Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 XII 23
1647 XII 23
Montag
Montags, 23. huius, ante meridiem seind beede
Schwedische plenipotentiarii sambt dem secretario Berenclaw oder Milonio
bei unß erschienen. Proposuit Oxenstirn: Weren vordrist kommen, unß zu
besuechen und unsers wolstandts sich zu erfrewen, sodann, weil wir inen
gestrigen tags die ulteriores declarationes catholicorum zugestellt, sie auch
selbige ersehen, hetten sie vor nothwendig erachtet, mit unß drüber ze con-
versirn . Ihres ortts hetten sie vermeint, es solten die sachen also eingerichtet
sein, wie es dann forthien im instrumento pacis sein entlichs verbleiben
haben solte. So befinden sie aber, daß fast alles de nouo disputirt und in
zweifel gezogen werden wolle, daher sie anstüenden, waß darauff zu thuen.
Wüßten nit, ob wir solche declarationes nomine catholicorum allein oder als
sachen, so wir zu verfechten und darauff zu bestehen gedächten, übergeben.
Dann so es allein nomine catholicorum beschehe, so wolte fast erscheinen,
daß die catholischen keinen friden, sondern noch lenger im krieg zu stehen
begehrten, wölches nit allein auß disen declarationibus, sondern auch auß
deme gnugsamb erscheinte, daß sie alsobaldt, nachdem inen daß abgehandlete
instrumentum pacis ad ratificandum durch herrn grafen von Trautmansdorff
zugestellt worden, dem herrn churfürsten in Bayern umb reconjunction mit
Kayserlicher Maiestät zugeschriben, solches auch hernach im Julio wider-
holt und alle ihre müglicheit dabei anzewenden erbotten. Solten nun auch
wir selbst mit disen einwendungen der catholischen einstimmen, so müeßten
sie darauß abnemmen, daß auch Kayserliche Maiestät selbst schlechten lust
zum friden trüegen. Wir hetten mit inen in crafft Kayserlicher plenipotentz
wie auch im namen der catholischen gehandlet. So wir nun von disen gwalt
gehabt, so wer unnöthig, ihre weitere oppositiones ze attendirn, solten wir
aber keinen gwalt gehabt haben, so scheinte fast, daß man sie nur zu circum-
ducirn begehrt. Sie hielten sich an daßjenig, so mit unß gehandlet, und ver-
hofften nit, das man dessen wider zurukhgehen oder wir unß durch die
catholischen unmündig machen lassen werden. Sie sehen, daß man nit nur
einige accidentalia, sondern sogar die substantialia selbst umbzestossen, ja
denn evangelischen gleichsamb leges vorzeschreiben begehr. Dises wer der
weeg nit zum friden, sondern waß solche communia anlangte, die müeßten
billich von gesambten ständen approbirt und gehandelt werden. Demnach
wolten sie gern von unß erleütterung vernemmen, worauff diß werkh ange-
sehen , ob ein rechter ernst zum friden vorhanden oder nit und wie man auß
dem handel zu kommen vermeinte.
Respondimus mit bedankung ihrer erzeigter cortesia, so wir hingegen
anderwerts zu erwidern erbiettig. Waß aber die proponirte handlung an-
langte , da köndten wir sie wol in rechten trewen versichern, daß Ihr Kayser-
liche Maiestät, auch alle catholischen chur- und fürsten nichts höhers verlang-
ten , als den friden alle stunde zu schliessen. Man begehre auch diserseits
einig weitere kriegscontinuation nit ze practicirn noch darzu ursach ze
geben. Es seyen auch die edirte declarationes et correcturae keinesweegs zu
solchem ende, sondern allein darumb heraußgeben worden, auff das man
darüber in conferentz eintretten und alles zum entlichen schluss richten
möge. Wir weren darunder von denn sambtlichen catholischen, auch von
ettlichen protestierenden wegen ihres particularinteresse instendig mit über-
gebnen memorialien und schrifftlichen bedenkhen ersuecht worden, weren
auch schuldig, eins und anders in gebürende obacht ze nemmen. Die catho-
lischen seyen pars tractans, und köndte ohne derselben consens nichts be-
stendigs gehandelt werden. Die erfahrenheit hetts ins vergangen bezeigt, der
religionfriden were nit gehalten worden, weil eine und andere part in diß
oder jens nit gewilligt ze haben excipirt. Der Prager friden sei gar nahend
von allen protestierenden angenommen, aber doch hernach wegen ihrer dar-
gegen eingewendter beschwehrungen den wenigem theil gehalten worden.
