Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 XI 16
1646 XI 16
Freitag
Freytags, den 16. huius, referirn wir sein ankunfft und
anbringen beim herrn obristhofmeister, auch waß die protestantes durch
einen außschuss an unß gebracht, mit denn catholischen in ein conferentz
ze tretten [ 1521 ].
Eodem ad ducem Savelli [ 1522 ].
Eodem haben herr graf von Nassau und ich, Volmar, uff erinnern herrn
obristhofmeisters den Oxenstirn per officium salutationis besuecht, der sich
erstens solcher höflicheit bedankht mit vermelden, er were allher kommen,
mit denn Franzosischen gsandten noch ettlich puncten zu vergleichen, so
auch allberait geschehen. Und were demnach morgen oder übermorgen wider
nach Oßnabrukh zu verraisen in hoffnung, weil ihre tractaten daselbsthien ver-
legt worden; es wurden auch die Kayserlichen, selbige aldort zu volnfüeren,
sich belieben lassen. Wie er dann erbiettig sei, alsbaldt zu seiner hinüber-
kunfft das instrumentum pacis außzelifern, damit man sich darüber endtlich
vergleichen köndt. Respondimus, wir vernemmen sehr ungern, daß er sein
raiß so baldt wider zurukhnemmen wolte. Hetten verhofft, er wurde sich
belieben lassen, die noch streittige puncten, sonderlich waß der cron Schwe-
den praetendirte satisfaction anlangte, allhier mit Ihrer Excellentz, dem herrn
Kayserlichen principalplenipotentiario, ze agiustirn. Dann wir wüßten zwar
allerseits wol, daß beeder cronen fridenshandlungen an underschieden
maalstätten verlegt, begehrten auch dißortts der cron Schweden nichts
ze praeiudicirn, diweil aber es ie die glegenheit also an handt geben, daß
anietzt beede herrn Schwedische plenipotentiarii sich allhier befinden theten
und Ihrer Excellentz, dem herrn obristhofmeister, derzeit wegen obligender
leibsindisposition über landts ze raisen ohne gfar dero constitution nit müg-
lich , so hetten sie und wir alle verhofft, sie, herrn Schwedische gsandten,
würden sich belieben lassen, diejenige hauptpuncten, so noch mit inen un-
erörttert schwebten, allhie zu vergleichen. Im übrigen, wan es zu endtlicher
stipulation, auffricht- und sollenisation der instrumentorum gelangen soll,
so werde man sich disseit gar nit entgegensein lassen, solches an seinem
gehörigen ortt zu verrichten. Inmittelst ist der Salvius auch herbeikommen,
da nun diser discurs reassumirt und von unß ferner darauff insistirt worden,
daß er, Oxenstiern, und Salvius allhie der handlung ferner abwartten sollen,
dan anderst wurde es gwißlich der sachen nit wenig verhindernus geben und
allerhandt misstraulichen gedankhen verursachen. Oxenstiern aber blieb fest
uff seiner intention abzeraisen, sagte, die tractatus weren an zwei abgeson-
derte ortt verlegt. Daß er herkommen, were auß veranlaassung ihrer mit
den Franzosen habender alliance geschehen, daß ie ein partey mit der andern
ze conferirn von- und zuraisen solte. Inen als ministris wurde nit verantt-
worttlich sein, die tractatus zu verendern in praeiudicium der cron.
