Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 VII 3
1646 VII 3
Dienstag W bei d’Avaux. Osnabrücker Pfarreien. Kölner
Geistliche. Turennes Forderungen gegen das Erzstift. D’Avaux: In
letzterer Sache aus den erwähnten Gründen noch nichts geschehen; will es
befördern. [...] Wegen Paderborn steht die Antwort d’Avaugours noch
aus [...]. Alß I. H. G. hierauf, daß die catholische zue ihm ein gutes
vertrawen, er werde ferner ubel verhütten und den frieden befurdern helf-
fen , umb mehrers, weylen von uncatholischen ye lenger ye weitter in ihren
praetensionibus gangen werde, der cron Franckreich zusehen werde bey
Gott schwer verandwortlich sein, pittend, den Oxenstern, bey seinem an-
kommen , nebst den protestirenden zue beßerer raison in hoc gravaminum
negotio zu disponiren. Sagte er, daß maior constantia bey den catholi-
schen selbst zu wunschen, und wolte vermainen, die Kayserliche thetten der
religion, indem sie den punctum satisfactionis nicht zur richtigkeit präch-
ten , sondern von den Spanischen sich verlaithen liesen, den maisten scha-
den ; heut oder morgen wurde Oxenstern zwarn kommen, sehe aber nit, was
bey ihm, da der graff von Trautmanstorff ohn die Spanier, welche auff
andere coniuncturen wartteten, nicht schließen dorfft, konne gerichtet wer-
den . Von ihren confoederirten gedächte zwarn Franckreich sich in puncto
principali nicht zue separiren, wan mans aber in puncto satisfactionis mit
ihnen eins, hetten sie mehrer ursach, den andern zuzusprechen und zu
remonstriren, daß propter gravamina den ahn blutt und geld so kostbar-
lichen krieg nit fuhrten noch zu continuiren gedächten, sondern wurden
solche gravamina beßer auf einen reichstag zu verschieben sein. Weylen
nun aber iezt beyde coronen der satisfaction halber mal content, sey leicht
zu gedencken, was auß ihrer beysammenkunfft gutes zu hoffen. Wolt in
summa confidentia erinnert haben, den uncatholischen circa gravamina
mehrers nicht einzuraumen, sondern Gallicam satisfactionem zu befürdern,
alßdan würde man sehen, was fur gutte officia sie bey den sachen prae-
stiren konten. Die gravamina würden iezt gleichsamb alß ein spectrum zum
schrecken gebraucht, satisfactione autem concessa, wurd man ein anderß
licht zu erkendtnus der sachen bekommen. I. H. G. remonstrirten hier-
auff , welchergestalt ex parte Churcollen und Churbayern die satisfaction,
der Franzosen selbst gethaner veranlaßung nach, befurdert worden, repe-
tendo , was fur vertröstungen, wan nur Breisach cedirt, geschehen, aber hin-
gegen , alß darin gewichen, solche postulata hervorkommen, daß man sich
nicht aussehe und nur verweiß bey den Kayserlichen auf sich geladen, und
werde anderst nichts darauß concludirt, alß wan Franckreich zum frieden
keinen lust und nur alle mal zu desen behinderung newe sachen vorpringen
wurde. Der d’Avaux subnectirte, daß sie das werck mit nebenpostu-
latis nicht schwerer machen, das praesidium aber in Philipspurg behaubten
würden, so demienigen nicht zugegen, was sie vor diesem vorpracht, hettens
auch die catholische zu verwaigern desto weniger ursach, weylen solches zu
conservation religionis catholicae in der Pfalz, auch sonsten dienlich.
