Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
101. Nassau an Ferdinand III Münster 1648 Mai 5
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Münster 1648 Mai 5
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI) fol. 133–134 = Druckvorlage – Kopie: ebenda
fol. 135–136’ – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/14 unfol.
Abreise Serviens nach Osnabrück 1648 V 2. Gespräch Nassaus mit niederländischen Gesand-
ten 1648 V 4; Deputation der Generalstaaten wegen Ratifikation des spanisch- niederlän-
dischen Friedens nach Seeland. Besuch Vulteius’ bei Nassau 1648 V 4; Vergleich zwischen
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt; Versicherung der künftigen Ergebenheit Hessen- Kas-
sels gegenüber Kaiser und dem Haus Habsburg.
Sambstags, den 2. dieses ist der graf Servient nacher Oßnabrückh verreist.
Vorgestern seindt die beyde Holländtische gesandte Mantenes und Paw
sodan auch der gesandte wegen Gröningen, nomine Clant, alher wieder
angelanget, welche alsopaldt vonn den herrn königlichen Spanischen be-
sucht worden. Und weilen sie mich vonn ihrer ankunfft berichten laßen,
alß hab ich sie gestern visitiret und vonn ihnen verstanden, das auch der
herr Knüyt wegen Seelandt und dan der herr Ripperda, Oberyßelischer
gesandte, ehist folgen werden. Waß Seelandt anbelangte, hetten die herrn
Generalstaaten dorthin eine ansehentliche deputation und commission
abgefertigt, um sie zu acceptation deß friedenß zu ermahnen, glaubten,
daß herr de Knuyt sich selbst gehrn noch dabey finden und deren ver-
richtung abwarten wolle, wehre sonsten ahn ihrem friedenschluß nit zu
zweifflen.
So ist auch gestern der alhie anwesender Heßen Caßelischer gesandter Dr.
Vultaeius zue mir kommen und angezeigt, das er nacher Caßel – alwoh
die mißhelligkeiten zwischen beeden heußern Heßen Caßel und Heßen
Darmbstatt wegen deß Marpurgischen successionsstreits nunmehr durch
hertzogs Ernst von Saxen Weymar interposition
verglichen und alle verträg, so zwischen denselben anno 1627 aufgerichtet
gewesen
und frolocken ietziger aufgerichteter vertrag
Bezug auf den zwischen Hessen-Kassel und -Darmstadt 1648 IV 14[/24] verglichenen
Haupt- (Kopie: StK FrA Ka. 8 fol. 1605–1628 – Druck: Meiern V, 677 –683; ST VI.1,
213–224) und Nebenrezeß (Text: Meiern V, 684 –687).
und gäntzlichen außgefertigt worden, auch die fahnen und standarten, so
etwah Heßen Caßel vonn Heßen Darmbstatt hiebevor überkommen, von
den Stangen abgerißen und die stangen verbrandt worden sei〈en〉 –, umb
ein und anders zu expediren helffen, reysen und darnach wieder an-
herkommen würde. Der vergleich seie hauptsächlich, daß Heßen Caßel
vorerst die patrimonialstücke, alß Schmalkalden, die niedergraffschafft
Catzenelenbogen und andere, als selbiger lini von alters angehörig und
aigenthumb, verpleiben
Gemeint sind das Amt Schmalkalden, die Niedergft. Katzenelnbogen sowie weitere Terri-
torien , die mit dem Hauptakkord von 1627 an Hessen-Darmstadt gefallen waren. – Vgl.
§ „Nemlich erstlichen“ des Hauptrezesses von 1648 (Text: Meiern V, 677 zweiter Abs.; ST
VI.1, 213 letzter Abs.).
vier theil getheilet, davon jedes viertentheil jährlichen ahn sechsund-
zwantzigtausendt florin angeschlagen worden, davon Heßen Caßell ein
viertentheil, Heßen Darmstatt aber zwey viertentheil, vom vierten vier-
tentheil aber Heßen Caßell für fünfthausendt florin jährlicher renten
landt, der ubrige rest aber Heßen Darmbstatt zugetheilet worden
Bezug auf § „Nechst diesem und zum andern“ des Hauptrezesses von 1648 (Text: Meiern
V,677 letzterAbs.; ST VI.1, 214 zweiter Abs.).
gegen Heßen Caßel für die inbehaltung Marpurg Heßen Darmbstatt zu
erbawung einer fürstlichen residentz in fünf vierteljahr sechszigtausendt
florin Rheinisch zu zahlen schüldig sein solle
Bezug auf § „Demnach auch zum vierdten“ des Hauptrezesses von 1648 (Text: Meiern V,
678 letzter Abs.; ST VI.1, 216 zweiter Abs.).
ser vertrag von sich gangen und also nunmehr mit Ewer Kayßerlicher
Mayestätt das fürstliche hauß Heßen Caßel versöhnet und alles, waß
etwa ungleich vorgangen, zumahlen außgeleschet sein würde. Eß würde
die fraw landtgräffin sowohl alß dero herr sohn, landtgraff Wilhelmb
gnaden, sopaldt diese sachen zur execution kommen, nit underlaßen,
Ewer Kayßerlicher Mayestätt und dero höchstlöblichsten ertzhauße mit
allem solchen allerunderthänigsten respect, gehorsamb, trew und dienst-
willigkeit zu begegenen, das Ewer Kayßerliche Mayestätt alles, waß gegen
ihren willen und auß noth (wie er sagte) vorgangen, in allergnädigsten
vergeß zu stellen und das fürstlich Heßen Caßelische hauß in dero Kay-
serliche hulden und gnaden aufzunemmen und zu erhalten ursach neh-
men würden.