Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 X 8
1645 X 8
Sonntag
Dominica, 8. huius, seind die Spanischen gesandten don
Diego Saavedra und Bruin zu unß kommen, mit relation, daß vorigen tags
die mediatores bei hern conte Pineranda gewesen, zwar unterm schein einer
visita per cortesia, hetten aber dabei angedeüttet, daß die Franzosen sich ver-
merkhen lassen, wie sie gern sehen möchten, daß die sachen auch mit Spania
zu einem tractat fortgesetzt würden, da dann sie, mediatoren, zwar vor inen
selbst und one von Franzosen gegebner anlaittung, darfür sehen wolten, es
möchte der anfang von den Italianischen sachen gemacht werden. Sie, Spani-
sche , hetten sich darauff noch nit vernemmen lassen, vordrist aber ein noth-
urfft ze sein erachtet, zu continuation hergebrachten guetten vertrawens et
tanquam in caussa communi mit unß darvon ze communicirn und unsere
meinung drüber anzehören.
Respondimus, wir hörten zwar gern, daß die Franzosen anfiengen, auch uff
fortsetzung der tractaten mit Spania anregung ze thuen, umb die separatio-
nes , so auß fortsetzung der Teutschen tractaten allein, wann künfftig ge-
suecht werden möchten, desto besser zu verhüetten, allermaassen auß denn
Kayserlichen responsionibus zu ersehen, daß Ihr Kayserliche Maiestät solche
erwöhnung mit deutlicher einschliessung der cron Hispanien zufürkommen
sich hetten angelegen sein lassen. Und ob wir wol leichtlich erachten könn-
ten , es werden allerhandt besondere respecten mit underlauffen, daß man eben
von der Italianischen sachen einen anfang machen soll, und wol daß besser
wer, wann man alle praetensiones, so man ex parte Frankreich wider Spania
haben thet, zumaln ad tractandum vorstellte, so hetten wir iedoch kein be-
denkhen , daß die Italianischen möchten zum anfang vor die handt genom-
men und daß sonderlich selbige mit unserm zuthuen gehandlet werden, weil
bewußt, waßgestalt Ihr Kayserliche Maiestät ratione directi dominii dabei
interessirt. Unß würde aber lieb sein, wann wir auch vordrist ihr meinung
drüber vernemmen köndten.
Darauff sagten sie, es were inen dise proposition fast bedenkhlich vorkom-
men . Dann solte man solche Italianische sachen allein vor handts nemmen
und ettliche mittel auff die baan kommen, solche auch von denn Fran-
zosen , als wölche sich hierdurch der schweren uncösten, so sie selbiger
enden spendiren müeßten, zu entladen suechten, acceptirt, von denn Spani-
schen aber außgeschlagen werden, so wurde aller unglimpff uff sie fallen, die
mediatores, sonderlich Venedig, wegen deß grossen interesse, so sie darbei
hetten, von inen alienirt werden. Sollen sie dann die mittel, als der billicheit
gmäß, auch annemmen, so stuende zu besorgen, daß man alsdann andere
stekhen lassen würde, wölches aber dem Teutschen und Spanischen wesen
zu hochstem unstatten außschlagen köndte. Dann die Franzosen köndten
allzeit in 14 000 mann auß Italien füeren und sich deren in Teutschlandt,
Niderlandt oder in Catalogna bedienen. Hingegen müeßte Spania im stato di
Milano stetigs armirt bleiben. Wurde also der cron Hispanien hierdurch kein
erleuchterung, sondern nur grössere beschwerung erfolgen und zumahln
derjenige zweckh, wolchen die mediatores suechen theten, namblich Italiam
von solchen innerlichen motibus zu befreyen, damit dem Turkhen desto
sterkherer widerstandt gethan werden köndte, keinesweegs erhalten werden.