Wegen Philipspurg, replicirten I. H. G., sey iungst beym duc de Longe-
vill auch vorkommen, mogten wol wissen, ob dan Churtryers begeren, daß
diese vestung von den Franzosen besezt pleibe. Der d’Avaux andwort-
tete , daß er davon nicht sagen konn, mochte villeicht sein, daß dernwegen
der churfurst den verweiß und undanck nit wolte uber sich laden, es würde
aber von ihm sonst keine opposition beschehen. Repetendo, daß solches dem
religionßstatu ersprießlich; und mochte sich der graff von Trautmanstorff
nur wol cathegorice ratione praesidii (cum proprietatem Gallia non prae-
tendat ) resolviren, vermercke wol, daß er hierin abermal, wie mit Breysach
und in andern sachen beschehen, mit gradibus werde herfurkommen, und
zwarn der demolition, 2. daß das praesidium Gallicum ad dies vitae ietzi-
gen episcopi Spirensis pleib, 3. ad decennium alßlang die confoederation
mit den coronis pro executione et securitate pacis wehrete, und dan ultimo
ex necessitate ipsa, weyln die andere gradus Franckreich verwerffen wurde,
die vestung pro praesidio zu uberlaßen. Nun were ia beßer, sich mit solchen
unannehmblichen vorschlägen nicht aufzuhalten, sondern das begehren, wie
doch geschehen müste, nachzugeben, alßdan würde man spühren, daß der
fried mit Franckreich zu schließen und der catholischen religion sowol bey
diesen tractaten alß sonsten zue helffen. I. H. G. assecurirten, daß der
her graff von Trautmanstorff, wie er selbst hoch contestirte, wegen Philips-
purg einige plenipotenz nicht habe, und wan auch solches schon, kondts
doch ohn vorwissen und belieben des bischoffs und dhombcapitul zu Speyer
nicht geschehen. Worauff der d’Avaux: Es seyen den Schweden wol
andere sachen ohn der interessenten vorwissen offerirt, und nun wolte man
wegen eines so geringen plazes also scrupuloß sein. I. H. G.: Man wisse
nit, warahn man mit Franckreich sey, also wurden die sachen bey der Prey-
sachischen negotiation verstelt. Wie er leicht selbst zu ermessen, nachdem
man dato Brisaco den fried mit Franckreich so sicher gehalten, was fur
nachdencken mach, daß man hernacher alles im Elsaß begriffen vom reich
abzuzwachen und der cron Franckreich zu incorporiren, ohn daß man sich
der conditionen wegen uberlaßung Preysach verglichen, und hetten die
Kayserliche von Pariß auß die nachrichtung, daß sie Franzosische pleni-
potentiarii befelcht, 2 millionen den erzherzogen zu offeriren, da sie doch
bißher nur eine angepotten. Hierauff meldet der conte d’Avaux, daß
die Kayserische diese ihre habende kundschafft nit recht allegirten, sie
hetten befelch, wan die waldstätt, Brißgaw und was sie begert, gelaßen
worden, 2 millionen cronen zu offeriren; jetzt aber, da die begerte satisfac-
tion dergestalt dividirt und geschmählert, wer das gegenerpiethen der pro-
portion nach und ihre instruction auff ein million constringirt. Wegen der
Türckensteur hetten sich auch erklehrt, daß jahrlichs 100 000 francken zu
versicherung der grainzen gegen den Türcken, und wan es zum offentlichen
krieg kommen solt, 10 000 man Ihrer Kayserlichen Maiestät die cron
Franckreich erhalten wolle; solte auch Franckreich mit dem Türcken zur
ruptur kommen, alßdan wurden wol mehrer considerable diversiones
machen konnen und wollen. So hetten sie sich auch furs hauß Bayern, wel-
ches Franckreich hoch aestimirte, in negotio Palatinatus favorabiliter er-
klehrt und gedächten wenigers nit in materia gravaminum gute officia zu
praestiren, wan man sie allein mit der satisfaction, so sonderlich auff pro-
tection und besazung Philipsburg bestünde, nicht also auffhielte. I. H. G.:
Ihr iezig newe postulata gingen nicht allein auff Philipsburg, sondern wol-
ten auch alle status und reichsstätt im Elsaß dem reich abgezwackt wer-
den . Conte de Avaux: Wan ihnen allein mit Philipsburg deferirt ( wel-
ches in summa confidentia wolte offenbaren), würden sich die sachen des
