Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 X 23

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1646 X 23
Dienstag Drei staatische Gesandte bei W. Erinnerung in
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Sachen Berntheim-Tecklenburg. Beschwerde über den Oldenburger Weser-
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zoll
anläßlich des deshalb vom Kurkolleg an die Staaten gerichteten Schrei-
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bens

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Vgl. die Beratung im Kurkolleg 1646 V 17 ( APW [ III A 1,1 S. 603ff ] ).
. W: Ersteres als nicht zu den Friedensverhandlungen gehörig bei
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Kurköln direkt zu verhandeln [...] . Frühere Entscheidungen für Olden-
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burg
, sie Staden hetten recht, daß sie ihre vermainte beschwerden bey den
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Kayserlichen und anderen churfürstlichen gleicher gestaldt anpringen wol-
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tten [...].

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W bei Trauttmansdorff. Die Staatischen waren wegen des Weserzolls bei
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ihm; er hält eine gütliche Einigung zwischen der Stadt Bremen und dem
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Grafen für das Beste. Wegen der schwedischen Verhandlungen die Antwort
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aus Stockholm, die Ende dieses Monats kommen soll, zu erwarten. I. H.
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G. fragten demnegst, wie es in puncto gravaminum stunde? Sagtte er,
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es were eine üble sach, daß mitt den protestirenden so gar nit fortzukom-

[p. 603] [scan. 653]


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men , und vermaine er, wan die Schwedische resolution komme, so würden
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sich die sachen auch beschleunigen, und seye der Schweden und uncatholi-
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schen absehen nur auf den obigen success der waffen gerichtet. Absicht des
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Kaisers, nach Passau zu kommen; er aber befunde beßer, daß Ihre Maiestet
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sich auf Regenspurg transferirten, sonderlich weiln Ihre Durchlaucht in
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Bayeren sich alßdan zue Ihrer Maiestet verfüegen und mitt rhadt und thadt
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beßer dem reich gedient sein würde, und getraw er ihme, die sach gar wohl
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zue disponiren und Ihrer Maiestet zue persuadiren. Ihre Maiestet hetten
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auch communicirt, waß für ein schön schreiben Churbayeren ahn dieselbe
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abgehen laßen, darin sie mitt vielen motiven und rationibus außführen und
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den Kayser animiren, daß man allerseits weiter armiren soltte, dan dar-
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durch man den frieden desto beßer beförderen und erhaltten köntte. Und
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hetten Ihre Maiestet solche resolution von Churbayeren gar gern vernom-
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men , und würden gleich biß dato, alßo auch noch weiter die armada zu
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stercken und zue conserviren ihro anglegen sein laßen, nicht zweiffelend,
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daß Churbayeren ein gleiches thuen werd. Reise Kurbrandenburgs in den
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Westen mit starker militärischer Begleitung, und hette sich Pfalz Newburg
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dießer nachbarschafft woll vorzusehen, seye woll zu verwunderen, daß die-
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ßer herr pfalzgraff niemanden trawe, noch iemand zue freund behaltten
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wolle. Er hat den Neuburgern die gegen Bayern gerichteten Verhandlungen
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Griesheims in Schweden vorgehalten, sie aber hetten sich mitt der unwißen-
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heit entschuldiget, er hingegen hette ihnnen clarlich remonstrirt, wie übell
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beschehe, daß Churbayeren und Cölln von ihme pfalzgraffen nit beßer zue
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freund gehaltten würden. Alß I. H. G. darauff sagtten, es were alles
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wahr und ihme pfalzgraffen so offt, aber vergeblich remonstrirt worden,
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fragtten sie ferner, warumb doch Churbrandenburg eben ietz in die nähe so
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starck kehme, er würde gewiß sehen wollen, Pommeren zu erhaltten oder
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ein gueten recompens desto ehender zu erlangen. Der herr graff: Es
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weren unlengst die Churbrandenburgische bey ihnen gewest und wegen
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Pommeren, daß solches dergestaldt hingeben werden soltte, starck prote-
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stirt . Er hette innen aber in dießem recht begegnet, ob sie vermainen, daß
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wegen eines solchen lands der Kayser, churfürst in Bayeren und andere
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getrewe reichsstend von ihren land und leuten vertrieben, die unglegenheit
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des kriegs lenger außstehen und gleichsamb jahrlichs ein königreich werth
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spendiren soltten, sonderlich da Churbrandenburg still darzue sitze und
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mitt den Schweden neutralitet hab. Die Brandenburgische hetten darauf
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geandtworttet, ihr herr empfinde ebenwohl die unglegenheit des kriegs und
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säße nit still, wie man vermainen wolle, dan er allein den Schweden
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300 000 reichsthaler hergeben müste. Der herr graff hette innen darauff
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replicirt, eben dießes were, warumb er nit meritire, ihrenthalber den krieg,
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welchen sie damitt fomentirten, den feind verstercktten und hingegen dem
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Kayser und getrewen fürsten keine assistenz thetten, zu führen. Alß
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nun ferner I. H. G. darüber des churfürsten von Brandenburgs person zue
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rhed worden, daß er ein junger ungesunder herr seye. Andtworttete der

