Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 VI 5
Dienstag Mitteilung an die Bayern: Schreiben Kurkölns
1646 V 29, VI 2
. Die sich [...] ratione der particularhandlung er-
klehrt , daß weylen die sachen mit bewilligung Brysach im andern stand
und ihnen der befelch wegen solcher handlung in casum talem, wan nemb-
lich das negotium pacis durch zuruckhaltende resolution mit Brysach sich
lenger verzogeren solt, gegeben wer, so wisten darin ohn anderwerthen ex-
preßen befelch nichts zu thun; den Franzosen die ombrage und besorgende
gealosia wegen des herunterkommenden succurs zue benehmen, seyen von
Churbayern gleichfalß committirt, auch bereytz bey den Franzosen ver-
richtet , die hetten aber darauff mit keinem wortt weder gutt noch böß
geandworttet. [...]
Schreiben Steins. Antwort an Stein .
Trierer bei W: Da Kurköln sich nicht zur völligen Restitution Ehrenbreit-
steins verstanden hat, kann Kurtrier nicht verhindern, daß Frankreich
durch andere mittel Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue erfüllung desjeni-
gen , was bey annehmung des depositi versprochen worden, anzuehalten
sucht, und werde zwarn der erzstifft Tryer dadurch ins verderb gesezt, es
kondte aber auch der erzstifft Collen ganz darueber verlohren gehen. Es
gibt aber noch das Mittel, daß Frankreich erklärt, sich der Festung nicht
weiter anzunehmen und der von Kurtrier zu bestellende Kommandant auf
den Kaiser und Kurtrier vereidigt wird. W möge im Namen Kölns die
Sache bei den Ksl. dahin richten helfen. Beratung der Kölner.
Buschmann: Durch Anordnung und Bewilligung Kurtriers ist das Depo-
situm aufgehoben worden, Kurköln hat in Ehrenbreitstein keine Befugnisse
mehr, Kurtrier muß sich daher an den Kaiser wenden. Von dem jetzigen
Vorschlag hat Kurköln nichts mitgeteilt, wird ihm aber sicher zustimmen.
Was I. H. G. zu befurderung des wercks zu verrichten vermögen, dazu
wollen sich ganz willig anerpotten haben, hofften aber, daß wan das werck
eben nach Ihrer Churfürstlichen Gnaden intention bey Ihrer Kayserlichen
maiestätt alsoballt nicht zu erheben, daß solches Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht nicht werde imputirt werden. Darbei sagten sie in ver-
trauwen , daß nuelich der Dr. Scherer auß bevelch die applacitierte pro-
tection Frankreich uber das Speierische bistumb, stiffter Prüm,
Weissenburg, S. Maximin und alle closter, so in anderer pottmassigkait
ligen, aber geistlicher iurisdiction Trierisch underworffen oder Speierisch,
den legatis Gallicis eingehendiget. Nun hetten sie iez bevelch bekhommen,
darvon sie auch gleich dem graven von Trautmanstorff parte geben woll-
ten , mit den Franzosen wegen Philipsburg weiter zu tractieren, nemblich
daß, alßlang Franckreich mit dem hauß Osterreich nicht verglichen, die
Franzosen darauff den commendanten und halben theyl der besatzung und
den ubrigen halben theyl der stifft Speyer bestellen und besolden solte, oder
da diese nicht angenommen, alßdan neben dem commendanten zwen theyl
der guarnison den Franzosen zu laßen, und daß einen dritten theyl der
stifft zu bestellen. Inita pace aber mit dem hauß Osterreich (darunder auch
Spanien verstanden wirt) solt die Franzosische guarnison genzlich abge-
führt und die vestung dem stifft wiederumb eingeraumbt werden, doch der
protection vorbehelltlich. Anethanus: Neuburg hat sich wegen der
Pfälzer Kur an Kurtrier gewandt, doch steht Kurtrier zu Bayern, wogegen
Unterstützung wegen Ehrenbreitstein erwartet wird. W: Kann ver-
sichern , daß Köln und Bayern Kurtrier wol recht zugethan, auch also
verpleiben wurden, vermainten auch nit, gegen Ihre Churfürstliche Gnaden
bißher anderst im werck bezaigt zue haben, wolten also gebuhrend gebetten
haben, bey solch ihrem erpiethen zu continuiren, und werde sonst gemelter
her pfalzgraff zu Newburg gar leicht zue beandworten und zu contentieren
sein, weyln das mittel des octavi electoratus von Ihrer Churfürstlichen Gna-
den zu Munchen selbst approbirt und placidirt worden, auch alberait hier in
vorschlag kommen, dan wan des proscribirten pfalzgraffen sohn zum chur-
fürstlichen collegio wiederumb admittirt werden solt, falle all des herrn
pfalzgraffen zu Newburg praetension (die ohne das schon so offt ventiliert
und beantwort worden) fur sich selbst.
