Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 VIII 28
1646 VIII 28
Dienstag Kurfürstenrat
Vgl. APW [III A 1,1 S. 643ff] .
. – W bei Chigi. Die Franzo-
sen haben sich bei den Mediatoren nicht deutlich erklären wollen, ob nach
Gewährung Philippsburgs sie wegen Lothringen, der Entschädigung für die
Innsbrucker Erben, Besatzung in Lindau und der anderen ksl. Bedingungen
Vgl. APW [III C 2,1 S. 690ff] .; das Besatzungsrecht in Lindau verlangten die Ksl. als
Ersatz für Breisach.
keine Schwierigkeiten machen würden; dahero er die nit unzeitige vorsorg
trüge, daß es auch mit Philipspurg noch nicht werde gethan sein, sondern
vielleicht, wie bißdaher, vorab bey gegenwertigem zustand disseitthiger
exercituum und daß die campagnia noch nicht geendigt, alle oblationes an-
nehmen, nichts schliesen und im October noch mehrers begehren.
D’Avaux bei W. W: Hat seine Rückreise beschleunigt, da er gehört, daß
man mit den friedenstractaten zwischen ihnen und dem reich bald verhoff
ahn ein end zu kommen. Welches er d’Avaux mit ja beandworttet, mit
dem zusatz, wan allein der herr graff von Trautmanstorff und andere
Kayserliche sich resolviren wurden. I. H. G. subiungirten, sie hetten
gern vernommen, daß ex parte Franckreich dermaln eine andere erklehrung
fiele, indem sie, ihres vernehmens, iezt noch allein auff Philipspurg beste-
hen, verhofften, daß es dabey pleiben, nicht aber abermalß new und newe
sachen auf die bahn pringen werd. Auf welches zwarn der conte de
Avaux nicht geandworttet. I. H. G. aber prosequirten, die materi und
sagten, daß hingegen verhoffentlich die Kayserliche begehren wegen der
millionen, wegen des herzogen von Lottringen, der besatzung Lindaw und
was dergleichen, auch wurden bewilliget sein und deßhalber nicht weittere
difficulteten gemacht, und nur, was offerirt, angenommen werden. Und
meldete er endlich, daß er verhoffen woll, man in allen sachen noch wol
werde konnen zusammenkommen. Ratione Lottringen seye die resolution
schon so mannigsmal von Pariß kommen, und hetten sie deßhalber ganz
keinen andern befelch. Seither I. H. G. verraist, hetten wegen Philipspurg
alle churfürstliche gesandschafften ersucht, masen der Saint Romain beym
hern dhombprobsten von der Reck auch gewesen und das negotium recom-
mendirt, ex parte Caesaris aber wurde nur alleweyl die occasio eines guten
friedens verlohren, zumalen die beste gewesen, alß der Touraine noch uber
Rhein sich befunden und die coniunction remorirt, wie von Trauttmans-
dorff mitgeteilte aufgefangene Schreiben zeigen. Und inclinirten nun die
Schweden facta coniunctione, die man ergehen laßen mußen, zum frie-
den desto weniger, auch die sachen ex parte Caesaris sich ye mehr und
mehrers verärgerten. Er alß pacis amantissimus solte von herzen wünschen,
daß doch vom graffen von Trautmanstorff lenger nicht cunctirt würde,
ihnen satisfaction zu geben. I. H. G.: Daß es damaln, wie Touraine
noch ienerseithen Rheins gestanden, nicht zum schluß gerahten, konne den
Kayserlichen nicht imputirt werden, dan ihme nicht werde abgefallen sein,
was ex parte Franckreich eben selbiger zeit noch fur schwere sachen mit
den zehen reichsstätten, der linea communicationis, mit der vestung Philips-
purg, Hessischen satisfaction etc., die man gleichsamb pro conditionibus
sine quibus non auf die bahn pracht und durchzutringen vermaint; were
damaln ihrerseits etwas milter und auff possibilia gegangen, wurde ex
parte Caesaris et imperii wol nichts ermanglet haben, wie noch; und seye
freylich ulterior dilatio nit allein dem reich, sondern auch Franckreich
selbsten schädlich und gefarlich, zumaln alea belli dubia, und sie mit dem
Italanischen krieg diß jahr erfahren hetten. Dieses affirmirte der
d’Avaux mit dem anhang, daß aber diß nicht allein, sondern vielmehr, daß
die Schweden ye lenger ye potentiores würden, zu consideriren, welches er
in vertrawen angedeut haben wolte. Und weylen dan die inclinationes iezt
allerseitz beßer, were mit den sachen zue maturiren, da sich sonst auch ein
oder ander humor under ihnen Franzosischen gesandten selbsten, wan die
sachen weitters differirt und fortuna belli auf ihrer seith weitters sich be-
zeigte, etwan wol möchte ändern. Fragte demnegst, weyln bey I. H. G. der
her graff von Trautmanstorff gestern sich eingefunden, ob sie von ihme
nicht hetten vernommen, wan er mit der erklehrung heraußgehen und den
tractaten ein end machen werde. I. H. G. andwortteten, daß sie anderst
nicht wusten, alß daß er ihnen die resolution morgen oder ubermorgen
würde laßen anzeigen, darauf, wan die Franzosen in diesen puncten endlich
sich erklehrten, das instrumentum pacis fertigen und ihnen zustellen.