Es bestüende doch die summa aller tractaten in Teütschlandt, Italia, Nider-
landen und Catalogna hauptsechlich an deme, daß sich ein und anderer theil
und sonderlich die Franzosen und Schweden erclärten, waß man wider vori-
gen standt und dem vorigen innhaben restituiren woll oder nit. Also bederff
es keiner sondern particulartractaten mit Italia. Nos his auditis, es weren dise
considerationis
considerationes
nit unerheblich, und scheine wol, wann man es mit disen
differentiis zu einigem particulartractat wurde setzen und darvon den anfang
machen, daß die Franzosen es ebenmessig zu einer solchen confusion, wie mit
Teutschlandt de facto beschehe, richten werden. Wir lassen es derentwegen
dahiengestellt sein, daß denn mediatores in anttwortt angefüegt werden,
wann die Franzosen sich in genere et specie sambtlich uff alle gegen Spania in
Italia, Niederlanden und Catalogna füerende praetensiones werden herauß-
lassen , daß man auch solchergestalt mit inen in tractat ze tretten erbiettig sei.
Darbei es dißmahls gebliben.
Eodem nachmittag haben sich bei herrn grafen von Nassau die Churbran-
denburgischen abgesandten, herr graf von Witgenstein und der von Löwen,
eingefunden. Erstens zwar allein complimenti vorgebracht, baldt darauff
aber angefangen vorzehalten, wie sie vernemmen müßten, daß von denn all-
hiesigen churfürstlichen gsandten Maintz, Cöln und Bayern ein schreiben an
die churfürstlichen zu Oßnabrukh abgeferttigt, darinn inen zugemessen
werde, als solten sie, Churbrandenburgische, mit ihren consiliis wegen ad-
mission der Hessen Casselischen deputatorum der Kayserlichen auctoritet zu
nahend getretten werden wollen. Und dieweil dann dergleichen auch denn
Kayserlichen gesandten einzebilden unterstanden werden möchte, also hetten
sie nit umbgehen könden, hiemit zu bezeugen, daß inen damit zuvil gesche-
hen thet. Sie hetten von ihrem gnädigsten herrn bevelch, Ihr Kayserlicher Ma-
iestät auctoritet bestermaassen in acht ze nemmen. Wolten wünschen, daß es an-
dere churfürstliche so wol als sie und nit nur mit denn wortten theten. Es
were jüngst mit dem actu propositionis zu Oßnabrukh also hergangen, daß der
Schwedische plenipotentiarius Oxenstirn sich demselben zum höchsten
widersetzt und begehrt, das vor allen dingen die Hessen Casselischen und
andere admittirt werden solten. Daher die stande verursacht worden, ein
außschutz, darunder auch er, der von Löwen, geweßen, ze ime abzeordnen
und ze pitten, daß er kein weiter verhinderung einwerffen wolte, mit vorhal-
tung allerhandt beweglicher ursachen. Der were aber so ernsthafft und be-
stendig auff seiner gefaßten meinung verblieben und hette sich verlautten
lassen, ehender darvonzuzihen, daß sie daher ursach genommen, einen ab-
tritt ze thuen und sich miteinander zu vergleichen, ime ferner vorzehalten, er
wolte disen actum also vorgehen [lassen] und die stände, daß sie die Kayser-
lichen responsiones vernemmen möchten, darnach sie sich so hoch biß daher
verlangt hetten, weiters nit hindern, mit vertrösten, sie wolten alsdann zu an-
dern consultationibus nit schreitten, es weren dise quaestiones de admitten-
dis exclusis erörttert.
Hie sagte herr graf von Nassau, wir hetten von unsern collegis und sonder-
lich herr Crane, so deßwegen jüngst allhier gewesen, daß er, von Löwen,
sich dises erbiettens halber entschuldigt mit vermelden, es köndte dises
wortt ’erörttert‘ ebensowol negative als affirmative verstanden werden.
