Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 I 7
1648 I 7
Dienstag
Dinstags, 7. huius, continuatur conferentia cum Suecis
in aedibus Oxenstiernae super satisfactione Suecica. Darinn wir erstlich unß
verwahret, wir liessen unß zwar nit entgegen sein, das von diser materi ge-
handlet werde, hetten aber lieber sehen mögen, daß man vordrist super
amnestia et grauaminibus sich eines entlichen verglichen, dann alles, waß
wir bißher nachgeben und eingewilligt, wer darumb beschehen, daß der
friden möchte erfolgen und erhebt werden, dessen größtes fundament aber
bestüende uff vergleichung amnestiae et grauaminum. Wann dise puncten
nit anderst als bißher solten accordirt werden, so köndten wir unß keines
fridens versehen, sondern es wurde alsdann haißen, ob caussam data caussa
non secuta, wir also zu nichts obligirt seien. Illi, ihr intention wer, alle
puncten deß instrumenti durchzegehen und, worauff alsdann ein und anders
erwenden möcht, denn ständen vorzelegen, sich demnach uff einmal über
alles ze resoluirn, fried oder krieg ze schliessen. Paucis hinc inde repetitis
in hunc finem haben sie unß ein scripturam satisfactionis suae zugestellt, so
wir collationando gegen dem proiecto instrumenti verlesen, und seind darinn
folgende passus ze merkhen vorgefallen.
1. § ’Secundo Imperator‘ haben sie daß wortt ’territoriis‘ gesetzt, da sonst im
instrumento ’terris‘ gestanden, iedoch uff unser einred wider außgestri-
chen . § ’Tertio Imperator‘ würd die clausula ’saluis‘ ect. captiose trans-
ponirt , ein newe clausula wegen der statt und stifft Hamburg eingerukht, die
dem hauß Holstein hiervor in perpetuum gegen einen järlichen canone
überlassene 14 dörffer
außgestrichen, item die extinctio omnium capitulo-
rum et collegiorum ecclesiasticorum bedingt. Den § ’Ciuitati Bremensi‘ haben
sie gantz alterirt. § ’Quarto Imperator‘ ist nouiter hinzugesetzt worden
’dominaeque Wismariae‘, so zwar nit sonders zu bedeütten, cum rem ha-
beat , allein ist deßwegen kein sonderbarer standt und stimm im reich ze pre-
tendirn . Eodem paragrapho haben sie bewilligt, die specificationem der
Pfaltzischen heüser außzelassen. Versiculo ’Exsoluit‘ ist das wortt ’ praeten-
dentibus ‘ von newen hinzugesetzt, versiculo ’De caetero‘ wöllen sie vor daß
wörttlin ’conseruabunt‘ gesetzt haben ’relinquent‘.
Nun seind sie auff der extinctione capitulorum gar starkh bestanden. Wir
haben inen aber replicirt, daß diß in ipso tractatu vilmals von unß refutirt,
caussae urgentissimae angezeigt, warumb es der Kayser nit thuen köndte,
derentwegen sie auch mit der generaluberlassung omnis iuris zefriden gewe-
sen . Und ob sie wol a simile argumentirn wolten mit Camin etc., so hab es
doch dißortts ein grossen underschied, dann dort lass und geb man inen
solche sachen, deren die catholischen de facto nit in possess seyen, auch
probabiliter nit drein kommen könden, da aber cedirten wir inen solche iura,
deren die catholischen facto et iure in possess seyen, wölches ze thuen nit in
Ihr Kayserlicher Maiestät macht seye. Sie hetten unß auch hierüber nichts
instruirn könden, weil es nouum emergens sey. Endtlich, als sie nit darvon
weichen wollen, sagten wir, wan sie hingegen denn catholischen die beede
bisthumb Osnabrukh und Minden richtig überlassen würden, so were noch
von der sachen ze reden, und köndte doch Brandenburg und Braunschweig
anderwertz recompensirt werden. Illi, daß würden wir auß den Schaum-
burgischen ämbtern thuen wöllen, es köndte aber nit sein, weil es allberait
der fraw landtgräfin bewilligt. Nos, gestehen ihren dißortts nichts. Illi, man
wer ihren desto mehr satisfaction schuldig, weil sie anietzt so vil von denn
Kayserlichen gelitten. Nos, diß wer ihr aigne schuldt.