Welches er gern zu vernehmen sich bezaigt, meldend, daß gar wol zu
vermercken gewest, daß der herr graff von Trautmanstorff bißher mit
grosem risquardo auf die Spanische sachen gegangen, iezt aber höre er gern,
daß ex parte Caesaris nunmehr weitters wolle verfahren werden. I. H. G.
thetten ihn erinnern, daß man der mainung nie gewesen, in die Spanische
sachen dergestalt sich zu mischen, daß dadurch der fried furs reich wurde
aufgehalten unnd behindert, dan außer den Niederlanden, so zum reich in
so weit gehorig, man mit den sachen nichts zu schaffen, wan aber der fried
im reich getroffen, würde man in alle weg gern sehen, daß zum allgemeinen
frieden mit Spanien alle nuzlichste befurderung wurde angewendet. Der
d’Avaux bezeigte sich hierbey abermalß froh zu sein, dan sie in denen ge-
dancken gestanden weren, daß umb der Spanier willen der her graff von
Trautmanstorff nicht würde fortfahren, were ia sonsten in alle weg ihre
mainung, mit den Spaniern frieden zu schließen. Auf Nachfrage Ws:
Wegen der Niederlande und Roussillon ziemlich einig, die meisten Schwie-
rigkeiten noch wegen Portugal, wo die Franzosen einen langen Waffen-
stillstand fordern; für Katalonien verlangen sie einen Stillstand von
der Dauer des spanisch-staatischen. In Italien will Frankreich alle Orte
einschließlich Casale
räumen, wenn Spanien auch räumt und für Casale
genugsamb assecuration gibt. Bey diesem haben I. H. G. vermaint,
daß der allgemaine friedensschluß und die Kayser- und konigliche worrt
assecuration genug. Er aber, daß es assecuratio realis sein muste,
und konten sie einmal den Spaniern nach ihren wortten nicht trawen.
[...] I. H. G. begerten zu wissen, was dan fur eine versicherung und wehm
solche zu geben seye? D’Avaux: Rückgabe von Casale an Mantua und, da
dieses zur Verteidigung allein zu schwach, Unterhaltssicherung für wenig-
stens die halbe Guarnison durch Venedig. Weitters fragten I. H. G.
nach beschaffenheit des friedens zwischen Spanien und den Holländern.
