Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 18
1646 IV 18
Mittwoch Konferenz der katholischen kurfürstlichen Ge-
sandten
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 196ff ] .
.
W bei Longueville / Servien: Die katholischen Unterhändler in Osnabrück
warten vergeblich auf eine protestantische Erklärung zu den katholischen
Media, die Gegenseite scheint davon auszugehen, daß die inhabende imme-
diat und mediat stiffter und geistliche guter ihnnen in perpetuum sollen
gelaßen werden. Auf Beschluß der heutigen Konferenz ersucht er deshalb
die Franzosen, daß sie zu andern billigmeßigen und a parte catholicorum
verandtwortlichen mittell die protestirende disponiren, derentwegen dan
auch den Schwedischen zusprechen und ihre displicentz bey solchen verzug-
lichen modo und nit zuläsig- noch verandtwortlichen petitis den Schwedi-
schen auch zu erkennen geben und es pro bono religionis catholicae dahin
richten helffen wolten, damit es vor Gott und in dem gewissen, auch bey
der wehrten posteritet zu verandtworten sein mögte. Daß in perpetuum die
stiffter und geistliche guter nit zu uberlaßen, noch darauff bona conscientia
et sine summa iniuria fundatorum et praedecessorum zu renuntiiren, das-
selbe wurden sie bey sich selbsten woll erkennen. Fast alle Kurfürstlichen
haben perpetuitatem abgelehnt, Trier hält wegen der zu bewilligenden Frist
noch zurück. Da auch Kursachsen und mehrere Protestanten aus dem frän-
kischen und schwäbischen Kreis nur auf eine bestimmte Frist gehen, so
wurde hierin, wan die cron Franckreich ihren eiffer auch etwas mehrers
sehen ließ, besser fortzukommen sein, und wurde ihr gewissen ihnnen herrn
Frantzösischen desto mehr antreib geben, weiln sie nunmehr handtgreifflich
gespurt, welcher gestalt bißhero under verschiedenem praetext der catholi-
schen religion zum höchsten nachtheil im reich verfahren wehre. Zwar
berufen sich die Protestanten darauf, daß im Passauer Vertrag und
Religionsfrieden keine gewisse zeit ohne des volligen vergleichs bey dem
concilio benendt. Während aber dazu damals Hoffnung bestand, als der
Streit hauptsächlich in communione sub utraque et coelibatu clericorum be-
standen , sind inzwischen die Augsburger Konfessionsverwandten weiter-
gegangen , die Calvinisten sind hinzugekommen und es ist die Bedingung
gestellt worden, daß der Papst nur als Partei auf dem Konzil erscheinen
dürfe. Und wehre considerando tam diversas haereses cum ipso fervore et
obstinacia animorum die sach ietzo nit dergestalt auf ein concilium natio-
nale vel generale zu verschieben. Zudem haben die Protestanten verschie-
dene Stifter gegen den Religionsfrieden eingezogen und können sich ietzo
nicht beschweren, wan man ihnnen von denselbigen stifftern, warzu sie
vermögh ihrer vorelteren so starcken versprechungen nit befuegt, einige ad
certos annos ruhig laßen wolte, weiln dabey gleichfalß verabscheidet, daß
keiner unterdessen etwas feindtliches tentiren, weniger nach umblauff der
jahren etwas mit thadtligkeit oder waffen solte vornehmmen. Wie nun
dieses in den allgemeinen friedensschluß zu pringen, deßwegen hetten sie
gnugsame versicherungh und die catholische mehrere ursach considerando
praeterita sorgfältig zu sein, daß ihnnen dieses gleich vorgemelten Passawi-
schen vertrag nicht wurde gehalten werden. Machten sich gleichwoll dabey
diese hoffnung; es wurde die cron Franckreich nunmehr erkennen, was den
catholischen vor schaden zugefuegt, indeme sie die Frantzosen den prote-
stirenden so leichtlich gehor geben und sich ihrer der catholischen religion
zum hochsten nachtheil angenohmmen, und wurden deßwegen inskunfftig
der catholischen in Teutschlandt destomehr annehmen. Longueville:
Der catholischen vorgeschlagene mittel zeigten deren friedtliebende inten-
tion gnugsamb, wehren auch wegen ihrer billigkeit nicht zu verwerffen,
und nachdem solche mittel von den catholischen vorgeschlagen, wehre der
protestirenden sache und procedere dardurch bey anderen in mehrern ver-
dacht kommen; daß in perpetuum die stiffter und geistliche guter nicht zu
uberlaßen, derentwegen weren sie Frantzosen mit den catholischen ainig.