Nachdem sie nun entlich uff disen terminis bestanden, unß auch einen newen
auffsatz von der Churbrandenburgischen aequipollentz zugestellt mit ver-
melden , daß dise sachen vordrist richtig sein müeßten, gleich wie man
denn Franzosen ihre satisfaction auch richtig gemacht und der ständen gmei-
nen sachen dabei gar nichts gedacht, also hofften sie, wurde man es mit inen
auch halten, wann dißortts inen deferirt, wolten sie alles übrige beschleünigen
helffen, haben wir entlich unß benommen, theils mit denn catholischen,
theils andern interessirten von denn sachen ze handlen und bei nechster con-
ferentz unß weiter vernemmen ze lassen.
Gleich uff den nachmittag haben wir zwar die Churbrandenburgischen zu
unß erfordern wollen, weil die aber sich wegen deß Wesenbeccii kindtauff-
mal , dabei er fast alle protestierenden eingeladen, entschuldigen lassen,
haben wirs biß uff den folgenden tag verschieben müessen, aber nichts dest-
weniger die Churcölnischen sambt dem fürstlich Oßnabrukhischen officialn
vorbescheiden und inen diß alles vorgehalten. Die haben sich aber noch
nichts darüber erclärt, sondern begehrt, vordrist mit denen Churbranden-
burgischen und Braunschweigischen ze handlen, so wir erbotten.
Und weil eben auch der Churmaintzische cantzler Raigensperg wie auch
Dr. Ernst, Churbayerischer deputatus, wegen deß Oldenburgischen zolls bei
unß gewesen und, daß wir dise sach im puncto commerciorum, hievor ge-
schlossnermaassen decidirt, einkommen lassen wolten, nomine collegii elec-
toralis angelangt, mit anzeig, daß sie auch an Ihr Maiestät deßwegen schrei-
ben würden, so haben wir mit diser occasion begehrt zu vernemmen, ob sie
vermeinten, daß wir den punctum extinctionis ad deliberationem catholico-
rum bringen lassen solten. Sie habens aber sambtlich vor unthuenlich gehal-
ten , dann es würde keiner darüber votirn, sondern wir solten es denn Schwe-
den außreden und, daß sie es beim vorigen bleiben liessend, disponirn.
in aedibus Oxenstiernae super satisfactione Suecica. Darinn wir erstlich unß
verwahret, wir liessen unß zwar nit entgegen sein, das von diser materi ge-
handlet werde, hetten aber lieber sehen mögen, daß man vordrist super
amnestia et grauaminibus sich eines entlichen verglichen, dann alles, waß
wir bißher nachgeben und eingewilligt, wer darumb beschehen, daß der
friden möchte erfolgen und erhebt werden, dessen größtes fundament aber
bestüende uff vergleichung amnestiae et grauaminum. Wann dise puncten
nit anderst als bißher solten accordirt werden, so köndten wir unß keines
fridens versehen, sondern es wurde alsdann haißen, ob caussam data caussa
non secuta, wir also zu nichts obligirt seien. Illi, ihr intention wer, alle
puncten deß instrumenti durchzegehen und, worauff alsdann ein und anders
erwenden möcht, denn ständen vorzelegen, sich demnach uff einmal über
alles ze resoluirn, fried oder krieg ze schliessen. Paucis hinc inde repetitis
in hunc finem haben sie unß ein scripturam satisfactionis suae zugestellt, so
wir collationando gegen dem proiecto instrumenti verlesen, und seind darinn
folgende passus ze merkhen vorgefallen.
1. § ’Secundo Imperator‘ haben sie daß wortt ’territoriis‘ gesetzt, da sonst im
instrumento ’terris‘ gestanden, iedoch uff unser einred wider außgestri-
chen . § ’Tertio Imperator‘ würd die clausula ’saluis‘ ect. captiose trans-
ponirt , ein newe clausula wegen der statt und stifft Hamburg eingerukht, die
dem hauß Holstein hiervor in perpetuum gegen einen järlichen canone
überlassene 14 dörffer
rum et collegiorum ecclesiasticorum bedingt. Den § ’Ciuitati Bremensi‘ haben
sie gantz alterirt. § ’Quarto Imperator‘ ist nouiter hinzugesetzt worden
’dominaeque Wismariae‘, so zwar nit sonders zu bedeütten, cum rem ha-
beat , allein ist deßwegen kein sonderbarer standt und stimm im reich ze pre-
tendirn . Eodem paragrapho haben sie bewilligt, die specificationem der
Pfaltzischen heüser außzelassen. Versiculo ’Exsoluit‘ ist das wortt ’ praeten-
dentibus ‘ von newen hinzugesetzt, versiculo ’De caetero‘ wöllen sie vor daß
wörttlin ’conseruabunt‘ gesetzt haben ’relinquent‘.