ubrigen halber nicht zerschlagen. I. H. G.: Sie hetten offters sich ver-
wundert , warumb Franckreich das erste vorhaben, das Elsaß in feudum
cum sessione et voto anzunehmen, schangiret, were von nit geringer consi-
deration , und werde noch wol groß bedenckens haben, dergestalt das reich
zue schmalern und davon die Elsaßische landen abzureisen. D’Avaux:
Er beken seines theylß, daß es bedencklich fallen kondt, derentwegen auch
a parte Franckreich rationes pro et contra, er mächte nit geringe reflexion
auf des gegentheyls contradiction. Und weyln die Kayserliche so ungern
sehen, daß Franckreich sessionem et votum habe, so folg bey ihme der
Schluß, daß es der cron dienlich, wie er dan auch erkendte, daß solches pro
religione catholica sein würde. Dan alßlang Franckreich nur vicinus
imperii, so wurde der konig ex ratione status, eine parthey im reich fur sich
zu haben, sich allezeit befleißen, dahingegen, wan Franckreich mit alß
status imperii bey den sachen interessirt, wurde er sich bey den catholischen
stenden halten. Die Spanische mächten alle sachen schwer und begerten
keinen frieden, weyln es ihnen so frembd und ungewöhnlich vorkomme,
daß sie etwas solten hinderlaßen. Wolte auch in summo secreto unverhal-
ten , daß die Spanier in der Pfalzischen sach nit wol affectionirt, wie sie
dan bey den armeen schreiben intercipyrt, darauß solches genugsamb zu
beweisen, und sey des Alphonso de Cardenas negotiation in Anglia
dahin gerichtet, daß Spanien dem pfalzgraffen die Underpfalz abtretten
wolte, doch solte er sehen, daß die Oberpfalz auch nit dahinden pliebe, und
offerirten sich die Spanier ad vanam ostentationem die Underpfalz zu
restituiren, conditione apposita, wan zugleich die Oberpfalz abgetretten, da
sie doch davon nichts alß Franckenthal in ihrem gewalt hetten. Die sach
sonsten anlangendt, müste die Bergstraß
Kurmainzisches, 1463 um 100 000 fl. an Kurpfalz verpfändetes Gebiet, dessen Auslösung
1621 angeboten worden war und das 1623 Kurmainz ohne Zahlung der Pfandsumme
aus dem konfiszierten Besitz Friedrichs V. erhalten hatte. Vgl. J. G. Meiern IV S. 359 ff.
dem pfalzgraffen wiederumb ein-
geraumbt werden, und pliebe Churmainz, solchem nach viam iuris trium
mensium spatio elapso gegen den pfaltgraven vorzunehmen allezeit bevor.
I. H. G.: Es seye zwarn die graffschafft Rossiglion nebenst demienigen,
was Franckreich hinc inde occupirt, nunmehr zu uberlaßen anerpotten, es
seyen aber noch andere difficulteten, welche den frieden zwischen ihnen
verhinderten. Franckreich hab mit Portugall ein 40jahriges armistitium, wie
Spanien und Holland under sich zu machen tractirten, vorgeschlagen, deß-
halber auch noch ein medium getroffen werden kondte, mit Catalonien
aber, alß welches sich Franckreich ultro ergeben, habe es eine andere be-
schaffenheit . Alß demnegst der discursus auf die kriegsexpeditiones
sich flectirt, hat der d’Avaux die Italienische kriegssachen vor Orbitello
von geringer importanz zu sein gehalten und das principalste absehen auff
die Niederlandische kriegsexpedition und eroberung Courtre
in angesicht
der Spanier gesezt, dabey ferner vermeldet, daß der prinz von Ouranien zu
feld gehen und die sachen auf ihrer seithen noch wol beßer ausschlagen
wurden. Wunschte seinestheylß, daß mit dem reich friede gemacht und
darahn per Hispanos man sich nit ließe abhalten.
Treffen Ws und der Bayern vor der Stadt. Gespräch mit d’Avaux. Heuti-
ger Besuch der Bayern bei den Franzosen. Diese haben ein Schreiben Peña-
randas erwähnt, in dem die Bayern beschuldigt werden, alß wan sie excluso
Caesare mit den Franzosen tractirt und ein armistitium und frieden auf
einen benendten tag geschloßen hetten. Heute nachmittag haben sie, da die
Sache falsch ist, Trauttmansdorff berichtet und besonders erwähnt, daß
Spanien, indem es die Restitution der Oberpfalz betreibt, dem Erzhaus
schadet, da Bayern sich dann an das Land ob der Enns als Pfand halten
wird.
