Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 III 10

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1646 III 10
Samstag

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24 Sambstags] am Rande: NB: Churbayerischer gsandten apud Caesareanos protestatio
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de non continuando bello.
Sambstags, den 10. diß, vormittag sein die Chur-
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bayerischen abgesandten, herr von Haßlang und Dr. Krebs, bei Ihr Excel-
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lentz , herrn grafen von Trautmansdorff, in ihrem losament, beywesend herrn
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grafens von Nassau und mein, Volmars, erschienen. Brachte Dr. Krebs vor,
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sie hetten von ihrem gnedigsten herrn bevelch empfangen, mit unß von
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nachfolgenden puncten unterred ze halten:

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Und erstlich, nachdem die hohe nothurfft erforderte, die fridenstractaten
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auff all eusseriste mittl und weeg zu befürdern und wenigst sich deroselben
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noch vor erfolgender campagna soweit zu versichern, daß der feindtlichen
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cronen weiterer fürbruch dardurch möchte gestekht und weiterer verlust
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verhüettet werden, so were zu bedenkhen, ob man nit die sachen etwan zu
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einem armistitio möchte bringen könden. Sie hetten verspürt, daß die cron
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Frankreich vermuttlich nit ungenaigt dazu sein würde. Und weil der conte

[p. 555] [scan. 603]


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d’Avaux jüngst zu Oßnabrukh selbst deßwegen mit denn Schwedischen
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plenipotentiariis gehandlet, selbige sich aber dem general Torstensohn hier-
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under ze schreiben erbotten und dann verlautte, daß ein Schwedischer officir
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auß dem läger zu Oßnabrukh ankommen, wolten sie verhoffen, der werde
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villeicht ein resolution in disem puncto gebracht haben. Wa aber das nit wer,
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so verstüenden sie, daß der Salvius inner 8 tagen allher kommen solte.
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Begehrten, Ihr Excellentz uff solchen fahl gelegenheit suechen wolten, von
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solchem puncten mit ime ze handlen. Es hette sich auch der Venetianische
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ambassador daß seinig dabei ze thuen erbotten. Zeigten dabei an, daß der
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Mortagni

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Caspar Cornelius Mortaigne (gest. 1647), schwedischer Generalmajor, seit 1646 Generalfeld-
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marschall mit dem Kommando über die hessischen Truppen.
außgeschlagen, die cron Schweden wer zwar zum friden genaigt,
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und wann man derselben Pommern in handen lass, würde man baldt zum
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schluss kommen. Wa nit, so weren sie auß Schweden noch 5 000 zu fueß und
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3000 pferdt gewärttig, und wan von denn Franzosen uber den Rein zugleich
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wider ein diversion gemacht, weren sie resolvirt, hauptsachlich auff die
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Kayserlichen ze gehen. Deßgleichen hette der Venetianische ambassador von
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seinem nach Stokholm geschikhten secretario

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Es handelt sich wohl um Vincentio Generini, der am 15. Dezember 1645 von Münster abreiste und
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am 6. April 1646 dorthin zurückkehrte. Vgl. APW [ II C 2 S. 25 Anm. 1. ]
bericht, daß in Schweden
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12 000 mann ze fueß geworben würden, da ime der Oxenstirn selbsten gesagt,
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sie wolten disen sommer den Kayser und daß reich dermaassen ruinirn, daß
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sie nit allein ietzt, sondern auch künfftig keinen krieg mehr füeren köndten.
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Es erforderte demnach ja die hohe nothuerfft, daß man sich beizeitten zum
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friden entschliessen thete. Zum andern patten sie, daß Ihr Excellentz daran
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sein wolte, auff daß die Pfaltzische sach one mehrern anstandt vor dem chur-
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fürstlichen collegio reassumirt und abgehandlet würde, da sie dann den
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Pfaltzischen gsandten dahien weisen möchten, sich beim churfürstlichen
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collegio anzegeben, oder daß wenigst beederseits hauptinteressirte ihre an-
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bringen dem Churmaintzischen directorio insinuirn theten. Waß dabei die ab-
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stattung der 13 millionen anlangte, da hielten sich Ihr Churfürstliche Durch-
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laucht an Ihr Kayserliche Maiestät und das landt ob der Ens, mit erzehlung,
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wie hoch sie weren laedirt worden, indem sie auß dem landt ob der Enß
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jarlichs 5 pro 100, auß der Obern Pfaltz aber nit 2 pro 100 hetten haben könden
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und die gantze zeit ihrer innhabung nit über 200 000 gulden darauß
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genossen, derentwegen auch bei ihren landtständen mehr dann ein million
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schulden machen müessen, darumben sie dann noch wol einen regress haben
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köndten. Setzten überdiß hinzu, wan es mit der Pfaltzischen sach und der
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chur quoad octauum electoratum zur richtigkheit kommen thet, wurde
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mans gwißlich in vilem anderm zu geniessen haben. Solten aber Ihr Chur-
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fürstliche Durchlaucht hiebei die verhoffte assistentz nit finden, wurden sie
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ander appoggio ze suechen benöthigt sein. Drittens, weil die befürderung
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deß fridens auch guettentheils an dem puncto satisfactionis coronarum
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gelegen und dißortts mit denn Schweden zimblich weit fortkommen wer,