Nichtsdestoweniger were daß schreiben der stände zu Oßnabrukh an die
allhiesige dermaassen auffgestellt, daß sie dann
darin
außtrukhlich meldeten, man
hette sich also gegen Schweden verbunden, zu einiger weitern consultation
in der hauptsach nit fürzeschreitten, es were dann die gesuechte admission
zur richtigkheit gelangt, und daß sie von solchem concluso nit weichen
köndten. Wölches dann weit anderst lautten thue, als daß man solche contro-
versiam allein erörttern solle. Der von Löwen anttworttete, deme wer zwar
also, und hetten die stände dergestalt geschrieben, es wer aber anderst nit,
dann wie von ime gemeldet, hergangen, und stüende zwar nochmaln dahien,
daß die frembde cronen sich der sachen am mehisten annemmen theten und
zu besorgen, daß es eintweder gantz oder halb zum bruch kommen wurde,
wann man inen hierinnen nit deferiren thet. Ihr Kayserlicher Maiestät wurde
es mehr zur reputation geraichen, wann sie sich hierinnen selbst überwinden,
als umb so geringer consideration willen zum bruch kommen liessen. Herr
graf von Nassau remonstrirt hirauf, daß es der Kayserlichen reputation nit
gemäß, wir auch außtruklichen bevelch hetten, in solche admission, ehe
dann die reconciliation vorgangen, nit einzewilligen. Die fraw landtgrafin
köndte sich nit darob beclagen; es were in der Kayserlichen responsion
solche erclärung ihrethalben einkommen, daß ihre interessi gnugsamb
dabei in acht genommen und nur an deme stüende, daß sie dasjenig, was sie
vor disem selbst vorgeschlagen und eingewilligt, nochmaln belieben thue.
Ja, sie sei denn frembden cronen gleichsamb an die seitten und in gleichem
grad der tractation mit inen gestellt, waß sie dann weiters pretendirn köndt.
Churbrandenburgische weiters, die allhiesige churfürstliche machten allhie
conclusa und notificirtens denen zu Oßnabrukh, als wann sie nur puri execu-
tores sein müeßten, da es doch nit also verglichen. Wolten der Churbran-
denburgischen gesandten contradictiones nit hören noch in acht nemmen,
sondern müeßte alles bei der übrigen conclusis bleiben. Es bekandte gleich-
wol der von Löwen, daß der fraw landtgräfin pretension nit sonders fundirt.
Vermeinte iedoch, man solte deren umb friedlibens willen nit so hoch zu-
wider sein. Es were ia zu betauren, daß man umb so geringer sachen willen
die tractatus lenger solle anstehen oder ins stekhen gerathen lassen. Bezoge
sich damit uff den modum deß Passawischen vertrags und daß diser convent
kein formblicher reichstag, sondern allein ein fridensunderredung sei, darzu
man ja billich alle interessirte kommen und ihre nothurfft representirn lassen
müeßte. Die fraw landtgräfin würde hailsame consilia ze proponiren nit
underlassen. Responsum, die Churbrandenburgischen weren recht daran,
daß sie erkenten, wie übel sie, landtgräfin, fundirt, stüende allein bei inen,
solche remoram auß dem weg zu raumen, damit die handlungen mit denn
frembden cronen fortgesetzt werden könden. Die formb deß Passawischen
vertrags wer diser intention gantz zuwider. Dann allda parteyen gegen par-
teyen gehandlet, und seye kein formb der reichsräthen, so mit dem Kayser
oder dem Römischen könig über die vorgefallne fridensarticul zu deliberirn
hetten, gehalten, vil weniger die Französischen gsandten bei selbigen tractaten
im geringsten zugelassen worden. Daß man aber anietzt in formb eines
reichsconuents beysammen, geben die bißher gefüerte handlungen und daß
jüngste Kayserliche außschreiben an alle reichstände gnugsamb zu erkennen.
