Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 VII 20
1646 VII 20
Freitag [...]
– Bayern bei W. Auf die Erinnerung der
Sachsen wegen Behandlung der Pfälzer Frage haben sie geantwortet, Kur-
bayern sei wie 1642/43 auch jetzt dazu bereit, doch habe man bisher
den Pfalzgrafen vergeblich dazu zu bewegen gesucht. Bei Erwähnung
der achten Kur haben sie geäußert, Kurbayern werde dieses Mittel pro
imperii tranquillitate nicht [...] recusiren. Nachdemalen dan die sachen
dergestalt bewandt, seyen sie gemaind, erster tagen mit den Churmainzi-
schen dahin zu reden, daß von diesem negotio ye bälder ye lieber auff die
bahn möchte gepracht werden, hetten aber noch vorhero I. H. G. und die
andere Churcolnische vernehmen und ihre meinung und befelch endtdecken
wollen, weyln sonderlich dabey Churcollen wegen des haußes Bayern
interessirt und I. H. G. neben den andern instruirt, auch fur sich selbsten
wol intentionirt weren. Hierbey nun seye zu consideriren, 1. die churwurde
und 2. die 13 millionen. Das erste bestehe auff der manutenenz oder dem
octavo electoratu. De manutenentia iuxta conclusum Mulhausanum zu reden,
were solche deliberation inter electores, gleich auch zu Mulhaußen gesche-
hen , ohne den konig in Boheimb anzustellen, und ein abermaligs conclusum,
daß die dignitas electoralis bey der Wilhelminischen lini verpleiben solle.
Uber das medium octavi electoratus zu rhatschlagen, muste auch rex Bohe-
miae alß der siebende churfürst vernommen werden, allermaßen ihnen Chur-
bayern sub 23. Maii zugeschrieben, yedoch daß solches absque praeiuditio
sein und Boheimb im reich wie bißher keine session haben soll, quo praevio,
wan mans im churfurstenrhat des octavi electoratus eins, mochte es auch ahn
die andere reichsstende gelangt werden. 2. Ratione der 13 millionen muste
gleichfalß in deliberation gezogen werden, was es nemblich darmit für eine
beschaffenheit hab, und seye zu wiederholen unvonnöthen, wie billich-
meßig alberait Churbayern sich erpotten, sondern dahin zue sehen, daß
communi concluso eine bestendige satisfaction beschehe, welches Chursach-
sen umb soviel weniger improbiren wurde, weyln ihm im Prager schluß mit
der Lausnitz, obwoln nicht wegen solcher meriten oder außgelegten geldts,
gleichergestalt satisfaction were gegeben worden
. Und thue sonst das
medium octavi electoratus beyden coronen Franckreich und Schweden gefal-
len . Ratione praetensionis der 13 millionen hetten die Franzosen gegen die
mediatorn sich vernehmen laßen, daß Churbayern die Oberpfalz, oder
deren bester theyl, oder aber die gantze Oberpfalz loco pignoris pleiben
soll, welches lezter sie den mediatorn sonderbar nit hetten angedeut, nach-
gehendts aber auff erlangten befelch, daß iezt die reluition solcher summ
offerirt werden und geschehen solt, sie solches anzunemen, in futurum aber
keine abläß zu acceptiren. Wegen dieses satisfactionspuncten hetten die Chur-
sachsische in discursu zu verstehen gegeben, daß sie nicht instruirt, sie aber
hetten ihnen underschiedliche motiven gemacht, daß sie vermainten, es
würden sich dieselbe underdiesem instruiren laßen. W und die Kölner
nach Versicherung grundsätzlicher Übereinstimmung: Mit dem werck nicht
zu feyren, sondern bei den herrn Churmainzischen anpringens zu thun und
