Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 XI 2

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1647 XI 2
Samstag

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40 Sabbato] am Rande: Mediatores pro reassumenda tractatione Gallica.
Sabbato, 2. huius, horis antemeridianis haben die herrn
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mediatores unß angezeigt, sie weren nun ettlich mahl von den Franzosen

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angemahnt worden, inen dermaln eine resolution von unß über ihre praeten-
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siones zu eröffnen, sonderlich weil nunmehr die Spanischen tractaten zimb-
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lich schleünig fortgiengen und die Spanischen sich beraits auff die beschlies-
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sung deß fridens mit Teütschlandt bezogen hetten, also die nothuerfft er-
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fordern wolte, daß wir pari passu damit verfahren theten. Und weil dann auch
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verlautten woll, ob solte ich, Volmar, nach Oßnabrukh gehen und daselbst
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mit denn Schweden und protestierenden concludirn wollen, demnach
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weren sie nit allein proprio motu kommen, mit unß von der sachen ze reden,
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sondern darumb auch von denn Franzosen selbst angetriben und ersuecht
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worden. Respondimus, sie, herren mediatores, weren unserer intention
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etwas vorkommen. Wir hetten nechstvergangnen dinstag von Ihr Kayser-
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licher Maiestät ein resolution in toto negocio pacis empfangen und weren
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willens gewesen, inen darvon parte ze geben uff morndrigen tag, weil wir
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hiezwischen mit denn catholischen ze negocirn gehabt. Die resolution aber
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bestüende in deme etc., ut in literis. Nun woll es fast darfürgehalten werden,
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daß der Teütsche fride hauptsächlich an deme hengte, waß mit denn Schwe-
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den und protestierenden zu vergleichen, daher auch vonnöthen sein werde,
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selbige handlung vordrist an die handt ze nemmen. Mit denn Franzosen,
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wann sie allein bei deme verbleiben wolten, waß gehandlet, hette es wenig
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difficultet, und köndte alsdann auch alles mit inen geschlossen werden, weil
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ich, Volmar, bevelcht wer, den Oßnabrukhischen tractaten auch ze assistirn.
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Wir wolten also ihr, der mediatorn, guettachtens erwartten, ob sie nit ver-
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meinten , daß die sachen mit denn Franzosen noch so lang anstandt gehaben
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möchten, sonderlich weil mit Spania noch nit allerdings geschlossen und
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noch etwas zeit darauff gehen würde. Ihr Kayserlicher Maiestät intention,
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will und meinung were nit, hierdurch einige separation zwischen disen bee-
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den cronen ze practicirn, sondern allein eins auff daß ander zu befürdern. Die
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protestierenden sollicitirten stehts und werden fast ungeduldig. Replicarunt
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mediatores, es werde bei denn Franzosen nit geringen disgusto geben, wann
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nit vordrist etwas mit inen veranlaaßt wurde, dann sie weren die erste, mit
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denen in puncto satisfactionis ein verglich gemacht, hielten auch darfür,
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daß es ein punto d’honore wer, daß sie dißortts nit umbgangen und inen die
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Schweden vorgezogen wurden. Nos, es möchte inen angezeigt werden, daß
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Ihr Kayserliche Maiestät es hauptsachlich bei der reichständen guettachten
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und dann bei unsern notis bewenden liessend. Domini mediatores, ob wir
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dann nit zufriden weren, wann es dahien zu bringen, daß die Franzosen es
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simpliciter bei der convention vom 13. Septembris 1646 ohne anderwerttige
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extension bleiben liessend. Nos, Ihr Kayserliche Maiestät begehrten daran
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nichts ze alterirn, sondern allein zufürkommen, daß darauß die Franzosen
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nicht andere consequentias erzwingen möchten. Wann sie also ihre ex-
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tensiones fallen lassen und beim buchstaben der convention verbleiben
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wolten, so hett es auch unsers ortts seine richtigkheit, und begehr-
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ten wir darwider nichts zu suechen, sondern unß ebenmäßig darmit ze
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contentirn. Dann unß were nöthig gewesen zu declarirn, daß unsere mei-

