Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 VII 10
1647 VII 10
Mittwoch
Mercurii, 10. huius, seind die Braunschweig Lüne-
burgischen bei Ihr Excellentz praesentibus domino comite a Lamberg,
domino Crane et me erschienen, bedankhten sich 1. umb inen zugestellte
scripturam aequivalentiae, so sie auch a Suecis unterschreiben lassen
Druck: J. G. Meiern VI S. 453–455.
, be-
gehrten 2., weil sie daß wortt coadiutoris außgelassen, daß hingegen clausula
praestandi homagium intra trimestre post publicatam pacem eingerukht
werde, 3. die clausulam ’reiectis‘ art. 6, wie von inen gesetzt, bleiben ze
lassen, 4. wegen zweyer canonicaten beim stifft Straßburg inen decretum
ze geben, das es conditio aequivalentiae wer. Ad primum bleibt auff sich
selbst. Ad secundum bewilligt cum additione ’iuxta conditiones in capitula-
tione perpetua positas‘. Ad tertium, soll gesetzt werden, aber anstatt deß
wortts ’reiectis‘ daß wortt ’sublatis‘. Ad quartum inclinabat dominus co-
mes Trautmansdorff, sed comes a Lamberg repugnabat. Entlich batten sie,
auch die capitulation zu befürdern und wegen ihrer praetension uff die
Schaumburgischen güetter auctoritatem repetendi per decretum ze geben, so
zu bedenkhen genommen.
Eodem hatt Ihr Excellentz cum domino comite a Nassau et me bei beeden
Franzosen ihren abschied genommen.
Eodem nachmittag post quartam pomeridianam seind Ihr Excellentz cum
comite a Lamberg, Cranio et me zu denn Schweden gefahren, haben daselbst
gleichergestalt den abschiedt genommen, vermeldend, sie hetten nun zu
verschidenen mahlen und noch bei vorgestriger ordinari von Ihr Kayser-
licher Maiestät ordre empfangen, sich wider an dero Kayserlichen hof zu be-
geben . Und ob sie wol lieber sehen mögen, daß vordrist der friden geschlos-
sen , nachdem iedoch die handlung sich noch ferner verweilen thue, so kond-
ten sie sich lenger nit mehr auffhalten, sondern werend entschlossen, im
namen Gottes uff morndrigen tag fortzeraisen. Bedankhten sich gegen denn
Schwedischen abgesandten ihrer in vorgangnen handlungen erzeigten corte-
sia und wolte sie versichern, wann es ie zum volligen fridenschluss kommen
thue, daß Ihr Kayserliche Maiestät es nit allein umb sie mit Kayserlichen
gnaden zu erkennen, sondern sich angelegen sein lassen werden, gegen ihrer
königin iederzeit alle guette freundtschafft und wolgewogenheit zu erzeigen.
Im übrigen aber sei Ihr Maiestät meinung nit, daß durch sein abraiß die trac-
taten solten gesteckht werden, sondern sie begehrend noch fürters, biß man
dermaln zum entlichen schluss gelangen möcht, continuirn ze lassen. Wie
dann zu solchem ende herr graf von Lamberg und herr Crane den sachen
außzewartten bevelcht, auch ich, Volmar, als der ich biß daher zu disen
handlungen gezogen und derselben gnugsame wissenschafft hett, ebenmäs-
sig dabei ze assistirn etc. Illi bedankhten sich diser besuechung, wolten nit
hoffen, das Ihr Excellentz so baldt auffbrechen, die sachen weren dahin
kommen, daß man baldt zum schluss kommen köndt. Herr graf, seinestheils
begehrte ers nit ze hindern, sondern were berait, aniezt ze schliessen, auch,
wann geschlossen, biß zu außferttigung deß instruments noch ein tag 2 oder
3 daranzesetzen. Mit denn Franzosen wisse er gar wol, daß nichts außzerich-
ten , weil sie biß daher ihr instrumentum nit heraußgeben und Ihr Kayser-
liche Maiestät zwingen wollen, sich von Spania zu separirn, so Ihr Maiestät
in ewigkheit nit thuen werden. Illi, die Franzosen weren erbiettig, sobaldt
die Hessen Casselische sach richtig, ihr instrument heraußzegeben.
Hierauff hatt man de materiis ze discurrirn angefangen. Und erstlich in caussa
Palatina wegen der Bergstraaß ist a nostra parte vorgeschlagen worden, daß
dem churfürsten von Maintz selbige in handts ze lassen, doch daß der
pfandtschilling infra terminum executionis pacis certo loco deponirt werde.
