Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 IX 27

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1648 IX 27
Sonntag Sontags, den 27. huius, abendts umb 7 uhr seind die
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herrn mediatores zu unß kommen und haben referirt, sie hetten nit under-
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lassen , dem conte Servient unsere notas und waß wir inen dabei mundtlich
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eröffnet, vorzehalten, und zwar vermeint, desselben antwortt unß zeittlicher
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ze überbringen. Der hette aber am freytag medicin eingenommen und
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gestern, sambstags, darauff ein ader öffnen lassen, daß es also biß anheüt
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anstehend verbliben. Anfangs hette er sich bedingt, daß er ohne einwilli-
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gung der ständen, mit denen er gehandlet, nichts endern köndte, wie er
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dann nichts in schrifften von sich geben wollen, damit er nit angesehen
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werde, auß denn compactatis mit denn ständen geschritten ze sein. Waß er
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aber uff ein und anders sich erclärt, daß hetten sie, mediatores, selbst ad no-
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tam genommen und woltens unß ordenlich ad singulas eröffnen.

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29 Betreffend] am Rande: Servien will titulum landtgrauiatus Alsatiae in literis Caesaris nit
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passirn lassen.
Betreffend
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den titulum landgraviatus Alsatiae im proemio blibe Servient nochmaln dar-
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auff , daß der außgelassen werden, hette doch entlich nachgeben, daß der im
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instrumento pacis et cessionis stehen bleiben möcht, wann daneben sub fi-
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nem instrumenti ein clausula renunciatoria in futurum angehenkht wurde.
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Respondimus, der volligen renunciation halber stüende es noch uff Ihr Kay-
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serlicher Maiestät erclärung, sonsten aber were bewußt, daß die Französischen
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plenipotentiarii sambtlich vor eim jar nichts anders dann unser parola den
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mediatorn ze geben gesuecht worden, und diß zwar in scriptis, maassen wir
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dann solche scripturam alsbaldt auffsuechen und denn herrn mediatorn vor-
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legen lassen, darauff sie dafürgehalten, das es uff dise formb nochmaln seine
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richtigkheit erlangen und haben wurde. Ad § ’Pax sit christiana‘ wolle Servient
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darumb den könig in Spania Kayserlicherseits nit gemeldet haben, weil an

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disem ortt constitutio pacis bevestet werde, da dann bekandt, daß noch
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zwischen Spania und Frankreich kein frid wer. Zwischen Schweden und
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dem reich aber wer frid, consequenter köndte die königin in Schweden an
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disem ortt wol, der könig in Spania aber nit benambßet werden. Zudem so
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wolten sich die stände deß reichs in keinem weeg darzu verstehen. Demnach
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wir aber in conclusione instrumenti inter socios Imperatoris Spania und
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Lothringen nenneten, zumaln wegen deß intrusi regis Portugaliae ein clau-
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sulam adversativam eingesetzt, so köndte er es zwar wol dabei bewenden
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lassen, aber er wurde hingegen ein andere clausulam beyrukhen, namblich
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’si pax cum rege Hispaniarum catholico pariter ineatur‘, item quod ex parte
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Galliae non alius dux Lotharingiae quam Ludovicus XIIII rex Galliarum
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intelligatur. Respondimus, dise clausulae mochten wol admittirt werden,
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doch wann mit Spania geschlossen, so wurde es deren nit bederffen. Ad § ’Et
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ut eo syncerior‘ hette Servient nochmaln seine vorige rationes außgefüert,
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warumb Frankreich keinsweegs zugeben köndte, daß Ihr Kayserliche Maie-
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stät und das hauß Österreich liberas manus haben solte, durante hoc bello
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dem könig in Spania assistentz ze laisten. Beclagte sich dabei, daß die stände
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ime nit, wie er begehrt, an handt gangen weren. Nos, köndten hierauff nichts
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anders sagen, als daß wir Ihr Kayserlicher Maiestät resolution müeßten er-
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wartten .