Mitteilung der Mainzer: Aufsatz zu den Gravamina
Gutachten der kath. Reichsstände betr. die Gravamina 1646 VI 30 (Druck: J. G. Meiern
III S. 363–367 ), endgültig beschlossen in der Konferenz der katholischen Stände
1646 VII 4.
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Geistliche. Turennes Forderungen gegen das Erzstift. D’Avaux: In
letzterer Sache aus den erwähnten Gründen noch nichts geschehen; will es
befördern. [...] Wegen Paderborn steht die Antwort d’Avaugours noch
aus [...]. Alß I. H. G. hierauf, daß die catholische zue ihm ein gutes
vertrawen, er werde ferner ubel verhütten und den frieden befurdern helf-
fen , umb mehrers, weylen von uncatholischen ye lenger ye weitter in ihren
praetensionibus gangen werde, der cron Franckreich zusehen werde bey
Gott schwer verandwortlich sein, pittend, den Oxenstern, bey seinem an-
kommen , nebst den protestirenden zue beßerer raison in hoc gravaminum
negotio zu disponiren. Sagte er, daß maior constantia bey den catholi-
schen selbst zu wunschen, und wolte vermainen, die Kayserliche thetten der
religion, indem sie den punctum satisfactionis nicht zur richtigkeit präch-
ten , sondern von den Spanischen sich verlaithen liesen, den maisten scha-
den ; heut oder morgen wurde Oxenstern zwarn kommen, sehe aber nit, was
bey ihm, da der graff von Trautmanstorff ohn die Spanier, welche auff
andere coniuncturen wartteten, nicht schließen dorfft, konne gerichtet wer-
den . Von ihren confoederirten gedächte zwarn Franckreich sich in puncto
principali nicht zue separiren, wan mans aber in puncto satisfactionis mit
ihnen eins, hetten sie mehrer ursach, den andern zuzusprechen und zu
remonstriren, daß propter gravamina den ahn blutt und geld so kostbar-
lichen krieg nit fuhrten noch zu continuiren gedächten, sondern wurden
solche gravamina beßer auf einen reichstag zu verschieben sein. Weylen
nun aber iezt beyde coronen der satisfaction halber mal content, sey leicht
zu gedencken, was auß ihrer beysammenkunfft gutes zu hoffen. Wolt in
summa confidentia erinnert haben, den uncatholischen circa gravamina
mehrers nicht einzuraumen, sondern Gallicam satisfactionem zu befürdern,
alßdan würde man sehen, was fur gutte officia sie bey den sachen prae-
stiren konten. Die gravamina würden iezt gleichsamb alß ein spectrum zum
schrecken gebraucht, satisfactione autem concessa, wurd man ein anderß
licht zu erkendtnus der sachen bekommen. I. H. G. remonstrirten hier-
auff , welchergestalt ex parte Churcollen und Churbayern die satisfaction,
der Franzosen selbst gethaner veranlaßung nach, befurdert worden, repe-
tendo , was fur vertröstungen, wan nur Breisach cedirt, geschehen, aber hin-
gegen , alß darin gewichen, solche postulata hervorkommen, daß man sich
nicht aussehe und nur verweiß bey den Kayserlichen auf sich geladen, und
werde anderst nichts darauß concludirt, alß wan Franckreich zum frieden
keinen lust und nur alle mal zu desen behinderung newe sachen vorpringen
wurde. Der d’Avaux subnectirte, daß sie das werck mit nebenpostu-
latis nicht schwerer machen, das praesidium aber in Philipspurg behaubten
würden, so demienigen nicht zugegen, was sie vor diesem vorpracht, hettens
auch die catholische zu verwaigern desto weniger ursach, weylen solches zu
conservation religionis catholicae in der Pfalz, auch sonsten dienlich.
