Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 VII 19
1648 VII 19
Sonntag Sontags, den 19. huius, nachmittag umb 3 uhr haben
wir unß widerumb zu denn Schweden begeben. Und weiln bei vorgehenden
zweyen conferentzen underschiedliche puncten von denn Schweden auff die
stände remittirt worden, als haben selbige durch einen ausschuss, als wegen
Maintz Dr. Raigensperg, Bayern Dr. Krebß, Saxen Dr. Leüber, Branden-
burg Wesembekh, Bamberg Cobelius, Wurtzburg der von Vorburg, Alden-
burg Thumbshirn, Braunschweig Lampadius, statt Straßburg Dr. Ott,
Lindaw Dr. Haider, nechstfolgende meinungen eröffnen lassen:
1. Der articulus de iuribus et immunitatibus statuum soll allerdings bei dem
Kayserlichen proiecto gelassen, allein bei dem § ’Tam in uniuersalibus‘ für
die wortt ’usu longo obtenta‘ gesetzt werden ’usu longo ante hos motus
obtenta‘. 2. Bei dem articulo de commerciis für die wortt ’absque legi-
tima ‘ ponatur ’nouiter propria auctoritate et sine consensu Imperatoris et
electorum imperii invecta sunt vectigalia‘. 3. Der articulus de Heluetiis soll
bleiben, allein nach innhalt deß Kayserlichen diplomatis beygesetzt werden
’ut reciproce ciuibus imperii aequabilem administrent iustitiam‘. 4. Articu-
lus de aequivalente Brandeburgica soll allerdings bleiben, wie von denn stän-
den underschriben, weil Churbrandenburg sich erclärt, die statt Minden bei
ihren alten freyheiten, rechten und gerechtigkheiten verbleiben zu lassen.
5. De aequivalente Meklenburgica, sollen noch 50 000 thaler addirt, also die
gantze summa uff 200 000 thaler bestimbt werden, an kunfftigen reichscon-
tributionibus pro quota so vil ze defalcirn, doch die Schwedische satisfactio
militiae außgenommen. Wegen der beeden commenthureyen
Mirow und Nemerow. Vgl. oben [ S. 955 Anm. 1. ]
könde man
sich nit vergleichen. Obwol ettlich der meinung, daß darmit willfahrt
werden soll, so werde doch von dem orden und Churbrandenburg con-
tradicirt . Wegen der expectantz uff das fürstenthumb Lawenburg
an Ihr
Kayserliche Maiestät zu verweisen, wiewol die im fürstenrath der meinung,
daß damit willfahrt werden solle. Die 2 canonicat bei denn stifftern Halber-
statt und Magdenburg könde man geschehen lassen, daß auff nechstkünfftig
vacierende, den Augspurgischen confessionsverwandten zustehende verwi-
sen werden, aber wegen der zweyen canonicaten bei der stifft Straßburg ab-
solute ad capitulum ze weisen
. Daß debitum Wingersianum
Der polnische Oberst Albrecht Wengiersky prozessierte um Gelder, die er bei der Stadt Ham-
burg hinterlegt hatte, als er im Dienste Wallensteins Statthalter von Mecklenburg war. Die
Schuldverschreibungen waren den Herzögen von Mecklenburg in die Hände gefallen, denen daraufhin
Hamburg die Gelder ausgezahlt hatte.
achte man
billich ze cassirn. Hiebei begehrten die ständt wegen deß zolls zu Warne-
munde wie auch wegen der wortten ’cum terris utriusque lateris‘, art. de
satisfactione Suecica § ’Imperator‘, einige declaration, daß der zoll nit darun-
der verstanden, auch daß anligend littus nit zu weit extendirt werde. 6. Arti-
culus de aequivalente Braunswicensi soll bleiben, wie unterschriben, der
statt Osnabrukh praetendirte freyheit, der Oßnabrukhischen landtständen
praestatio homagii wie auch, ob die Petersburg ze demolirn, bei abhandlung
der capitulation mit Braunschweig verglichen, derentwegen aber im instru-
mento nichts eingerukht werden. 7. Articulus de satisfactione Casselana soll
bleiben, wie subscribirt, cum insertione § ’Et quamvis‘. Daß pactum Hanoi-
cum soll außgelassen und an Ihr Kayserliche Maiestät verwisen werden.