Im Regenspurger reichsabschied hab es gehaißen, darbei soll es bleiben, es
schlage gleich daß wankelbare glukh der waaffen, wohien es wölle. Nichts-
destweniger werde derzeit alles retractirt. Die catholischen hetten gleich-
wol biß dato einige sicherheit nit gehabt, ob es an seitten der cron Schweden
und protestierenden bei dem gemachten eventualverglich allerdings ver-
bleiben werde, sondern vilmehr in sorgen stehen müessen, daß sie noch in
weitern verlust gesetzt und inen auch der überrest angefochten werden
möchte, sonderlich weil sie gesehen, daß die kriegswürkhungen damaln in
volligem schwang gangen und mit allem eifer fortgesetzt worden. Also seye
inen nit zu verargen, daß sie solch ihre gfahr in acht genommen und gleich-
wol uff mittl gedacht, wie sie sich vor entlichem undergang schutzen und
schirmen möchten. Unserstheils hetten wir in crafft unsrer vollmacht bona
fide gehandelt. Die catholischen hetten underschiedliche conferentzen mit
den protestierenden vorgehabt und, weil sie gesehen, daß sie selbst under-
einander mit inen nit eins werden köndten, unß Kayserliche ersuecht, daß
wir immediate mit inen und denn Schwedischen gsandten handlen solten,
zwar mit etwas restriction, waß deß einen oder andern particularinteresse be-
treffen thet. Deme weren wir nachkommen, und zwar ieweils mit eim oder
andern der catholischen, so selbiger zeit allhier gewesen, darvon communi-
cirt , entlich aber auch nothwendig befunden, daß gantze werkh mit allen
catholischen ze communicirn, hetten auch wol wünschen mögen, daß es
allerdings darbei verbliben wer. Weil aber die catholischen dargegen so hohe
beschwerungen eingewendet, so hetten Ihr Kayserliche Maiestät weniger nit
thuen mögen, als dieselben in handlung bringen ze lassen. Sie, Schweden,
solten dem statt thuen, so werde es sich schon selbst zeigen, wie auß der sach
ze kommen und ein entlicher schluss ze machen. Daß werkh seye so schwer
nit, als es sich ansehen lasse, wann man sich nur der billicheit accomodirn
wolt. Die catholischen begehrten denn andern ständen keine leges vorze-
schreiben , sondern allein anzuzeigen, warum sie beschwerdt. Von der
gegenpart seyen offt wol andere proiecta auff die baan kommen und solcher-
gestalt verfochten worden, daß die catholischen sich wol füeglicher becla-
gen köndten, daß man inen leges vorzeschreiben gedächte.
