Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 XII 30

37
1645 XII 30
Samstag Mitteilung von d’Avaux: Aus Zeitgründen
38
wird Oxenstierna diesmal keine Besuche annehmen können, will aber,
39
wenn eben möglich, W noch empfangen. – Mitteilung an die Bayern. Da
40
keine Notifikation erfolgt, unterbleibt der Besuch.

41
Bericht Landsbergs: Besuch Oxenstiernas bei Nassau. Als Grund seines
42
Besuches hat Oxenstierna Absprachen über den weiteren Verhandlungs-

[p. 344] [scan. 394]


1
modus
angegeben und dazu vier Vorschläge gemacht: 1. Zusammenkunft
2
der Beteiligten an einem Ort, 2. Verhandlung durch Schreiben, 3. durch
3
Deputierte, 4. durch die Sekretäre. Die Ksl. haben 1 und 2 als zu umständ-
4
lich
, 3 und 4 wegen der Gefahr von Mißverständnissen abgelehnt und Fort-
5
setzung
der Verhandlungen über die Mediatoren empfohlen. Oxenstierna
6
hat auf Fertigstellung der katholischen Schrift zu den Gravamina gedrun-
7
gen
, deren Behandlung unumgänglich sei, und zum geistlichen Vorbehalt
8
gemeint, daß übertretende Bischöfe ihre Stifter wenigstens auf Lebenszeit
9
behalten sollten. Die Ksl. haben eingewandt, daß solches also nit herkom-
10
men und dergleichen große confusion gebähren werde. [...]

11
Bericht Buschmanns: Die Protestanten haben ihre Gravamina den Ksl.,
12
dem Mainzer Direktorium, den Schweden und zur Mitteilung an die Fran-
13
zosen
Vulteius zugestellt. Vor Erhalt der Gravamina wollten die Schweden
14
ihre Replik nicht herausgeben. Nach vertraulicher Mitteilung Trauttmans-
15
dorffs
sind die Schweden bereit, ohne Vermittler mit den Ksl. zu ver-
16
handeln
. Zur Pfälzer Frage hat Trauttmansdorff zu Buschmann geäußert,
17
Bayern lehne die Alternation ab, die achte Kur mache Schwierigkeiten,
18
man habe sich mit einem oder andern vorschlag nicht zu ubereylen, verhof-
19
fend , die sachen dahin zum besten sich wurden richten laßen, daß die chur
20
bey der ganzen Wilhelmischen lini perpetuirt, auch die Oberpfalz iure
21
pignoris dem hauß Bayern, so lang biß die forderung der 13 millionen
22
erlegt, pleiben solle. Die Schweden sprechen jetzt von einer Pommern,
23
Schlesien, Teile Mecklenburgs und 6–7 Stifter umfassenden Satisfaktion,
24
vermutlich um damit auch Äquivalente für Brandenburg zu gewinnen. –
25
[...]

26
Mitteilung Chigis: Lösung des Herzogs von Lothringen vom Bann wegen
27
seiner Doppelehe

41
Hg. Karl von Lothringen war seit 1637 IV 2 mit Beatrix de Cusance (1614–1663)
42
verheiratet, doch hatte der Papst die Trennung seiner ersten Ehe mit der in Frankreich
43
lebenden Herzogin Nicolea von Lothringen nicht anerkannt.
.

28
Bayern bei W: Kurbayern sieht, daß der Kaiser den Frieden hauptsächlich
29
durch Trennung der Protestanten von den Kronen zu erreichen sucht. Zue
30
besorgen, daß solche abziehung anderst nicht, alß cum magno detrimento
31
der catholischen religion werde geschehen konnen; zumalen die protesti-
32
rende leichtlich mercken konnen, daß ein yeder theyl umb sie buhle, und sie
33
dahero sich theur zu machen anlaß nehmen werden. Derowegen wol zu
34
bedencken stunde, daß weilen man einen weg wie den andern ohne der
35
frembden cronen satisfaction den zweck des friedens nicht erlangen,
36
sondern wan schon die stend under sich allerdings ainig, man erst mit den
37
frembden coronen einen newen krieg werde anfangen mußen, ob dan nicht
38
beßer auf solche satisfaction bedacht zu sein. Und hielten Seine Churfürst-
39
liche Durchlaucht eine notturfft, daß die catholische chur- und furstliche

[p. 345] [scan. 395]


1
abgesandte ingesambt oder durch einen ausschuß den Kayserlichen gesand-
2
ten die notturfft remonstriren und sie ersuchen und erinnern möchten,
3
gleich alspald den frembden coronen, so gut man werde konnen, in puncto
4
satisfactionis zu begegnen. Das Angebot mit Metz, Toul und Verdun un-
5
zureichend
. Möglichkeit eines spanisch-französischen Sonderfriedens, wa-
6
durch dan Teutschland der ganzer last des kreigs ubern halß gezogen
7
würde. Derowegen beßer in zeiten in causis prophanis mit den frembden
8
frieden zu stifften, alß vorerst dispendium religionis zue leiden und dan-
9
noch folgendts zue solchen mittelen zu schreitten. W: Daß dieses eine
10
hochvernunfftige erinnerung, Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht auch fur
11
solchen in religionssachen bezeigende sorg und eiffer von allen catholischen
12
billich hoher danck gebühre. Dieweyln es aber iezo auf dem beruhe, daß
13
die Franzosen und Schweden ihre haubterklehrung von sich geben und man
14
darauß vernehmen wird, wohin sie mit ihrer satisfaction endt- und eigent-
15
lich ziehlen, so werd den catholischen stenden die materia selbst ahn hand
16
geben, sich dieserthalb mit den Kayserlichen in underredung einzulaßen
17
und die notturfft vor augen zu stellen. Inmittelst aber hielten I. H. G.
18
beßer hiemit in rhue zu stehen, den zweiffelsohn die Kayserlichen doch
19
alles auf solche der frembden coronen erwarttende erklehrung hinweisen
20
und man mit dieser erinnerung nichts außrichten wurde, dan den unglimpff
21
einzulegen, alß ob die stend gern sehen wolten, daß Ihre Kayserliche Maje-
22
stät mit hinderlaßung ihrer landen den frieden dem reich erkauffen solten.

Dokumente