Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
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Mittwoch Fürsten- und Städterat. – Trauttmansdorff zu
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Buschmann: Die Franzosen haben den Ksl. vorgeschlagen, bis zum Ein-
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treffen
der Stockholmer Erklärung über die Satisfaktion mit den Schweden
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die übrigen noch unerledigten Punkte vorzunehmen; die Ksl. haben abge-
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lehnt
, weil dann die Schweden hierbei weitere Anhänger zu gewinnen
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suchen würden, um die Satisfaktion nach ihrem Willen durchsetzen zu
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können. Wegen des Stillstandes soll Marcilly an Turenne und Brandt

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Peter Brandt (1609–1648), schwedischer Generalkriegskommissar.
an
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Wrangel geschickt werden; eine ähnliche Abordnung können die Ksl. nicht
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verweigern, sehen aber nicht, wozu selbige [...] dienlich, dan der erzherzog
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wie auch Churbayern selbsten dort zur stell, die wol wissen und uberlegen
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werden konnen, ob ein armistitium einzugehen nuzlich sey. Er seinestheyls
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kan ihn gar nit vorsehen laßen, daß darauß etwas werden konne, dann
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zweifflsohn der feind seine quartier so weittlauffig würde abzeichnen
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wollen, daß den unsrigen außer der Kayserlichen erblanden und dem her-
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zogthumb Bayern nichts ubrig pleiben wurde, darauß aber anderst nichts
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zu gewarten, alß daß wir unß selbsten ohn nuz consumirten, und alßdan
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gleichwol in feindts gewalt zum frieden zu verstehen oder nicht sein
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würde.

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Buschmann bei Bergaigne, der den leidigen zustand des reichs hochlich be-
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klagt , alß welches die einzige ursach, daß man ahn keinem orth mit den
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tractaten zum schluß kommen konne, vorab aber wurden die Franzosen
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dadurch mutthiger gemacht, die es sonsten auch in ihren tractaten mit
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Spanien wol umb ein guts wolfeyler geben wurden. Die spanisch- staati-
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schen
Verhandlungen könnten abgeschlossen werden, wenn nicht die Fran-

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zosen
von den Schweden und die Staaten von den Franzosen abhingen;
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einige wichtige Punkte wie die Religionsfrage und die westindische Schiff-
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fahrt
stehen noch aus. Die Staaten mehrheitlich für einen Frieden statt
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eines Waffenstillstandes, was auch Spanien vorzieht, sofern wegen der
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Religion eine im Gewissen zu verantwortende Lösung zu finden ist. Wegen
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Katalonien und in allen anderen Punkten ein Ausweg möglich, wenn nur
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den Franzosen der fried ernst. Der bißherige verlauff hab aber erwiesen,
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daß sie eines nach dem andern nachgeben und, was gewilliget, fur eine ver-
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glichene sach geachtet haben und doch ihrestheyls eine ungebundene hand
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behalten wollen.

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