[p. 604] [scan. 654]


1
herr graff, er wüste solches gar wohl, und soltte sich ein casus humanus zu-
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tragen , würde marggraff Christian catholicus

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Vgl. oben [ S. 442 Anm. 1 ] .
der negste zur succession
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sein. Bey dießem muste I. H. G. der herr graff ferner sagen, waß der Dr.
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Richtersberger eben ietz von Oßnabrugk geschrieben, er hette nemblich
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penetrirt, daß die uncatholische alda auff der autonomia und iure emi-
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grandi dergestaldt bestunden, daß nemblich ihre intention nit were, pri-
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mario den catholischen in ihren landen in dießem maß und ordnung zu
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geben, sondern daß die religion in hiesigen landen, wo sie ist, conservirt
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pleiben mögtte, dan man gesehen, wie es mitt Pfalz Newburg hergangen,
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wie er zur catholischen religion getretten, alßo möchten auch andere für-
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sten zue selbiger religion kommen, solchen falß würden aufs wenigst die
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underthanen mitt der libertet ihres gewißens salvirt pleiben. I. H. G.
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andtwortteten, warumb sie dan in den stiffteren, die sie biß dato innen
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gehabt, solche autonomiam nicht aufgenommen oder observirt, sondern
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gegen gegebene furstliche worth, capitulationes und iuramenta andere reli-
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gion und secten eingeführt? Warumb auch nicht bey dem Passawischen ver-
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trag , da Braunschweig und andere fürsten noch catholisch geweßen, derge-
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staldt die autonomiam gesucht und interpretirt? Welches er herr graff
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wahr zu sein affirmirt, und daß man in dießem puncto nit zue weith zu
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weichen hette. W: Bitte um Vorkehrungen zum Erhalt der katholischen
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Religion in der Grafschaft Lingen, nachdem der Kurfürstenrat beschlossen
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hat, den Ksl. die Ansprüche Tecklenburgs zu empfehlen

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Vgl. Kurfürstenrat 1646 IX 22 ( APW [ III A 1,1 S. 661ff ] ).
. Der Graf hat ent-
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sprechende
Versicherungen schon angeboten, auch bei Verhandlungen über
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die Ansprüche Oraniens ist hierauf zu sehen. W betrachtet sich als zustän-
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digen
Bischof, da die Zuziehung des Landes zu den 1583 errichteten spa-
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nisch
-niederländischen Diözesen durch Untergang des Bistums Groningen
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und Trennung des Landes von Spanien ihre Grundlage verloren hat. Will
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die Wiedereinsetzung Osnabrücks in die früheren kirchlichen Rechte
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betreiben.

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