[p. 556] [scan. 604]


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als petten sie, man wolt deßwegen auch mit den Franzosen handlen. Ihr
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gnedigster herr möge zwar dem hauß Österreich wol gonnen, daß deme
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seine landt und leütt wider zurukhgeben werden, da aber die cron Frank-
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reich sich nit wolte abweisen lassen, so sehe er auch die mittel nit, wie mans
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mit gwalt widererobern könde. Dan Ihr Churfürstliche Durchlaucht einmal
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keiner weitern campagna erwartten könde noch wolle. Man müeßte dem-
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nach sehen, wie man sich accomodirn köndt.

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Darauff wardt geanttworttet: Ad primum, Ihr Kayserliche Maiestät hetten
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sich schon in responsionibus ad coronarum propositiones vernemmen las-
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sen , daß dero ein kurtzes armistitium, den friden dest leichter zu erheben, nit
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zuwider; daß es aber von denselben außgeschlagen, müeßte man an sein ortt
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gestellt sein lassen. Ihr Excellentz, herr obristhoffmeister, wurde ein und
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andere apertur, so hierzu uff ankunfft deß Salvii oder sonst an handt gehen
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möchte, nit außschlagen, sondern deren gern nachsetzen. Ad secundum
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haben Ihr Excellentz selbst angezeigt, waß deßwegen mit dem Pfaltzischen
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gsandten geredt worden, wolten zwar nochmaln in ine setzen, solt auch von
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übrigen collegis data occasione alles fleiß geschehen. Allein hette derselb sich
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vernemmen lassen, daß er sein herrn principaln drunder zuschreiben und
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seiner anttwort erwartten müeßte, wolche inner 10 oder 12 tagen einkom-
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men wurde. Daher zu besorgen, er werde sich ehender zu nichts einlassen.
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Sonst wurde bei abhandlung diser Pfältzischen sach auch zumaln Ihr Chur-
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fürstlicher Durchlaucht satisfaction umb die 13 million sich finden und one
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diselb nichts geschlossen werden. Ad tertium hette man gern ehender disen
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punctum vor die handt genommen, wann die stände mit ihrem guettachten
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ehender heraußgangen weren, weil ja in so schwerer sach one solches zu ver-
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fahren bedenkhlich wer. Man sei demnach vorhabens, biß nechstkommen-
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den montag hierunder mit denn mediatoribus ze handlen und so weit her-
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außzegehen , daß die Franzosen ihre vorwendende gelosia fallen ze lassen
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ursach haben werden.

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Hiebei meldet der von Haßlang, man hette doch mit Schweden onerwarttet
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der ständen guettachtens gehandlet. Responsum, es wer ein grosser unter-
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schied gegen denn Franzosen, dann disen hette man nit allein nichts ver-
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sprochen , sondern sie hetten sich auch verobligirt, nichts ze fordern. Denn
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Schweden wer allzeit von den protestirenden indemnitas zugesagt, auch
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anvor mit ihnen handlung uff ein anzahl million goldts gepflogen worden.

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