Wolten so viel sie konten die sachen befurderen helffen, daß es bey gewis-
sen jahren sein verpleibens haben möchte. Sonsten vermeinte er woll gut zu
sein rebus per ipsam pacem iam bene stantibus et constitutis, wan man zu
einem concilio generali kommen und versuchen möchte, ob die streitigkeiten
in religione beyzulagen; daß communio sub utraque nit gestattet wurde,
fiende er, daß solches grose veranlasung zu den ketzereyen und deren
behauptung verursacht hette, erkente gleichwoll, daß sub nomine et specie,
glaubenssachen bey dem concilio zu vergleichen, kein tempus indefinitum
nachzugeben, sondern gewisse jahr der catholischen meinung nach bey
dieser composition zu benennen. Welchem der conte Servient noch
dieses hinzugesetzet, das die begierde, geistliche guter zu genießen, ver-
scheidene abhielte von der catholischen religion und derenthalber zu
wunschen, daß sie niemalß darzu kommen wehren. I. H. G.: Woll wehre
zu betawern, daß sie albereits so weit umb sich gegriffen, die ursachen des
verlauffs wehren bekandt, und gloriirten die uncatholische in Teutschland
selbsten, daß sie durch favor und assistentz der cron Franckreich ihre
sachen damalß und ietzo so weit gebracht; eß wurde hingegen Franckreich
selbsten bey sich finden, daß niemalß die Hugenotten einige unruhe oder
krieg angefangen, daß ihnnen nit die Teutsche protestirende mit geworbe-
nen und zugeschickten völckern assistirt. Eß wehre hohe zeit, allerseits die
begangenen fehler zu erzehlen und das interesse religionis zu beobachten,
unnd nachdemahln in puncto satisfactionis nunmehr die Kayserliche solche
erklerung von sich gegeben, die ihre Friedensliebe zeigt, so hetten sich
sowoll Ihre Kayserliche Majestät alß auch die catholische [...] die hoff-
nung zu machen und darumb einstendig anzuhalten, daß die Franzosen
sowoll den Schwedischen alß den protestirenden etwas mehrers zusprechen
und der sachen, wie es der billigkeit und dem gewissen gemeeß, mehrers
anzunehmen. Longeville: Die Kayserliche herrn gesandten hetten sich
zwar etwas näher in puncto satisfactionis vernehmen laßen, giengen aber so
langsamb damit umb und brachten das werck so stuckweiß und dergestalt
conditionirt vor, daß es den friedensnegotiis und der catholischen sachen
schadtlich und hinderlich; ohne uberlaßung der vestung Breysach seye ein-
mal kein friede zu machen. Das begehren der 5 millionen seye excessif, und
wehren diese pupillen von dem hauß, welches sowoll Spanisch- alß Teut-
schen theilß mit Franckreich in feindtschafft begriffen. [...] Wan der
konig den pupillen etwas gebte, solches geschähe ex mera gratia; sie die
alhie anwesende Frantzosische abgesandten weren miteinander eines freyen
liberalen naturels und mogten ihres theyls den pupillen woll etwas gonnen,
musten aber mit einer alsolcher sollicitatur beym koniglichen hoff zu Paris
das gantze werck nicht wiederumb verletzen und umbstoßen, noch gleich-
samb , was ihnnen zur satisfaction zu geben, mit bahrem gelt kauffen. Nach
Volmar betragen die Einkünfte der ursprünglich geforderten Gebiete jähr-
lich etwa 100 000 Reichstaler, der jetzt gebotenen vielleicht 60 000, diese
mit millionen an sich zu pringen, darzu wehre keine apparentz, und muste
man consideriren, wan sich Franckreich Philipsburg cum linea communi-
cationis , deß Breißgaw und der waltstätten begebte, daß eine solche con-
siderabile vestung wie Breysach und so viel landts, alß sie im Elsaß beke-
men , ex priori petitione satisfactionis zuruckließen. I. H. G.: Sie wolten
nit hoffen, daß man in puncto satisfactionis widder zuruck handelen
wurde, pupillorum causam esse favorabilem, und wan Franckreich gleich-
woll etwas zu geben sich resolvirte, so muste solches pro dignitate et statu
tam dantis quam accipientis gerichtet und nun mehr nit hervor gesucht
werden, wardurch der alter unwill widder zu erwecken. Die cron Franck-
reich konte bey dieser occasion sich noch großen rhumb und affection bey
anderen acquiriren, und pflegten potentaten und konige nit eben auf die
einkompsten zu sehen und wie die kauffleuth ihre sachen außzurechnen,
sondern woll zu wissen, daß die dominia und landtschafften eines unaesti-
mirlichen wehrts und importantz bey ihrem estat wehren. Eß wehre auch
der cron vortheiliger, wan sie sich mit den pupillen auf ein erträgliches zu
handelen einließe und also ihren consensum in die alienation erlangten, alß
wan sie also gantz lehr abweisen wolten. Welches der conte Servient
wahr zu sein bekandt, und der Longeville daruf geandtwortet, sie giengen
candide et sincere in diesem puncto satisfactionis umb, herr graff von
Trautmansdorff hette anfanglich sich beflissen, ob er Schweden von
Franckreich separiren konte, nunmehr scheine, daß er zu erkennen an-
fienge , wie solches nit practicabel, und wehre besser, daß man sich mit
solchem vergeblichem versuch nit auffhielte noch die sachen verbitterte. Eß
giengen bey den tractaten viel sachen vor, und wolte ein jeder des ersehen-
den vortheyls sich gern bedienen, und wie der Servient dazwischen ver-
meldet , wurde solcher furtheil solertia et industria personarum auf eine
seithe gezogen, dabey man sich zu hueten, daß keine redden und discursen
vorfielen, darauß ein punctus honoris zu machen und newe ressentimenti
entstehen könten. W: Seines Wissens sucht Trauttmansdorff den Frie-
den mit beiden Kronen, man muste die friedeshandtlung mit bosem arg-
wohn nit turbiren, bei den Ksl. ist einige suspicion vorhanden, alß wan a
parte Franckreich vor und nacher newe postulata vorgebracht werden
möchten. Longueville und Servien beteuern, daß sie mit keinen newen
postulatis diese handtlung schwerer zu machen gedachten, hetten auch zu
bezeigung ihrer friedtliebenden begierdt auf Trauttmansdorffs Angebot
sich viel faciliores in puncto satisfactionis bezeigt, alß sie in instructione
gehabt und andere inhaerendo diutius suis gradibus wurden gethan haben.