Waß aber die materias pacificationis und sonderlich die satisfaction der cron
Schweden antreffen thet, da hette er wie auch Salvius dem herrn grafen von
Trautmansdorff umbstandtlich vorgehalten, worauff die cron Schweden zu
verharren gedecht, bei deme es noch zu verbleiben. Replicatum, es were
zwar solche mundtliche conversation biß daher öffters und nun über jar und
tag vorgangen, aber noch nie kein satte verabschiedung geschehen, darauff
man sich fundirn köndte. Wann man frid machen wolt, so müeßte man der-
maln zum zweckh schreitten und sich gegeneinander recht vernemmen
lassen. Unß were von dem herrn Venetianischen ambassador vertröstung
beschehen, daß ihre postulata satisfactionis zu papyr gesetzt und unß zuge-
stellt werden solten. Verhofften, es wurde dem also folg beschehen, damit
wir unß darüber bedenkhen und erclären möchten. Oxenstiern sagte, herr
Salvius hette ein concept gemacht, so er mir, Volmarn, zwar zugestellt und
verlesen lassen, aber wider zu sich begehrt, mit andeütten, es were noch
waß daran zu endern. Summa scripti fuit: Vorderpommern sambt einschluss
der statt Stettin und deren suburbio jenseit der Oder an der brukh, Gartz ,
insul Wollin
, bisthumb Camin, sodann statt und haven Wißmar, das fort
Walfisch , zweyen andern ämbtern, ertzbisthumb Bremen, bisthumb Verden,
daß ambt Wilshausen
, so zwar zum ertzstifft Bremen gehörig, derzeit aber
dem bisthumb Munster umb einen gwissen pfandtschilling versetzt wer;
diße stiffter auch zu weltlichen fürstenthumb und auffhebung deß kirchen-
staats , alle solche landtschafften zu ewigem lehen vom reich an die cron
Schweden, derentwegen uffs reichs- und craißtagen tot vota quot principatus,
privilegium de non appelando. Dem hertzogen von Mechelburg soll pro
ricompensa daß bisthumb Ratzenburg
Administrator des Stiftes Ratzeburg war Gustav Adolf von Mecklenburg (1633–1695), 1654
Hg. von Mecklenburg-Güstrow, der 1636 auf Hg. August von Braunschweig-Lüneburg (1568–
1636) gefolgt war und unter der Vormundschaft Adolf Friedrichs I. von Mecklenburg-Schwerin
stand. Das Kapitel war die Verpflichtuug eingegangen, zu Administratoren immer Mitglieder
der Häuser Mecklenburg oder Braunschweig-Lüneburg zu wählen.
allein gelassen und Lüneburg darvon
abgewisen werden. Churbrandenburg wollen sie pro consensu praeter reli-
qua , so ime in ricompensa ze geben, Hinderpommern restituirn. Begehren
letstlich satisfactionem militiae.
Als wir nun diß verlesen, haben wir vermeldet, es befinden sich hierinn sachen
von grosser consideration und lass sich ex tempore darauff nit antwortten,
wolten verhoffen, sie würden unß abschrifft darvon zustellen, so sie ver-
tröstet , und möchte noch disen abendt geschehen. Sodan haben wir weiter
instantias gemacht, in allweg nöthig ze sein, daß herr Oxenstirn sich noch
lenger auffhalten thet, wenigs so lang, biß der Französische resident Romain
vom churfürsten von Brandenburg zurukhkomme und man wisse, worauff
sein resolution beruhe. Mit wölcher occasion dan weiter discurirt worden
von diesem consens. Oxenstirn sagte, sie hetten bevelch empfangen, mit
denn Churbrandenburgischen ze handlen und sich mit inen zu vergleichen,
dise aber hetten erstens gar keinen gwalt gehabt, folgendts aber einen zur
handt gebracht, so dermaassen general gewesen, daß sie mit inen nichts
hetten schliessen könden. Es desiderirte die cron Schweden einmal, solchen
antheil an Pommern mit deß churfürsten guettem willen ze haben, und glaubte,
wann man demselben anderwerts entgegengienge, daß es nit so grosse
difficultet haben wurde. Müeßten zwar an ihrem ortt bekennen, daß die cron
Schweden ihre satisfaction nit sovil an Brandenburg als an Ihr Kayserliche
Maiestät ze suechen, als mit deren sie den krieg gefüert; die möchten fol-
gendts drauff gedenkhen, wie der consens von Brandenburg erhalten und
deme ein recompensa entgegengesetzt werden möchte. Nos, auß diser sach
sei mit kurtzen umbständen zu kommen, die cron Schweden woll ihren vor-
nembsten partem satisfactionis auß Pommern haben, daß müess eintweder
mit oder one consens deß herrn churfürsten von Brandenburg geschehen.
Wann der churfürst consentir, so sei Schweden erbiettig, ime Hinder-
pommern ze restituirn, doch daß ime darneben mehrer ricompensa erfolgt
werde. Da sei nun die frag, waß daß vor ein recompens sein soll. Die Chur-
brandenburgischen hetten sich gegen denn Schweden vernemmen lassen,
daß man drei fürstenthumb in Schlesien und 5 bisthumb im reich geben soll.
