Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 II 24
1646 II 24
Samstag Mitteilung an die Mainzer: Französische Forde-
rung nach Einstellung der Re- und Korrelationen bis nach Erledigung der
gesamten Replik. Erinnerung, daß die Mitteilung der katholischen Grava-
mina an Chigi und die Franzosen per deputatos nicht länger verschoben
werden möge, zumal Kurköln mehrfach auf Beschleunigung gedrungen
hat und bei weiterer Verzögerung die Franzosen, auch ander von der
wiederigen parthey ye lenger ye mehr würden eingenommen und in senten-
tiam suam gezogen. Uber das auch hochstgemelte Seine Churfürstliche
Durchlaucht auf fortstellung der deputation, alß wobey sie, durch die
gethane vertröstung engagirt und interessirt gemacht, starck tringen the-
tten , sich der obligation bey den Franzosischen plenipotentiariis zue endt-
ledigen . Raigersperger: Vor Eintreffen der für übermorgen erwarteten
protestantischen media compositionis
Der erste Teil der protestantischen Media (zum Geistlichen Vorbehalt) wurde 1646 II
24 in Osnabrück übergeben (Druck: J. G. Meiern II S. 566 ff).
die Auslieferung der Gravamina
nicht ratsam, es dorffte dadurch den uncatholischen gealosie und unlust
gemacht werden, da sie sonsten aniezt, wegen beym catholischen auffsaz
gebrauchten glimpffs, wol content seyen. [...]
Mitteilung der Trierer: Schreiben Kurtriers an Gesandte . – [...] – Salz-
burger
bei W. Auf die Frage, ob sie die Franzosen schon besucht hätten,
antworten sie, daß sie weit endlegen und mit Franckreich ganz keine kund-
schafft hetten.
W bei Volmar. Information in der Schaumburger Sache. Mitteilung der
Schreiben an Trauttmansdorff wegen seiner Stifter und des Truppenkom-
mandos . Volmar: Baldige Rückkehr Trauttmansdorffs; noch aus-
stehende Mitteilung der katholischen Gravamina. W: Im kurkölni-
schen Votum hat man schon an feierliche Übergabe durch Deputierte auch
an die Ksl. erinnert. Volmar: Er hat sich deshalb bei Raigersperger
beklagt, als dieser fragte, ob die Gravamina auch den Franzosen zugestellt
werden sollten. Dazu hat er geantwortet, daß er alß ein catholischer crist
solches nicht hette zu wiederrhaten, zumaln in diesem negotio billich aller
catholischen assistenz und beystand zu imploriren, alß abgesandter aber
von Ihrer Mayestätt sey er deßhalber weder auff ja noch nein instruirt.
Sonsten sagte er Volmar, er vernehme, daß die materia gravaminum dißeits
gar wol uberlegt und außgefuhrt, davon der Oxenstern, wie er von Oßna-
bruck berichtet würde, beym herrn graffen von Lamberg dergestalt zu red
worden, daß er nie geglaubt, daß die catholische solche fundamenta hetten,
müste iezt anderst vom werck alß vorhin iudiciren. Nach Mitteilung Trautt-
mansdorffs haben diesem die Protestanten zunächst die Herausgabe von
Media verweigert, wollen sie jetzt aber innerhalb von zwei Tagen zustellen.
Weisung des Kaisers an Gesandte in Münster 1646 II 13
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 552 ] .
, wonach in der
Reihenfolge Gravamina, Satisfaktion, Amnestie verhandelt werden soll.
W: Amnestie inzwischen abgehandelt, Gravamina und Satisfaktion in
Arbeit. In specie seye circa gravamina von den catholischen churfursten der
punct des geistlichen vorbehalts cum dependentiis bestendig und unanimiter
in negativam resolvirt. Welches der herr Volmar gern zue vernehmen,
und benebenst vermeldet, daß von Ihrer Kayserlichen Mayestätt sie ad
eundem effectum underm 11. Januarii instruirt und befelcht seyen, deß-
gleichen auch uber andere puncta der uncatholischen gravaminum, mit dem
anhang, daß auff den fall, man ex utraque parte auff scheidungsmittel
gehen würde, sie dero allergnädigste mainung ferner uberschreiben würde.
Auf seine Bitte erhält W vertraulich diese Instruktion
Anlage 16 (ksl. Instruktion an Gesandte Münster 1646 I 11): fehlt; Druck: APW [ II A 3 S. 125ff ] .