Zudeme nehmen sie gleichsamb ietzo noch an das officium sollicitaturae,
die sachen am koniglichen hoff zu erhalten, warzu man derendts keine
inclination haben möchte. W: Trauttmansdorff hat ihm beteuert,
wegen Breisach keine Vollmacht zu haben. Darauf haben er und die
Bayern ihn zur Rückfrage in Wien gedrängt. Erinnert an die Äußerung
Trauttmansdorffs, er werde seine Instruktion überschreiten, wenn man der
französischen Unterstützung für die Katholiken sicher sei. Sie hetten nun-
mehr handtgreifflich gespurt, in was große gefahr und schaden dieser
kriegh die catholische religion gesetzt, man solte doch nunmehr dem noch
bevorstehenden ubel bey zeiten ihres theyls, wie man gar woll könte, vor-
kommen und sich in futurum zu dergleichen der catholischen religion nach-
theyligen kriegen nit einlasen. Duc de Longeville und conte Servient:
Den catholischen in Teutschlandt wehre der friedt sehr nötig, wolten ihres
theilß darzu helffen, sie musten aber auch selbsten das werck bey den Kay-
serlichen befurderen und daran sein, daß sie realimente mitt ihnnen proce-
dirten und keine verzögerung suchten, dan ipsa mora catholicis periculo-
sissima sein könte. Eß wehre ein gewisse sach obhanden, deren außschlag
sich baldt wurde außweißen, und wardurch dem Kayser und Ihrer Chur-
fürstlichen Durchlaucht in Bayern einiger schade mochte zuwachsen. Dieses
propos, wie gern mans auch gesehen, haben sie nit recht expliciren wollen,
sondern der conte Servient darauff angefangen zu vermelden, wie schlecht
und gefährlich des königs in Engelandt sachen stunden, wobei die Pfälzer
sich Hoffnung auf Unterstützung durch das Parlament machen. Da so
leicht eine neue Verbindung aller Protestanten entstehen könne, sei es zeit,
daß man Franckreich nit langh mit der satisfaction auffhielte. Wan der
konig begerter maßen den besitz und standt mit im reich hette, so wehre
Franckreich ein catholischer reichsstandt und insoweit Teutsch mit, wurde
auch mit ihnen getrewlich halten und keine uneinigkeit zu befahren sein,
weyln die Teutsche und Frantzosische nationes under sich keine odia ge-
habt . W: Seine und der Bayern Bemühungen um die französische Satis-
faktion sind bekannt; gegen die Feindseligkeiten Pfalz-Heidelbergs haben
die Katholiken die Liga ohne yemandts offension zum Schutz der Religion
bilden müssen, Frankreich aber hette sich von den protestirenden verleiten
laßen, dardurch die presentia mala et pericula verursachtt. Sie seheten nun-
mehr selbsten den außschlag, wurden also zuversichtlich selbsten dahin
bedacht sein, wie den Engellendischen, Pfältzischen und dergleichen gefehr-
lichen consiliis vorzukommen, und sich inskunfftig von den catholischen
und deren interesse keinergestalt separiren laßen. Longeville: Die
catholische liga wehre gantz Osterreichisch gewesen und hette von dennen
und den Spanischen consiliis ihre dependentz gehabt. I. H. G.: Die
catholische liga hette wedder von Osterreich noch Spanien ihre dependentz,
sondern auf erhaltung der catholischen landen und religion ihr absehens
gehabt. Spanien hat dem Kaiser zur Erhaltung der Religion in Böhmen ge-
holfen , was auch Frankreich gutt und billig zu sein erkant hette. Nach-
gehents , alß mehrere krieg in Teutschlandt erweckt und den catholischen
vielfältig zugesetzt worden, wehren sie yederzeit bey ihrer intention, allein
pro imperii statu et catholica religione conservanda zu streiten, verplieben,
und wan Franckreich nit sich hette auf die andere parthey ziehen laßen, so
wurde es woll beßer ietzo mit der catholischen religion, alß leider thut,
stehen. Longeville: Man soll Franckreich von solcher intention woll
versichert und informirt, auch sich nit so gar Osterreichisch bezeigt
haben. I. H. G.: Sie wehren vom anfang bis zum endt bey den bundt-
consiliis geweßen, konten sie woll versicheren, daß man ihrem bedeuten
nach dabey, wie sie es nenneten und vermeinten, von Osterreichisch- und
Spanischen consiliis nicht habe dependirt noch sich von denselben dirigiren
laßen. Longueville und Servient: Eß seye darin gefehlet, daß einer
denn andern nit gnugsamb sincerirt, man muste inskunfftig vertrewlich
umbgehen und nit propter respectum Austriacorum sich gegen Franckreich
gleichsamb zu sein bezeigen, oder deren commercien und correspondentz
vermeiden. I. H. G.: Weiln von der catholischen liga meldung gesche-
hen und dan deren gute intention gnugsamb bedeutet, so wolten sie auch
wegen dero kriegsoperationen, welche so unverschuldeterweise von den
Hessen Casselischen [...] inculpirt, ohne verdruß auch die behörende infor-
mation einnehmen. Die Behauptung, die Ligatruppen hätten Hessen ver-
heert und wären Ursache des erlittenen Schadens, ist ein unerweißliches
angeben. Auf die Einfälle Christians von Braunschweig und Mansfelds
hin
hat Kurköln Ligatruppen zum Schutz herbeigerufen, das Hessenlandt aber
damit nicht beschadigt. Als Tilly an der Weser gegen Dänemark operierte,
hat Hessen wie alle benachbarten Länder Quartiere stellen müssen, es
wehre aber darin nit gebrent worden, sondern landtgraff Wilhelm per
favorem der catholischen ligae völckeren bey lebzeiten seines vatters in die
regierung gesetzt. Übergibt ein Memorial , aus dem zu ersehen, wie unbillich
es seye, daß ex tali causa sie einige satisfaction begerten, da der geklagte
brandt und schaden der catholischen ligae völckern nit beyzumessen.