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20 Domini] am Rande: Mediatores accusant statuum stupiditatem wegen Lothringen.
Domini mediatores clagten hiebei der ständen unfürsichtigkheit an,
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daß sie wegen der Lothringischen sach so gar unbedachtsamb verfahren und
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alles dasjenig, waß die Franzosen hievor gegen denn Generalstaaden einge-
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willigt hetten, widerumb in ungwißheit gesetzt. Ad § ’Ut autem iura‘ hette
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Servient vermeldt, daß der Trierische abgesandt mit einem formblichen voto
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electivo verfaßt und selbiges gegen empfahung der Kayserlichen wahlca-
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pitulation heraußzegeben erbiettig wer. Respondimus, wir seyen erbiettig,
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gegen außlassung dises paragraphi die capitulation heraußzegeben, deß voti
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bederfften Ihr Kayserliche Maiestät nit, weil herr churfürst solches schon bei
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seiner erledigung erstattet hette und Ihr Maiestät sich darmit contentirn
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theten. Wegen deß Lützelburgischen arrests wol Servient nichts endern
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lassen, vermeine, Ihr Kayserliche Maiestät werde nit vil darmit ze thuen ha-
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ben , sondern mit einem requisitionschreiben sich ihrer obligation entladen
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könden. Ad § ’Circa caussam Casselanam‘ hetten die reichständt communiter
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auff die außlassung der bedeütten clausul geschlossen. Nos, wir hetten deß-
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wegen an Ihr Kayserliche Maiestät beraits vor ettlich wochen geschriben.
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Ad § ’In puncto satisfactionis Gallicanae‘ sei die protractio terminorum solu-
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tionis vor sich selbst. Ad § ’Item ne controuersia inter duces Sabaudiae‘
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köndte sich wegen Pinarolo nit ad praecedentia in puncto satisfactionis wei-
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sen lassen, weil daselbst allein de cessione dominii ad Imperatorem spectante
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gehandlet werde. Duca de Savoya wer es also zefriden, wie gesetzt, daher
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hetten wir, Kayserliche, destoweniger bedenkhens ze machen. So weren die
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specificirte ortt im Cherascischen vertrag oder dessen nebenrecess begriffen.

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Ad § ’Ut autem‘ bleib Frankreich bei anerbottner bezahlung gegen Mantua,
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sei auch erbiettig, versicherung ze geben. Ad § ’Caesarea quoque maiestas‘
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köndte die infeudationem Novelli, Montfortis

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Novéllo und Monforte d’Alba bei Dogliani, Reichslehen südlich von Alba.
etc. nit außlassen, dann dise
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ortt weren cum consensu voriger Kayserlicher Maiestät an Savoy gebracht
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worden, consequenter sei man auch schuldig, die belehnung drüber zu erthei-
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len . Der § ’Similiter‘, deß duca di Guastella

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Ferrante III. Gonzaga (1618–1678), Hg. von Guastalla 1632.
lehen betreffend, sagt, weil diß
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wider den Regenspurgischen friden laufft und gleichwol die cron Frankreich
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dißortts nit wider Mantua stehen woll, so sei zu Oßnabrukh geschlossen
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worden, disen paragraphum außzelassen.

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9 Ad] am Rande: NB: Sabaudus affirmat Rocheueranum, Olmum et Cesolam

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Roccaverano und Olmo Gentile bei Mombaldone (südwestl. von Alba); Cesole nicht ermittelt.
esse pro-
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prium ducis et in feudum concessum comiti Veruvae

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Carlo Vittorio de Scaglia (gest. 1653), conte di Verrua, savoyischer Kammerherr, General der
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Kavallerie, Gouverneur von Nizza nach 1643.
. Deinde feudum Rochae et
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Arrazii

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Rocca d’Arazzo am Tanaro (östlich von Asti), Erbe der Söhne und Enkel des savoyischen
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Großkanzlers Carlo Cacherano d’Osasco (um 1545–1626), conte di Rocca d’Arazzo.
non posse ad illum Cacheranum musicum in aula Imperatoris deuolui, cum
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ille sit natus ex adulterio et in iussu patris castratus.
Ad § ’Item conuentum est‘ cum se-
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quenti bleibt uff seinem proiect. Nos putamus omittendos, cum et status nihil
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deciderint. Wegen Piombino hette er sich defectu mandati entschuldigt, doch
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erbotten, deßwegen nach hof ze schreiben, verhoffte, man werde sich der
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billicheit gmäß resolvirn, und köndte hernach ein articul a part hierüber auff-
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gerichtet werden. Circa nominationem sociorum ex parte Imperatoris factam
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hette er kein bedenkhen, doch wie obgemeldt, daß er die bedeütte clausulas
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salvatorias nomine regis christianissimi beisetzen wolt.

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Solchem nach haben die herrn mediatores auch angezeigt, daß sie wegen der
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Spanischen tractaten mit ime, Servient, gehandlet und einen vergriff auff-
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gesetzt , uff waß weiß die differentia ratione pertinentiarum möchte vergli-
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chen werden, darüber sie mit dem herrn Bruin handlen wolten.

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