Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 V 2

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Samstag

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10 Sambstags] am Rande: Protestantes wider den catholischen magistrat zu Augspurg,
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daß der die evangelischen burger zu den vorigen compactatis zwingen wöll.
Sambstags, 2. huius, a meridie seind die protestierenden
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vor unß erschienen und haben beschwernusweise vorgebracht, daß der
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catholische magistrat zu Augspurg ein weit aussehend decret an die evan-
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gelische burgerschafft daselbst ergehen lassen innhalts, daß sie sich erclären
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solten, ob sie bei dem alten herkommen und auffgerichten transactionibus
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verbleiben wolten oder nit, deßgleichen auch an die Churfürstliche Durch-
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laucht in Bayern ein starkhes schreiben gethan, zumaln ein costbarliche lega-
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tion an Kayserlichen hof verordnet, die allhie auffgerichte transaction umb-
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zestossen . Wann dann solches zu verklainerung der Kayserlichen und könig-
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lichen , auch der ständen gesandtschafften selbst geraichen, sodann dem
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abgeredten verglich schnurstrakhs zuwiderlauffen thue und dergleichen
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beginnen vermög der abgeredten executionsclausuln keinesweegs zu ver-
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statten , sondern vilmehr zu straaffen, als ersuechten sie unß, solche begegnus
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an Ihr Kayserliche Maiestät zu gelangen und daran ze sein, daß ermeldter
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catholischer magistrat von ihrem widersetzlichen vorhaben abgewisen und
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dem verglich stattzethuen angehalten werde, gestalten sie vernemmen, daß
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allberait Ihr Churfürstliche Durchlaucht in Bayern selbige abgewisen hette.
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Respondimus, wir hetten biß daher von Kayserlicher Maiestät dergleichen
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beschwehrung nit vernommen, sonsten aber köndten wir wol glauben, daß
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deren vil seyen, so sich wider dise befridung in eim und anderm beschweren
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werden. Und köndten wir gleichwol nit sehen, wie noch derzeit wider den
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catholischen magistrat zu besagtem Augspurg executiue verfahren werden
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solte, seitemal bewußt, daß unter denn conditionibus praeliminaribus diß die
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erste sei, ut nullus articulus obligatorius sit, nisi de reliquis omnibus plene
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conuentum. Waran es haffte, daß man mit denn übrigen noch nit zum end
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kommen, daß wer inen, protestierenden, gnugsamb bekandt, sie solten daran
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sein, daß solche obstacula auß dem weeg geraumbt, so wurden man baldt
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zum ende gelangen und alles sein volkommne endtschafft erraichen und also
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disen und anderen beschwehrungen abgeholffen werden könden. Sonsten
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wolten wir nit unterlassen, dises anbringen Kayserlicher Maiestät gehorsambst
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ze referirn, wölche auch die von Augspurg zur gebür anzeweisen selbst ge-
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naigt sein werden.

[p. 1061] [scan. 289]


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1 Post] am Rande: Sueci per cancellistam super quatuor punctis responsum petunt.
Post illos haben die Schweden ihren buechhalter an unß geschikht und
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anzeigen lassen, 1. wie daß sie vernommen, ob hetten wir gestrigen tags
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denn protestierenden etwas anzeig gethan von denjenigen 600 000 thalern,
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wölche der cron Schweden vorigen jars in namen Kayserlicher Maiestät mit
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gwisser maaß versprochen worden. Nun hetten sie vermeint, daß diser arti-
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culus in secreto verbleiben sollen, so sie unß erinnern wollen. 2. Wer inen
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vorkommen, waßgestalt die catholischen zu Augspurg zuwider deß allhiesi-
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gen verglichs ein decret an die evangelischen ergehen lassen, auch sonst
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mehrer weitterung vorgenommen. Petten, solches abzestellen. 3. Verlangten
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sie, die conferentzen mit unß ze reassumirn, verhofften, der § ’Tandem omnes‘
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wurde sich gar wol vergleichen und einige temperamenta finden lassen, es
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wer mehrerntheils nur umb verenderung ettlicher wortt, so gar zu hart fallen
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wolten, ze thuen. 4. Pitten, wir wolten dran sein, daß die satisfactio militiae
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möchte richtig gemacht werden.

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Respondimus ad 1. Wir wüßten unß zu erinnern, waßgestalt vergangnen
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jars von deß herrn grafen von Trautmansdorff Excellentz daß verspre-
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chen der 600 000 thaler gethan worden, alles in hoffnung, daß damals der
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friden geschlossen worden sein solte. Weil es aber nit geschehen und wir
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anietzt vermerkhten, daß sie noch Ihr Kayserliche Maiestät mit so unbilli-
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cher pretension auffhalten wolten, so hetten wir daher ursach genommen,
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denn protestierenden ze remonstrirn, daß, nachdem der cron Schweden
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solche ansehenliche landt und leütte vom reich und noch darzu dise starkhe
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geltsumma auß Ihr Maiestät aignen mittlen accordirt worden, ja die höchste
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unbillicheit sei, daß sie von solcher Böheimischer proscribirten wegen den
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krieg weiter continuirn und Ihr Maiestät derenthalben ferner zusetzen sol-
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ten . Sonsten aber hette es mit disem versprechen die meinung nit, daß man
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dabei zu einiger geheimbnus obligirt und verbunden wer. Ad 2. Waß
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der catholischen zu Augspurg handlung contra protestantes anlangte,
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da hetten die protestierenden dato gleiche andung bei unß angebracht, so
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wir auch mit gebürender antwortt beschaiden, und solle deßwegen Ihr
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Kayserlicher Maiestät gehorsambste relation beschehen. Ad 3. Wir het-
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ten gleiches verlangen, es stüende aber die remora allein bei inen. Wann
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sie den bedeütten paragraphum placitirten, so würde alles richtig werden.
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Wir köndten unß auch in einige temperamenta nit einlassen. Ad 4. Die
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satisfactionem militiae betreffend, da stüenden die Schweden inen selbst
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vorm liecht, dann solang wir der subscription deß § ’Tandem‘ nit ge-
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sichert , so köndten wir nichts ad consilia ordinum de solutione militiae
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bringen, vil weniger unß etwan bei fürkommenden differentiis interponirn.
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Sobaldt aber die richtigkheit mit dem bedeütten paragrapho erfolgt, so
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wolten wir alle noch vorstehende materias abhandlen, den punctum militiae
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selbst in die räthe bringen und allen fleiß anwenden, auff daß ehist immer
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müglich ein endtlicher schluss darüber gefaßt und verglichen werde.

[p. 1062] [scan. 290]


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1 Eodem] am Rande: Servient kombt nach Oßnabrukh.
Eodem sambstags ist der conte Servient zu Oßnabrukh ankommen, hatt
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aber sein ankunfft erst am hernach gefolgten dinstags unß, Kayserlichen,
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intimirt, den wir auch eodem die visitirt und von ime folgenden mitwochs
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revisitirt worden. Seyend doch nur in terminis curialibus verbliben und unß
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keines sondern discurs angenommen.

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