Longeville: Man muste amore pacis etwas thun, und wie der Servient
dabey anzeigte, sey besser und leichter, den Hessen etwas pro satisfactione
zu geben, alß die ihnnen inhabende plätze mit gewalt zu recuperiren. Deme
der duc de Longeville noch hinzugesetzt, sie die Frantzosen wehren den
Hessen zimblich obligirt und sähen gern daß ihnnen etwas gegeben
wurde. I. H. G.: Man wurde ja bey diesen tractaten cum ratione proce-
diren . Wan nun selbige attendirt wurde, so muste man die ursach warumb
examiniren, und von welchen Hessen einige satisfaction haben wolten. Die
vorgewendte ursachen beziehen sich auf angeblich durch die Liga verur-
sachte Schäden, wofür die in den katholischen Fürstentümern besetzten
Plätze bis zur Wiedergutmachung einbehalten werden sollen. Die Fran-
zosen haben offters vor diesem, auch anietzo wollmeinentlich erinnert, daß
bey den friedenstractaten nit de causis belli, sed de mediis compositionis zu
tractiren. Bey alsolcher regul pliebe man dieserseits. [...] Und wan ratione
damnorum utrimque perpessorum wie dan expensarum et contributionum
datarum mit den Hessen eine rechnung angehen solte, so wurden, da die
Hessen 100 000 reichsthaler designirten, die von ihnnen bekriegte und gra-
virte stiffter millionen hingegen in einem bestendigen wahrhafften computo
zeigen. Die Hessen haben Paderborn und Fulda von Schweden zu Lehen
genommen und die Einkünfte des Landesherrn und des Kapitels an sich
gezogen; das gleiche geschieht in Münster, wo die auf den Gefällen stehen-
den Belastungen nicht bezahlt werden; die Stadt Paderborn ist während des
Waffenstillstandes ausgeplündert worden . Daß wehren alsolche laesiones
und schaden, daß wan amore pacis sie nachgegeben wurden, die Hessen sich
woll eines guten friedenstractats zu erfrewen hetten, und muste die cron
Franckreich sich hierin nit mehr versundigen, dan ohne ihr gelt und zuthun
der Calvinismus und die Hessen solchen fortgang nit wurden gewonnen
haben noch die catholische stiffter also beschädigen können. Die recupera-
tion der inhabender plätze wurde zwar seine zeit und unkosten erforderen,
wan aber Franckreich und Schweden die handt abzügen, so möchte man
noch lieber sehen, wie die Hessen widder darauß zu pringen, alß das man
cum perpetua indignitate rei et tali iniquitate den Hessen etwas geben und
lasen solte. Die Hessen hetten nichts im ertzstifft Colln, was ihnnen nit
beneficio regis Galliarum eingeraumbt, dabey hetten sie sich, wie auch der
confoederation verpflichtet, in dem catholischen religionis exercitio und
iuribus nichts zu enderen; wie sie aber daß gehalten, daß wehre ihnnen
herrn plenipotentiariis offters geklagtt worden. Servient: Musten be-
kennen daß die Calvinisten etwas harter fielen alß andere. I. H. G.:
Wie es dan zu verandtworten, daß man ihnnen von den catholischen lan-
den , wie sie praetendirten, solte konnen etwas uberlasen. Servient: Man
könte es ratione religionis woll praecaviren, und das solche stuck pro certa
pecuniae summa wieder loßbahr wehren, alß etwa umb 20 000 reichsthaler
jahrliches einkommens. I. H. G.: Sie mochten doch das ietzo ubergebe-
nes memorial woll erwegen, wurden iuxta aequitatem et rationem ein und
anders mußen iudiciren, und sey es einmal vor Gott nit zu verandtworten,
den Hessen einige catholische underthanen zu untergeben, hetten auch
keine ursach, andere satisfaction an gelt zu forderen. Der kriegh wehre
lang genug cum tanta oppressione catholicorum et damno religionis, wie
sie Frantzosen selbsten gestehen musten, gefuhrt, und wurden sie herrn
plenipotentiarii sich bey dem friedensschluß in favorem Calvinistarum et
Calvinismi den catholischen zuwidder ohne schwere verandtwortung bey
Gott und grosem verweiß bey der posteritet nicht bezeigen können. Der
Calvinismus und Hessen hetten bereits zuviel vortheilß bey diesem krieg
gehabt, und könte man leichtlich gedencken, sie werden den stifft Hirsch-
feldt , wie andere uncatholische in puncto gravaminum die inhabende be-
halten , auch einzubehalten gedencken. Wenn der Kaiser, wie schon bei den
früheren Verhandlungen, hierin und mit Verzicht auf Wiedergutmachung
der angerichteten Schäden entgegenkommt, hetten sie Franckreich hochlich
und daß sie einen guten tag alhie gehalten, zu dancken. Servien: Hers-
feld steht Hessen schon nach dem Passauer Vertrag zu. W: Erst Lgf.
Moritz hat es in diesem Jahrhundert an sich gebracht
. [...] Und nach-
demahln es mit Hessen ratione Imperatoris, imperii ac legum viel ein
andere beschaffenheit alß den außlendischen cronen hette, so wehre auch
das argumentum nit zu gebrauchen: den außlendischen crönen geschieht
einige satisfaction, ergo mueß es den Hessen Casselischen auch geschehen.
Angesichts der noch während der Verhandlungen vorgekommenen Ver-
heerungen in der Nähe von Bonn habe man sich einer solcher vermessenheit
billich zu verwunderen, daß sie noch vorgeben dorffen, alß wan sie sich
deß brennens gantzlich endthalten. Servient: Mit annehmung der
Schwedischen infeudation sey nicht recht geschehen, man muste aber de
reliquo amore pacis sehen, wie man sich mit Hessen vergliche. I. H. G.:
Der modus des vergleichs stehe in amnistia reciproca, warauff Hessen so
starck tringen thut, und weiln sie amnistiam illimitatam einrathen, so
musten sie selbsten keine exceptiones pro damno et gravamine aliorum hin-
zusetzen . Agi in isto negotio de patrimoniis Dei et sanctorum, und wan sie
die befindende unbillichkeit den Hessischen remonstrirten, so wurden sie,
weiln alle ihre hochmütigkeiten und impertinentien von Franckreich ihr
nutrimentum nehme, woll einen billigeren wegh eingehen. Eß wehren alle
protestirende, alß man de satisfactione Hassica deliberirt, der bestendiger
meinung geweßen, daß solches ihr postulatum unbillig seye, und daß
derentwegen die Kayserlichen herrn abgesandten ihnnen zuzusprechen.