Nun seind sie auff der extinctione capitulorum gar starkh bestanden. Wir
haben inen aber replicirt, daß diß in ipso tractatu vilmals von unß refutirt,
caussae urgentissimae angezeigt, warumb es der Kayser nit thuen köndte,
derentwegen sie auch mit der generaluberlassung omnis iuris zefriden gewe-
sen . Und ob sie wol a simile argumentirn wolten mit Camin etc., so hab es
doch dißortts ein grossen underschied, dann dort lass und geb man inen
solche sachen, deren die catholischen de facto nit in possess seyen, auch
probabiliter nit drein kommen könden, da aber cedirten wir inen solche iura,
deren die catholischen facto et iure in possess seyen, wölches ze thuen nit in
Ihr Kayserlicher Maiestät macht seye. Sie hetten unß auch hierüber nichts
instruirn könden, weil es nouum emergens sey. Endtlich, als sie nit darvon
weichen wollen, sagten wir, wan sie hingegen denn catholischen die beede
bisthumb Osnabrukh und Minden richtig überlassen würden, so were noch
von der sachen ze reden, und köndte doch Brandenburg und Braunschweig
anderwertz recompensirt werden. Illi, daß würden wir auß den Schaum-
burgischen ämbtern thuen wöllen, es köndte aber nit sein, weil es allberait
der fraw landtgräfin bewilligt. Nos, gestehen ihren dißortts nichts. Illi, man
wer ihren desto mehr satisfaction schuldig, weil sie anietzt so vil von denn
Kayserlichen gelitten. Nos, diß wer ihr aigne schuldt.
Nachdem sie nun entlich uff disen terminis bestanden, unß auch einen newen
auffsatz von der Churbrandenburgischen aequipollentz zugestellt mit ver-
melden , daß dise sachen vordrist richtig sein müeßten, gleich wie man
denn Franzosen ihre satisfaction auch richtig gemacht und der ständen gmei-
nen sachen dabei gar nichts gedacht, also hofften sie, wurde man es mit inen
auch halten, wann dißortts inen deferirt, wolten sie alles übrige beschleünigen
helffen, haben wir entlich unß benommen, theils mit denn catholischen,
theils andern interessirten von denn sachen ze handlen und bei nechster con-
ferentz unß weiter vernemmen ze lassen.
Gleich uff den nachmittag haben wir zwar die Churbrandenburgischen zu
unß erfordern wollen, weil die aber sich wegen deß Wesenbeccii kindtauff-
mal , dabei er fast alle protestierenden eingeladen, entschuldigen lassen,
haben wirs biß uff den folgenden tag verschieben müessen, aber nichts dest-
weniger die Churcölnischen sambt dem fürstlich Oßnabrukhischen officialn
vorbescheiden und inen diß alles vorgehalten. Die haben sich aber noch
nichts darüber erclärt, sondern begehrt, vordrist mit denen Churbranden-
burgischen und Braunschweigischen ze handlen, so wir erbotten.
Und weil eben auch der Churmaintzische cantzler Raigensperg wie auch
Dr. Ernst, Churbayerischer deputatus, wegen deß Oldenburgischen zolls bei
unß gewesen und, daß wir dise sach im puncto commerciorum, hievor ge-
schlossnermaassen decidirt, einkommen lassen wolten, nomine collegii elec-
toralis angelangt, mit anzeig, daß sie auch an Ihr Maiestät deßwegen schrei-
ben würden, so haben wir mit diser occasion begehrt zu vernemmen, ob sie
vermeinten, daß wir den punctum extinctionis ad deliberationem catholico-
rum bringen lassen solten. Sie habens aber sambtlich vor unthuenlich gehal-
ten , dann es würde keiner darüber votirn, sondern wir solten es denn Schwe-
den außreden und, daß sie es beim vorigen bleiben liessend, disponirn.