Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 I 11

20
1646 I 11
Donnerstag Mitteilung der Franzosen: Nachdem die
21
Replik den Mediatoren übergeben ist, möge W befördern, daß noch heute
22
Deputierte des Kurkollegs zu ihnen kommen, mit denen sie über die Replik
23
reden wollen. Und bemühten I. H. G. sie hiermit, weiln sie wohl wüsten,
24
daß die Churmainzische inen nicht allerdings woll intentionirt und dahero
25
dies ihr begeren besorglich verhindern möchten. W: Will die Mainzer
26
unterrichten, die man als Direktorium nicht übergehen kann. Darauf
27
wird geantwortet, man habe auch an die Mainzer geschickt.

28
Mitteilung an die Bayern. Bei diesen ist das gleiche Ansuchen geschehen.
29
Auf die Frage, ob die schriftliche Fassung der Replik den Mediatoren
30
zurückgegeben sei, hat der französische Vertreter sich nicht geäußert.

31
Buschmann bei den Mainzern, wo rationes pro et contra vorkommen und
32
sonderlich dahin zu sehen nöttig gehalten, damit alle disgusto und unwillen
33
bey den Franzosischen gesandten verhüettet werden möchte. Da bei den
34
Mainzern eine Deputation aus allen Reichsräten und zwar, wie besonders
35
betont wurde, von beiden Religionsparteien verlangt worden ist, wird eine
36
Zusammenkunft aller anwesenden Stände für nötig gehalten.

37
Chabot bei W. Klagen, daß Savoyen trotz unbestreitbarer Reichsstand-
38
schaft von den Mainzern nicht zum Fürstenrat berufen werde. W: Vor-
39
aussetzung dafür: 1. Eingabe spezieller Beglaubigungsschreiben beim Direk-
40
torium , 2. Beschreibung durch den Kaiser. Auf die Beschwerde, daß letzteres
41
nicht geschehen sei, erinnert W daran, daß auch hinsichtlich des Exzellenz-
42
titels der Kaiser jedes Entgegenkommen wegen noch nicht nachgesuchter Be-
43
lehnung verweigert habe. Chabot: Die Abhängigkeit von Frankreich hat

[p. 351] [scan. 401]


1
bisher die Nachsuchung der Belehnung nicht gestattet; im Zusammenhang
2
mit den Friedensverhandlungen will man sie erbitten. Stellung der Mitglie-
3
der des Hauses Savoyen zu Frankreich.

4
Bergaigne bei W. Als W erklärt, von der den Ksl. noch unbekannten fran-
5
zösischen
Replik auch nichts zu wissen, erwähnt Bergaigne Nachrichten,
6
wonach die Franzosen die chur- und fürsten, wie die formalia geweßen, in
7
des Longeville hauß citirt hetten. Bericht Ws über den Verlauf.

8
Ksl. bei W : Da die heutige Forderung der Franzosen zweiffelßohn zue
9
keinem andern end angesehen, alß die stend von Ihrer Kayserlichen Maye-
10
stät zu separiren, das Gutachten von 1636

38
Vgl. oben [ S. 11 Anm. 2 ] .
aber von Verhandlungen des
11
Kaisers mit Assistenz der Reichsstände ausgeht, es auch in sich nit nur
12
wieder das herkommen im reich, daß dieienige potentaten, so bey den sten-
13
den anpringens zue thun, selbige zu sich in ihre wohnung erfordern solten,
14
sondern ihnen gebührte, ahn den orth, wo die stend sich zu versamblen
15
pflegen, zu erscheinen, und dan nichts gewissers, alß daß der Venetus sich
16
dieses actus, wan die churfürstlichen abgesandte dahin willigen solten, zu
17
seinem vortheyl stattlich bediehnen wurde, zumaln wan er von den Franzo-
18
sen zu sich beruffen, ihnen gar gewiß nicht werde deferiren, so hetten sie
19
nicht umbgehen mögen, solches I. H. G. zue remonstriren, und trugen auch
20
vorhin keinen zweiffel, dieselbe solche motiven wol zu erwegen nicht
21
underlaßen haben, auch in dieser sach sich also bezeigen werden, damit
22
vorbedeutte inconvenientien verhüttet, und hierunder sonderlich Ihrer
23
Kayserlichen Mayestät, auch des Romischen reichs hoheit und respect in
24
acht genommen werde. W: Will bei der Beratung der Stände die
25
Erinnerung der Ksl. in behörender consideration halten. – Reichsräte . –
26
Mitteilung des Ergebnisses an Chigi, da W fürchtet, die Franzosen würden
27
sich bei den Mediatoren beklagen. – Von Chigi verlangen die Franzosen,
28
daß die kurz vorher zurückgestellte Replik heute nicht den Ksl. übergeben
29
wird, worauf die schon festgesetzte Zusammenkunft abgesagt werden
30
muß. –

31
Mitteilung an Bayern und Mainzer. Die von diesen mit dem Ergebnis der
32
Kollegialberatung zu den Franzosen geschickten Protokollanten wurden
33
von den Gesandten nicht vorgelassen, sondern von dem Sekretär Stenglin

40
Jérémias Jacques Stenglin, Sekretär Longuevilles.

34
damit abgefertigt, er werde ihr Anbringen referieren.

35
Einzug der staatischen Gesandten

41
Johan van Matenesse und Adriaan Pauw (1585–1653), heer van Heemstede, für Hol-
42
land ; Barthold van Gent, heer van Meynerswijk, für Geldern; Johan de Knuyt (1587–
43
1654) für Zeeland; Frans van Donia für Friesland; Adriaan Clant tot Stedum (1600–
44
1666) für Groningen; Godart van Reede, heer van Nederhorst, für Utrecht; Willem
45
Ripperda für Overijssel.
, denen die Franzosen und Portugiesen
36
entgegenschicken.

Documents