Wegen Philipspurg, replicirten I. H. G., sey iungst beym duc de Longe-
vill auch vorkommen, mogten wol wissen, ob dan Churtryers begeren, daß
diese vestung von den Franzosen besezt pleibe. Der d’Avaux andwort-
tete , daß er davon nicht sagen konn, mochte villeicht sein, daß dernwegen
der churfurst den verweiß und undanck nit wolte uber sich laden, es würde
aber von ihm sonst keine opposition beschehen. Repetendo, daß solches dem
religionßstatu ersprießlich; und mochte sich der graff von Trautmanstorff
nur wol cathegorice ratione praesidii (cum proprietatem Gallia non prae-
tendat ) resolviren, vermercke wol, daß er hierin abermal, wie mit Breysach
und in andern sachen beschehen, mit gradibus werde herfurkommen, und
zwarn der demolition, 2. daß das praesidium Gallicum ad dies vitae ietzi-
gen episcopi Spirensis pleib, 3. ad decennium alßlang die confoederation
mit den coronis pro executione et securitate pacis wehrete, und dan ultimo
ex necessitate ipsa, weyln die andere gradus Franckreich verwerffen wurde,
die vestung pro praesidio zu uberlaßen. Nun were ia beßer, sich mit solchen
unannehmblichen vorschlägen nicht aufzuhalten, sondern das begehren, wie
doch geschehen müste, nachzugeben, alßdan würde man spühren, daß der
fried mit Franckreich zu schließen und der catholischen religion sowol bey
diesen tractaten alß sonsten zue helffen. I. H. G. assecurirten, daß der
her graff von Trautmanstorff, wie er selbst hoch contestirte, wegen Philips-
purg einige plenipotenz nicht habe, und wan auch solches schon, kondts
doch ohn vorwissen und belieben des bischoffs und dhombcapitul zu Speyer
nicht geschehen. Worauff der d’Avaux: Es seyen den Schweden wol
andere sachen ohn der interessenten vorwissen offerirt, und nun wolte man
wegen eines so geringen plazes also scrupuloß sein. I. H. G.: Man wisse
nit, warahn man mit Franckreich sey, also wurden die sachen bey der Prey-
sachischen negotiation verstelt. Wie er leicht selbst zu ermessen, nachdem
man dato Brisaco den fried mit Franckreich so sicher gehalten, was fur
nachdencken mach, daß man hernacher alles im Elsaß begriffen vom reich
abzuzwachen und der cron Franckreich zu incorporiren, ohn daß man sich
der conditionen wegen uberlaßung Preysach verglichen, und hetten die
Kayserliche von Pariß auß die nachrichtung, daß sie Franzosische pleni-
potentiarii befelcht, 2 millionen den erzherzogen zu offeriren, da sie doch
bißher nur eine angepotten. Hierauff meldet der conte d’Avaux, daß
die Kayserische diese ihre habende kundschafft nit recht allegirten, sie
hetten befelch, wan die waldstätt, Brißgaw und was sie begert, gelaßen
worden, 2 millionen cronen zu offeriren; jetzt aber, da die begerte satisfac-
tion dergestalt dividirt und geschmählert, wer das gegenerpiethen der pro-
portion nach und ihre instruction auff ein million constringirt. Wegen der
Türckensteur hetten sich auch erklehrt, daß jahrlichs 100 000 francken zu
versicherung der grainzen gegen den Türcken, und wan es zum offentlichen
krieg kommen solt, 10 000 man Ihrer Kayserlichen Maiestät die cron
Franckreich erhalten wolle; solte auch Franckreich mit dem Türcken zur
ruptur kommen, alßdan wurden wol mehrer considerable diversiones
machen konnen und wollen. So hetten sie sich auch furs hauß Bayern, wel-
ches Franckreich hoch aestimirte, in negotio Palatinatus favorabiliter er-
klehrt und gedächten wenigers nit in materia gravaminum gute officia zu
praestiren, wan man sie allein mit der satisfaction, so sonderlich auff pro-
tection und besazung Philipsburg bestünde, nicht also auffhielte. I. H. G.:
Ihr iezig newe postulata gingen nicht allein auff Philipsburg, sondern wol-
ten auch alle status und reichsstätt im Elsaß dem reich abgezwackt wer-
den . Conte de Avaux: Wan ihnen allein mit Philipsburg deferirt ( wel-
ches in summa confidentia wolte offenbaren), würden sich die sachen des
ubrigen halber nicht zerschlagen. I. H. G.: Sie hetten offters sich ver-
wundert , warumb Franckreich das erste vorhaben, das Elsaß in feudum