sie zu disponiren, diese sach im collegio vorzutragen, und zwarn vermain-
ten sie, daß prima consultatio de manutentia, 2. de satisfactione, 3. de octavo
electoratu sein konne. Und were ihro zwarn nicht zuwieder, daß damit der
anfang gleich instende wochen gemacht werde, ihnen aber gehe zu gemuth,
daß die Chursachsische beym satisfactionspunct sich mit mangel instruction
endtschuldigen, welches die Churbrandenburgische, alß die in der Pfalzi-
schen sach yedesmals contrarii seind, in allen puncten sagen würden, da-
durch das werck lange auffziehen, interim andere practiquen machen und
alßdan der schluß bey den stenden desto schwerer fallen dörfft. Und wer-
den sich die Churbrandenburgische wie bißherzu allezeit auf ihren princi-
pal mitabgesandten den graffen von Witgenstein, der sich der gravaminum
religionis halber stethig zu Oßnabruck aufhaltet, lenden, daß sie nemblich
ohn sein vorbewust und belieben sich in nichts erklehren kondten. Daher
zunächst die Sachsen wegen Instruktion auch über die 13 Millionen zu
pressiren. Dann kann nach Rückkehr Wittgensteins notfalls ein Mehrheits-
beschluß gegen Brandenburg gemacht werden. Welche consideration
den Churbayerischen nicht ubel eingangen, und haben sich erpotten, bey
den Chursachsischen sich mehrers zu erkündigen, und ist also allerseitz
guttbefunden, noch etwas zuzuwartten. Bayern: Sollen sich wegen
Turennes Forderung gegen das Erzstift Köln interponieren, bitten um
Information. W: Dankt, benebens zu verstehen gegeben, daß der status
sich seither mercklich geändert und wie ubel von den Touranischen im erz-
stifft gehauset worden
Turenne hatte im Juni als Preis für die Verschonung des Kölner Erzstiftes eine Kontri-
bution von 50 000 fl. verlangt, war Anfang Juli unter starken Verheerungen über
Andernach und Ahrweiler bis Wesel gezogen, wo er den Rhein überschritt, und stand
am 24. Juli in der Gegend von Recklinghausen, von wo er sich, der schwedischen
Armee folgend, nach Süden wandte.
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Sachsen wegen Behandlung der Pfälzer Frage haben sie geantwortet, Kur-
bayern sei wie 1642/43 auch jetzt dazu bereit, doch habe man bisher
den Pfalzgrafen vergeblich dazu zu bewegen gesucht. Bei Erwähnung
der achten Kur haben sie geäußert, Kurbayern werde dieses Mittel pro
imperii tranquillitate nicht [...] recusiren. Nachdemalen dan die sachen
dergestalt bewandt, seyen sie gemaind, erster tagen mit den Churmainzi-
schen dahin zu reden, daß von diesem negotio ye bälder ye lieber auff die
bahn möchte gepracht werden, hetten aber noch vorhero I. H. G. und die
andere Churcolnische vernehmen und ihre meinung und befelch endtdecken
wollen, weyln sonderlich dabey Churcollen wegen des haußes Bayern
interessirt und I. H. G. neben den andern instruirt, auch fur sich selbsten
wol intentionirt weren. Hierbey nun seye zu consideriren, 1. die churwurde
und 2. die 13 millionen. Das erste bestehe auff der manutenenz oder dem
octavo electoratu. De manutenentia iuxta conclusum Mulhausanum zu reden,
were solche deliberation inter electores, gleich auch zu Mulhaußen gesche-
hen , ohne den konig in Boheimb anzustellen, und ein abermaligs conclusum,
daß die dignitas electoralis bey der Wilhelminischen lini verpleiben solle.