Nochmalige Empfehlung der Stifter Bremen und Verden.
sandten
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 196ff ] .
W bei Longueville / Servien: Die katholischen Unterhändler in Osnabrück
warten vergeblich auf eine protestantische Erklärung zu den katholischen
Media, die Gegenseite scheint davon auszugehen, daß die inhabende imme-
diat und mediat stiffter und geistliche guter ihnnen in perpetuum sollen
gelaßen werden. Auf Beschluß der heutigen Konferenz ersucht er deshalb
die Franzosen, daß sie zu andern billigmeßigen und a parte catholicorum
verandtwortlichen mittell die protestirende disponiren, derentwegen dan
auch den Schwedischen zusprechen und ihre displicentz bey solchen verzug-
lichen modo und nit zuläsig- noch verandtwortlichen petitis den Schwedi-
schen auch zu erkennen geben und es pro bono religionis catholicae dahin
richten helffen wolten, damit es vor Gott und in dem gewissen, auch bey
der wehrten posteritet zu verandtworten sein mögte. Daß in perpetuum die
stiffter und geistliche guter nit zu uberlaßen, noch darauff bona conscientia
et sine summa iniuria fundatorum et praedecessorum zu renuntiiren, das-
selbe wurden sie bey sich selbsten woll erkennen. Fast alle Kurfürstlichen
haben perpetuitatem abgelehnt, Trier hält wegen der zu bewilligenden Frist
noch zurück. Da auch Kursachsen und mehrere Protestanten aus dem frän-
kischen und schwäbischen Kreis nur auf eine bestimmte Frist gehen, so
wurde hierin, wan die cron Franckreich ihren eiffer auch etwas mehrers
sehen ließ, besser fortzukommen sein, und wurde ihr gewissen ihnnen herrn
Frantzösischen desto mehr antreib geben, weiln sie nunmehr handtgreifflich
gespurt, welcher gestalt bißhero under verschiedenem praetext der catholi-
schen religion zum höchsten nachtheil im reich verfahren wehre. Zwar
berufen sich die Protestanten darauf, daß im Passauer Vertrag und
Religionsfrieden keine gewisse zeit ohne des volligen vergleichs bey dem
concilio benendt. Während aber dazu damals Hoffnung bestand, als der
Streit hauptsächlich in communione sub utraque et coelibatu clericorum be-
standen , sind inzwischen die Augsburger Konfessionsverwandten weiter-
gegangen , die Calvinisten sind hinzugekommen und es ist die Bedingung
gestellt worden, daß der Papst nur als Partei auf dem Konzil erscheinen
dürfe. Und wehre considerando tam diversas haereses cum ipso fervore et
obstinacia animorum die sach ietzo nit dergestalt auf ein concilium natio-
nale vel generale zu verschieben. Zudem haben die Protestanten verschie-
dene Stifter gegen den Religionsfrieden eingezogen und können sich ietzo
nicht beschweren, wan man ihnnen von denselbigen stifftern, warzu sie
vermögh ihrer vorelteren so starcken versprechungen nit befuegt, einige ad
certos annos ruhig laßen wolte, weiln dabey gleichfalß verabscheidet, daß
keiner unterdessen etwas feindtliches tentiren, weniger nach umblauff der
jahren etwas mit thadtligkeit oder waffen solte vornehmmen. Wie nun
dieses in den allgemeinen friedensschluß zu pringen, deßwegen hetten sie
gnugsame versicherungh und die catholische mehrere ursach considerando
praeterita sorgfältig zu sein, daß ihnnen dieses gleich vorgemelten Passawi-
schen vertrag nicht wurde gehalten werden. Machten sich gleichwoll dabey
diese hoffnung; es wurde die cron Franckreich nunmehr erkennen, was den
catholischen vor schaden zugefuegt, indeme sie die Frantzosen den prote-
stirenden so leichtlich gehor geben und sich ihrer der catholischen religion
zum hochsten nachtheil angenohmmen, und wurden deßwegen inskunfftig
der catholischen in Teutschlandt destomehr annehmen. Longueville:
Der catholischen vorgeschlagene mittel zeigten deren friedtliebende inten-
tion gnugsamb, wehren auch wegen ihrer billigkeit nicht zu verwerffen,
und nachdem solche mittel von den catholischen vorgeschlagen, wehre der
protestirenden sache und procedere dardurch bey anderen in mehrern ver-
dacht kommen; daß in perpetuum die stiffter und geistliche guter nicht zu
uberlaßen, derentwegen weren sie Frantzosen mit den catholischen ainig.