Die Schweden seind dessen post multam disputationem zefriden, wann es
die Franzosen auch einwilligen. 2. Wegen der clausul de actionibus posteris
electoribus Bauariae reseruandis, wann nach der Wilhelmischen mannlichen
lini abgang die Oberpfaltz wider an Heidelbergische lini fallen solt, bleiben
darauff, daß die gantz außgelassen werden solt, cum hoc alias ad iuris com-
munis dispositionem pertineat. 3. Seind zefriden, daß die von Kayserlicher
Maiestät bewilligte 400 000 thaler in 4 jaren bezahlt werden, wann Ihr Maie-
stät auch der Pfaltzischen frewlin
Die Töchter Friedrichs V. von der Pfalz: Elisabeth (1618–1680), später Äbtissin von Herford;
Luise Hollandine (1622–1709), später Äbtissin von Maubuision; Henriette Maria (1626–
1651), verheiratet 1651 mit Sigismund Rákóczy; Sophie (1630–1714), verheiratet 1658 mit Ernst
August von Braunschweig-Lüneburg.
heüratguett bezahl. Herr graf bewilligt,
casu quo deren ein oder anders sich verheürathen thue, iedem 5000 reichstha-
ler zu bezahlen. 4. Der lehen halber seind Ihr Excellentz uff deme bestanden,
daß wenigst die denn dreyen Churmaintzischen räthen
vergebne lehen rata
bleiben sollen. Es ist aber kein absolutus consensus von denn Schweden er-
folgt . 5. Die clausulam religionis in der Untern Pfaltz begehren die Schweden
gantz außzelassen. Nos, es solte billich bei deme verbleiben, waß sie de 2.
huius mit unß verglichen. Wir wolten iedoch cum Gallis darvon reden
lassen. 6. Wegen der 250 000 gulden uff Haidenheim bewilligen Ihr Excel-
lentz , wann der frid geschlossen, soll auch diß nachgelassen werden. 7. We-
gen Cassel werden in puncto satisfactionis die 4 Schaumburgischen ämbter
saluis praetensionibus Brunsuicensium cum pleno dominio und 600 000 tha-
ler , auff die contribuenten außzetheilen und biß zur bezahlung zwo oder drei
veste plätz in handts ze lassen, bewilligt. Illi habita cum Cassellanis seorsim
deliberatione, wollen 900 000 thaler und dafür landt und leütt pfandtsweiß
biß zu ablosung haben, aber solche zahlung keinswegs uff pfaltz
Pfaltz
Newen-
burg , Oostfrießlandt und andere contribuenten, so nit in der catholischen
liga, trechen lassen. Nihil conclusum. Sueci volunt ulterius cum Gallis loqui.
Wegen der Marpurgischen succession, herr graf cum protestatione, quod non
haberet mandatum, mann soll die gantze erbschafft in 16 theil stellen, ailff dar-
von an Darmbstatt und 6 [!] an Cassel geben. Illi, wollen pro Cassel 7 haben
und allein die ubrige 9 Darmbstatt lassen. Nihil conclusum. 8. Wegen Pfaltz
Sultzbach wollen einmal ihren hievor zu Oßnabrukh proiectirten articul
mantenirn. Herr graf bleibt auff seinem letstern auffsatz. Ego, herr pfaltzgraf
woll auch diß nit admittirn. Oxenstirn, es ist doch ein abgehandlete sach,
wann man stetigs endern will, so kombt man nit auß der sach. Ego, es ist
wahr, aber wir haben gehandelt saluo iure addendi, corrigendi etc., notans
ipsorum solidam cantilenam. Saluius quid innuerem intelligens risit affatim.
Hierauff sagten sie, ihr satisfaction wer auch noch nit complet. Nos, waß
dann manglte. Illi begehrten expectantz uff das fürstenthumb Mechelburg,
bisthumb Ratzenburg und Schwerin
, item die grafschafft Delmenhorst, weil
der letste inhaber
todt und die ertzstifft Bremen praetension dran hette. Herr
graf, es weren noch agnati vorhanden und köndten dergleichen expectantiae
ohne weitläuffigkheit nit geben werden. Sie soltens zu andern zeitten an-
stehen lassen. 9. Wegen der autonomi in Kayserlichen erblanden wolten sie
auch ein resolution haben. Herr graf productis nouissimis Caesaris literis
nihil se ulterius concedere rotunde professus est. 10. Wegen der exulum auß
den erblanden, so unter Schweden dienten, begehrten zugleich ein ander
decision. Sed et hoc absolute negatum. 11. Wegen Durlach begehrten noch
einen mehrern vergleich zwischen marggraf Fridrich und marggraf Wil-
helm . Nos, köndte anderst nit sein, dann wie von unß vorgeschlagen. Illi
nolunt esse contenti und begehrten zugleich wegen der Österreichischen
process und herrschafften im Preißgaw marggraf Fridrich ze willfahren.