Illi cum repetitione priorum, wüßten einmal nit, wie sie sich hierauff ein-
lassen köndten. Es werde ein langwührig handel geben, die zeit verlauffen,
die campagna wider herbeikomen, dahien es fast diserseits wolle gespilt
werden. Man greiffe die substantialia an, die reformationem iustitiae, die per-
petuitet , autonomiam, satisfaction, aequivalentias, Casselische sach, und were
doch bewußt, daß die herrn churfürsten Maintz, Trier, Cöln, Bayern,
bischoffe Würtzburg, Bamberg, Costantz nit dieser meinung, sondern nur
ettlich wenige, deren man billich nit ze achten, seitemaln Ihr Kayserliche
Maiestät, die beede cronen sambt ietzt benandten catholischen ständen die
maiora machten. Es were vom Kayserlichen hof communicirt worden, daß
herr graf von Trautmansdorff, gleich wie der Johan de Werth umbgetretten,
bevelch empfangen, wann er noch nit geschlossen hett, solt er nit mehr
schliessen, sondern darvonziehen. Über diß sey nunmehr publica vox et
fama. Also wer leicht ze sehen, waß schon damaln vor intentiones obhanden
gewesen.
Nos, alles waß unß dißortts fürgerukht, seyen solche sachen, die sich in ipso
tractatu baldt erleüttern werden, daher, wann inen zum friden ernst, so seye
kein ander mittel, als daß man coram ad specialia fürschreitte, da man sich
dann baldt werde gegeneinander vergleichen könden. Waß inen von eim
oder andern catholischen a part eröffnet, mögen wir nit wissen, waß wir inen
außgehändigt, sei ex communi catholicorum voto geschehen. Wann sich bei
vorlauffender handlung waß anders erscheinen solte, würden wir unß gar
baldt mit denn maioribus accordirn könden. Man müesse also dermaln ad
indiuidua kommen, mit dergleichen generalibus wie ietzt werde man nie
zum ende gelangen. Der Casselischen satisfaction halber hab man gar kein
ursach, unß anzeclagen, seitemaln bewußt, daß darin nichts verglichen.
Mann hab der fraw landtgräfin underschiedliche offerta gethan, mit denen
hab sie nit wollen zefriden sein, sondern mit den waaffen weiters gesuecht.
Daß nun aber sie stetigs ein offne handt haben solle, waß ihren beliebt, verbis
et factis weiter anzegreiffen, hingegen Ihr Maiestät cum catholicis gebunden
bleiben, diß oder jens ze prestirn, waß conditionaliter offerirt worden, diß
wer ein modus tractandi rationi et iuri gentium contrarius. Einmal gestehen
wir ihren kein satisfaction. Wann sie mit deme, so nochweils ihren offerirt
bleib, nit woll zefriden sein, möchte künfftig wol geschehen, daß ihren gar
nichts übrig bleiben dörfft. Ja, sagt Salvius, die herrn werden ihren ietzt die
letste öhlung geben. Die diffamation wegen herrn grafens von Trautmans-
dorff haben wir rund widersprochen und angezeigt, daß Ihr Kayserliche
Maiestät ime wegen deß Johann de Werts übergangs kein wortt niemaln
geschriben. Er, herr graf, sei erstlich uff sein selbst aigen anhalten und
remonstrirte leibsindisposition, sodann, weil man gesehen hab, daß die
gegenpart einmal der campagnien den lauff ze lassen resolvirt und kein frid
ze hoffen gewesen, von Ihr Kayserlicher Maiestät abgefordert worden. Sol-
chem nach seind sie uff die pretensiones der grafen von Wittgenstain contra
Trier und Cöln kommen. Als wir inen aber die iustitiam caussae gnugsamb
remonstrirt, sie auch darwider nichts ze replicirn gewüßt, seind sie endtlich
darauff gefallen, man solts denn ständen remittirn. Nos, es bedörffte dißortts
keiner remission, sie wüßten wol, daß wir in ipso tractatu unß allzeit ent-
schuldigt , daß wir von disen restituendis keine cognitionem meritorum
caussae hetten, und darauff getrungen, daß man es allein bei einer general-
determination bleiben lassen solt, mit wölcher allen disen difficulteten wer
abgeholffen gewesen. Man habs aber per forza durchtringen wollen. Wir
wissen, daß sie selbst die unbillicheit erkenten. Es wurde sich ja nit schikhen,
daß zweyer vornemen churfürsten consens darumb solte schwer gemacht
werden, daß man einem grafen zu gefallen inen einige restitutionem, so der
billicheit und litispendentiis entgegenlieffe, aufftringen solt. In summa, sie
solten selbst bedenkhen, wie hoch der cron Schweden selbst daran gelegen,
daß man der sambtlichen churfürsten, auch vornembster fürsten und ständen
catholischen theils consensus versichert sei, dann sonst würde die manuten-
tion der cron Schweden satisfaction merklich hinkhen.
