Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 4
1646 IV 4
Mittwoch W bei Chigi. Bericht über die Verhandlungen
mit Trauttmansdorff wegen Bremen und Verden. Chigi: Daß er sich
nimmer in ewigkeit versehen laßen konne, daß ex parte Caesaris man so
weit gehen werd. Er hat auf Ws Erinnern mit Trauttmansdorff gesprochen,
der sich anschließend bei Contarini über sein Drängen beschwert hat. Ihn
hette aber der Venetus alß genugsamb informatus wol secundirt und be-
deuttet , daß er seines theylß darzu nicht wolte rathen. Die Franzosen
haben sich auf Chigis Zusprechen erboten, sich bei den Schweden um einen
Verzicht auf die Stifter gegen Überlassung eines größeren Teiles von Pom-
mern zu bemühen, was diesen selbst per rationes politicas lieber, auch beßer
sein werde. Bei den Franzosen haben die Mediatoren wieder wegen eines
Waffenstillstandes vorgefühlt; sie haben erklärt, es sei der achte Versuch,
doch wollten sie notfalls noch weitere unternehmen. Nach langen Diskus-
sionen haben die Franzosen nur erklärt, sie wollten darüber mit den Schwe-
den reden; die Antwort erwarten die Mediatoren heute oder morgen. Chigi
hat sie weiter gefragt, falß ihnen mit dem Elsaß satisfaction geschehen
würde (wiewoln daß solches ex parte Caesaris geschehen solte nicht sehen
kondten) und sie wegen der Kommunikationslinie zum Rhein im Elsaß con-
tento empfingen, was man sich zu ihnen hinwieder zu versehen, ob der
fried im reich alßdan zu erheben, [...] ob sie der christenheit gegen den
Türcken wenigst mit geldt ergiebig assistiren, 2. den catholischen in puncto
gravaminum hand biethen wolten, damit die uncatholische ihre unbilliche
postulata weitters nicht treiben möchten. Auff yedes hetten die Franzosen
mit ja geandtworttet, nur der Servient addirt, wan ihnen das ganze Elsaß
gefolgt würde. Gegenüber Spanien bestehen sie auf Navarra oder allen Er-
oberungen ; da so die Verhandlungen ganz ins Stocken kommen, haben die
Mediatoren Trauttmansdorff gebeten, die Spanier zu einem neuen Vor-
schlag zu veranlassen, den man nun erwartet. Insgesamt glaubt Chigi, daß
Franzosen wie Schweden im Augenblick mehr an Krieg als an Frieden den-
ken ; Schweden soll zusätzlich 7500 Mann ins Feld bringen wollen. Wan
nun solches erfolget, müst er bekennen, daß consideratis circumstantiis der
status noch viel arger werden muße, und sehe er nicht, weylen so gar keine
rationes bey diesen leuthen gelten, wie mit beyden coronen eben solcher
eingebildeter und schier versicherter hoffnung halber fortzukommen.
Raigersperger und Krebs (Bayern) bei W: Trauttmansdorff hat ihnen bei
Übergabe der wegen der geistlichen Güter beschlossenen Erinnerung
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 182f ] ; APW [ III C 2,1 S. 582f ] .
ver-
sichert , in dergleichen ohne vorwissen der catholischen stende nichts zue
thun, und ihnen das Memorial auf Ws Denkschrift
Vgl. oben [ S. 425 ] .
mitgegeben.
mit Trauttmansdorff wegen Bremen und Verden. Chigi: Daß er sich
nimmer in ewigkeit versehen laßen konne, daß ex parte Caesaris man so
weit gehen werd. Er hat auf Ws Erinnern mit Trauttmansdorff gesprochen,
der sich anschließend bei Contarini über sein Drängen beschwert hat. Ihn
hette aber der Venetus alß genugsamb informatus wol secundirt und be-
deuttet , daß er seines theylß darzu nicht wolte rathen. Die Franzosen
haben sich auf Chigis Zusprechen erboten, sich bei den Schweden um einen
Verzicht auf die Stifter gegen Überlassung eines größeren Teiles von Pom-
mern zu bemühen, was diesen selbst per rationes politicas lieber, auch beßer
sein werde. Bei den Franzosen haben die Mediatoren wieder wegen eines
Waffenstillstandes vorgefühlt; sie haben erklärt, es sei der achte Versuch,
doch wollten sie notfalls noch weitere unternehmen. Nach langen Diskus-
sionen haben die Franzosen nur erklärt, sie wollten darüber mit den Schwe-
den reden; die Antwort erwarten die Mediatoren heute oder morgen. Chigi
hat sie weiter gefragt, falß ihnen mit dem Elsaß satisfaction geschehen
würde (wiewoln daß solches ex parte Caesaris geschehen solte nicht sehen
kondten) und sie wegen der Kommunikationslinie zum Rhein im Elsaß con-
tento empfingen, was man sich zu ihnen hinwieder zu versehen, ob der
fried im reich alßdan zu erheben, [...] ob sie der christenheit gegen den
Türcken wenigst mit geldt ergiebig assistiren, 2. den catholischen in puncto
gravaminum hand biethen wolten, damit die uncatholische ihre unbilliche
postulata weitters nicht treiben möchten. Auff yedes hetten die Franzosen
mit ja geandtworttet, nur der Servient addirt, wan ihnen das ganze Elsaß
gefolgt würde. Gegenüber Spanien bestehen sie auf Navarra oder allen Er-
oberungen ; da so die Verhandlungen ganz ins Stocken kommen, haben die
Mediatoren Trauttmansdorff gebeten, die Spanier zu einem neuen Vor-
schlag zu veranlassen, den man nun erwartet. Insgesamt glaubt Chigi, daß
Franzosen wie Schweden im Augenblick mehr an Krieg als an Frieden den-
ken ; Schweden soll zusätzlich 7500 Mann ins Feld bringen wollen. Wan
nun solches erfolget, müst er bekennen, daß consideratis circumstantiis der
status noch viel arger werden muße, und sehe er nicht, weylen so gar keine
rationes bey diesen leuthen gelten, wie mit beyden coronen eben solcher
eingebildeter und schier versicherter hoffnung halber fortzukommen.
Raigersperger und Krebs (Bayern) bei W: Trauttmansdorff hat ihnen bei
Übergabe der wegen der geistlichen Güter beschlossenen Erinnerung
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 182f ] ; APW [ III C 2,1 S. 582f ] .
sichert , in dergleichen ohne vorwissen der catholischen stende nichts zue
thun, und ihnen das Memorial auf Ws Denkschrift
Vgl. oben [ S. 425 ] .