Uff dise form were der wexl wol umb das gantz churfürstenthumb Branden-
burg und Pommern zugleich ze treffen. Einmal vor allemal aber müess man
wissen, daß Ihr Kayserliche Maiestät dem herrn churfürsten mehr nit dan
daß bisthumb Halberstatt mit seiner maass überlassen, auß der Schlesien
aber und andern ihren erblanden aber ime nit eines fueß brait weiter ein-
raumen werden. Woll der herr churfürst mit Halberstatt und halb Pommern
content sein, wol und guett, wo nit, so werden Ihr Maiestät ihme gar nichts
geben, inmaassen auch Sein Churfürstliche Durchlaucht dergleichen anfor-
derung ze thuen weder fundament noch ursach hab. Ihr Kayserliche Maiestät
haben kein anlaaß noch ursach geben, daß Pommern verlohren worden,
seyens auch nit schuldig ze büessen. Es stehe also auff deme, ob die cron
Schweden gegen überlassung Vorderpommern den herrn churfürsten mit
Hinderpommern und Halberstadt gnugsamb satisfacirt achten und darauff
den friden schliessen woll, so wurdt es baldt sein richtigkheit haben. Wann
aber die cron Schweden die sach gegen Ihr Kayserliche Maiestät wegen deß
Brandenburgischen aequivalents noch weiters treiben wolten, so derffte es
nit vil disputierens, sondern wurde uff dise weiß kein fridt erhebt werden
könden. Im fahl dann Churbrandenburg gar nit zum consens zu bewe-
gen , alsdann müeßte man wissen, ob die cron Schweden gantz Pommern
innzehalten begehrte und sich mit deme begnüegen lassen wolte, daß Ihr
Kayserliche Maiestät, chur-, fürsten und stände deß reichs sambt der cron
Frankreich sie dabei ze mantenirn sich verbündtlich machten. Casu quod sic
sei der frid gemacht, casu quod non bedarff man sich abermaln mit disputaten
nit auffzehalten, sondern wurde clar am tag sein, daß es zu keinem friden
kommen köndt. Oxenstiern und Salvius haben hierüber einander angesehen
und bekendt, daß es dahienauß müeßte, auch erbotten, ihre postulata auff
dergleichen alternativam ze richten.
Als wir nun hierauff den abschied genommen und ich, Volmar, dem Salvio
zugesprochen, daran ze sein, daß der Oxenstirn noch lenger verbleiben
möcht, mit vermelden, anderst wurden wir, Kayserliche, es vor eine ruptur
auffnemmen müessen, sagte er, daß er es nit gern sehe, daß der Oxenstirn
hinwegeile, doch vermeinte er, noch lenger allhie zu bleiben.
Sobaldt wir nun herrn obristhofmeistern relation gethan, ist rathsamb be-
funden worden, hiervon dem Venetianischen ambasciator parte ze geben.
Gleich disen abendt umb 5 uhr hatt herr Oxenstirn in herrn grafens von
Nassau quartier unß die revisita erstattet und nochmaln seinen abschied
genommen, doch vermeldt, daß, als er eben ietzt bei der duchessa von
Longavilla gewesen, ime wer angezeigt worden, daß der Saint Romain
widerkommen, dessen relation villeicht ursach geben möcht, sein raiß morn-
drigen tags noch einzestellen. Im ubrigen ist er bei kurtzer recapitulation
dessen, so zuvor mit ime discurirt worden, geblieben, vermeldend, es sei
eben Pommern böß ze theilen. Ego, der sachen wer wol ze helffen, sie sollen
nur machen, daß Brandenburg nit consentir, so haben sie ursach, es gar
zu behalten.
Post ipsius discessum haben wir unß alsbaldt zum Venetianischen ambas-
sador verfüegt und ime von allem disem verlauff parte gegeben mit ersue-
chen , sein officia zu interponirn, daß er, Oxenstiern, von diser zurukhraiß
möchte divertirt werden, zugleich auch bei den Franzosen zu erkundigen,
waß Romain vor eine resolution vom churfürsten zurukhgebracht und
worauff der Franzosen negociati mit denn Schweden bestehen theten. Dann
weil sie, Franzosen, den punctum satisfactionis und andere noch streittige
sachen, auch von unß gesetzte conditiones mit denn Schweden richtig ze
machen sich benommen, so were unß daran gelegen, ze wissen, worauff ein
und anders erwenden thet. Wölch unser begehren er, Venetus, gantz billich
erachtet und deme alsbaldt nachzesein sich erbotten. Wie auch beschehen.
anbringen beim herrn obristhofmeister, auch waß die protestantes durch
einen außschuss an unß gebracht, mit denn catholischen in ein conferentz
ze tretten [ 1521 ].