Als sie nun weiter nicht ze replicirn gehabt, seind sie mit dem puncto de
satisfactione militiae herfürkommen und gantz angelegenlich drauff getrun-
gen , daß derselb denn ständen ad deliberandum recommendirt wurde. Nos,
die stände beeder religion hetten sich biß dato darzu nit verstehen wollen,
sondern darfürgehalten, daß man vordrist die pacification solte richtig ma-
chen . Illi, es soll zugleich gehen, schein, wir hetten selbst kein lust darzu,
dann wir hetten in unsern erstem denn catholischen zugestellten tempera-
mentis die außtheilung der regimenter per circulos außgestrichen. Nos, sei
war, dann diß wurde nit complementum pacis, sonder seruitutis sein, wolle
sich auch kein standt darzu verstehen. Sie pitten nochmaln, mit denn ständen
wegen dises puncti ze reden; weil die armada noch in der nähend, so köndte
man mit derselben darvon communicirn. Man soll nur etwas bietten, man
werde sich billicher dingen nach accommodirn. Nos, köndten ohne der
stände vorwissen unß in nichts einlassen. Und hatt entlich fast so vil erschei-
nen wollen, daß diser letstere punct caussa principalis motiua gewesen, wa-
rumb sie dise visita vorgenommen, dann ex post facto erfahren worden, daß
die protestierende von diser ihrer vorgehabten visita gar kein nachricht
gehabt.
Eodem montags, 23. huius, referirn wir allen disen verlauff ad Caesarem [ 1903 ].
Schwedische plenipotentiarii sambt dem secretario Berenclaw oder Milonio
bei unß erschienen. Proposuit Oxenstirn: Weren vordrist kommen, unß zu
besuechen und unsers wolstandts sich zu erfrewen, sodann, weil wir inen
gestrigen tags die ulteriores declarationes catholicorum zugestellt, sie auch
selbige ersehen, hetten sie vor nothwendig erachtet, mit unß drüber ze con-
versirn . Ihres ortts hetten sie vermeint, es solten die sachen also eingerichtet
sein, wie es dann forthien im instrumento pacis sein entlichs verbleiben
haben solte. So befinden sie aber, daß fast alles de nouo disputirt und in
zweifel gezogen werden wolle, daher sie anstüenden, waß darauff zu thuen.
Wüßten nit, ob wir solche declarationes nomine catholicorum allein oder als
sachen, so wir zu verfechten und darauff zu bestehen gedächten, übergeben.