Vertreter des Bistums Augsburg
bei W: Trauttmansdorff hat ihn bei Emp-
fehlung der geistlichen Jurisdiktion in- und außerhalb der Stadt mit dem
Bemerken unterbrochen, daß er schon wist, das es sey, man soll ihn auch
fur catholisch halten, was er thun konn, wolt er nicht underlaßen, wan
andere beßeren frieden machen kondten, stünde es bey ihnen.
Hinzu Vertreter der Stadt Augsburg : Auf die Beschwerde, daß Augsburg
in der ksl. Duplik im Amnestiepunkt erwähnt sei, hat Trauttmansdorff
geantwortet, daß man den Augspurgischen confessionsverwandten nit allein
eine kirchen zue bawen erlauben, sondern auch noch ein par von den
alten werde wiedergeben müßen. Beide wollen Chigi um Vermittlung bei
den Franzosen bitten. Welches I. H. G. sich nicht haben mißfallen
laßen.
Vertreter der württembergischen Prälaten
bei W. Die Franzosen haben ihre
Unterstützung für die württembergischen Klöster zugesagt, zumal ihnen
Breisach bewilligt sei und sie eine positive Antwort wegen Philippsburg
erwarteten.
Ketteler/Sintzig bei W: Sind heute wegen Paderborn bei Servien ge-
wesen , von deme sie viel gutes dings vernommen, und zwarn, daß sie nur
ein guts herz haben solten, hoffte, daß innerhalb 14 tagen der fried solle
geschlosen werden, alßdan alles ubel von sich selbst cessiren thette. 2. Sie
wolten sich der statt und stiffts Paderborn also eiffrig annehmen, alß wans
eine statt in Franckreich wer, 3. auch eine gute moderation der veraccor-
dirten summa geldts ad 25 000 reichsthaler zu erhalten sich bemuhen.
Erfreweten sich also sie Paderbornische sehr hoch. Denen I. H. G.:
Weylen die andwort gar zu feist und von solchem orth her kerne, sorgten
sie, daß darauf nit gar fast werde zue gehen sein.
Mitteilung der Bayern auf Anfrage Ws: Trauttmansdorff hat wegen iezig
der Franzosischen weittern erpiethen sich endschuldigt, daß er darauff, alß
welches nie in gedancken kommen, nichts instruirt, konne auch nit glauben,
daß der Kayser und die stend yemaln ihren consensum darin geben würden.
Philippsburg könne vielleicht auf Lebenszeit des jetzigen Kurfürsten von
Trier den Franzosen gelassen werden; Oxenstierna wünsche Trauttmans-
dorff zu sprechen, vermutlich um mitzuteilen, daß Schweden mit halb
Pommern zufrieden sei, wenn Brandenburg der Abtretung zustimme.
Similiter werd von protestirenden auff die zuruckkunfft und reassumption
der handlung gravaminum getrungen, vernehm, daß vom Sachsen Alten-
burgischen , Weimarischen und Braunschweigischen alle die difficulteten
gegen der ubrigen willen gemacht würden. [...] Daß ahn einem orth der
Servient sich solte haben vernehmen laßen, daß es noch umb ein stifft 10
oder 12 zu thun, alßdan es frieden sein konne. Zum spanisch-staatischen
Frieden hat sich Trauttmansdorff für nicht informiert erklärt. W:
Trierer Anbringen, Verhandlungen über Philippsburg, Nachricht von
Eroberung Lemgos . Bayern: Daß wegen Philippsburg Trauttmansdorff
seine bewilligung darin gar leicht wurde geben.
Mitteilung an Chigi: Trierer Werbung, Philippsburg. Chigi: Wegen der
von Churtryer anbefohlener handlung mit Philipspurg sey es ein lautter
betrug, dan auß allem erschein, daß der churfurst einen Franzosen mitten
im herzen habe. In der ksl. Antwort
Vgl. unten [ S. 509 Anm. 5 ] .
für die Franzosen ist das newe anbe-
gehren zu der stende judicatur gestellt. Er hat Trauttmansdorff veranlaßt,
noch bis Donnerstag in Münster zu bleiben. Alß er ihm vorgehalten, ob er
beym hinuberkommen wiederumb so liberal gegen die protestirende sein
wurde, hab der herr graff geandworttet, wurde denselben weitters nichts
nachgeben, worauff er der herr nuncius ridendo, versehe sichs auch, anderst
würde er gegen ihn mit excommunication verfahren müßen. [...] – [...]