Eodem ad ducem Savelli [ 1522 ].
Eodem haben herr graf von Nassau und ich, Volmar, uff erinnern herrn
obristhofmeisters den Oxenstirn per officium salutationis besuecht, der sich
erstens solcher höflicheit bedankht mit vermelden, er were allher kommen,
mit denn Franzosischen gsandten noch ettlich puncten zu vergleichen, so
auch allberait geschehen. Und were demnach morgen oder übermorgen wider
nach Oßnabrukh zu verraisen in hoffnung, weil ihre tractaten daselbsthien ver-
legt worden; es wurden auch die Kayserlichen, selbige aldort zu volnfüeren,
sich belieben lassen. Wie er dann erbiettig sei, alsbaldt zu seiner hinüber-
kunfft das instrumentum pacis außzelifern, damit man sich darüber endtlich
vergleichen köndt. Respondimus, wir vernemmen sehr ungern, daß er sein
raiß so baldt wider zurukhnemmen wolte. Hetten verhofft, er wurde sich
belieben lassen, die noch streittige puncten, sonderlich waß der cron Schwe-
den praetendirte satisfaction anlangte, allhier mit Ihrer Excellentz, dem herrn
Kayserlichen principalplenipotentiario, ze agiustirn. Dann wir wüßten zwar
allerseits wol, daß beeder cronen fridenshandlungen an underschieden
maalstätten verlegt, begehrten auch dißortts der cron Schweden nichts
ze praeiudicirn, diweil aber es ie die glegenheit also an handt geben, daß
anietzt beede herrn Schwedische plenipotentiarii sich allhier befinden theten
und Ihrer Excellentz, dem herrn obristhofmeister, derzeit wegen obligender
leibsindisposition über landts ze raisen ohne gfar dero constitution nit müg-
lich , so hetten sie und wir alle verhofft, sie, herrn Schwedische gsandten,
würden sich belieben lassen, diejenige hauptpuncten, so noch mit inen un-
erörttert schwebten, allhie zu vergleichen. Im übrigen, wan es zu endtlicher
stipulation, auffricht- und sollenisation der instrumentorum gelangen soll,
so werde man sich disseit gar nit entgegensein lassen, solches an seinem
gehörigen ortt zu verrichten. Inmittelst ist der Salvius auch herbeikommen,
da nun diser discurs reassumirt und von unß ferner darauff insistirt worden,
daß er, Oxenstiern, und Salvius allhie der handlung ferner abwartten sollen,
dan anderst wurde es gwißlich der sachen nit wenig verhindernus geben und
allerhandt misstraulichen gedankhen verursachen. Oxenstiern aber blieb fest
uff seiner intention abzeraisen, sagte, die tractatus weren an zwei abgeson-
derte ortt verlegt. Daß er herkommen, were auß veranlaassung ihrer mit
den Franzosen habender alliance geschehen, daß ie ein partey mit der andern
ze conferirn von- und zuraisen solte. Inen als ministris wurde nit verantt-
worttlich sein, die tractatus zu verendern in praeiudicium der cron.