Man seye nit darwider, daß alle diejenige, so besonder interesse bei disen
fridenshandlungen ze haben vermeinen, dabei erscheinen mögen, solten auch
der gebür angehöret und vernommen werden. Folge aber nit, daß man
selbige eben alle one underschiedt ad sessionem et votum in denn reichs-
räthen zulassen müeßte. Man köndte, und weren es die stände erbiettig, der
fraw [landtgräfin] abgeordnete per deputatos auß allen dreyen reichsräthen,
wie zu Regenspurg beschehen
, anhören. Der von Löwen aber replicirt auff
disen puncten, die Hessen Casselische und Braunschweigischen deputati
weren zwar zu Regenspurg solchergestalt angehört, aber hernach un-
verrichter dingen zur statt hinaußgeiagt worden. Sie hetten salutare con-
silium vorgetragen. Wa man deme gefolgt, wurde man lengst frid gehabt
haben. Er, von Löwen, hette sein instruction uff gleiche weiß eingerichtet
gehabt, auch hernach befunden, daß sein abgelegtes votum mit disem con-
silio fast durchauß gleichstimmend gewesen. Dessen er sich etwas entsetzt und
besorgt, man möchte gedenkhen, es were diß also auß sonderem verstandt
mit den Hessischen und Braunschweigischen zuvor verglichen worden.
Endtlich liessen sie, Churbrandenburgische, sich vernemmen, weil man in
disem puncten sich ie nit vergleichen köndt, obs nit der weeg, daß die
Kayserlichen plenipotentiarii die replic, unerwarttet weiterer consultation
von denn ständen, immediate denn gegentheilen einhändigen lassen theten.
Die responsiones weren doch also gestellt, das die stände nit vil darüber
würden zu scrupulirn haben. Und beruhete meistens auff deme, so die cro-
nen berüeren thet, als auff der satisfaction, abdankhung oder abfüerung deß
kriegsvolks und assecuration der beschlossnen handlung. Dann obzwar die
allhiesige churfürstliche vermeinten, man solte der consultation allhier und
zu Oßnabrukh uff den 12. diß einen anfang machen, so werde es sich doch
nit thuen noch die stände sich auff solchen angesetzten terminum binden
lassen. Unter anderm vermeldteten sie, Churbrandenburgische, auch, die
Kayserlichen gsandten zu Oßnabrukh hetten sich vernemmen lassen, daß dise
disputatio de excludendis allein die stände und Ihr Kayserliche Maiestät
nichts berüeren thet. Herr graf replicabat, man habe dessen von inen keine
nachricht, sondern vilmehr daß gegenspiel, und da waß dergleichen von
dennselben geredt, müßte es zu einem andern intent gemeint worden sein.
Diego Saavedra und Bruin zu unß kommen, mit relation, daß vorigen tags
die mediatores bei hern conte Pineranda gewesen, zwar unterm schein einer
visita per cortesia, hetten aber dabei angedeüttet, daß die Franzosen sich ver-
merkhen lassen, wie sie gern sehen möchten, daß die sachen auch mit Spania
zu einem tractat fortgesetzt würden, da dann sie, mediatoren, zwar vor inen
selbst und one von Franzosen gegebner anlaittung, darfür sehen wolten, es
möchte der anfang von den Italianischen sachen gemacht werden. Sie, Spani-
sche , hetten sich darauff noch nit vernemmen lassen, vordrist aber ein noth-
urfft ze sein erachtet, zu continuation hergebrachten guetten vertrawens et
tanquam in caussa communi mit unß darvon ze communicirn und unsere
meinung drüber anzehören.
Respondimus, wir hörten zwar gern, daß die Franzosen anfiengen, auch uff
fortsetzung der tractaten mit Spania anregung ze thuen, umb die separatio-
nes , so auß fortsetzung der Teutschen tractaten allein, wann künfftig ge-
suecht werden möchten, desto besser zu verhüetten, allermaassen auß denn
Kayserlichen responsionibus zu ersehen, daß Ihr Kayserliche Maiestät solche
erwöhnung mit deutlicher einschliessung der cron Hispanien zufürkommen
sich hetten angelegen sein lassen. Und ob wir wol leichtlich erachten könn-
ten , es werden allerhandt besondere respecten mit underlauffen, daß man eben
von der Italianischen sachen einen anfang machen soll, und wol daß besser
wer, wann man alle praetensiones, so man ex parte Frankreich wider Spania
haben thet, zumaln ad tractandum vorstellte, so hetten wir iedoch kein be-
denkhen , daß die Italianischen möchten zum anfang vor die handt genom-
men und daß sonderlich selbige mit unserm zuthuen gehandlet werden, weil
bewußt, waßgestalt Ihr Kayserliche Maiestät ratione directi dominii dabei
interessirt. Unß würde aber lieb sein, wann wir auch vordrist ihr meinung
drüber vernemmen köndten.