Uber das medium octavi electoratus zu rhatschlagen, muste auch rex Bohe-
miae alß der siebende churfürst vernommen werden, allermaßen ihnen Chur-
bayern sub 23. Maii zugeschrieben, yedoch daß solches absque praeiuditio
sein und Boheimb im reich wie bißher keine session haben soll, quo praevio,
wan mans im churfurstenrhat des octavi electoratus eins, mochte es auch ahn
die andere reichsstende gelangt werden. 2. Ratione der 13 millionen muste
gleichfalß in deliberation gezogen werden, was es nemblich darmit für eine
beschaffenheit hab, und seye zu wiederholen unvonnöthen, wie billich-
meßig alberait Churbayern sich erpotten, sondern dahin zue sehen, daß
communi concluso eine bestendige satisfaction beschehe, welches Chursach-
sen umb soviel weniger improbiren wurde, weyln ihm im Prager schluß mit
der Lausnitz, obwoln nicht wegen solcher meriten oder außgelegten geldts,
gleichergestalt satisfaction were gegeben worden
medium octavi electoratus beyden coronen Franckreich und Schweden gefal-
len . Ratione praetensionis der 13 millionen hetten die Franzosen gegen die
mediatorn sich vernehmen laßen, daß Churbayern die Oberpfalz, oder
deren bester theyl, oder aber die gantze Oberpfalz loco pignoris pleiben
soll, welches lezter sie den mediatorn sonderbar nit hetten angedeut, nach-
gehendts aber auff erlangten befelch, daß iezt die reluition solcher summ
offerirt werden und geschehen solt, sie solches anzunemen, in futurum aber
keine abläß zu acceptiren. Wegen dieses satisfactionspuncten hetten die Chur-
sachsische in discursu zu verstehen gegeben, daß sie nicht instruirt, sie aber
hetten ihnen underschiedliche motiven gemacht, daß sie vermainten, es
würden sich dieselbe underdiesem instruiren laßen. W und die Kölner
nach Versicherung grundsätzlicher Übereinstimmung: Mit dem werck nicht
zu feyren, sondern bei den herrn Churmainzischen anpringens zu thun und
sie zu disponiren, diese sach im collegio vorzutragen, und zwarn vermain-
ten sie, daß prima consultatio de manutentia, 2. de satisfactione, 3. de octavo
electoratu sein konne. Und were ihro zwarn nicht zuwieder, daß damit der
anfang gleich instende wochen gemacht werde, ihnen aber gehe zu gemuth,
daß die Chursachsische beym satisfactionspunct sich mit mangel instruction
endtschuldigen, welches die Churbrandenburgische, alß die in der Pfalzi-
schen sach yedesmals contrarii seind, in allen puncten sagen würden, da-
durch das werck lange auffziehen, interim andere practiquen machen und
alßdan der schluß bey den stenden desto schwerer fallen dörfft. Und wer-
den sich die Churbrandenburgische wie bißherzu allezeit auf ihren princi-
pal mitabgesandten den graffen von Witgenstein, der sich der gravaminum
religionis halber stethig zu Oßnabruck aufhaltet, lenden, daß sie nemblich
ohn sein vorbewust und belieben sich in nichts erklehren kondten. Daher
zunächst die Sachsen wegen Instruktion auch über die 13 Millionen zu
pressiren. Dann kann nach Rückkehr Wittgensteins notfalls ein Mehrheits-
beschluß gegen Brandenburg gemacht werden. Welche consideration
den Churbayerischen nicht ubel eingangen, und haben sich erpotten, bey
den Chursachsischen sich mehrers zu erkündigen, und ist also allerseitz
guttbefunden, noch etwas zuzuwartten. Bayern: Sollen sich wegen
Turennes Forderung gegen das Erzstift Köln interponieren, bitten um
Information. W: Dankt, benebens zu verstehen gegeben, daß der status
sich seither mercklich geändert und wie ubel von den Touranischen im erz-
stifft gehauset worden
Turenne hatte im Juni als Preis für die Verschonung des Kölner Erzstiftes eine Kontri-
bution von 50 000 fl. verlangt, war Anfang Juli unter starken Verheerungen über
Andernach und Ahrweiler bis Wesel gezogen, wo er den Rhein überschritt, und stand
am 24. Juli in der Gegend von Recklinghausen, von wo er sich, der schwedischen
Armee folgend, nach Süden wandte.