Herr graf, hab dessen kein gwalt, marggraf Fridrich mög sich drumb beim
ertzhertzog zu Ynsprukh anmelden. Hiemit wurde es umb 7 uhr, und namen
wir den abschied.
burgischen bei Ihr Excellentz praesentibus domino comite a Lamberg,
domino Crane et me erschienen, bedankhten sich 1. umb inen zugestellte
scripturam aequivalentiae, so sie auch a Suecis unterschreiben lassen
Druck: J. G. Meiern VI S. 453–455.
gehrten 2., weil sie daß wortt coadiutoris außgelassen, daß hingegen clausula
praestandi homagium intra trimestre post publicatam pacem eingerukht
werde, 3. die clausulam ’reiectis‘ art. 6, wie von inen gesetzt, bleiben ze
lassen, 4. wegen zweyer canonicaten beim stifft Straßburg inen decretum
ze geben, das es conditio aequivalentiae wer. Ad primum bleibt auff sich
selbst. Ad secundum bewilligt cum additione ’iuxta conditiones in capitula-
tione perpetua positas‘. Ad tertium, soll gesetzt werden, aber anstatt deß
wortts ’reiectis‘ daß wortt ’sublatis‘. Ad quartum inclinabat dominus co-
mes Trautmansdorff, sed comes a Lamberg repugnabat. Entlich batten sie,
auch die capitulation zu befürdern und wegen ihrer praetension uff die
Schaumburgischen güetter auctoritatem repetendi per decretum ze geben, so
zu bedenkhen genommen.
Eodem hatt Ihr Excellentz cum domino comite a Nassau et me bei beeden
Franzosen ihren abschied genommen.
Eodem nachmittag post quartam pomeridianam seind Ihr Excellentz cum
comite a Lamberg, Cranio et me zu denn Schweden gefahren, haben daselbst
gleichergestalt den abschiedt genommen, vermeldend, sie hetten nun zu
verschidenen mahlen und noch bei vorgestriger ordinari von Ihr Kayser-
licher Maiestät ordre empfangen, sich wider an dero Kayserlichen hof zu be-
geben . Und ob sie wol lieber sehen mögen, daß vordrist der friden geschlos-
sen , nachdem iedoch die handlung sich noch ferner verweilen thue, so kond-
ten sie sich lenger nit mehr auffhalten, sondern werend entschlossen, im
namen Gottes uff morndrigen tag fortzeraisen. Bedankhten sich gegen denn
Schwedischen abgesandten ihrer in vorgangnen handlungen erzeigten corte-
sia und wolte sie versichern, wann es ie zum volligen fridenschluss kommen
thue, daß Ihr Kayserliche Maiestät es nit allein umb sie mit Kayserlichen
gnaden zu erkennen, sondern sich angelegen sein lassen werden, gegen ihrer
königin iederzeit alle guette freundtschafft und wolgewogenheit zu erzeigen.
Im übrigen aber sei Ihr Maiestät meinung nit, daß durch sein abraiß die trac-
taten solten gesteckht werden, sondern sie begehrend noch fürters, biß man
dermaln zum entlichen schluss gelangen möcht, continuirn ze lassen. Wie
dann zu solchem ende herr graf von Lamberg und herr Crane den sachen
außzewartten bevelcht, auch ich, Volmar, als der ich biß daher zu disen
handlungen gezogen und derselben gnugsame wissenschafft hett, ebenmäs-
sig dabei ze assistirn etc. Illi bedankhten sich diser besuechung, wolten nit
hoffen, das Ihr Excellentz so baldt auffbrechen, die sachen weren dahin
kommen, daß man baldt zum schluss kommen köndt. Herr graf, seinestheils
begehrte ers nit ze hindern, sondern were berait, aniezt ze schliessen, auch,
wann geschlossen, biß zu außferttigung deß instruments noch ein tag 2 oder
3 daranzesetzen. Mit denn Franzosen wisse er gar wol, daß nichts außzerich-
ten , weil sie biß daher ihr instrumentum nit heraußgeben und Ihr Kayser-
liche Maiestät zwingen wollen, sich von Spania zu separirn, so Ihr Maiestät
in ewigkheit nit thuen werden. Illi, die Franzosen weren erbiettig, sobaldt
die Hessen Casselische sach richtig, ihr instrument heraußzegeben.
Hierauff hatt man de materiis ze discurrirn angefangen. Und erstlich in caussa
Palatina wegen der Bergstraaß ist a nostra parte vorgeschlagen worden, daß
dem churfürsten von Maintz selbige in handts ze lassen, doch daß der
pfandtschilling infra terminum executionis pacis certo loco deponirt werde.