8. Articulus de victalitio domini marchionis Christiani Wilhelmi soll der
mehrern ständt meinung nach bleiben, wie im Kayserlichen proiect gesetzt,
doch erbietten sich die parteyen, nochmaln ein vergleich zu versuechen.
Caesareani et Sueci. Ad 1. Hatt also zu verbleiben. Die Schweden aber wol-
ten hiebei die außlassung der statt Erdfurt nit nachgeben, und wer ihr parola
dabei interessirt. Pendet. Ad 2. Bleibt cum reseruatione weiterer erclärung ex
parte Suecorum wegen deß Oldenburgischen zolls. Ad 3. Bleibt, wiewol
Maintz vermeint, es solte darbei angehenkht werden, daß die statt Basel
dem Wachter
ein abtrag ze thuen und dem cammergericht die außstendige
unterhaltsquotas angehalten werden solte. Weil aber diß eben das ϰρινὀμενον
seu status controuersiae, also ists verworffen und bei obiger adiection ge-
lassen worden. Ad 4. Haben die Schweden vermeint, man soll bei dem §
’saluis tamen ciuitatis Mindensis‘ ihnen daß ius proprii praesidii passirn las-
sen , auch für die wortt ’omnino excipiantur‘ ’sua iura retineant‘ setzen. Es
haben solches nit allein wir Kayserliche, sondern Brandenburg nit zugeben
wollen. Pendet. Ad 5. Weil die stände sambtlich dafür gehalten, das man
umb die 50 000 thaler nit streitten soll, sonderlich weil die Holsteinische
ricompensa gefallen, als habens wir dabei bleiben lassen. Wegen der beede
commenthureyen seind wir, die catholischen und Brandenburgischen auff
der negatiua verharret. Wegen der expectantz wolten die Lutherischen, daß
man ins instrumentum einsetzen solt, die stende hetten daran kein beden-
khen und petten Ihr Kayserliche Maiestät, [daß sie] denn hertzogen zu
Mecklenburg darmit willfahren wolten. Wir habens aber rotunde abgeschla-
gen . Wegen der canonicat bleibts bei der standen vorschlag, deßgleichen
bei cassation der Wingersischen schuldt.
Sueci wegen deß zolls zu Warnemunde und der wortten ’utriusque lateris‘
restriction beziehen auff den unterschribnen verglich, und müeßten dise an-
muettung an ihr königin gelangen lassen. Ad 6. Bleibt, obwol die Schweden
nochmaln auff der statt Oßnabrukh einverleibung in instrumento getrungen.
Waß aber Petersburg anlangt, haben sie sich rundt erclärt, daß gleich uff
geschlossnen friden sie die demolition vor die handt nemmen wolten. Und
ob inen wol von unß replicirt, durante tractatu köndten sie es nit thuen
propter conuentionem praeliminarem, post conclusam pacem wurde es ein
contrauentio pacis geachtet werden, so seindt sie doch uff ihrer meinung
verbliben. Ad 7. Bleibts ex nostra parte, wiewol die Schweden sich nit cate-
gorice erclären wollen. Ad 8. Ist die vergleichung zu erwartten, wa die nit
ante expeditionem erfolgt, bleibts beim Kayserlichen auffsatz.
Gleich nachdem Raigensperg ze referirn angefangen, hatt Oxenstirn inter-
loquendo gefragt, ob es dann allerdings bei dem articulo de grauaminibus
verbleibe. Responsum quod sic, es wer ein einhellig conclusum.