Ihres vernehmens werde selbiger gleichsamb fur geschlossen und daß sie
darzu, wan sie wolten, gelangen kondten, außgegeben. Woruber der
conte d’Avaux lachend vermeldet, daß die Spanier sich gewaltig betrogen
befinden oder sich selbst betrügen würden [...] und hielten sich die Fran-
zosen gar wol gesichert, daß die Hollander den frieden mit Spanien nie
vollig schließen, weniger zur execution würden kommen laßen, ehe und
zuvor mit Franckreich gleichfalß ein ganzes gemacht seye. Einer under den
gesandten mochte wol hier sein, der die Spanische ein anders weiß machete,
er sag aber nachmal, daß sie sich in deme wurden betrogen finden, dan
obwol ein oder ander von den Niederlandischen Unyrten Provinzen zum
frieden sehr inclinirten, auch mit den Spanien erklehrten puncten gar wol
zufrieden, ja wol eine et quidem potentior ein ombrage von den Franzosen,
alß daß sie ihnen so nahe kommen und so viel plätz und landschafften
erlangten, haben mocht, seyen doch dieselbe neben den andern also un-
danckbar nicht, daß sie nicht erkenneten, daß durch die cron Franckreich
und deren so vieljährige assistenz zue diesem estat gerahten, den sie nun-
mehr haben und durch den frieden behalten würden. Hiervon deflec-
tirten I. H. G. auff die Schweden, mit begeren, was doch deren intention
und ob ihnen rechter ernst zum frieden? Worauff der conte d’Avaux
die schultter zuckend geandworttet, daß er wegen täglich zunehmenden
progressen sehr anstünde, und muste bekennen, daß er die intentiones
etwan mutirt befinde, er sage nachmal, man solle doch in Gotts nahmen mit
Frankreich schliesen, und vorher die gravamina nicht abhandlen, jetzt seye
es ahn ein geringes kommen, alßdan wolten sich mit den Kayserlichen der-
gestalt confidenter bezaigen, auch bey den Schweden und uncatholischen
serio interponiren, daß man sich daruber solte zu verwundern haben; er
bekennete, daß er seinestheyls nichts alß frieden desiderire, auch beger und
befurdern woll, daß gleich die cron Franckreich mit underschiedlichen
uncatholischen biß dato alliirt gewesen, also inskunfftig mit den catholi-
schen sich colligire. I. H. G. lobten diesen des d’Avaux zelum und
wünschten effectum ipsum, umb desto mehrer weyln ihro nicht zweifflete,
ia gleichsamb bekand were, daß viel andere in Frankreich, so in diesem
passu anderst iritentionirt, ia keinen rechtgeschaffenen ernst zum frieden
hetten, und seye zu verwundern, da es die mainung hab, daß man uberall
nach dem frieden trachten soll, noch newe unruhen, inmaßen noch unlengst
zu Luttig geschehen
, excitirt wurden. Fragten darauff, ob der monsieur de
l’Ombre wieder zuruckkommen, der würde sonder zweiffel, wie es allda
stehe und abgeloffen, referiren konnen. Worauff der d’Avaux starck
angesehen, und nachdem er ein weyl still geschwiegen, endlich zur andwort
geben, daß er noch nicht alhie wieder ankommen. Was geschehen, habe
Franckreich thun müßen, zumaln ihrem estat zuwieder, daß zu Lüttig in
vicinia und in einem so mächtigen stifft und statt nur Spanische burger-
meister weren [...]. Frage nach dem Gesundheitszustand des Kurfürsten
von Köln, von dem es heißt, er sei auf der Jagd tödlich gestürzt. [...] Die-
sem nach rhumbt er Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern, und son-
derlich die gute befurderung dieser tractaten und der coronen satisfaction,
sehr und subnectirte, wie ihnen wol wust, daß Churcollen wie auch I. H. G.
das ihrige dabey praestiret, nur liese man den Kayserisch- und Spanischen
gar zuviel zue, welches Churbayern prudenter in obacht nehme, und konne
er wol sagen, daß die cron Franckreich allezeit ein sonders aug auf diß
hauß gehabt und haben werde, man kondte auch des herrn coadiutoris
interesse gar wol bey Franckreich beßer solidiren
; in negotio Palatinatus
habe sich die cron Franckreich Churbayerns gleich anfangs eifferig ange-
nommen und in ihrem ersten Vertrag mit Schweden gegen Gustav
Adolfs heftigen Widerstand für Maximilian den Kurtitel durchgesetzt
.
Was weitter in eadem materia Franckreich bey diesen tractaten sich er-
klehrt und wie eiffrig bey den Schweden und protestirenden sich angenom-
men, das werde der außgang dieser tractaten zeigen, und hetten sich also
alle, so von diesem hauß weren, aller freundschafft von der cron Franck-
reich zu versichern.
Krane bei W. Die Gravaminaerklärung der Protestanten
Die neue Gravaminaerklärung der Protestanten (22 Punkte, Druck: J. G. Meiern III
S. 330ff ) war am 24. August in Osnabrück und am 28. August in Münster übergeben
worden; sie beantwortete die ksl. Erklärung vom 12. Juli.
bestehe auf
vorigen und noch viel ärgern principiis et postulatis, daß daruber die herrn
Kayserlichen sowol dort alß alhier sehr perplex; Autonomie in den katho-
lischen Landen, ordentliche Session für die nichtkatholischen Stiftsinhaber,
Magdeburger Sessions- und Direktoriumsanspruch gegenüber Salzburg,
Kassierung der vorher von Lampadius aufgesetzten Designation der Stifter.