. Volmar: Auf
Befehl der Erzherzogin Claudia hat er alle Katholiken um Unterstützung
wegen des Elsaß zu ersuchen; die Osnabrücker Stände waren unanimiter
der mainung, daß das Elsaß den Franzosen nicht zu ubergeben, obwoln der
d’Avaux sich dagegen alldort viel bemühet, auch gegen den Oxenstern sich
vernehmen laßen, daß Churbayern sich mit ihnen Franzosen eins befünde,
den Kayser zu vermögen, ihnen das Elsaß zu uberlaßen. Die Zulassung
Lothringens zu den Verhandlungen wird von den Franzosen immer noch
mit Hinweis auf die Präliminarien verweigert, obwohl der von ihnen
damals angeführte Grund, der Herzog habe mit ihnen schon einen Vertrag
geschlossen, sich als irrig erwiesen hat. Der Herzog hat nun von den Ksl.
begehrt, bis zu seiner Zulassung die Verhandlungen mit Frankreich ruhen
zu lassen, welches gleichwol sie Kayserliche gar nit rhatsamb befunden.
Wobey I. H. G. vermeldet, daß sichs gar nicht würde reyhmen, umb
einiger solchen privatsach willen die ganze tractatus publicos zue suspen-
diren . Volmar: Oxenstierna hat bei Trauttmansdorff Pässe für die
Portugiesen gefordert, nachdem Reumont bei einer Ausfahrt der Portu-
giesen geäußert hat, sie würden gute Beute für eine ksl. Partei sein. Man hat
Reumont erinnert, daß Münster für alle Anwesenden neutral sei, und den
Schweden versichert, da das Reich mit Portugal nichts zu schaffen habe,
seien die Gesandten mindestens so sicher wie die Hessen, die offene Feinde
wären. Eine entsprechende Erklärung Reumonts gegen die Portugiesen
selbst wünschen die Spanier nicht. W: Daß das Portugäsische weesen
das reich freylich nichts angehe, erinnerten sich aber in discursu bey den
Franzosen vernommen zu haben, daß Ihre Kayserliche Mayestät pleni-
potenz vom konigen auß Spanien empfangen, seine sachen alhier mit zue
beobachten und zue tractiren, umb desto mehrer darumb würden die Portu-
gäßen auf die paßaporten tringen. Volmar: Diese Vollmacht betrifft
nur die spanisch-französischen Verhandlungen. In Osnabrück haben die
Stände nach ausführlicher Debatte, ob man sich in die spanischen Ange-
legenheiten mischen solle, gar wol resolvirt, daß die quaestion vorzeittig, es
hetten die Franzosen mit den Spaniern wegen der Spanischen und mit den
Teutschen uber die Teutsche negotia zu tractiren, welches beydes gar wol
zugleich kondte geschehen, und kein theyl in des andern handel sich zu
mischen ursach habe, falß aber ein theyl mit den Franzosen verglichen, alß-
dan zu erhaltung allgemainen friedens sich schon selbsten zeigen werd, ob
eines des andern sich oder nicht anzunehmen.
W bei den Bayern. Wittgenstein hat sich bei den Mainzern über das bayeri-
sche Votum im Kurfürstenrat und Ws Haltung wegen Hachenburg
beschwert sowie seine Ausführungen wegen Pommern wiederholt. Chigi hat
gegenüber Krebs geäußert, daß er aniezt mehrer hoffnung zum frieden alß
jemalen, zumalen er beßer inclination bey den Franzosen darzu verspuhren
thette, ahm Kayser und den Spaniern hab er nie gezweifflet, auch mochten
die Hollander mit einem treves auf etliche jahr lang sich bequemmen, nur
querulirten die Franzosische, daß der herr graff von Trautmanstorff also
continuirlich zu Oßnabruck verpliebe und sie alhier ganz allein sitzen ließe,
welches bey ihnen heimblich disgusti und sonsten allerhand gedancken cau-
siren thette, daß man dahero billich allerseith sein graffens heruberkunfft
rathen und befürdern helffen solte. Kurbayern befürchtet wegen der
schlechten Disziplin der ksl. Truppen eine Empörung, dahero desto mehrer
zum frieden zu eylen und in puncto satisfactionis den Franzosen mit dem
Elsaß contento zue thun. W: Man hat die Beratungen über die Satis-
faktion begonnen, und werde sich in kurzem, sonderlich bey ankunfft des
herrn graffen von Trauttmanstorff zeigen, wohin das werck zu pringen
seye. Bayern: Nachdem Trauttmansdorff Pfälzer Vertretern erklärt
hat, ihre Sache könne nur in Fortsetzung der Wiener Verhandlungen unter
Zuziehung des Kurkollegs zur Sprache kommen, haben diese lediglich
geantwortet, sie wollten Bericht erstatten. Damit im Kurfürstenrat darüber
gesprochen wird, möge im kurkölnischen Votum die Sache aufgegriffen
werden. W: Damit nicht von Brandenburg und anderen Köln als
parteiisch bezeichnet werden kann, möge man lieber den Mainzern berich-
ten , damit diese die Sache von sich aus in die Proposition bringen. – [...]