Dann so es allein nomine catholicorum beschehe, so wolte fast erscheinen,
daß die catholischen keinen friden, sondern noch lenger im krieg zu stehen
begehrten, wölches nit allein auß disen declarationibus, sondern auch auß
deme gnugsamb erscheinte, daß sie alsobaldt, nachdem inen daß abgehandlete
instrumentum pacis ad ratificandum durch herrn grafen von Trautmansdorff
zugestellt worden, dem herrn churfürsten in Bayern umb reconjunction mit
Kayserlicher Maiestät zugeschriben, solches auch hernach im Julio wider-
holt und alle ihre müglicheit dabei anzewenden erbotten. Solten nun auch
wir selbst mit disen einwendungen der catholischen einstimmen, so müeßten
sie darauß abnemmen, daß auch Kayserliche Maiestät selbst schlechten lust
zum friden trüegen. Wir hetten mit inen in crafft Kayserlicher plenipotentz
wie auch im namen der catholischen gehandlet. So wir nun von disen gwalt
gehabt, so wer unnöthig, ihre weitere oppositiones ze attendirn, solten wir
aber keinen gwalt gehabt haben, so scheinte fast, daß man sie nur zu circum-
ducirn begehrt. Sie hielten sich an daßjenig, so mit unß gehandlet, und ver-
hofften nit, das man dessen wider zurukhgehen oder wir unß durch die
catholischen unmündig machen lassen werden. Sie sehen, daß man nit nur
einige accidentalia, sondern sogar die substantialia selbst umbzestossen, ja
denn evangelischen gleichsamb leges vorzeschreiben begehr. Dises wer der
weeg nit zum friden, sondern waß solche communia anlangte, die müeßten
billich von gesambten ständen approbirt und gehandelt werden. Demnach
wolten sie gern von unß erleütterung vernemmen, worauff diß werkh ange-
sehen , ob ein rechter ernst zum friden vorhanden oder nit und wie man auß
dem handel zu kommen vermeinte.
Respondimus mit bedankung ihrer erzeigter cortesia, so wir hingegen
anderwerts zu erwidern erbiettig. Waß aber die proponirte handlung an-
langte , da köndten wir sie wol in rechten trewen versichern, daß Ihr Kayser-
liche Maiestät, auch alle catholischen chur- und fürsten nichts höhers verlang-
ten , als den friden alle stunde zu schliessen. Man begehre auch diserseits
einig weitere kriegscontinuation nit ze practicirn noch darzu ursach ze
geben. Es seyen auch die edirte declarationes et correcturae keinesweegs zu
solchem ende, sondern allein darumb heraußgeben worden, auff das man
darüber in conferentz eintretten und alles zum entlichen schluss richten
möge. Wir weren darunder von denn sambtlichen catholischen, auch von
ettlichen protestierenden wegen ihres particularinteresse instendig mit über-
gebnen memorialien und schrifftlichen bedenkhen ersuecht worden, weren
auch schuldig, eins und anders in gebürende obacht ze nemmen. Die catho-
lischen seyen pars tractans, und köndte ohne derselben consens nichts be-
stendigs gehandelt werden. Die erfahrenheit hetts ins vergangen bezeigt, der
religionfriden were nit gehalten worden, weil eine und andere part in diß
oder jens nit gewilligt ze haben excipirt. Der Prager friden sei gar nahend
von allen protestierenden angenommen, aber doch hernach wegen ihrer dar-
gegen eingewendter beschwehrungen den wenigem theil gehalten worden.
Im Regenspurger reichsabschied hab es gehaißen, darbei soll es bleiben, es
schlage gleich daß wankelbare glukh der waaffen, wohien es wölle. Nichts-
destweniger werde derzeit alles retractirt. Die catholischen hetten gleich-
wol biß dato einige sicherheit nit gehabt, ob es an seitten der cron Schweden
und protestierenden bei dem gemachten eventualverglich allerdings ver-
bleiben werde, sondern vilmehr in sorgen stehen müessen, daß sie noch in
weitern verlust gesetzt und inen auch der überrest angefochten werden
möchte, sonderlich weil sie gesehen, daß die kriegswürkhungen damaln in
