Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 VII 3

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1647 VII 3
Mittwoch

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7 Mitwochs] am Rande: Venetus wegen der Hessen Casselischen und Marpurgischen
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successionsach.
Mitwochs, 3. huius, ist der Venetianer zu Ihr Excel-
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lentz kommen, dabei sich auch übrige herrn Kayserliche gsandten befunden,
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anzeigend, daß ime die Franzosen angedeüttet, unß anzebringen, wir wolten
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unß wegen der Marpurgischen successionsach resolvirn, dann wa die par-
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teyen sich absonderlich vermittelst ihrer zu Cassel beraits angestellter zu-
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samenkunfft miteinander vergleichen theten, so wurde sie, landgräfin, daher
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veranlaaßt werden, an unß newe praetensiones zu suechen. Nos, wir weren in
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frischer handlung und hetten eben ietzt mit denn reichständen negocirt, daß
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sie sich der unterhandlung mit beeden parteyen durch eine deputation unter-
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ziehen wolten. Warumben aber die landtgräfin uff angeregten casum newe
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praetensiones suechen solte, könden wir kein ursach finden. Ille, er wüßte es
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selbst nit, allein hetten sie ime außtruklich gesagt, daß ers unß anzeigen solte.
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19 Eodem] am Rande: Oxenstirn mit Volmarn de gemitu d’Avaux in subscriptione instru-
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menti pacis.
Eodem gleich unter werendem disem colloquio ist Oxenstirn zu mir, Vol-
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marn , kommen unterm schein einer particularvisite. Vermeldt, ine sehr ver-
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langte , daß die handlungen möchten geschlossen werden. Sie hetten bißher
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mit denn Franzosen gehandlet über vergleichung deß instrumenti pacis,
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auch anheüt es so weit gebracht, daß man der sachen fast einig. D’Avaux hab
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allerhandt difficulteten gemacht, daßjenig, waß in ecclesiasticis gehandlet,
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ze approbirn, darüber duca di Longavilla hart an ine gerathen, daß er entlich
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eine hierzu verglichne clausul seinem proiect beygesetzt, aber dabei dise
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wortt gesagt, utinam nescirem literas. Also weren sie nunmehr verglichen.
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Allein werden die Franzosen mit dem mundirn und außferttigen noch wol
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ein tag drei, vier oder mehr verzehren, ehe sie es außlifern werden. Im
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vertrawen wolt er mir drei sachen entdeckhen, damit wir unß darnach ze
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richten wüßten: Erstlich im eingang wolten sie Ihr Kayserlicher Maiestät den
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titul ’landtgraf im Elsaß‘ nit passirn lassen. Art. 1 hetten sie inen zugemuettet,
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den könig in Spania außzelassen, so sie nit thuen wollen, mit anzeig, Schwe-
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den machte fridt mit Kayserlicher Maiestät und deren confederirten; weil nun
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Spania darunder wer, so köndten sie dise cron nit ausschliessen, dann der cron
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Schweden in vil weg dran glegen, mit Spania frid ze halten. Drittens wür-
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den sie auch in puncto satisfactionis newerung suechen auß vorwandt, daß
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die mit unß den 13. Septembris abgeredte handlung unverbündtlich wer,
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sie auch auß allerhandt ursachen darzu nit mehr verstehen köndten.

[p. 858] [scan. 86]


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Respondi ad primum, die Franzosen müeßten wissen, daß wir unß deß tituls
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niemaln begeben, daß auch daß hauß Österreich unter daß regiment der
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landtgrafschafft Elsaß nit nur, waß jenseit Reins, sondern waß disseit Reins
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ihrer landen biß uff den Schwarzwaldt gelegen, gezogen. Weil dann diser
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theil dem hauß Österreich zu verbleiben, so köndte man sich auch pro quota
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deß tituls nit begeben. Ad secundum, unserseits begehre man denn Teütschen
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friden wegen der Franzosen mit Spania noch unverglichner händl nit auffze-
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halten . Wann aber Frankreich mit Spania nit schliessen, derentwegen mit
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Kayserlicher Maiestät und dem Teütschen hauß Österreich zugleich kein
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fridt machen wolt, so begehrte ich zu wissen, ob dann auch Schweden mit
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Ihr Kayserlicher Maiestät und dem reich kein frid machen, sondern denn
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Franzosen zu gefallen im krieg bleiben wolt. Darauff sagt er rotunde nein,
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sondern wann die Franzosen nit wolten, so seyen sie resolvirt, mit unß ab-
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sonderlich ze schliessen.

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Und nachdem die Schweden unß wegen der Pfaltzischen und Durlachischen
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sach vom 2. diß abermaln widerwerttige auffsätz zukommen lassen, als
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haben wir denn interessirten selbige communicirt und nach ihrem, sonderlich
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der Churbayerischen begehren corrigirt.

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