Zeigte dabenebens ahn, daß die protestirende bey außliefferung der schrifft
begert, es mochten die catholische wiederumb hinuber deputiren, damit nit
mit langer schrifftwechßlung und disputiren die zeit verlohren, sondern
einer den andern beßer capace machen kondt, hetten auch gebetten, daß die
herrn Kayserliche, alß welchen alles die catholische, und von ihnen prote-
stirenden den Schwedischen ubertragen, den ausschlag geben möchten. Alß
nun solches sie Kayserliche wiedersprochen, die anheimbstellung den Kay-
serlichen nicht geschehen, auch nicht geschehen wurde, hetten sich bemelte
protestirende auff den graffen von Trautmanstorff referirt, welches sie
gleichfalß contradicirt, daß es nit allein nit gehört, sondern auch nit glau-
ben thetten, und sehe man nun auß allem, daß sie der cron Schweden gern
wolten anhencken und das werck den gesandten, damit es mit desto mehrer
autoritet durchgetrungen wurde, zuschieben. Es werde aber nun bey den
catholischen stehen, weßen sie sich in ein oder anderm erklehren wollen.
Hiebey gab er in vertrawen zu verstehen, daß die uncatholische in vielen
puncten, auch die die religion concernirten, nicht eins, sondern nur von etz-
lichen hizigen kopffen, solches zue papier zu pringen, were durchgetrun-
gen, wie dan auch in politicis selbst ihm der graff von Wittgenstein vor
seinem verraisen von Oßnabruck gesagt, daß das vorhaben mit den 3 dica-
steriis allein des Lampadii inventum et intentio privati interesse sey, der
mit ungestimmigkeit, daß es dem begriff mit einverleibt worden, erhalten.
In effectu aber wer es nichts anders, alß das reich in 3 theyl zu theylen,
dan den reichshoffrhat anbelangend, wurde selbiger dem Kayser pleiben,
das cammergericht zu Speyer die Franzosen mit der zeit schon dirigiren,
auch das dritte in Sachsen die Schweden. Desto mehrer, meldete er Licentiat
Cran, hab man wol auffzumercken und sich nicht verführen zu laßen; in
specie wuste man von Chursachsen, daß sie in vielen puncten einer ganz
andern intention. I. H. G. affirmirtens, daß die sachen freylich wol zue
ponderiren und nicht, wie bißher, sich zu ubereylen, nicht nur alleweyl
offeriren und piethen, wodurch, wie es der augenschein gibt, wenig ahn zeit
oder sonsten gewonnen. Und erzehlten ihm, was ihro kurz zuvor der conte
d’Avaux bedeuttet, daß man nemblich in diesem puncto sich nit solle uber-
eylen, sondern erst mit ihnen schließen, alßdan sie sich desto eiffriger gegen
die catholische bezaigen würden. Hierauff replicirte der herr Cran,
daß man sich doch mit dergleichen nit wie bißher wolle betriegen laßen;
die Franzosen hetten den Schwedischen und der uncatholischen stend abge-
sandten zugeschrieben, den catholischen nit also hart zuzusezen, und ad
mitiora consilia ermahnet, alsobald aber darauff den Luttherischen secreta-
rium Stengell, welcher bey dem Longavilla sich aufhaltet, hinubergeschickt
und alle uncatholische stende visitiren laßen, mit vermelden, daß was sie
mit solchem schreiben gethan, sey geschehen, weyln sie vom herrn nuncio
und den catholischen alhier, alß welche ihnen starck zugered, darzu weren
angetrieben; mochten auf ihrer mainung nur steiff verpleiben, kondten
auch von den catholischen noch wol ein mehrers erhalten. Umtriebe der
Stadt Osnabrück; der Syndikus ist ohne wirklichen Auftrag, wie sich jetzt
zeigt, im Namen der erbländischen Exulanten und der Stadt Erfurt aufge-
treten . Löben hält die Resolution wegen Pommern geheim und soll Befehl
haben, sich vor der schwedischen Erklärung, daß nicht ganz Pommern
gefordert werde, nicht zu äußern. [...]
