhael III S. 69–70 (ndl.); Aitzema , Vredehandeling
II S. 119–121 (frz.); Aitzema , Saken VI S. 274–276 (ndl.); Londorp VI S. 21–22 (lat.);
NS III S. 447–448 (frz.).