Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 III 11
1646 III 11
Sonntag Bayern bei
W. 1. Kurbayern befremdet, von
Behandlung der Satisfaktionen so gar nichts zu hören; die Ksl. würden sich
in dem sicher betrogen finden, daß sie vermainen, [...] wan man die gra-
vamina religionis erlediget, daß alßdan der coronen macht mit papier,
nemblich mit avocatori mandatis zuschaden gemacht werden kondt. Aus
Schweden sollen neue Truppen kommen, angeblich 12 000 Mann; der
Kanzler Oxenstierna hat geäußert, der Frieden sei noch weit, erst müsse der
Kaiser auch für die Zukunft geschwächt sein. In der französischen Armee
nur wenig Deutsche. Sie, die Gesandten, sollen den Ksl. vorstellen, ob man
dan alles und den rest in compromiß stellen wolle, und auf Satisfaktionen
drängen. Darauf hat Trauttmansdorff ihnen versichert, er wolle in zwei
Tagen die Mediatoren aufsuchen, hat gegen die Zession des Elsaß aber den
Widerstand der Schweizer, der dortigen Reichsstädte und der Protestanten
angeführt. 2. Sie sollen mit den Kölnern nochmals über einen Waffenstill-
stand reden. Wie zue verspuhren, inclinirten die Franzosen iezo viel mehr
und mehrer darzu; d’Avaux hat deshalb in Osnabrück verhandelt, die
Schweden haben aber, weyln es militaria, sich entschuldiget, sonderlich daß
der Torstensohn capitoß und empfindlich, und deshalb erst an ihn geschickt.
[...] Contarini erbietet sich zur Unterstützung des neuen Vorstoßes. 3. Die
Pfälzer Sache soll ohne Verzug vorgenommen werden. Sie haben den Ksl.
dargelegt, daß man nicht vergeblich auf der Exklusion bestehen, sondern
jetzt die achte Kur vorschlagen soll. Die Ksl. müssen die Sache rechtzeitig
bei den Protestanten unterbauen; die Zustimmung von Sachsen, Trier,
Bamberg, Würzburg und Eichstätt liegt Kurbayern schon vor. 4.
Kurbayern empört über die aus Ws Diarium
Vgl. oben [ S. 380 ] .
ersichtliche Behauptung Vol-
mars , bei Beratung der Replik sei die Zulassung der Calvinisten in
München gebilligt worden. Sie haben Volmar anzudeutten, daß Seine
Churfürstliche Durchlaucht ihn und andere noch wol lehren wolten, von
chur- und fürsten zu reden und selbige dergestalt (iuxta formalia) zu diffa-
miren . W: 1. Mit der Satisfaktion ist man iezo in voller behandlung, es
laße sich aber das werck mit dem Elsaß gegen so viele opponenten derge-
stalt ie nicht treiben, worüber Kurbayern seine und der Gesandten Relatio-
nen erhalten haben wird. 2. Die bisherigen Hindernisse sind bekannt, es
wird nun die Erklärung Torstenson zu erwarten sein. 3. Nach der im
Kurfürstenrat gehaltenen Beratung wird zu erwarten sein, ob der Pfalzgraf
den tractaten plaz geben [...] oder noch fort auf die generalamnisti und
der uncatholischen beyfall sein absehen richte. 4. Ein Verweis an Volmar
ganz nit thunlich, da das Diarium keine eine solche Reaktion verdienende
Äußerung enthält, bei Volmar und vielleicht auch den anderen Ksl.
dadurch Mißtrauen gegen die Kölner geweckt wird, die Kölner und Bayern
dann keine vertraulichen Nachrichten mehr erhalten und dem Kurfürsten
nicht zu raten ist, Volmar als ksl. Gesandten oder andere, absonderlich
solcher sachen halber, dergestalt zu abalieniren, zumal Volmars Eifer für
die Interessen Bayerns deutlich ist. Er wird deshalb an Kurbayern
schreiben; sollte der Kurfürst bei seiner Meinung bleiben, müsse er künftig
die Berichte an ihn etwas einziehen, auch sie Churcolnische in gesamt wol
bedenckens haben, eins oder anders mit ihn Churbayerischen verträwlich
zu communiciren. Dan man wol wüste, daß sie befelcht, alles ausfuhrlich
zu berichten, und mochte ein oder andern auß ihnen Churcolnischen etwa
auch hernegst solcher sachen halber dergleichen ungnad zugeworffen
werden.