rung nach Einstellung der Re- und Korrelationen bis nach Erledigung der
gesamten Replik. Erinnerung, daß die Mitteilung der katholischen Grava-
mina an Chigi und die Franzosen per deputatos nicht länger verschoben
werden möge, zumal Kurköln mehrfach auf Beschleunigung gedrungen
hat und bei weiterer Verzögerung die Franzosen, auch ander von der
wiederigen parthey ye lenger ye mehr würden eingenommen und in senten-
tiam suam gezogen. Uber das auch hochstgemelte Seine Churfürstliche
Durchlaucht auf fortstellung der deputation, alß wobey sie, durch die
gethane vertröstung engagirt und interessirt gemacht, starck tringen the-
tten , sich der obligation bey den Franzosischen plenipotentiariis zue endt-
ledigen . Raigersperger: Vor Eintreffen der für übermorgen erwarteten
protestantischen media compositionis
Der erste Teil der protestantischen Media (zum Geistlichen Vorbehalt) wurde 1646 II
24 in Osnabrück übergeben (Druck: J. G. Meiern II S. 566 ff).
nicht ratsam, es dorffte dadurch den uncatholischen gealosie und unlust
gemacht werden, da sie sonsten aniezt, wegen beym catholischen auffsaz
gebrauchten glimpffs, wol content seyen. [...]
Mitteilung der Trierer: Schreiben Kurtriers an Gesandte . – [...] – Salz-
burger
antworten sie, daß sie weit endlegen und mit Franckreich ganz keine kund-
schafft hetten.
W bei Volmar. Information in der Schaumburger Sache. Mitteilung der
Schreiben an Trauttmansdorff wegen seiner Stifter und des Truppenkom-
mandos . Volmar: Baldige Rückkehr Trauttmansdorffs; noch aus-
stehende Mitteilung der katholischen Gravamina. W: Im kurkölni-
schen Votum hat man schon an feierliche Übergabe durch Deputierte auch
an die Ksl. erinnert. Volmar: Er hat sich deshalb bei Raigersperger
beklagt, als dieser fragte, ob die Gravamina auch den Franzosen zugestellt
werden sollten. Dazu hat er geantwortet, daß er alß ein catholischer crist
solches nicht hette zu wiederrhaten, zumaln in diesem negotio billich aller
catholischen assistenz und beystand zu imploriren, alß abgesandter aber
von Ihrer Mayestätt sey er deßhalber weder auff ja noch nein instruirt.
Sonsten sagte er Volmar, er vernehme, daß die materia gravaminum dißeits
gar wol uberlegt und außgefuhrt, davon der Oxenstern, wie er von Oßna-
bruck berichtet würde, beym herrn graffen von Lamberg dergestalt zu red
worden, daß er nie geglaubt, daß die catholische solche fundamenta hetten,
müste iezt anderst vom werck alß vorhin iudiciren. Nach Mitteilung Trautt-
mansdorffs haben diesem die Protestanten zunächst die Herausgabe von
Media verweigert, wollen sie jetzt aber innerhalb von zwei Tagen zustellen.
Weisung des Kaisers an Gesandte in Münster 1646 II 13
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 552 ] .
Reihenfolge Gravamina, Satisfaktion, Amnestie verhandelt werden soll.
W: Amnestie inzwischen abgehandelt, Gravamina und Satisfaktion in
Arbeit. In specie seye circa gravamina von den catholischen churfursten der
punct des geistlichen vorbehalts cum dependentiis bestendig und unanimiter
in negativam resolvirt. Welches der herr Volmar gern zue vernehmen,
und benebenst vermeldet, daß von Ihrer Kayserlichen Mayestätt sie ad
eundem effectum underm 11. Januarii instruirt und befelcht seyen, deß-
gleichen auch uber andere puncta der uncatholischen gravaminum, mit dem
anhang, daß auff den fall, man ex utraque parte auff scheidungsmittel
gehen würde, sie dero allergnädigste mainung ferner uberschreiben würde.
Auf seine Bitte erhält W vertraulich diese Instruktion
Anlage 16 (ksl. Instruktion an Gesandte Münster 1646 I 11): fehlt; Druck: APW [ II A 3 S. 125ff ] .