cum sessione et voto anzunehmen, schangiret, were von nit geringer consi-
deration , und werde noch wol groß bedenckens haben, dergestalt das reich
zue schmalern und davon die Elsaßische landen abzureisen. D’Avaux:
Er beken seines theylß, daß es bedencklich fallen kondt, derentwegen auch
a parte Franckreich rationes pro et contra, er mächte nit geringe reflexion
auf des gegentheyls contradiction. Und weyln die Kayserliche so ungern
sehen, daß Franckreich sessionem et votum habe, so folg bey ihme der
Schluß, daß es der cron dienlich, wie er dan auch erkendte, daß solches pro
religione catholica sein würde. Dan alßlang Franckreich nur vicinus
imperii, so wurde der konig ex ratione status, eine parthey im reich fur sich
zu haben, sich allezeit befleißen, dahingegen, wan Franckreich mit alß
status imperii bey den sachen interessirt, wurde er sich bey den catholischen
stenden halten. Die Spanische mächten alle sachen schwer und begerten
keinen frieden, weyln es ihnen so frembd und ungewöhnlich vorkomme,
daß sie etwas solten hinderlaßen. Wolte auch in summo secreto unverhal-
ten , daß die Spanier in der Pfalzischen sach nit wol affectionirt, wie sie
dan bey den armeen schreiben intercipyrt, darauß solches genugsamb zu
beweisen, und sey des Alphonso de Cardenas negotiation in Anglia
dahin gerichtet, daß Spanien dem pfalzgraffen die Underpfalz abtretten
wolte, doch solte er sehen, daß die Oberpfalz auch nit dahinden pliebe, und
offerirten sich die Spanier ad vanam ostentationem die Underpfalz zu
restituiren, conditione apposita, wan zugleich die Oberpfalz abgetretten, da
sie doch davon nichts alß Franckenthal in ihrem gewalt hetten. Die sach
sonsten anlangendt, müste die Bergstraß
Kurmainzisches, 1463 um 100 000 fl. an Kurpfalz verpfändetes Gebiet, dessen Auslösung
1621 angeboten worden war und das 1623 Kurmainz ohne Zahlung der Pfandsumme
aus dem konfiszierten Besitz Friedrichs V. erhalten hatte. Vgl. J. G. Meiern IV S. 359 ff.
geraumbt werden, und pliebe Churmainz, solchem nach viam iuris trium
mensium spatio elapso gegen den pfaltgraven vorzunehmen allezeit bevor.
I. H. G.: Es seye zwarn die graffschafft Rossiglion nebenst demienigen,
was Franckreich hinc inde occupirt, nunmehr zu uberlaßen anerpotten, es
seyen aber noch andere difficulteten, welche den frieden zwischen ihnen
verhinderten. Franckreich hab mit Portugall ein 40jahriges armistitium, wie
Spanien und Holland under sich zu machen tractirten, vorgeschlagen, deß-
halber auch noch ein medium getroffen werden kondte, mit Catalonien
aber, alß welches sich Franckreich ultro ergeben, habe es eine andere be-
schaffenheit . Alß demnegst der discursus auf die kriegsexpeditiones
sich flectirt, hat der d’Avaux die Italienische kriegssachen vor Orbitello
von geringer importanz zu sein gehalten und das principalste absehen auff
die Niederlandische kriegsexpedition und eroberung Courtre
der Spanier gesezt, dabey ferner vermeldet, daß der prinz von Ouranien zu
feld gehen und die sachen auf ihrer seithen noch wol beßer ausschlagen
wurden. Wunschte seinestheylß, daß mit dem reich friede gemacht und
darahn per Hispanos man sich nit ließe abhalten.
Treffen Ws und der Bayern vor der Stadt. Gespräch mit d’Avaux. Heuti-
ger Besuch der Bayern bei den Franzosen. Diese haben ein Schreiben Peña-
randas erwähnt, in dem die Bayern beschuldigt werden, alß wan sie excluso
Caesare mit den Franzosen tractirt und ein armistitium und frieden auf
einen benendten tag geschloßen hetten. Heute nachmittag haben sie, da die
Sache falsch ist, Trauttmansdorff berichtet und besonders erwähnt, daß
Spanien, indem es die Restitution der Oberpfalz betreibt, dem Erzhaus
schadet, da Bayern sich dann an das Land ob der Enns als Pfand halten
wird.
Mitteilung der Mainzer: Aufsatz zu den Gravamina
Gutachten der kath. Reichsstände betr. die Gravamina 1646 VI 30 (Druck: J. G. Meiern
III S. 363–367 ), endgültig beschlossen in der Konferenz der katholischen Stände
1646 VII 4.