Vgl. APW [III A 1,1 S. 643ff] .
sen haben sich bei den Mediatoren nicht deutlich erklären wollen, ob nach
Gewährung Philippsburgs sie wegen Lothringen, der Entschädigung für die
Innsbrucker Erben, Besatzung in Lindau und der anderen ksl. Bedingungen
Vgl. APW [III C 2,1 S. 690ff] .; das Besatzungsrecht in Lindau verlangten die Ksl. als
Ersatz für Breisach.
keine Schwierigkeiten machen würden; dahero er die nit unzeitige vorsorg
trüge, daß es auch mit Philipspurg noch nicht werde gethan sein, sondern
vielleicht, wie bißdaher, vorab bey gegenwertigem zustand disseitthiger
exercituum und daß die campagnia noch nicht geendigt, alle oblationes an-
nehmen, nichts schliesen und im October noch mehrers begehren.
D’Avaux bei W. W: Hat seine Rückreise beschleunigt, da er gehört, daß
man mit den friedenstractaten zwischen ihnen und dem reich bald verhoff
ahn ein end zu kommen. Welches er d’Avaux mit ja beandworttet, mit
dem zusatz, wan allein der herr graff von Trautmanstorff und andere
Kayserliche sich resolviren wurden. I. H. G. subiungirten, sie hetten
gern vernommen, daß ex parte Franckreich dermaln eine andere erklehrung
fiele, indem sie, ihres vernehmens, iezt noch allein auff Philipspurg beste-
hen, verhofften, daß es dabey pleiben, nicht aber abermalß new und newe
sachen auf die bahn pringen werd. Auf welches zwarn der conte de
Avaux nicht geandworttet. I. H. G. aber prosequirten, die materi und
sagten, daß hingegen verhoffentlich die Kayserliche begehren wegen der
millionen, wegen des herzogen von Lottringen, der besatzung Lindaw und
was dergleichen, auch wurden bewilliget sein und deßhalber nicht weittere
difficulteten gemacht, und nur, was offerirt, angenommen werden. Und
meldete er endlich, daß er verhoffen woll, man in allen sachen noch wol
werde konnen zusammenkommen. Ratione Lottringen seye die resolution
schon so mannigsmal von Pariß kommen, und hetten sie deßhalber ganz
keinen andern befelch. Seither I. H. G. verraist, hetten wegen Philipspurg
alle churfürstliche gesandschafften ersucht, masen der Saint Romain beym
hern dhombprobsten von der Reck auch gewesen und das negotium recom-
mendirt, ex parte Caesaris aber wurde nur alleweyl die occasio eines guten
friedens verlohren, zumalen die beste gewesen, alß der Touraine noch uber
Rhein sich befunden und die coniunction remorirt, wie von Trauttmans-
dorff mitgeteilte aufgefangene Schreiben zeigen. Und inclinirten nun die
Schweden facta coniunctione, die man ergehen laßen mußen, zum frie-
den desto weniger, auch die sachen ex parte Caesaris sich ye mehr und
mehrers verärgerten. Er alß pacis amantissimus solte von herzen wünschen,
daß doch vom graffen von Trautmanstorff lenger nicht cunctirt würde,
ihnen satisfaction zu geben. I. H. G.: Daß es damaln, wie Touraine
noch ienerseithen Rheins gestanden, nicht zum schluß gerahten, konne den
Kayserlichen nicht imputirt werden, dan ihme nicht werde abgefallen sein,
was ex parte Franckreich eben selbiger zeit noch fur schwere sachen mit
den zehen reichsstätten, der linea communicationis, mit der vestung Philips-
purg, Hessischen satisfaction etc., die man gleichsamb pro conditionibus
sine quibus non auf die bahn pracht und durchzutringen vermaint; were
damaln ihrerseits etwas milter und auff possibilia gegangen, wurde ex
parte Caesaris et imperii wol nichts ermanglet haben, wie noch; und seye
freylich ulterior dilatio nit allein dem reich, sondern auch Franckreich
selbsten schädlich und gefarlich, zumaln alea belli dubia, und sie mit dem
Italanischen krieg diß jahr erfahren hetten. Dieses affirmirte der
d’Avaux mit dem anhang, daß aber diß nicht allein, sondern vielmehr, daß
die Schweden ye lenger ye potentiores würden, zu consideriren, welches er
in vertrawen angedeut haben wolte. Und weylen dan die inclinationes iezt
allerseitz beßer, were mit den sachen zue maturiren, da sich sonst auch ein
oder ander humor under ihnen Franzosischen gesandten selbsten, wan die
sachen weitters differirt und fortuna belli auf ihrer seith weitters sich be-
zeigte, etwan wol möchte ändern. Fragte demnegst, weyln bey I. H. G. der
her graff von Trautmanstorff gestern sich eingefunden, ob sie von ihme
nicht hetten vernommen, wan er mit der erklehrung heraußgehen und den
tractaten ein end machen werde. I. H. G. andwortteten, daß sie anderst
nicht wusten, alß daß er ihnen die resolution morgen oder ubermorgen
würde laßen anzeigen, darauf, wan die Franzosen in diesen puncten endlich
sich erklehrten, das instrumentum pacis fertigen und ihnen zustellen.