Darauff sagten sie, es were inen dise proposition fast bedenkhlich vorkom-
men . Dann solte man solche Italianische sachen allein vor handts nemmen
und ettliche mittel auff die baan kommen, solche auch von denn Fran-
zosen , als wölche sich hierdurch der schweren uncösten, so sie selbiger
enden spendiren müeßten, zu entladen suechten, acceptirt, von denn Spani-
schen aber außgeschlagen werden, so wurde aller unglimpff uff sie fallen, die
mediatores, sonderlich Venedig, wegen deß grossen interesse, so sie darbei
hetten, von inen alienirt werden. Sollen sie dann die mittel, als der billicheit
gmäß, auch annemmen, so stuende zu besorgen, daß man alsdann andere
stekhen lassen würde, wölches aber dem Teutschen und Spanischen wesen
zu hochstem unstatten außschlagen köndte. Dann die Franzosen köndten
allzeit in 14 000 mann auß Italien füeren und sich deren in Teutschlandt,
Niderlandt oder in Catalogna bedienen. Hingegen müeßte Spania im stato di
Milano stetigs armirt bleiben. Wurde also der cron Hispanien hierdurch kein
erleuchterung, sondern nur grössere beschwerung erfolgen und zumahln
derjenige zweckh, wolchen die mediatores suechen theten, namblich Italiam
von solchen innerlichen motibus zu befreyen, damit dem Turkhen desto
sterkherer widerstandt gethan werden köndte, keinesweegs erhalten werden.
Es bestüende doch die summa aller tractaten in Teütschlandt, Italia, Nider-
landen und Catalogna hauptsechlich an deme, daß sich ein und anderer theil
und sonderlich die Franzosen und Schweden erclärten, waß man wider vori-
gen standt und dem vorigen innhaben restituiren woll oder nit. Also bederff
es keiner sondern particulartractaten mit Italia. Nos his auditis, es weren dise
differentiis zu einigem particulartractat wurde setzen und darvon den anfang
machen, daß die Franzosen es ebenmessig zu einer solchen confusion, wie mit
Teutschlandt de facto beschehe, richten werden. Wir lassen es derentwegen
dahiengestellt sein, daß denn mediatores in anttwortt angefüegt werden,
wann die Franzosen sich in genere et specie sambtlich uff alle gegen Spania in
Italia, Niederlanden und Catalogna füerende praetensiones werden herauß-
lassen , daß man auch solchergestalt mit inen in tractat ze tretten erbiettig sei.
Darbei es dißmahls gebliben.