Waß aber die materias pacificationis und sonderlich die satisfaction der cron
Schweden antreffen thet, da hette er wie auch Salvius dem herrn grafen von
Trautmansdorff umbstandtlich vorgehalten, worauff die cron Schweden zu
verharren gedecht, bei deme es noch zu verbleiben. Replicatum, es were
zwar solche mundtliche conversation biß daher öffters und nun über jar und
tag vorgangen, aber noch nie kein satte verabschiedung geschehen, darauff
man sich fundirn köndte. Wann man frid machen wolt, so müeßte man der-
maln zum zweckh schreitten und sich gegeneinander recht vernemmen
lassen. Unß were von dem herrn Venetianischen ambassador vertröstung
beschehen, daß ihre postulata satisfactionis zu papyr gesetzt und unß zuge-
stellt werden solten. Verhofften, es wurde dem also folg beschehen, damit
wir unß darüber bedenkhen und erclären möchten. Oxenstiern sagte, herr
Salvius hette ein concept gemacht, so er mir, Volmarn, zwar zugestellt und
verlesen lassen, aber wider zu sich begehrt, mit andeütten, es were noch
waß daran zu endern. Summa scripti fuit: Vorderpommern sambt einschluss
der statt Stettin und deren suburbio jenseit der Oder an der brukh, Gartz ,
insul Wollin
Walfisch , zweyen andern ämbtern, ertzbisthumb Bremen, bisthumb Verden,
daß ambt Wilshausen
dem bisthumb Munster umb einen gwissen pfandtschilling versetzt wer;
diße stiffter auch zu weltlichen fürstenthumb und auffhebung deß kirchen-
staats , alle solche landtschafften zu ewigem lehen vom reich an die cron
Schweden, derentwegen uffs reichs- und craißtagen tot vota quot principatus,
privilegium de non appelando. Dem hertzogen von Mechelburg soll pro
ricompensa daß bisthumb Ratzenburg
Administrator des Stiftes Ratzeburg war Gustav Adolf von Mecklenburg (1633–1695), 1654
Hg. von Mecklenburg-Güstrow, der 1636 auf Hg. August von Braunschweig-Lüneburg (1568–
1636) gefolgt war und unter der Vormundschaft Adolf Friedrichs I. von Mecklenburg-Schwerin
stand. Das Kapitel war die Verpflichtuug eingegangen, zu Administratoren immer Mitglieder
der Häuser Mecklenburg oder Braunschweig-Lüneburg zu wählen.
abgewisen werden. Churbrandenburg wollen sie pro consensu praeter reli-
qua , so ime in ricompensa ze geben, Hinderpommern restituirn. Begehren
letstlich satisfactionem militiae.
Als wir nun diß verlesen, haben wir vermeldet, es befinden sich hierinn sachen
von grosser consideration und lass sich ex tempore darauff nit antwortten,
wolten verhoffen, sie würden unß abschrifft darvon zustellen, so sie ver-
tröstet , und möchte noch disen abendt geschehen. Sodan haben wir weiter
instantias gemacht, in allweg nöthig ze sein, daß herr Oxenstirn sich noch
lenger auffhalten thet, wenigs so lang, biß der Französische resident Romain
vom churfürsten von Brandenburg zurukhkomme und man wisse, worauff
sein resolution beruhe. Mit wölcher occasion dan weiter discurirt worden
von diesem consens. Oxenstirn sagte, sie hetten bevelch empfangen, mit
denn Churbrandenburgischen ze handlen und sich mit inen zu vergleichen,
dise aber hetten erstens gar keinen gwalt gehabt, folgendts aber einen zur
handt gebracht, so dermaassen general gewesen, daß sie mit inen nichts
hetten schliessen könden. Es desiderirte die cron Schweden einmal, solchen
antheil an Pommern mit deß churfürsten guettem willen ze haben, und glaubte,
wann man demselben anderwerts entgegengienge, daß es nit so grosse
difficultet haben wurde. Müeßten zwar an ihrem ortt bekennen, daß die cron
Schweden ihre satisfaction nit sovil an Brandenburg als an Ihr Kayserliche
Maiestät ze suechen, als mit deren sie den krieg gefüert; die möchten fol-
gendts drauff gedenkhen, wie der consens von Brandenburg erhalten und
deme ein recompensa entgegengesetzt werden möchte. Nos, auß diser sach
sei mit kurtzen umbständen zu kommen, die cron Schweden woll ihren vor-
nembsten partem satisfactionis auß Pommern haben, daß müess eintweder
mit oder one consens deß herrn churfürsten von Brandenburg geschehen.
Wann der churfürst consentir, so sei Schweden erbiettig, ime Hinder-
pommern ze restituirn, doch daß ime darneben mehrer ricompensa erfolgt
werde. Da sei nun die frag, waß daß vor ein recompens sein soll. Die Chur-
brandenburgischen hetten sich gegen denn Schweden vernemmen lassen,
daß man drei fürstenthumb in Schlesien und 5 bisthumb im reich geben soll.