Welches er gern zu vernehmen sich bezaigt, meldend, daß gar wol zu
vermercken gewest, daß der herr graff von Trautmanstorff bißher mit
grosem risquardo auf die Spanische sachen gegangen, iezt aber höre er gern,
daß ex parte Caesaris nunmehr weitters wolle verfahren werden. I. H. G.
thetten ihn erinnern, daß man der mainung nie gewesen, in die Spanische
sachen dergestalt sich zu mischen, daß dadurch der fried furs reich wurde
aufgehalten unnd behindert, dan außer den Niederlanden, so zum reich in
so weit gehorig, man mit den sachen nichts zu schaffen, wan aber der fried
im reich getroffen, würde man in alle weg gern sehen, daß zum allgemeinen
frieden mit Spanien alle nuzlichste befurderung wurde angewendet. Der
d’Avaux bezeigte sich hierbey abermalß froh zu sein, dan sie in denen ge-
dancken gestanden weren, daß umb der Spanier willen der her graff von
Trautmanstorff nicht würde fortfahren, were ia sonsten in alle weg ihre
mainung, mit den Spaniern frieden zu schließen. Auf Nachfrage Ws:
Wegen der Niederlande und Roussillon ziemlich einig, die meisten Schwie-
rigkeiten noch wegen Portugal, wo die Franzosen einen langen Waffen-
stillstand fordern; für Katalonien verlangen sie einen Stillstand von
der Dauer des spanisch-staatischen. In Italien will Frankreich alle Orte
einschließlich Casale
genugsamb assecuration gibt. Bey diesem haben I. H. G. vermaint,
daß der allgemaine friedensschluß und die Kayser- und konigliche worrt
assecuration genug. Er aber, daß es assecuratio realis sein muste,
und konten sie einmal den Spaniern nach ihren wortten nicht trawen.
[...] I. H. G. begerten zu wissen, was dan fur eine versicherung und wehm
solche zu geben seye? D’Avaux: Rückgabe von Casale an Mantua und, da
dieses zur Verteidigung allein zu schwach, Unterhaltssicherung für wenig-
stens die halbe Guarnison durch Venedig. Weitters fragten I. H. G.
nach beschaffenheit des friedens zwischen Spanien und den Holländern.