volligem schwang gangen und mit allem eifer fortgesetzt worden. Also seye
inen nit zu verargen, daß sie solch ihre gfahr in acht genommen und gleich-
wol uff mittl gedacht, wie sie sich vor entlichem undergang schutzen und
schirmen möchten. Unserstheils hetten wir in crafft unsrer vollmacht bona
fide gehandelt. Die catholischen hetten underschiedliche conferentzen mit
den protestierenden vorgehabt und, weil sie gesehen, daß sie selbst under-
einander mit inen nit eins werden köndten, unß Kayserliche ersuecht, daß
wir immediate mit inen und denn Schwedischen gsandten handlen solten,
zwar mit etwas restriction, waß deß einen oder andern particularinteresse be-
treffen thet. Deme weren wir nachkommen, und zwar ieweils mit eim oder
andern der catholischen, so selbiger zeit allhier gewesen, darvon communi-
cirt , entlich aber auch nothwendig befunden, daß gantze werkh mit allen
catholischen ze communicirn, hetten auch wol wünschen mögen, daß es
allerdings darbei verbliben wer. Weil aber die catholischen dargegen so hohe
beschwerungen eingewendet, so hetten Ihr Kayserliche Maiestät weniger nit
thuen mögen, als dieselben in handlung bringen ze lassen. Sie, Schweden,
solten dem statt thuen, so werde es sich schon selbst zeigen, wie auß der sach
ze kommen und ein entlicher schluss ze machen. Daß werkh seye so schwer
nit, als es sich ansehen lasse, wann man sich nur der billicheit accomodirn
wolt. Die catholischen begehrten denn andern ständen keine leges vorze-
schreiben , sondern allein anzuzeigen, warum sie beschwerdt. Von der
gegenpart seyen offt wol andere proiecta auff die baan kommen und solcher-
gestalt verfochten worden, daß die catholischen sich wol füeglicher becla-
gen köndten, daß man inen leges vorzeschreiben gedächte.
Illi cum repetitione priorum, wüßten einmal nit, wie sie sich hierauff ein-
lassen köndten. Es werde ein langwührig handel geben, die zeit verlauffen,
die campagna wider herbeikomen, dahien es fast diserseits wolle gespilt
werden. Man greiffe die substantialia an, die reformationem iustitiae, die per-
petuitet , autonomiam, satisfaction, aequivalentias, Casselische sach, und were
doch bewußt, daß die herrn churfürsten Maintz, Trier, Cöln, Bayern,
bischoffe Würtzburg, Bamberg, Costantz nit dieser meinung, sondern nur
ettlich wenige, deren man billich nit ze achten, seitemaln Ihr Kayserliche
Maiestät, die beede cronen sambt ietzt benandten catholischen ständen die
maiora machten. Es were vom Kayserlichen hof communicirt worden, daß
herr graf von Trautmansdorff, gleich wie der Johan de Werth umbgetretten,
bevelch empfangen, wann er noch nit geschlossen hett, solt er nit mehr
schliessen, sondern darvonziehen. Über diß sey nunmehr publica vox et
fama. Also wer leicht ze sehen, waß schon damaln vor intentiones obhanden
gewesen.
Nos, alles waß unß dißortts fürgerukht, seyen solche sachen, die sich in ipso
tractatu baldt erleüttern werden, daher, wann inen zum friden ernst, so seye
kein ander mittel, als daß man coram ad specialia fürschreitte, da man sich
dann baldt werde gegeneinander vergleichen könden. Waß inen von eim
oder andern catholischen a part eröffnet, mögen wir nit wissen, waß wir inen
außgehändigt, sei ex communi catholicorum voto geschehen. Wann sich bei
vorlauffender handlung waß anders erscheinen solte, würden wir unß gar
baldt mit denn maioribus accordirn könden. Man müesse also dermaln ad
indiuidua kommen, mit dergleichen generalibus wie ietzt werde man nie
zum ende gelangen. Der Casselischen satisfaction halber hab man gar kein
ursach, unß anzeclagen, seitemaln bewußt, daß darin nichts verglichen.
Mann hab der fraw landtgräfin underschiedliche offerta gethan, mit denen
hab sie nit wollen zefriden sein, sondern mit den waaffen weiters gesuecht.