Uff dise form were der wexl wol umb das gantz churfürstenthumb Branden-
burg und Pommern zugleich ze treffen. Einmal vor allemal aber müess man
wissen, daß Ihr Kayserliche Maiestät dem herrn churfürsten mehr nit dan
daß bisthumb Halberstatt mit seiner maass überlassen, auß der Schlesien
aber und andern ihren erblanden aber ime nit eines fueß brait weiter ein-
raumen werden. Woll der herr churfürst mit Halberstatt und halb Pommern
content sein, wol und guett, wo nit, so werden Ihr Maiestät ihme gar nichts
geben, inmaassen auch Sein Churfürstliche Durchlaucht dergleichen anfor-
derung ze thuen weder fundament noch ursach hab. Ihr Kayserliche Maiestät
haben kein anlaaß noch ursach geben, daß Pommern verlohren worden,
seyens auch nit schuldig ze büessen. Es stehe also auff deme, ob die cron
Schweden gegen überlassung Vorderpommern den herrn churfürsten mit
Hinderpommern und Halberstadt gnugsamb satisfacirt achten und darauff
den friden schliessen woll, so wurdt es baldt sein richtigkheit haben. Wann
aber die cron Schweden die sach gegen Ihr Kayserliche Maiestät wegen deß
Brandenburgischen aequivalents noch weiters treiben wolten, so derffte es
nit vil disputierens, sondern wurde uff dise weiß kein fridt erhebt werden
könden. Im fahl dann Churbrandenburg gar nit zum consens zu bewe-
gen , alsdann müeßte man wissen, ob die cron Schweden gantz Pommern
innzehalten begehrte und sich mit deme begnüegen lassen wolte, daß Ihr
Kayserliche Maiestät, chur-, fürsten und stände deß reichs sambt der cron
Frankreich sie dabei ze mantenirn sich verbündtlich machten. Casu quod sic
sei der frid gemacht, casu quod non bedarff man sich abermaln mit disputaten
nit auffzehalten, sondern wurde clar am tag sein, daß es zu keinem friden
kommen köndt. Oxenstiern und Salvius haben hierüber einander angesehen
und bekendt, daß es dahienauß müeßte, auch erbotten, ihre postulata auff
dergleichen alternativam ze richten.
Als wir nun hierauff den abschied genommen und ich, Volmar, dem Salvio
zugesprochen, daran ze sein, daß der Oxenstirn noch lenger verbleiben
möcht, mit vermelden, anderst wurden wir, Kayserliche, es vor eine ruptur
auffnemmen müessen, sagte er, daß er es nit gern sehe, daß der Oxenstirn
hinwegeile, doch vermeinte er, noch lenger allhie zu bleiben.
Sobaldt wir nun herrn obristhofmeistern relation gethan, ist rathsamb be-
funden worden, hiervon dem Venetianischen ambasciator parte ze geben.
Gleich disen abendt umb 5 uhr hatt herr Oxenstirn in herrn grafens von
Nassau quartier unß die revisita erstattet und nochmaln seinen abschied
genommen, doch vermeldt, daß, als er eben ietzt bei der duchessa von
Longavilla gewesen, ime wer angezeigt worden, daß der Saint Romain
widerkommen, dessen relation villeicht ursach geben möcht, sein raiß morn-
drigen tags noch einzestellen. Im ubrigen ist er bei kurtzer recapitulation
dessen, so zuvor mit ime discurirt worden, geblieben, vermeldend, es sei
eben Pommern böß ze theilen. Ego, der sachen wer wol ze helffen, sie sollen
nur machen, daß Brandenburg nit consentir, so haben sie ursach, es gar
zu behalten.
Post ipsius discessum haben wir unß alsbaldt zum Venetianischen ambas-
sador verfüegt und ime von allem disem verlauff parte gegeben mit ersue-
chen , sein officia zu interponirn, daß er, Oxenstiern, von diser zurukhraiß
möchte divertirt werden, zugleich auch bei den Franzosen zu erkundigen,
waß Romain vor eine resolution vom churfürsten zurukhgebracht und
worauff der Franzosen negociati mit denn Schweden bestehen theten. Dann
weil sie, Franzosen, den punctum satisfactionis und andere noch streittige
sachen, auch von unß gesetzte conditiones mit denn Schweden richtig ze
machen sich benommen, so were unß daran gelegen, ze wissen, worauff ein
und anders erwenden thet. Wölch unser begehren er, Venetus, gantz billich
erachtet und deme alsbaldt nachzesein sich erbotten. Wie auch beschehen.