Die Schweden seind dessen post multam disputationem zefriden, wann es
die Franzosen auch einwilligen. 2. Wegen der clausul de actionibus posteris
electoribus Bauariae reseruandis, wann nach der Wilhelmischen mannlichen
lini abgang die Oberpfaltz wider an Heidelbergische lini fallen solt, bleiben
darauff, daß die gantz außgelassen werden solt, cum hoc alias ad iuris com-
munis dispositionem pertineat. 3. Seind zefriden, daß die von Kayserlicher
Maiestät bewilligte 400 000 thaler in 4 jaren bezahlt werden, wann Ihr Maie-
stät auch der Pfaltzischen frewlin
Die Töchter Friedrichs V. von der Pfalz: Elisabeth (1618–1680), später Äbtissin von Herford;
Luise Hollandine (1622–1709), später Äbtissin von Maubuision; Henriette Maria (1626–
1651), verheiratet 1651 mit Sigismund Rákóczy; Sophie (1630–1714), verheiratet 1658 mit Ernst
August von Braunschweig-Lüneburg.
casu quo deren ein oder anders sich verheürathen thue, iedem 5000 reichstha-
ler zu bezahlen. 4. Der lehen halber seind Ihr Excellentz uff deme bestanden,
daß wenigst die denn dreyen Churmaintzischen räthen
bleiben sollen. Es ist aber kein absolutus consensus von denn Schweden er-
folgt . 5. Die clausulam religionis in der Untern Pfaltz begehren die Schweden
gantz außzelassen. Nos, es solte billich bei deme verbleiben, waß sie de 2.
huius mit unß verglichen. Wir wolten iedoch cum Gallis darvon reden
lassen. 6. Wegen der 250 000 gulden uff Haidenheim bewilligen Ihr Excel-
lentz , wann der frid geschlossen, soll auch diß nachgelassen werden. 7. We-
gen Cassel werden in puncto satisfactionis die 4 Schaumburgischen ämbter
saluis praetensionibus Brunsuicensium cum pleno dominio und 600 000 tha-
ler , auff die contribuenten außzetheilen und biß zur bezahlung zwo oder drei
veste plätz in handts ze lassen, bewilligt. Illi habita cum Cassellanis seorsim
deliberatione, wollen 900 000 thaler und dafür landt und leütt pfandtsweiß
biß zu ablosung haben, aber solche zahlung keinswegs uff
burg , Oostfrießlandt und andere contribuenten, so nit in der catholischen
liga, trechen lassen. Nihil conclusum. Sueci volunt ulterius cum Gallis loqui.
Wegen der Marpurgischen succession, herr graf cum protestatione, quod non
haberet mandatum, mann soll die gantze erbschafft in 16 theil stellen, ailff dar-
von an Darmbstatt und 6 [!] an Cassel geben. Illi, wollen pro Cassel 7 haben
und allein die ubrige 9 Darmbstatt lassen. Nihil conclusum. 8. Wegen Pfaltz
Sultzbach wollen einmal ihren hievor zu Oßnabrukh proiectirten articul
mantenirn. Herr graf bleibt auff seinem letstern auffsatz. Ego, herr pfaltzgraf
woll auch diß nit admittirn. Oxenstirn, es ist doch ein abgehandlete sach,
wann man stetigs endern will, so kombt man nit auß der sach. Ego, es ist
wahr, aber wir haben gehandelt saluo iure addendi, corrigendi etc., notans
ipsorum solidam cantilenam. Saluius quid innuerem intelligens risit affatim.
Hierauff sagten sie, ihr satisfaction wer auch noch nit complet. Nos, waß
dann manglte. Illi begehrten expectantz uff das fürstenthumb Mechelburg,
bisthumb Ratzenburg und Schwerin
der letste inhaber
graf, es weren noch agnati vorhanden und köndten dergleichen expectantiae
ohne weitläuffigkheit nit geben werden. Sie soltens zu andern zeitten an-
stehen lassen. 9. Wegen der autonomi in Kayserlichen erblanden wolten sie
auch ein resolution haben. Herr graf productis nouissimis Caesaris literis
nihil se ulterius concedere rotunde professus est. 10. Wegen der exulum auß
den erblanden, so unter Schweden dienten, begehrten zugleich ein ander
decision. Sed et hoc absolute negatum. 11. Wegen Durlach begehrten noch
einen mehrern vergleich zwischen marggraf Fridrich und marggraf Wil-
helm . Nos, köndte anderst nit sein, dann wie von unß vorgeschlagen. Illi
nolunt esse contenti und begehrten zugleich wegen der Österreichischen
process und herrschafften im Preißgaw marggraf Fridrich ze willfahren.
Herr graf, hab dessen kein gwalt, marggraf Fridrich mög sich drumb beim
ertzhertzog zu Ynsprukh anmelden. Hiemit wurde es umb 7 uhr, und namen
wir den abschied.