Aber Saxen
Aldenburgische und Lampadius brachten ihre eingebne declarationes her-
für . Denen ist alsbaldt von unß wie auch den catholischen und noch weiters
von Chursaxen und Brandenburg wegen ihrer erbverbrüderung contradicirt
worden. Et nos, wir köndten dißortts kein enderung zulassen, sonst würdt
man noch mehr dergleichen ein und andern ortts auff die baan bringen und
also kein ende sein. De articulis executionis et assecurationis haben die
stande sich erbotten, auff morndrigen tag ihre meinungen zusamenzetragen.
wir unß widerumb zu denn Schweden begeben. Und weiln bei vorgehenden
zweyen conferentzen underschiedliche puncten von denn Schweden auff die
stände remittirt worden, als haben selbige durch einen ausschuss, als wegen
Maintz Dr. Raigensperg, Bayern Dr. Krebß, Saxen Dr. Leüber, Branden-
burg Wesembekh, Bamberg Cobelius, Wurtzburg der von Vorburg, Alden-
burg Thumbshirn, Braunschweig Lampadius, statt Straßburg Dr. Ott,
Lindaw Dr. Haider, nechstfolgende meinungen eröffnen lassen:
1. Der articulus de iuribus et immunitatibus statuum soll allerdings bei dem
Kayserlichen proiecto gelassen, allein bei dem § ’Tam in uniuersalibus‘ für
die wortt ’usu longo obtenta‘ gesetzt werden ’usu longo ante hos motus
obtenta‘. 2. Bei dem articulo de commerciis für die wortt ’absque legi-
tima ‘ ponatur ’nouiter propria auctoritate et sine consensu Imperatoris et
electorum imperii invecta sunt vectigalia‘. 3. Der articulus de Heluetiis soll
bleiben, allein nach innhalt deß Kayserlichen diplomatis beygesetzt werden
’ut reciproce ciuibus imperii aequabilem administrent iustitiam‘. 4. Articu-
lus de aequivalente Brandeburgica soll allerdings bleiben, wie von denn stän-
den underschriben, weil Churbrandenburg sich erclärt, die statt Minden bei
ihren alten freyheiten, rechten und gerechtigkheiten verbleiben zu lassen.
5. De aequivalente Meklenburgica, sollen noch 50 000 thaler addirt, also die
gantze summa uff 200 000 thaler bestimbt werden, an kunfftigen reichscon-
tributionibus pro quota so vil ze defalcirn, doch die Schwedische satisfactio
militiae außgenommen. Wegen der beeden commenthureyen
Mirow und Nemerow. Vgl. oben [ S. 955 Anm. 1. ]
sich nit vergleichen. Obwol ettlich der meinung, daß darmit willfahrt
werden soll, so werde doch von dem orden und Churbrandenburg con-
tradicirt . Wegen der expectantz uff das fürstenthumb Lawenburg
Kayserliche Maiestät zu verweisen, wiewol die im fürstenrath der meinung,
daß damit willfahrt werden solle. Die 2 canonicat bei denn stifftern Halber-
statt und Magdenburg könde man geschehen lassen, daß auff nechstkünfftig
vacierende, den Augspurgischen confessionsverwandten zustehende verwi-
sen werden, aber wegen der zweyen canonicaten bei der stifft Straßburg ab-
solute ad capitulum ze weisen
Der polnische Oberst Albrecht Wengiersky prozessierte um Gelder, die er bei der Stadt Ham-
burg hinterlegt hatte, als er im Dienste Wallensteins Statthalter von Mecklenburg war. Die
Schuldverschreibungen waren den Herzögen von Mecklenburg in die Hände gefallen, denen daraufhin
Hamburg die Gelder ausgezahlt hatte.
billich ze cassirn. Hiebei begehrten die ständt wegen deß zolls zu Warne-
munde wie auch wegen der wortten ’cum terris utriusque lateris‘, art. de
satisfactione Suecica § ’Imperator‘, einige declaration, daß der zoll nit darun-
der verstanden, auch daß anligend littus nit zu weit extendirt werde. 6. Arti-
culus de aequivalente Braunswicensi soll bleiben, wie unterschriben, der
statt Osnabrukh praetendirte freyheit, der Oßnabrukhischen landtständen
praestatio homagii wie auch, ob die Petersburg ze demolirn, bei abhandlung
der capitulation mit Braunschweig verglichen, derentwegen aber im instru-
mento nichts eingerukht werden. 7. Articulus de satisfactione Casselana soll
bleiben, wie subscribirt, cum insertione § ’Et quamvis‘. Daß pactum Hanoi-
cum soll außgelassen und an Ihr Kayserliche Maiestät verwisen werden.