Befehl der Erzherzogin Claudia hat er alle Katholiken um Unterstützung
wegen des Elsaß zu ersuchen; die Osnabrücker Stände waren unanimiter
der mainung, daß das Elsaß den Franzosen nicht zu ubergeben, obwoln der
d’Avaux sich dagegen alldort viel bemühet, auch gegen den Oxenstern sich
vernehmen laßen, daß Churbayern sich mit ihnen Franzosen eins befünde,
den Kayser zu vermögen, ihnen das Elsaß zu uberlaßen. Die Zulassung
Lothringens zu den Verhandlungen wird von den Franzosen immer noch
mit Hinweis auf die Präliminarien verweigert, obwohl der von ihnen
damals angeführte Grund, der Herzog habe mit ihnen schon einen Vertrag
geschlossen, sich als irrig erwiesen hat. Der Herzog hat nun von den Ksl.
begehrt, bis zu seiner Zulassung die Verhandlungen mit Frankreich ruhen
zu lassen, welches gleichwol sie Kayserliche gar nit rhatsamb befunden.
Wobey I. H. G. vermeldet, daß sichs gar nicht würde reyhmen, umb
einiger solchen privatsach willen die ganze tractatus publicos zue suspen-
diren . Volmar: Oxenstierna hat bei Trauttmansdorff Pässe für die
Portugiesen gefordert, nachdem Reumont bei einer Ausfahrt der Portu-
giesen geäußert hat, sie würden gute Beute für eine ksl. Partei sein. Man hat
Reumont erinnert, daß Münster für alle Anwesenden neutral sei, und den
Schweden versichert, da das Reich mit Portugal nichts zu schaffen habe,
seien die Gesandten mindestens so sicher wie die Hessen, die offene Feinde
wären. Eine entsprechende Erklärung Reumonts gegen die Portugiesen
selbst wünschen die Spanier nicht. W: Daß das Portugäsische weesen
das reich freylich nichts angehe, erinnerten sich aber in discursu bey den
Franzosen vernommen zu haben, daß Ihre Kayserliche Mayestät pleni-
potenz vom konigen auß Spanien empfangen, seine sachen alhier mit zue
beobachten und zue tractiren, umb desto mehrer darumb würden die Portu-
gäßen auf die paßaporten tringen. Volmar: Diese Vollmacht betrifft
nur die spanisch-französischen Verhandlungen. In Osnabrück haben die
Stände nach ausführlicher Debatte, ob man sich in die spanischen Ange-
legenheiten mischen solle, gar wol resolvirt, daß die quaestion vorzeittig, es
hetten die Franzosen mit den Spaniern wegen der Spanischen und mit den
Teutschen uber die Teutsche negotia zu tractiren, welches beydes gar wol
zugleich kondte geschehen, und kein theyl in des andern handel sich zu
mischen ursach habe, falß aber ein theyl mit den Franzosen verglichen, alß-
dan zu erhaltung allgemainen friedens sich schon selbsten zeigen werd, ob
eines des andern sich oder nicht anzunehmen.
W bei den Bayern. Wittgenstein hat sich bei den Mainzern über das bayeri-
sche Votum im Kurfürstenrat und Ws Haltung wegen Hachenburg
beschwert sowie seine Ausführungen wegen Pommern wiederholt. Chigi hat
gegenüber Krebs geäußert, daß er aniezt mehrer hoffnung zum frieden alß
jemalen, zumalen er beßer inclination bey den Franzosen darzu verspuhren
thette, ahm Kayser und den Spaniern hab er nie gezweifflet, auch mochten
die Hollander mit einem treves auf etliche jahr lang sich bequemmen, nur
querulirten die Franzosische, daß der herr graff von Trautmanstorff also
continuirlich zu Oßnabruck verpliebe und sie alhier ganz allein sitzen ließe,
welches bey ihnen heimblich disgusti und sonsten allerhand gedancken cau-
siren thette, daß man dahero billich allerseith sein graffens heruberkunfft
rathen und befürdern helffen solte. Kurbayern befürchtet wegen der
schlechten Disziplin der ksl. Truppen eine Empörung, dahero desto mehrer
zum frieden zu eylen und in puncto satisfactionis den Franzosen mit dem
Elsaß contento zue thun. W: Man hat die Beratungen über die Satis-
faktion begonnen, und werde sich in kurzem, sonderlich bey ankunfft des
herrn graffen von Trauttmanstorff zeigen, wohin das werck zu pringen
seye. Bayern: Nachdem Trauttmansdorff Pfälzer Vertretern erklärt
hat, ihre Sache könne nur in Fortsetzung der Wiener Verhandlungen unter
Zuziehung des Kurkollegs zur Sprache kommen, haben diese lediglich
geantwortet, sie wollten Bericht erstatten. Damit im Kurfürstenrat darüber
gesprochen wird, möge im kurkölnischen Votum die Sache aufgegriffen
werden. W: Damit nicht von Brandenburg und anderen Köln als
parteiisch bezeichnet werden kann, möge man lieber den Mainzern berich-
ten , damit diese die Sache von sich aus in die Proposition bringen. – [...]