Ihres vernehmens werde selbiger gleichsamb fur geschlossen und daß sie
darzu, wan sie wolten, gelangen kondten, außgegeben. Woruber der
conte d’Avaux lachend vermeldet, daß die Spanier sich gewaltig betrogen
befinden oder sich selbst betrügen würden [...] und hielten sich die Fran-
zosen gar wol gesichert, daß die Hollander den frieden mit Spanien nie
vollig schließen, weniger zur execution würden kommen laßen, ehe und
zuvor mit Franckreich gleichfalß ein ganzes gemacht seye. Einer under den
gesandten mochte wol hier sein, der die Spanische ein anders weiß machete,
er sag aber nachmal, daß sie sich in deme wurden betrogen finden, dan
obwol ein oder ander von den Niederlandischen Unyrten Provinzen zum
frieden sehr inclinirten, auch mit den Spanien erklehrten puncten gar wol
zufrieden, ja wol eine et quidem potentior ein ombrage von den Franzosen,
alß daß sie ihnen so nahe kommen und so viel plätz und landschafften
erlangten, haben mocht, seyen doch dieselbe neben den andern also un-
danckbar nicht, daß sie nicht erkenneten, daß durch die cron Franckreich
und deren so vieljährige assistenz zue diesem estat gerahten, den sie nun-
mehr haben und durch den frieden behalten würden. Hiervon deflec-
tirten I. H. G. auff die Schweden, mit begeren, was doch deren intention
und ob ihnen rechter ernst zum frieden? Worauff der conte d’Avaux
die schultter zuckend geandworttet, daß er wegen täglich zunehmenden
progressen sehr anstünde, und muste bekennen, daß er die intentiones
etwan mutirt befinde, er sage nachmal, man solle doch in Gotts nahmen mit
Frankreich schliesen, und vorher die gravamina nicht abhandlen, jetzt seye
es ahn ein geringes kommen, alßdan wolten sich mit den Kayserlichen der-
gestalt confidenter bezaigen, auch bey den Schweden und uncatholischen
serio interponiren, daß man sich daruber solte zu verwundern haben; er
bekennete, daß er seinestheyls nichts alß frieden desiderire, auch beger und
befurdern woll, daß gleich die cron Franckreich mit underschiedlichen
uncatholischen biß dato alliirt gewesen, also inskunfftig mit den catholi-
schen sich colligire. I. H. G. lobten diesen des d’Avaux zelum und
wünschten effectum ipsum, umb desto mehrer weyln ihro nicht zweifflete,
ia gleichsamb bekand were, daß viel andere in Frankreich, so in diesem
passu anderst iritentionirt, ia keinen rechtgeschaffenen ernst zum frieden
hetten, und seye zu verwundern, da es die mainung hab, daß man uberall
nach dem frieden trachten soll, noch newe unruhen, inmaßen noch unlengst
zu Luttig geschehen
l’Ombre wieder zuruckkommen, der würde sonder zweiffel, wie es allda
stehe und abgeloffen, referiren konnen. Worauff der d’Avaux starck
angesehen, und nachdem er ein weyl still geschwiegen, endlich zur andwort
geben, daß er noch nicht alhie wieder ankommen. Was geschehen, habe
Franckreich thun müßen, zumaln ihrem estat zuwieder, daß zu Lüttig in
vicinia und in einem so mächtigen stifft und statt nur Spanische burger-
meister weren [...]. Frage nach dem Gesundheitszustand des Kurfürsten
von Köln, von dem es heißt, er sei auf der Jagd tödlich gestürzt. [...] Die-
sem nach rhumbt er Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern, und son-
derlich die gute befurderung dieser tractaten und der coronen satisfaction,
sehr und subnectirte, wie ihnen wol wust, daß Churcollen wie auch I. H. G.
das ihrige dabey praestiret, nur liese man den Kayserisch- und Spanischen
gar zuviel zue, welches Churbayern prudenter in obacht nehme, und konne
er wol sagen, daß die cron Franckreich allezeit ein sonders aug auf diß
hauß gehabt und haben werde, man kondte auch des herrn coadiutoris
interesse gar wol bey Franckreich beßer solidiren
habe sich die cron Franckreich Churbayerns gleich anfangs eifferig ange-
nommen und in ihrem ersten Vertrag mit Schweden gegen Gustav
Adolfs heftigen Widerstand für Maximilian den Kurtitel durchgesetzt
Was weitter in eadem materia Franckreich bey diesen tractaten sich er-
klehrt und wie eiffrig bey den Schweden und protestirenden sich angenom-
men, das werde der außgang dieser tractaten zeigen, und hetten sich also
alle, so von diesem hauß weren, aller freundschafft von der cron Franck-
reich zu versichern.
Krane bei W. Die Gravaminaerklärung der Protestanten
Die neue Gravaminaerklärung der Protestanten (22 Punkte, Druck: J. G. Meiern III
S. 330ff ) war am 24. August in Osnabrück und am 28. August in Münster übergeben
worden; sie beantwortete die ksl. Erklärung vom 12. Juli.
vorigen und noch viel ärgern principiis et postulatis, daß daruber die herrn
Kayserlichen sowol dort alß alhier sehr perplex; Autonomie in den katho-
lischen Landen, ordentliche Session für die nichtkatholischen Stiftsinhaber,
Magdeburger Sessions- und Direktoriumsanspruch gegenüber Salzburg,
Kassierung der vorher von Lampadius aufgesetzten Designation der Stifter.