8. Articulus de victalitio domini marchionis Christiani Wilhelmi soll der
mehrern ständt meinung nach bleiben, wie im Kayserlichen proiect gesetzt,
doch erbietten sich die parteyen, nochmaln ein vergleich zu versuechen.
Caesareani et Sueci. Ad 1. Hatt also zu verbleiben. Die Schweden aber wol-
ten hiebei die außlassung der statt Erdfurt nit nachgeben, und wer ihr parola
dabei interessirt. Pendet. Ad 2. Bleibt cum reseruatione weiterer erclärung ex
parte Suecorum wegen deß Oldenburgischen zolls. Ad 3. Bleibt, wiewol
Maintz vermeint, es solte darbei angehenkht werden, daß die statt Basel
dem Wachter
unterhaltsquotas angehalten werden solte. Weil aber diß eben das ϰρινὀμενον
seu status controuersiae, also ists verworffen und bei obiger adiection ge-
lassen worden. Ad 4. Haben die Schweden vermeint, man soll bei dem §
’saluis tamen ciuitatis Mindensis‘ ihnen daß ius proprii praesidii passirn las-
sen , auch für die wortt ’omnino excipiantur‘ ’sua iura retineant‘ setzen. Es
haben solches nit allein wir Kayserliche, sondern Brandenburg nit zugeben
wollen. Pendet. Ad 5. Weil die stände sambtlich dafür gehalten, das man
umb die 50 000 thaler nit streitten soll, sonderlich weil die Holsteinische
ricompensa gefallen, als habens wir dabei bleiben lassen. Wegen der beede
commenthureyen seind wir, die catholischen und Brandenburgischen auff
der negatiua verharret. Wegen der expectantz wolten die Lutherischen, daß
man ins instrumentum einsetzen solt, die stende hetten daran kein beden-
khen und petten Ihr Kayserliche Maiestät, [daß sie] denn hertzogen zu
Mecklenburg darmit willfahren wolten. Wir habens aber rotunde abgeschla-
gen . Wegen der canonicat bleibts bei der standen vorschlag, deßgleichen
bei cassation der Wingersischen schuldt.
Sueci wegen deß zolls zu Warnemunde und der wortten ’utriusque lateris‘
restriction beziehen auff den unterschribnen verglich, und müeßten dise an-
muettung an ihr königin gelangen lassen. Ad 6. Bleibt, obwol die Schweden
nochmaln auff der statt Oßnabrukh einverleibung in instrumento getrungen.
Waß aber Petersburg anlangt, haben sie sich rundt erclärt, daß gleich uff
geschlossnen friden sie die demolition vor die handt nemmen wolten. Und
ob inen wol von unß replicirt, durante tractatu köndten sie es nit thuen
propter conuentionem praeliminarem, post conclusam pacem wurde es ein
contrauentio pacis geachtet werden, so seindt sie doch uff ihrer meinung
verbliben. Ad 7. Bleibts ex nostra parte, wiewol die Schweden sich nit cate-
gorice erclären wollen. Ad 8. Ist die vergleichung zu erwartten, wa die nit
ante expeditionem erfolgt, bleibts beim Kayserlichen auffsatz.
Gleich nachdem Raigensperg ze referirn angefangen, hatt Oxenstirn inter-
loquendo gefragt, ob es dann allerdings bei dem articulo de grauaminibus
verbleibe. Responsum quod sic, es wer ein einhellig conclusum.
Aldenburgische und Lampadius brachten ihre eingebne declarationes her-
für . Denen ist alsbaldt von unß wie auch den catholischen und noch weiters
von Chursaxen und Brandenburg wegen ihrer erbverbrüderung contradicirt
worden. Et nos, wir köndten dißortts kein enderung zulassen, sonst würdt
man noch mehr dergleichen ein und andern ortts auff die baan bringen und
also kein ende sein. De articulis executionis et assecurationis haben die
stande sich erbotten, auff morndrigen tag ihre meinungen zusamenzetragen.