Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 I 17

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1646 I 17
Mittwoch Konferenz der katholischen kurfürstlichen Ge-
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sandten . Da es scheint, daß die Franzosen bereit sind, vor den Ständen zu
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erscheinen, und dadurch der Streit am besten beigelegt werden könnte,
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übernimmt W entsprechende Erkundigungen. Dann soll die endgültige Ent-
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scheidung in einer weiteren Beratung getroffen werden.

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Servien bei W. Dank für Ws Bemühungen in der Deputationsfrage. Die
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Franzosen sind einverstanden, daß die Replik durch die Ksl. den Ständen
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mitgeteilt wird, wobey sie sich den wolten versehen, daß die stend per
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deputationem aliquam ihre weittere considerationes undt fundamenta bey
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einem und andern punct vernehmen wurden, und man also nunmehr zum
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werck selbst schreitten konne. W: Will den übrigen Kurfürstlichen ent-
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sprechend
berichten und hofft, da per hoc diese remora seine abhelffung
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habe, [...] man werde künfftig mit dergleichen einwurff und irrungen auß-
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pleiben . [...] Worauf der Servient nachmaln contestirt, daß alles sin-
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cere und aufrichtig von ihnen gemeint sey und man bey den tractaten
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selbst, daß sie con ragione procediren thetten, sehen würde.

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Nassau bei W. Bittet im Namen Trauttmansdorffs um unverzüglichen
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Beginn der Religionsverhandlungen in Osnabrück und um Übergabe der
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Antwort auf die protestantischen Gravamina. W: Man sei circa hoc
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negotium in 3 puncten noch nicht verglichen, und zwarn erstlich gehe der
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sambtlichen catholischen mainung dahin, daß man muglichst zu sehen, ob
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nit diese materi sich iuxta conclusa imperialia

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Vgl. oben [ S. 182 ] .
wolte außstellen und ahn
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sein orth verschieben laßen. Weylen man aber auch, pro 2., in sorgen stehen
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müße, daß die wiederige parthey nicht werde ablaßen, sey man zwarn in
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arbeit, eventualiter sich auch disseitz mit der gegennotturfft gefast zu
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machen, warzu aber desto mehrer zeit vonnöthen, daß man sich auf vor-
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bedeut reichsconclusum verlaßen, hingegen aber die protestirende, alß
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welche bey dieser occasion einen vortheil von den catholischen zu erzwingen
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vermainen, parati erschienen, ohnedas daß man auch catholischen theylß
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eins worden, daß ein ieder uber diese wichtige materi, was zu thun, bey
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seinem principalen sich instruiren laßen solte. Welches dan ihres theylß,
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auch, wie sie wusten, von andern referirt, und hetten von Ihrer Churfürst-
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lichen Durchlaucht darzu mit negster post vertrostung empfangen, also
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schwer sein, auch den gesandten unverandwortlich fallen wolte, sich in re
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tanti momenti zu ubereylen, da doch auch sonsten vom herrn graffen von
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Trautmanstorff bey seinem hierwesen davon andere alß diese generalanre-
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gung , daß man nemblich sich tandem super hac gravaminum materia werde
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in handlung einlaßen müßen, nicht beschehen. So sey man auch tertio ex
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parte catholicorum quoad locum der mainung gar nit, daß man sich mit

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den protestirenden in dießem werck zu Oßnabruck solte einlaßen, sondern
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endweder hier, oder doch alternatim hier und dort. Es seye nit wenig be-
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schwerlich , daß dergleichen ex parte Caesaris den uncatholischen also in
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mund und ahn die hand geben werde, gleich in diesem und mehr andern,
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alß mit bewilligung des Calvinismi, 2. daß die catholische zur Schwedi-
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schen satisfaction mit concurrirn müsten, 3. mit offerirung der stiffter
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Metz, Tull und Verdun, geschehen, ohn daß daruber die catholische stend
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gefragt, weniger gehort worden. Es wurde sich solcher gestalt nit, wie beym
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Prager frieden, da man ohne der stend zuziehen verfahren, thun laßen.
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Stehe auch dahin, ob dergleichen zum frieden ausschlagen, und catholischen
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theylß man darin, falß dergestalt freygebig die stiffter in praeiudicium
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catholicorum hingeworffen werden wolten, werde consentiren konnen oder
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wollen, welcher modus dan dem reich bey den exteris, daß die stend gleich-
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samb nur pro forma anhero citirt und anwesend, schlechten respect geben
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werde. So vom hern graffen von Naßaw wol apprehendirt, und nur
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auf beforderung der catholischen gegengravaminum getrungen, und sich
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erpotten, den hern graffen von Trautmanstorff, daß man damit in arbeit,
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hinwieder zue beandwortten. Bericht über die Beilegung des Depu-
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tationsstreites
, womit die morgige Übergabe der Replik erreicht ist.

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Nassau erklärt sich mit der Regelung einverstanden; die Schweden haben
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sich über den Streit sehr verwundert und über die lange Zurückhaltung der
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Replik durch die Franzosen unzufrieden bezeigt. Auf das Zumuten, die
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Verhandlungen ebenfalls so lange ruhen zu lassen, hat Oxenstierna dem
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französischen Residenten erklärt, man könne gern die Antworten der Ksl.
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und der Stände auf ihre schon vor Tagen übergebene Replik abwarten.

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Mainzer bei W. Erfreut über den Ausgang des Gespräches zwischen W und
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Servien. Auch sie haben von Nassau die Forderung Trauttmansdorffs
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wegen der Gravamina gehört. Auf Raigerspergers Äußerung, daß man die
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sachen sein graffen von Trautmanstorffs begehren nach werde befurdern
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mußen, erwähnt W seine gegenüber Nassau erhobenen Einwände, welches
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gemelter Churmainzischer canzler nur damit beandworttet, man werde
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davon noch reden konnen.

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Mitteilung der Erklärung Serviens an die Bayern und an Chigi.

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