Zeigte dabenebens ahn, daß die protestirende bey außliefferung der schrifft
begert, es mochten die catholische wiederumb hinuber deputiren, damit nit
mit langer schrifftwechßlung und disputiren die zeit verlohren, sondern
einer den andern beßer capace machen kondt, hetten auch gebetten, daß die
herrn Kayserliche, alß welchen alles die catholische, und von ihnen prote-
stirenden den Schwedischen ubertragen, den ausschlag geben möchten. Alß
nun solches sie Kayserliche wiedersprochen, die anheimbstellung den Kay-
serlichen nicht geschehen, auch nicht geschehen wurde, hetten sich bemelte
protestirende auff den graffen von Trautmanstorff referirt, welches sie
gleichfalß contradicirt, daß es nit allein nit gehört, sondern auch nit glau-
ben thetten, und sehe man nun auß allem, daß sie der cron Schweden gern
wolten anhencken und das werck den gesandten, damit es mit desto mehrer
autoritet durchgetrungen wurde, zuschieben. Es werde aber nun bey den
catholischen stehen, weßen sie sich in ein oder anderm erklehren wollen.
Hiebey gab er in vertrawen zu verstehen, daß die uncatholische in vielen
puncten, auch die die religion concernirten, nicht eins, sondern nur von etz-
lichen hizigen kopffen, solches zue papier zu pringen, were durchgetrun-
gen, wie dan auch in politicis selbst ihm der graff von Wittgenstein vor
seinem verraisen von Oßnabruck gesagt, daß das vorhaben mit den 3 dica-
steriis allein des Lampadii inventum et intentio privati interesse sey, der
mit ungestimmigkeit, daß es dem begriff mit einverleibt worden, erhalten.
In effectu aber wer es nichts anders, alß das reich in 3 theyl zu theylen,
dan den reichshoffrhat anbelangend, wurde selbiger dem Kayser pleiben,
das cammergericht zu Speyer die Franzosen mit der zeit schon dirigiren,
auch das dritte in Sachsen die Schweden. Desto mehrer, meldete er Licentiat
Cran, hab man wol auffzumercken und sich nicht verführen zu laßen; in
specie wuste man von Chursachsen, daß sie in vielen puncten einer ganz
andern intention. I. H. G. affirmirtens, daß die sachen freylich wol zue
ponderiren und nicht, wie bißher, sich zu ubereylen, nicht nur alleweyl
offeriren und piethen, wodurch, wie es der augenschein gibt, wenig ahn zeit
oder sonsten gewonnen. Und erzehlten ihm, was ihro kurz zuvor der conte
d’Avaux bedeuttet, daß man nemblich in diesem puncto sich nit solle uber-
eylen, sondern erst mit ihnen schließen, alßdan sie sich desto eiffriger gegen
die catholische bezaigen würden. Hierauff replicirte der herr Cran,
daß man sich doch mit dergleichen nit wie bißher wolle betriegen laßen;
die Franzosen hetten den Schwedischen und der uncatholischen stend abge-
sandten zugeschrieben, den catholischen nit also hart zuzusezen, und ad
mitiora consilia ermahnet, alsobald aber darauff den Luttherischen secreta-
rium Stengell, welcher bey dem Longavilla sich aufhaltet, hinubergeschickt
und alle uncatholische stende visitiren laßen, mit vermelden, daß was sie
mit solchem schreiben gethan, sey geschehen, weyln sie vom herrn nuncio
und den catholischen alhier, alß welche ihnen starck zugered, darzu weren
angetrieben; mochten auf ihrer mainung nur steiff verpleiben, kondten
auch von den catholischen noch wol ein mehrers erhalten. Umtriebe der
Stadt Osnabrück; der Syndikus ist ohne wirklichen Auftrag, wie sich jetzt
zeigt, im Namen der erbländischen Exulanten und der Stadt Erfurt aufge-
treten . Löben hält die Resolution wegen Pommern geheim und soll Befehl
haben, sich vor der schwedischen Erklärung, daß nicht ganz Pommern
gefordert werde, nicht zu äußern. [...]