Eodem nachmittag haben sich bei herrn grafen von Nassau die Churbran-
denburgischen abgesandten, herr graf von Witgenstein und der von Löwen,
eingefunden. Erstens zwar allein complimenti vorgebracht, baldt darauff
aber angefangen vorzehalten, wie sie vernemmen müßten, daß von denn all-
hiesigen churfürstlichen gsandten Maintz, Cöln und Bayern ein schreiben an
die churfürstlichen zu Oßnabrukh abgeferttigt, darinn inen zugemessen
werde, als solten sie, Churbrandenburgische, mit ihren consiliis wegen ad-
mission der Hessen Casselischen deputatorum der Kayserlichen auctoritet zu
nahend getretten werden wollen. Und dieweil dann dergleichen auch denn
Kayserlichen gesandten einzebilden unterstanden werden möchte, also hetten
sie nit umbgehen könden, hiemit zu bezeugen, daß inen damit zuvil gesche-
hen thet. Sie hetten von ihrem gnädigsten herrn bevelch, Ihr Kayserlicher Ma-
iestät auctoritet bestermaassen in acht ze nemmen. Wolten wünschen, daß es an-
dere churfürstliche so wol als sie und nit nur mit denn wortten theten. Es
were jüngst mit dem actu propositionis zu Oßnabrukh also hergangen, daß der
Schwedische plenipotentiarius Oxenstirn sich demselben zum höchsten
widersetzt und begehrt, das vor allen dingen die Hessen Casselischen und
andere admittirt werden solten. Daher die stande verursacht worden, ein
außschutz, darunder auch er, der von Löwen, geweßen, ze ime abzeordnen
und ze pitten, daß er kein weiter verhinderung einwerffen wolte, mit vorhal-
tung allerhandt beweglicher ursachen. Der were aber so ernsthafft und be-
stendig auff seiner gefaßten meinung verblieben und hette sich verlautten
lassen, ehender darvonzuzihen, daß sie daher ursach genommen, einen ab-
tritt ze thuen und sich miteinander zu vergleichen, ime ferner vorzehalten, er
wolte disen actum also vorgehen [lassen] und die stände, daß sie die Kayser-
lichen responsiones vernemmen möchten, darnach sie sich so hoch biß daher
verlangt hetten, weiters nit hindern, mit vertrösten, sie wolten alsdann zu an-
dern consultationibus nit schreitten, es weren dise quaestiones de admitten-
dis exclusis erörttert.
Hie sagte herr graf von Nassau, wir hetten von unsern collegis und sonder-
lich herr Crane, so deßwegen jüngst allhier gewesen, daß er, von Löwen,
sich dises erbiettens halber entschuldigt mit vermelden, es köndte dises
wortt ’erörttert‘ ebensowol negative als affirmative verstanden werden.
Nichtsdestoweniger were daß schreiben der stände zu Oßnabrukh an die
allhiesige dermaassen auffgestellt, daß sie
hette sich also gegen Schweden verbunden, zu einiger weitern consultation
in der hauptsach nit fürzeschreitten, es were dann die gesuechte admission
zur richtigkheit gelangt, und daß sie von solchem concluso nit weichen
köndten. Wölches dann weit anderst lautten thue, als daß man solche contro-
versiam allein erörttern solle. Der von Löwen anttworttete, deme wer zwar
also, und hetten die stände dergestalt geschrieben, es wer aber anderst nit,
dann wie von ime gemeldet, hergangen, und stüende zwar nochmaln dahien,
daß die frembde cronen sich der sachen am mehisten annemmen theten und
zu besorgen, daß es eintweder gantz oder halb zum bruch kommen wurde,
wann man inen hierinnen nit deferiren thet. Ihr Kayserlicher Maiestät wurde
es mehr zur reputation geraichen, wann sie sich hierinnen selbst überwinden,
als umb so geringer consideration willen zum bruch kommen liessen. Herr
graf von Nassau remonstrirt hirauf, daß es der Kayserlichen reputation nit
gemäß, wir auch außtruklichen bevelch hetten, in solche admission, ehe
dann die reconciliation vorgangen, nit einzewilligen. Die fraw landtgrafin
köndte sich nit darob beclagen; es were in der Kayserlichen responsion
solche erclärung ihrethalben einkommen, daß ihre interessi gnugsamb
dabei in acht genommen und nur an deme stüende, daß sie dasjenig, was sie
vor disem selbst vorgeschlagen und eingewilligt, nochmaln belieben thue.
Ja, sie sei denn frembden cronen gleichsamb an die seitten und in gleichem
grad der tractation mit inen gestellt, waß sie dann weiters pretendirn köndt.
Churbrandenburgische weiters, die allhiesige churfürstliche machten allhie
conclusa und notificirtens denen zu Oßnabrukh, als wann sie nur puri execu-
tores sein müeßten, da es doch nit also verglichen. Wolten der Churbran-
denburgischen gesandten contradictiones nit hören noch in acht nemmen,
sondern müeßte alles bei der übrigen conclusis bleiben. Es bekandte gleich-
wol der von Löwen, daß der fraw landtgräfin pretension nit sonders fundirt.