1646 V 29, VI 2
klehrt , daß weylen die sachen mit bewilligung Brysach im andern stand
und ihnen der befelch wegen solcher handlung in casum talem, wan nemb-
lich das negotium pacis durch zuruckhaltende resolution mit Brysach sich
lenger verzogeren solt, gegeben wer, so wisten darin ohn anderwerthen ex-
preßen befelch nichts zu thun; den Franzosen die ombrage und besorgende
gealosia wegen des herunterkommenden succurs zue benehmen, seyen von
Churbayern gleichfalß committirt, auch bereytz bey den Franzosen ver-
richtet , die hetten aber darauff mit keinem wortt weder gutt noch böß
geandworttet. [...]
Schreiben Steins. Antwort an Stein .
Trierer bei W: Da Kurköln sich nicht zur völligen Restitution Ehrenbreit-
steins verstanden hat, kann Kurtrier nicht verhindern, daß Frankreich
durch andere mittel Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue erfüllung desjeni-
gen , was bey annehmung des depositi versprochen worden, anzuehalten
sucht, und werde zwarn der erzstifft Tryer dadurch ins verderb gesezt, es
kondte aber auch der erzstifft Collen ganz darueber verlohren gehen. Es
gibt aber noch das Mittel, daß Frankreich erklärt, sich der Festung nicht
weiter anzunehmen und der von Kurtrier zu bestellende Kommandant auf
den Kaiser und Kurtrier vereidigt wird. W möge im Namen Kölns die
Sache bei den Ksl. dahin richten helfen. Beratung der Kölner.
Buschmann: Durch Anordnung und Bewilligung Kurtriers ist das Depo-
situm aufgehoben worden, Kurköln hat in Ehrenbreitstein keine Befugnisse
mehr, Kurtrier muß sich daher an den Kaiser wenden. Von dem jetzigen
Vorschlag hat Kurköln nichts mitgeteilt, wird ihm aber sicher zustimmen.
Was I. H. G. zu befurderung des wercks zu verrichten vermögen, dazu
wollen sich ganz willig anerpotten haben, hofften aber, daß wan das werck
eben nach Ihrer Churfürstlichen Gnaden intention bey Ihrer Kayserlichen
maiestätt alsoballt nicht zu erheben, daß solches Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht nicht werde imputirt werden. Darbei sagten sie in ver-
trauwen , daß nuelich der Dr. Scherer auß bevelch die applacitierte pro-
tection Frankreich uber das Speierische bistumb, stiffter Prüm,
Weissenburg, S. Maximin und alle closter, so in anderer pottmassigkait
ligen, aber geistlicher iurisdiction Trierisch underworffen oder Speierisch,
den legatis Gallicis eingehendiget. Nun hetten sie iez bevelch bekhommen,
darvon sie auch gleich dem graven von Trautmanstorff parte geben woll-
ten , mit den Franzosen wegen Philipsburg weiter zu tractieren, nemblich
daß, alßlang Franckreich mit dem hauß Osterreich nicht verglichen, die
Franzosen darauff den commendanten und halben theyl der besatzung und
den ubrigen halben theyl der stifft Speyer bestellen und besolden solte, oder
da diese nicht angenommen, alßdan neben dem commendanten zwen theyl
der guarnison den Franzosen zu laßen, und daß einen dritten theyl der
stifft zu bestellen. Inita pace aber mit dem hauß Osterreich (darunder auch
Spanien verstanden wirt) solt die Franzosische guarnison genzlich abge-
führt und die vestung dem stifft wiederumb eingeraumbt werden, doch der
protection vorbehelltlich. Anethanus: Neuburg hat sich wegen der
Pfälzer Kur an Kurtrier gewandt, doch steht Kurtrier zu Bayern, wogegen
Unterstützung wegen Ehrenbreitstein erwartet wird. W: Kann ver-
sichern , daß Köln und Bayern Kurtrier wol recht zugethan, auch also
verpleiben wurden, vermainten auch nit, gegen Ihre Churfürstliche Gnaden
bißher anderst im werck bezaigt zue haben, wolten also gebuhrend gebetten
haben, bey solch ihrem erpiethen zu continuiren, und werde sonst gemelter
her pfalzgraff zu Newburg gar leicht zue beandworten und zu contentieren
sein, weyln das mittel des octavi electoratus von Ihrer Churfürstlichen Gna-
den zu Munchen selbst approbirt und placidirt worden, auch alberait hier in
vorschlag kommen, dan wan des proscribirten pfalzgraffen sohn zum chur-
fürstlichen collegio wiederumb admittirt werden solt, falle all des herrn
pfalzgraffen zu Newburg praetension (die ohne das schon so offt ventiliert
und beantwort worden) fur sich selbst.