Wolten so viel sie konten die sachen befurderen helffen, daß es bey gewis-
sen jahren sein verpleibens haben möchte. Sonsten vermeinte er woll gut zu
sein rebus per ipsam pacem iam bene stantibus et constitutis, wan man zu
einem concilio generali kommen und versuchen möchte, ob die streitigkeiten
in religione beyzulagen; daß communio sub utraque nit gestattet wurde,
fiende er, daß solches grose veranlasung zu den ketzereyen und deren
behauptung verursacht hette, erkente gleichwoll, daß sub nomine et specie,
glaubenssachen bey dem concilio zu vergleichen, kein tempus indefinitum
nachzugeben, sondern gewisse jahr der catholischen meinung nach bey
dieser composition zu benennen. Welchem der conte Servient noch
dieses hinzugesetzet, das die begierde, geistliche guter zu genießen, ver-
scheidene abhielte von der catholischen religion und derenthalber zu
wunschen, daß sie niemalß darzu kommen wehren. I. H. G.: Woll wehre
zu betawern, daß sie albereits so weit umb sich gegriffen, die ursachen des
verlauffs wehren bekandt, und gloriirten die uncatholische in Teutschland
selbsten, daß sie durch favor und assistentz der cron Franckreich ihre
sachen damalß und ietzo so weit gebracht; eß wurde hingegen Franckreich
selbsten bey sich finden, daß niemalß die Hugenotten einige unruhe oder
krieg angefangen, daß ihnnen nit die Teutsche protestirende mit geworbe-
nen und zugeschickten völckern assistirt. Eß wehre hohe zeit, allerseits die
begangenen fehler zu erzehlen und das interesse religionis zu beobachten,
unnd nachdemahln in puncto satisfactionis nunmehr die Kayserliche solche
erklerung von sich gegeben, die ihre Friedensliebe zeigt, so hetten sich
sowoll Ihre Kayserliche Majestät alß auch die catholische [...] die hoff-
nung zu machen und darumb einstendig anzuhalten, daß die Franzosen
sowoll den Schwedischen alß den protestirenden etwas mehrers zusprechen
und der sachen, wie es der billigkeit und dem gewissen gemeeß, mehrers
anzunehmen. Longeville: Die Kayserliche herrn gesandten hetten sich
zwar etwas näher in puncto satisfactionis vernehmen laßen, giengen aber so
langsamb damit umb und brachten das werck so stuckweiß und dergestalt
conditionirt vor, daß es den friedensnegotiis und der catholischen sachen
schadtlich und hinderlich; ohne uberlaßung der vestung Breysach seye ein-
mal kein friede zu machen. Das begehren der 5 millionen seye excessif, und
wehren diese pupillen von dem hauß, welches sowoll Spanisch- alß Teut-
schen theilß mit Franckreich in feindtschafft begriffen. [...] Wan der
konig den pupillen etwas gebte, solches geschähe ex mera gratia; sie die
alhie anwesende Frantzosische abgesandten weren miteinander eines freyen
liberalen naturels und mogten ihres theyls den pupillen woll etwas gonnen,
musten aber mit einer alsolcher sollicitatur beym koniglichen hoff zu Paris
das gantze werck nicht wiederumb verletzen und umbstoßen, noch gleich-
samb , was ihnnen zur satisfaction zu geben, mit bahrem gelt kauffen. Nach
Volmar betragen die Einkünfte der ursprünglich geforderten Gebiete jähr-
lich etwa 100 000 Reichstaler, der jetzt gebotenen vielleicht 60 000, diese
mit millionen an sich zu pringen, darzu wehre keine apparentz, und muste
man consideriren, wan sich Franckreich Philipsburg cum linea communi-
cationis , deß Breißgaw und der waltstätten begebte, daß eine solche con-
siderabile vestung wie Breysach und so viel landts, alß sie im Elsaß beke-
men , ex priori petitione satisfactionis zuruckließen. I. H. G.: Sie wolten
nit hoffen, daß man in puncto satisfactionis widder zuruck handelen
wurde, pupillorum causam esse favorabilem, und wan Franckreich gleich-
woll etwas zu geben sich resolvirte, so muste solches pro dignitate et statu
tam dantis quam accipientis gerichtet und nun mehr nit hervor gesucht
werden, wardurch der alter unwill widder zu erwecken. Die cron Franck-
reich konte bey dieser occasion sich noch großen rhumb und affection bey
anderen acquiriren, und pflegten potentaten und konige nit eben auf die
einkompsten zu sehen und wie die kauffleuth ihre sachen außzurechnen,
sondern woll zu wissen, daß die dominia und landtschafften eines unaesti-
mirlichen wehrts und importantz bey ihrem estat wehren. Eß wehre auch
der cron vortheiliger, wan sie sich mit den pupillen auf ein erträgliches zu
handelen einließe und also ihren consensum in die alienation erlangten, alß
wan sie also gantz lehr abweisen wolten. Welches der conte Servient
wahr zu sein bekandt, und der Longeville daruf geandtwortet, sie giengen
candide et sincere in diesem puncto satisfactionis umb, herr graff von
Trautmansdorff hette anfanglich sich beflissen, ob er Schweden von
Franckreich separiren konte, nunmehr scheine, daß er zu erkennen an-
fienge , wie solches nit practicabel, und wehre besser, daß man sich mit
solchem vergeblichem versuch nit auffhielte noch die sachen verbitterte. Eß
giengen bey den tractaten viel sachen vor, und wolte ein jeder des ersehen-
den vortheyls sich gern bedienen, und wie der Servient dazwischen ver-
meldet , wurde solcher furtheil solertia et industria personarum auf eine
seithe gezogen, dabey man sich zu hueten, daß keine redden und discursen
vorfielen, darauß ein punctus honoris zu machen und newe ressentimenti
entstehen könten. W: Seines Wissens sucht Trauttmansdorff den Frie-
den mit beiden Kronen, man muste die friedeshandtlung mit bosem arg-
wohn nit turbiren, bei den Ksl. ist einige suspicion vorhanden, alß wan a
parte Franckreich vor und nacher newe postulata vorgebracht werden
möchten. Longueville und Servien beteuern, daß sie mit keinen newen
postulatis diese handtlung schwerer zu machen gedachten, hetten auch zu
bezeigung ihrer friedtliebenden begierdt auf Trauttmansdorffs Angebot
sich viel faciliores in puncto satisfactionis bezeigt, alß sie in instructione
gehabt und andere inhaerendo diutius suis gradibus wurden gethan haben.