Vermeinte iedoch, man solte deren umb friedlibens willen nit so hoch zu-
wider sein. Es were ia zu betauren, daß man umb so geringer sachen willen
die tractatus lenger solle anstehen oder ins stekhen gerathen lassen. Bezoge
sich damit uff den modum deß Passawischen vertrags und daß diser convent
kein formblicher reichstag, sondern allein ein fridensunderredung sei, darzu
man ja billich alle interessirte kommen und ihre nothurfft representirn lassen
müeßte. Die fraw landtgräfin würde hailsame consilia ze proponiren nit
underlassen. Responsum, die Churbrandenburgischen weren recht daran,
daß sie erkenten, wie übel sie, landtgräfin, fundirt, stüende allein bei inen,
solche remoram auß dem weg zu raumen, damit die handlungen mit denn
frembden cronen fortgesetzt werden könden. Die formb deß Passawischen
vertrags wer diser intention gantz zuwider. Dann allda parteyen gegen par-
teyen gehandlet, und seye kein formb der reichsräthen, so mit dem Kayser
oder dem Römischen könig über die vorgefallne fridensarticul zu deliberirn
hetten, gehalten, vil weniger die Französischen gsandten bei selbigen tractaten
im geringsten zugelassen worden. Daß man aber anietzt in formb eines
reichsconuents beysammen, geben die bißher gefüerte handlungen und daß
jüngste Kayserliche außschreiben an alle reichstände gnugsamb zu erkennen.
Man seye nit darwider, daß alle diejenige, so besonder interesse bei disen
fridenshandlungen ze haben vermeinen, dabei erscheinen mögen, solten auch
der gebür angehöret und vernommen werden. Folge aber nit, daß man
selbige eben alle one underschiedt ad sessionem et votum in denn reichs-
räthen zulassen müeßte. Man köndte, und weren es die stände erbiettig, der
fraw [landtgräfin] abgeordnete per deputatos auß allen dreyen reichsräthen,
wie zu Regenspurg beschehen
disen puncten, die Hessen Casselische und Braunschweigischen deputati
weren zwar zu Regenspurg solchergestalt angehört, aber hernach un-
verrichter dingen zur statt hinaußgeiagt worden. Sie hetten salutare con-
silium vorgetragen. Wa man deme gefolgt, wurde man lengst frid gehabt
haben. Er, von Löwen, hette sein instruction uff gleiche weiß eingerichtet
gehabt, auch hernach befunden, daß sein abgelegtes votum mit disem con-
silio fast durchauß gleichstimmend gewesen. Dessen er sich etwas entsetzt und
besorgt, man möchte gedenkhen, es were diß also auß sonderem verstandt
mit den Hessischen und Braunschweigischen zuvor verglichen worden.
Endtlich liessen sie, Churbrandenburgische, sich vernemmen, weil man in
disem puncten sich ie nit vergleichen köndt, obs nit der weeg, daß die
Kayserlichen plenipotentiarii die replic, unerwarttet weiterer consultation
von denn ständen, immediate denn gegentheilen einhändigen lassen theten.
Die responsiones weren doch also gestellt, das die stände nit vil darüber
würden zu scrupulirn haben. Und beruhete meistens auff deme, so die cro-
nen berüeren thet, als auff der satisfaction, abdankhung oder abfüerung deß
kriegsvolks und assecuration der beschlossnen handlung. Dann obzwar die
allhiesige churfürstliche vermeinten, man solte der consultation allhier und
zu Oßnabrukh uff den 12. diß einen anfang machen, so werde es sich doch
nit thuen noch die stände sich auff solchen angesetzten terminum binden
lassen. Unter anderm vermeldteten sie, Churbrandenburgische, auch, die
Kayserlichen gsandten zu Oßnabrukh hetten sich vernemmen lassen, daß dise
disputatio de excludendis allein die stände und Ihr Kayserliche Maiestät
nichts berüeren thet. Herr graf replicabat, man habe dessen von inen keine
nachricht, sondern vilmehr daß gegenspiel, und da waß dergleichen von
dennselben geredt, müßte es zu einem andern intent gemeint worden sein.