Vertreter des Bistums Augsburg
fehlung der geistlichen Jurisdiktion in- und außerhalb der Stadt mit dem
Bemerken unterbrochen, daß er schon wist, das es sey, man soll ihn auch
fur catholisch halten, was er thun konn, wolt er nicht underlaßen, wan
andere beßeren frieden machen kondten, stünde es bey ihnen.
Hinzu Vertreter der Stadt Augsburg : Auf die Beschwerde, daß Augsburg
in der ksl. Duplik im Amnestiepunkt erwähnt sei, hat Trauttmansdorff
geantwortet, daß man den Augspurgischen confessionsverwandten nit allein
eine kirchen zue bawen erlauben, sondern auch noch ein par von den
alten werde wiedergeben müßen. Beide wollen Chigi um Vermittlung bei
den Franzosen bitten. Welches I. H. G. sich nicht haben mißfallen
laßen.
Vertreter der württembergischen Prälaten
Unterstützung für die württembergischen Klöster zugesagt, zumal ihnen
Breisach bewilligt sei und sie eine positive Antwort wegen Philippsburg
erwarteten.
Ketteler/Sintzig bei W: Sind heute wegen Paderborn bei Servien ge-
wesen , von deme sie viel gutes dings vernommen, und zwarn, daß sie nur
ein guts herz haben solten, hoffte, daß innerhalb 14 tagen der fried solle
geschlosen werden, alßdan alles ubel von sich selbst cessiren thette. 2. Sie
wolten sich der statt und stiffts Paderborn also eiffrig annehmen, alß wans
eine statt in Franckreich wer, 3. auch eine gute moderation der veraccor-
dirten summa geldts ad 25 000 reichsthaler zu erhalten sich bemuhen.
Erfreweten sich also sie Paderbornische sehr hoch. Denen I. H. G.:
Weylen die andwort gar zu feist und von solchem orth her kerne, sorgten
sie, daß darauf nit gar fast werde zue gehen sein.
Mitteilung der Bayern auf Anfrage Ws: Trauttmansdorff hat wegen iezig
der Franzosischen weittern erpiethen sich endschuldigt, daß er darauff, alß
welches nie in gedancken kommen, nichts instruirt, konne auch nit glauben,
daß der Kayser und die stend yemaln ihren consensum darin geben würden.
Philippsburg könne vielleicht auf Lebenszeit des jetzigen Kurfürsten von
Trier den Franzosen gelassen werden; Oxenstierna wünsche Trauttmans-
dorff zu sprechen, vermutlich um mitzuteilen, daß Schweden mit halb
Pommern zufrieden sei, wenn Brandenburg der Abtretung zustimme.
Similiter werd von protestirenden auff die zuruckkunfft und reassumption
der handlung gravaminum getrungen, vernehm, daß vom Sachsen Alten-
burgischen , Weimarischen und Braunschweigischen alle die difficulteten
gegen der ubrigen willen gemacht würden. [...] Daß ahn einem orth der
Servient sich solte haben vernehmen laßen, daß es noch umb ein stifft 10
oder 12 zu thun, alßdan es frieden sein konne. Zum spanisch-staatischen
Frieden hat sich Trauttmansdorff für nicht informiert erklärt. W:
Trierer Anbringen, Verhandlungen über Philippsburg, Nachricht von
Eroberung Lemgos . Bayern: Daß wegen Philippsburg Trauttmansdorff
seine bewilligung darin gar leicht wurde geben.
Mitteilung an Chigi: Trierer Werbung, Philippsburg. Chigi: Wegen der
von Churtryer anbefohlener handlung mit Philipspurg sey es ein lautter
betrug, dan auß allem erschein, daß der churfurst einen Franzosen mitten
im herzen habe. In der ksl. Antwort
Vgl. unten [ S. 509 Anm. 5 ] .
gehren zu der stende judicatur gestellt. Er hat Trauttmansdorff veranlaßt,
noch bis Donnerstag in Münster zu bleiben. Alß er ihm vorgehalten, ob er
beym hinuberkommen wiederumb so liberal gegen die protestirende sein
wurde, hab der herr graff geandworttet, wurde denselben weitters nichts
nachgeben, worauff er der herr nuncius ridendo, versehe sichs auch, anderst
würde er gegen ihn mit excommunication verfahren müßen. [...] – [...]