Zudeme nehmen sie gleichsamb ietzo noch an das officium sollicitaturae,
die sachen am koniglichen hoff zu erhalten, warzu man derendts keine
inclination haben möchte. W: Trauttmansdorff hat ihm beteuert,
wegen Breisach keine Vollmacht zu haben. Darauf haben er und die
Bayern ihn zur Rückfrage in Wien gedrängt. Erinnert an die Äußerung
Trauttmansdorffs, er werde seine Instruktion überschreiten, wenn man der
französischen Unterstützung für die Katholiken sicher sei. Sie hetten nun-
mehr handtgreifflich gespurt, in was große gefahr und schaden dieser
kriegh die catholische religion gesetzt, man solte doch nunmehr dem noch
bevorstehenden ubel bey zeiten ihres theyls, wie man gar woll könte, vor-
kommen und sich in futurum zu dergleichen der catholischen religion nach-
theyligen kriegen nit einlasen. Duc de Longeville und conte Servient:
Den catholischen in Teutschlandt wehre der friedt sehr nötig, wolten ihres
theilß darzu helffen, sie musten aber auch selbsten das werck bey den Kay-
serlichen befurderen und daran sein, daß sie realimente mitt ihnnen proce-
dirten und keine verzögerung suchten, dan ipsa mora catholicis periculo-
sissima sein könte. Eß wehre ein gewisse sach obhanden, deren außschlag
sich baldt wurde außweißen, und wardurch dem Kayser und Ihrer Chur-
fürstlichen Durchlaucht in Bayern einiger schade mochte zuwachsen. Dieses
propos, wie gern mans auch gesehen, haben sie nit recht expliciren wollen,
sondern der conte Servient darauff angefangen zu vermelden, wie schlecht
und gefährlich des königs in Engelandt sachen stunden, wobei die Pfälzer
sich Hoffnung auf Unterstützung durch das Parlament machen. Da so
leicht eine neue Verbindung aller Protestanten entstehen könne, sei es zeit,
daß man Franckreich nit langh mit der satisfaction auffhielte. Wan der
konig begerter maßen den besitz und standt mit im reich hette, so wehre
Franckreich ein catholischer reichsstandt und insoweit Teutsch mit, wurde
auch mit ihnen getrewlich halten und keine uneinigkeit zu befahren sein,
weyln die Teutsche und Frantzosische nationes under sich keine odia ge-
habt . W: Seine und der Bayern Bemühungen um die französische Satis-
faktion sind bekannt; gegen die Feindseligkeiten Pfalz-Heidelbergs haben
die Katholiken die Liga ohne yemandts offension zum Schutz der Religion
bilden müssen, Frankreich aber hette sich von den protestirenden verleiten
laßen, dardurch die presentia mala et pericula verursachtt. Sie seheten nun-
mehr selbsten den außschlag, wurden also zuversichtlich selbsten dahin
bedacht sein, wie den Engellendischen, Pfältzischen und dergleichen gefehr-
lichen consiliis vorzukommen, und sich inskunfftig von den catholischen
und deren interesse keinergestalt separiren laßen. Longeville: Die
catholische liga wehre gantz Osterreichisch gewesen und hette von dennen
und den Spanischen consiliis ihre dependentz gehabt. I. H. G.: Die
catholische liga hette wedder von Osterreich noch Spanien ihre dependentz,
sondern auf erhaltung der catholischen landen und religion ihr absehens
gehabt. Spanien hat dem Kaiser zur Erhaltung der Religion in Böhmen ge-
holfen , was auch Frankreich gutt und billig zu sein erkant hette. Nach-
gehents , alß mehrere krieg in Teutschlandt erweckt und den catholischen
vielfältig zugesetzt worden, wehren sie yederzeit bey ihrer intention, allein
pro imperii statu et catholica religione conservanda zu streiten, verplieben,
und wan Franckreich nit sich hette auf die andere parthey ziehen laßen, so
wurde es woll beßer ietzo mit der catholischen religion, alß leider thut,
stehen. Longeville: Man soll Franckreich von solcher intention woll
versichert und informirt, auch sich nit so gar Osterreichisch bezeigt
haben. I. H. G.: Sie wehren vom anfang bis zum endt bey den bundt-
consiliis geweßen, konten sie woll versicheren, daß man ihrem bedeuten
nach dabey, wie sie es nenneten und vermeinten, von Osterreichisch- und
Spanischen consiliis nicht habe dependirt noch sich von denselben dirigiren
laßen. Longueville und Servient: Eß seye darin gefehlet, daß einer
denn andern nit gnugsamb sincerirt, man muste inskunfftig vertrewlich
umbgehen und nit propter respectum Austriacorum sich gegen Franckreich
gleichsamb zu sein bezeigen, oder deren commercien und correspondentz
vermeiden. I. H. G.: Weiln von der catholischen liga meldung gesche-
hen und dan deren gute intention gnugsamb bedeutet, so wolten sie auch
wegen dero kriegsoperationen, welche so unverschuldeterweise von den
Hessen Casselischen [...] inculpirt, ohne verdruß auch die behörende infor-
mation einnehmen. Die Behauptung, die Ligatruppen hätten Hessen ver-
heert und wären Ursache des erlittenen Schadens, ist ein unerweißliches
angeben. Auf die Einfälle Christians von Braunschweig und Mansfelds
hat Kurköln Ligatruppen zum Schutz herbeigerufen, das Hessenlandt aber
damit nicht beschadigt. Als Tilly an der Weser gegen Dänemark operierte,
hat Hessen wie alle benachbarten Länder Quartiere stellen müssen, es
wehre aber darin nit gebrent worden, sondern landtgraff Wilhelm per
favorem der catholischen ligae völckeren bey lebzeiten seines vatters in die
regierung gesetzt. Übergibt ein Memorial , aus dem zu ersehen, wie unbillich
es seye, daß ex tali causa sie einige satisfaction begerten, da der geklagte
brandt und schaden der catholischen ligae völckern nit beyzumessen.