Behandlung der Satisfaktionen so gar nichts zu hören; die Ksl. würden sich
in dem sicher betrogen finden, daß sie vermainen, [...] wan man die gra-
vamina religionis erlediget, daß alßdan der coronen macht mit papier,
nemblich mit avocatori mandatis zuschaden gemacht werden kondt. Aus
Schweden sollen neue Truppen kommen, angeblich 12 000 Mann; der
Kanzler Oxenstierna hat geäußert, der Frieden sei noch weit, erst müsse der
Kaiser auch für die Zukunft geschwächt sein. In der französischen Armee
nur wenig Deutsche. Sie, die Gesandten, sollen den Ksl. vorstellen, ob man
dan alles und den rest in compromiß stellen wolle, und auf Satisfaktionen
drängen. Darauf hat Trauttmansdorff ihnen versichert, er wolle in zwei
Tagen die Mediatoren aufsuchen, hat gegen die Zession des Elsaß aber den
Widerstand der Schweizer, der dortigen Reichsstädte und der Protestanten
angeführt. 2. Sie sollen mit den Kölnern nochmals über einen Waffenstill-
stand reden. Wie zue verspuhren, inclinirten die Franzosen iezo viel mehr
und mehrer darzu; d’Avaux hat deshalb in Osnabrück verhandelt, die
Schweden haben aber, weyln es militaria, sich entschuldiget, sonderlich daß
der Torstensohn capitoß und empfindlich, und deshalb erst an ihn geschickt.
[...] Contarini erbietet sich zur Unterstützung des neuen Vorstoßes. 3. Die
Pfälzer Sache soll ohne Verzug vorgenommen werden. Sie haben den Ksl.
dargelegt, daß man nicht vergeblich auf der Exklusion bestehen, sondern
jetzt die achte Kur vorschlagen soll. Die Ksl. müssen die Sache rechtzeitig
bei den Protestanten unterbauen; die Zustimmung von Sachsen, Trier,
Bamberg, Würzburg und Eichstätt liegt Kurbayern schon vor. 4.
Kurbayern empört über die aus Ws Diarium
Vgl. oben [ S. 380 ] .
mars , bei Beratung der Replik sei die Zulassung der Calvinisten in
München gebilligt worden. Sie haben Volmar anzudeutten, daß Seine
Churfürstliche Durchlaucht ihn und andere noch wol lehren wolten, von
chur- und fürsten zu reden und selbige dergestalt (iuxta formalia) zu diffa-
miren . W: 1. Mit der Satisfaktion ist man iezo in voller behandlung, es
laße sich aber das werck mit dem Elsaß gegen so viele opponenten derge-
stalt ie nicht treiben, worüber Kurbayern seine und der Gesandten Relatio-
nen erhalten haben wird. 2. Die bisherigen Hindernisse sind bekannt, es
wird nun die Erklärung Torstenson zu erwarten sein. 3. Nach der im
Kurfürstenrat gehaltenen Beratung wird zu erwarten sein, ob der Pfalzgraf
den tractaten plaz geben [...] oder noch fort auf die generalamnisti und
der uncatholischen beyfall sein absehen richte. 4. Ein Verweis an Volmar
ganz nit thunlich, da das Diarium keine eine solche Reaktion verdienende
Äußerung enthält, bei Volmar und vielleicht auch den anderen Ksl.
dadurch Mißtrauen gegen die Kölner geweckt wird, die Kölner und Bayern
dann keine vertraulichen Nachrichten mehr erhalten und dem Kurfürsten
nicht zu raten ist, Volmar als ksl. Gesandten oder andere, absonderlich
solcher sachen halber, dergestalt zu abalieniren, zumal Volmars Eifer für
die Interessen Bayerns deutlich ist. Er wird deshalb an Kurbayern
schreiben; sollte der Kurfürst bei seiner Meinung bleiben, müsse er künftig
die Berichte an ihn etwas einziehen, auch sie Churcolnische in gesamt wol
bedenckens haben, eins oder anders mit ihn Churbayerischen verträwlich
zu communiciren. Dan man wol wüste, daß sie befelcht, alles ausfuhrlich
zu berichten, und mochte ein oder andern auß ihnen Churcolnischen etwa
auch hernegst solcher sachen halber dergleichen ungnad zugeworffen
werden.