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nung nit sei, denn Franzosen ihre gesuechte extensiones nachzugeben. Wann
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sie nun selbige uff unser beschehene contradiction fallen lassen, so haben wir
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unser intent erlangt, und mög darauff bei denn vorigen verglichnen terminis
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gelassen werden. Domini mediatores waren mit diser unserer erleütterung
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wol zefriden, gaben unß auch daß zeügnus, daß zu zeit, als die conuentio
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satisfactionis negocirt worden, wir unserstheils in die anietzt von denn Fran-
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zosen determinirte extensiones niemaln gewilligt, sondern mit fleiß in termi-
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nis generalibus verbliben, sonderlich unß deß wortts ’districtus‘ gebraucht,
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damit hierdurch der Franzosen particularintention suo tempore et loco ex-
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cludirt würde, wölches zwar hievor herr nuncius absonderlich zum öfftern,
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anietzo aber auch mit ime der Venetianische pottschaffter selbst contestirt
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hatt. Nos repetendo priora subiunximus, es bleibe unserseits nochmaln da-
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bei , daß wir keinen buchstaben an der convention super satisfactione zu ver-
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endern begehrten, doch wolten wir unß vorbehalten haben, wa etwan
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einige declaration ex manifesta et necessaria consequentia zu thuen wer, daß
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wir solches wol thuen möchten, als zum exempl gesetzt, nachdem wegen der
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geltrecompensation zwar in summa drei million livres de Turon

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Livre Tournois.
bestimbt,
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aber nit außgetrukht, waß derselben valor, daß wir die declaration auff 2½
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gegen einem gerechten reichsthaler beschehenermaassen bestimmen möch-
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ten , dann ausserhalb dessen wir deß pretii conuenti nit gesichert, die cron
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Frankreich möchte im korn und schrot solcher müntzen callirn und hernach
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die bezahlung in solcher geringerten legierung thuen wöllen, daß wer dem
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contract nit gemäß, und waß etwan dergleichen erleütterungen mehr für-
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kommen möchten. Die mediatores haben es alles vor billich erachtet und
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sich benommen, mit den Franzosen ze reden. Verhofften, es möchte hierauff
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zu weiterer confirmation und erleütterung der vorigen abhandlung kom-
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men , alsdann auch mit denn Schweden und protestierenden desto leichter
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zum schluss zu gelangen sein. Aber wegen deß hertzogen zu Lothringen be-
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gehrten sie auch zu wissen, waß entlich mit diser sach zu thuen. Respondi-
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mus , wir wüßten nichts anders ze anttwortten, als daß es dißortts Ihr
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Kayserliche Maiestät bei der ständen guettachten bewenden liessend. Nach-
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dem aber diser articul auch mit denn Spanischen in tractatu sei, so müeßten
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wir unß an dieselbe halten und köndten unß in particulari nichts anders erclä-
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ren . Domini mediatores sagten, daß durch ihre collegas am Französischen hof
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alle müglichste officia eingewendt würden, ob doch dise Lothringische sach
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ad hos tractatus möchte remittirt werden, wölches auch ettlich für guett finden
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theten, aber der cardinal Mazzarini wer biß daher dazu nit zu vermögen gewe-
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sen , und würde es mit disem puncten eben hart halten. Ita discessum.

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Obwol die catholischen ersuecht worden, sich uff dato widerumb bei mir,
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Volmarn, ad conferentiam einzestellen, so haben sie sich doch mehrerntheils
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entschuldigt und dilation biß auff übermorgen montags gebetten, laut herrn
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Reigenspergs zettl [ 1863 ].

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Eodem avisir ich herrn Crane, daß ich diser vorgefallner hindernuß willen
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vor mittwoch nit nach Oßnabrukh kommen köndte, zu ihrem belieben
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stellend, ob sie entzwischen denn protestierenden daßjenig, waß Ihr Maiestät
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bevohlen, vorhalten wolten, und waß für cautel darbei ze observirn [ 1863a ].

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