Longeville: Man muste amore pacis etwas thun, und wie der Servient
dabey anzeigte, sey besser und leichter, den Hessen etwas pro satisfactione
zu geben, alß die ihnnen inhabende plätze mit gewalt zu recuperiren. Deme
der duc de Longeville noch hinzugesetzt, sie die Frantzosen wehren den
Hessen zimblich obligirt und sähen gern daß ihnnen etwas gegeben
wurde. I. H. G.: Man wurde ja bey diesen tractaten cum ratione proce-
diren . Wan nun selbige attendirt wurde, so muste man die ursach warumb
examiniren, und von welchen Hessen einige satisfaction haben wolten. Die
vorgewendte ursachen beziehen sich auf angeblich durch die Liga verur-
sachte Schäden, wofür die in den katholischen Fürstentümern besetzten
Plätze bis zur Wiedergutmachung einbehalten werden sollen. Die Fran-
zosen haben offters vor diesem, auch anietzo wollmeinentlich erinnert, daß
bey den friedenstractaten nit de causis belli, sed de mediis compositionis zu
tractiren. Bey alsolcher regul pliebe man dieserseits. [...] Und wan ratione
damnorum utrimque perpessorum wie dan expensarum et contributionum
datarum mit den Hessen eine rechnung angehen solte, so wurden, da die
Hessen 100 000 reichsthaler designirten, die von ihnnen bekriegte und gra-
virte stiffter millionen hingegen in einem bestendigen wahrhafften computo
zeigen. Die Hessen haben Paderborn und Fulda von Schweden zu Lehen
genommen und die Einkünfte des Landesherrn und des Kapitels an sich
gezogen; das gleiche geschieht in Münster, wo die auf den Gefällen stehen-
den Belastungen nicht bezahlt werden; die Stadt Paderborn ist während des
Waffenstillstandes ausgeplündert worden . Daß wehren alsolche laesiones
und schaden, daß wan amore pacis sie nachgegeben wurden, die Hessen sich
woll eines guten friedenstractats zu erfrewen hetten, und muste die cron
Franckreich sich hierin nit mehr versundigen, dan ohne ihr gelt und zuthun
der Calvinismus und die Hessen solchen fortgang nit wurden gewonnen
haben noch die catholische stiffter also beschädigen können. Die recupera-
tion der inhabender plätze wurde zwar seine zeit und unkosten erforderen,
wan aber Franckreich und Schweden die handt abzügen, so möchte man
noch lieber sehen, wie die Hessen widder darauß zu pringen, alß das man
cum perpetua indignitate rei et tali iniquitate den Hessen etwas geben und
lasen solte. Die Hessen hetten nichts im ertzstifft Colln, was ihnnen nit
beneficio regis Galliarum eingeraumbt, dabey hetten sie sich, wie auch der
confoederation verpflichtet, in dem catholischen religionis exercitio und
iuribus nichts zu enderen; wie sie aber daß gehalten, daß wehre ihnnen
herrn plenipotentiariis offters geklagtt worden. Servient: Musten be-
kennen daß die Calvinisten etwas harter fielen alß andere. I. H. G.:
Wie es dan zu verandtworten, daß man ihnnen von den catholischen lan-
den , wie sie praetendirten, solte konnen etwas uberlasen. Servient: Man
könte es ratione religionis woll praecaviren, und das solche stuck pro certa
pecuniae summa wieder loßbahr wehren, alß etwa umb 20 000 reichsthaler
jahrliches einkommens. I. H. G.: Sie mochten doch das ietzo ubergebe-
nes memorial woll erwegen, wurden iuxta aequitatem et rationem ein und
anders mußen iudiciren, und sey es einmal vor Gott nit zu verandtworten,
den Hessen einige catholische underthanen zu untergeben, hetten auch
keine ursach, andere satisfaction an gelt zu forderen. Der kriegh wehre
lang genug cum tanta oppressione catholicorum et damno religionis, wie
sie Frantzosen selbsten gestehen musten, gefuhrt, und wurden sie herrn
plenipotentiarii sich bey dem friedensschluß in favorem Calvinistarum et
Calvinismi den catholischen zuwidder ohne schwere verandtwortung bey
Gott und grosem verweiß bey der posteritet nicht bezeigen können. Der
Calvinismus und Hessen hetten bereits zuviel vortheilß bey diesem krieg
gehabt, und könte man leichtlich gedencken, sie werden den stifft Hirsch-
feldt , wie andere uncatholische in puncto gravaminum die inhabende be-
halten , auch einzubehalten gedencken. Wenn der Kaiser, wie schon bei den
früheren Verhandlungen, hierin und mit Verzicht auf Wiedergutmachung
der angerichteten Schäden entgegenkommt, hetten sie Franckreich hochlich
und daß sie einen guten tag alhie gehalten, zu dancken. Servien: Hers-
feld steht Hessen schon nach dem Passauer Vertrag zu. W: Erst Lgf.
Moritz hat es in diesem Jahrhundert an sich gebracht
demahln es mit Hessen ratione Imperatoris, imperii ac legum viel ein
andere beschaffenheit alß den außlendischen cronen hette, so wehre auch
das argumentum nit zu gebrauchen: den außlendischen crönen geschieht
einige satisfaction, ergo mueß es den Hessen Casselischen auch geschehen.
Angesichts der noch während der Verhandlungen vorgekommenen Ver-
heerungen in der Nähe von Bonn habe man sich einer solcher vermessenheit
billich zu verwunderen, daß sie noch vorgeben dorffen, alß wan sie sich
deß brennens gantzlich endthalten. Servient: Mit annehmung der
Schwedischen infeudation sey nicht recht geschehen, man muste aber de
reliquo amore pacis sehen, wie man sich mit Hessen vergliche. I. H. G.:
Der modus des vergleichs stehe in amnistia reciproca, warauff Hessen so
starck tringen thut, und weiln sie amnistiam illimitatam einrathen, so
musten sie selbsten keine exceptiones pro damno et gravamine aliorum hin-
zusetzen . Agi in isto negotio de patrimoniis Dei et sanctorum, und wan sie
die befindende unbillichkeit den Hessischen remonstrirten, so wurden sie,
weiln alle ihre hochmütigkeiten und impertinentien von Franckreich ihr
nutrimentum nehme, woll einen billigeren wegh eingehen. Eß wehren alle
protestirende, alß man de satisfactione Hassica deliberirt, der bestendiger
meinung geweßen, daß solches ihr postulatum unbillig seye, und daß
derentwegen die Kayserlichen herrn abgesandten ihnnen zuzusprechen.
Nochmalige Empfehlung der Stifter Bremen und Verden.