Daß nun aber sie stetigs ein offne handt haben solle, waß ihren beliebt, verbis
et factis weiter anzegreiffen, hingegen Ihr Maiestät cum catholicis gebunden
bleiben, diß oder jens ze prestirn, waß conditionaliter offerirt worden, diß
wer ein modus tractandi rationi et iuri gentium contrarius. Einmal gestehen
wir ihren kein satisfaction. Wann sie mit deme, so nochweils ihren offerirt
bleib, nit woll zefriden sein, möchte künfftig wol geschehen, daß ihren gar
nichts übrig bleiben dörfft. Ja, sagt Salvius, die herrn werden ihren ietzt die
letste öhlung geben. Die diffamation wegen herrn grafens von Trautmans-
dorff haben wir rund widersprochen und angezeigt, daß Ihr Kayserliche
Maiestät ime wegen deß Johann de Werts übergangs kein wortt niemaln
geschriben. Er, herr graf, sei erstlich uff sein selbst aigen anhalten und
remonstrirte leibsindisposition, sodann, weil man gesehen hab, daß die
gegenpart einmal der campagnien den lauff ze lassen resolvirt und kein frid
ze hoffen gewesen, von Ihr Kayserlicher Maiestät abgefordert worden. Sol-
chem nach seind sie uff die pretensiones der grafen von Wittgenstain contra
Trier und Cöln kommen. Als wir inen aber die iustitiam caussae gnugsamb
remonstrirt, sie auch darwider nichts ze replicirn gewüßt, seind sie endtlich
darauff gefallen, man solts denn ständen remittirn. Nos, es bedörffte dißortts
keiner remission, sie wüßten wol, daß wir in ipso tractatu unß allzeit ent-
schuldigt , daß wir von disen restituendis keine cognitionem meritorum
caussae hetten, und darauff getrungen, daß man es allein bei einer general-
determination bleiben lassen solt, mit wölcher allen disen difficulteten wer
abgeholffen gewesen. Man habs aber per forza durchtringen wollen. Wir
wissen, daß sie selbst die unbillicheit erkenten. Es wurde sich ja nit schikhen,
daß zweyer vornemen churfürsten consens darumb solte schwer gemacht
werden, daß man einem grafen zu gefallen inen einige restitutionem, so der
billicheit und litispendentiis entgegenlieffe, aufftringen solt. In summa, sie
solten selbst bedenkhen, wie hoch der cron Schweden selbst daran gelegen,
daß man der sambtlichen churfürsten, auch vornembster fürsten und ständen
catholischen theils consensus versichert sei, dann sonst würde die manuten-
tion der cron Schweden satisfaction merklich hinkhen.
Als sie nun weiter nicht ze replicirn gehabt, seind sie mit dem puncto de
satisfactione militiae herfürkommen und gantz angelegenlich drauff getrun-
gen , daß derselb denn ständen ad deliberandum recommendirt wurde. Nos,
die stände beeder religion hetten sich biß dato darzu nit verstehen wollen,
sondern darfürgehalten, daß man vordrist die pacification solte richtig ma-
chen . Illi, es soll zugleich gehen, schein, wir hetten selbst kein lust darzu,
dann wir hetten in unsern erstem denn catholischen zugestellten tempera-
mentis die außtheilung der regimenter per circulos außgestrichen. Nos, sei
war, dann diß wurde nit complementum pacis, sonder seruitutis sein, wolle
sich auch kein standt darzu verstehen. Sie pitten nochmaln, mit denn ständen
wegen dises puncti ze reden; weil die armada noch in der nähend, so köndte
man mit derselben darvon communicirn. Man soll nur etwas bietten, man
werde sich billicher dingen nach accommodirn. Nos, köndten ohne der
stände vorwissen unß in nichts einlassen. Und hatt entlich fast so vil erschei-
nen wollen, daß diser letstere punct caussa principalis motiua gewesen, wa-
rumb sie dise visita vorgenommen, dann ex post facto erfahren worden, daß
die protestierende von diser ihrer vorgehabten visita gar kein nachricht
gehabt.
Eodem montags, 23. huius, referirn wir allen disen verlauff ad Caesarem [ 1903 ].