Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 XII 6
1645 XII 6
Mittwoch Revisite Trauttmansdorffs bei den Kölnern.
Gegenseitiges Erbieten guter Zusammenarbeit. Trauttmansdorff: Damit die
Zeit nicht nutzlos verstreicht, hält er für nötig, den Mediatoren mitzuteilen,
wie weit der Kaiser bei der französischen Satisfaktion zu gehen bereit ist:
endgültige Zession der Bistümer Metz, Toul und Verdun; Pinerolo; Schlei-
fung von Moyenvic. Wovon er nottig erachtet, I. H. G. und ubrigen Chur-
colnischen zu dem end eröffnung zue thun, damit sie den sachen nit nur
ihrestheylß reifflich nachdencken, sondern auch zue begebender gelegenheit
in ihrem discurß und consultationibus sich darnach richten, sonderlich aber
den Franzosen die gedancken, so sie etwan auf das Elsaß und Breußgaw
gesezt haben möchten, desto beßer benehmen helffen konden. Dan es ein-
mal umb eine solche einbildung, daß sie nemblich solche landen einbehalten
wolten, ein vergebliches ding sey, wie es dan auch in sich ein gar ungerech-
tes anmutthen, daß man den Insprickischen pupillen, welche bey absterben
ihres hern vatters noch kaum reden konnen, von dero hern vattern die cron
Franckreich auch niemalß belaidiget, ihre landen solte vorendhalten wol-
len . Undt habe die erzherzogin noch erst newlich geschrieben, daß sie lieber
sich und ihre kinder sacrificiren laßen und auf dem alltar verbrend sehen
wolt, alß deren von 600 jahren zugehoriges patrimonium zuruckzulaßen.
Es würde nun aber das vornembste sein, daß die stend under sich in einen
verstand gebracht, wozu sonderlich die erledigung der gravaminum dien-
lich . I. H. G. andwortteten hierauf, daß sie ganz willig und gern der-
gleichen ferner abreissung vom reich verhütten helffen wolten, in materia
gravaminum auch wol bekennen musten, daß die erledigung hoch zu wün-
schen , es werde aber auch dahin stehen, wie weit man unverletzten gewis-
sens darin gehen konne, und sehr schwer fallen, die geistliche stiffter also in
die außgab zue sezen. Er her graff replicirte, daß seines dafurhaltens
wieder das gewissen nit sein werde, diejenige stiffter, welche man vorhin
nicht hab unnd beraiz Luttherisch sein und die man auch ohne das nit er-
langen konne, zuruckzulaßen. Man werde aber allerseiz dahin sehen
mußen, daß man das werck mit vergeblicher zeitverliehrung nicht aufziehe.
Dan wan man sich auf mangel befelch oder andere endschuldigungen refe-
riren und legen wolte, dorffte es vom gegentheyl fur einen bruch aufge-
nommen und gedeuttet werden. So haben die Ksl. auch die jeweils von der
anderen Seite abgelehnte münsterische und osnabrückische Fassung
Vgl. unten [ S. 329 Anm. 2 ] .
des
Magdeburger Reverses geprüft und befunden, daß in dem Oßnabruckischen
zwar einige unpaßirliche clausulen endhalten, denen aber gleichwol mit
einiger elisionibus oder litturis und zuesezen noch wol zu helffen, inmaßen
sie dan solches unvorgreifflich verrichtet [...].
Trierer bei W: Das inzwischen von Kurköln gemachte Angebot völliger
Entledigung des Ehrenbreitsteiner Depositums hat Kurtrier angenommen,
gleichzeitig aber um Abführung der jetzigen Besatzung und Übergabe an
ihm untergebene Truppen gebeten. Sie sollen die Kölner um Unterstützung
bitten. W: Kurköln hat das Depositum nur ungern und unter dem
Druck der damaligen Lage übernommen und das absehen yederzeit dabey
gehabt, daß die einraumung Seiner Churfürstlichen Gnaden, wan sie bey
dero erzstifft wieder angelangt, geschehen soll, inzwischen schon die be-
sazung ihrer pflicht erlaßen, auch Ihrer Kayserlichen Majestät von Chur-
tryers ansinnen zugeschrieben [...], worauf die resolution wurde zu ge-
wartten stehen. Trierer: Das Kapitel hat die Bemühungen Kurkölns
immer anerkannt, der Kurfürst befürchtet bei weiterem Zögern französi-
sche Anschläge gegen die Festung und dringt deshalb auf sofortige Abfüh-
rung der Besatzung. Ebenso dringt man bei den Spaniern auf Abtretung
Hammersteins . [...]
Gegenseitiges Erbieten guter Zusammenarbeit. Trauttmansdorff: Damit die
Zeit nicht nutzlos verstreicht, hält er für nötig, den Mediatoren mitzuteilen,
wie weit der Kaiser bei der französischen Satisfaktion zu gehen bereit ist:
endgültige Zession der Bistümer Metz, Toul und Verdun; Pinerolo; Schlei-
fung von Moyenvic. Wovon er nottig erachtet, I. H. G. und ubrigen Chur-
colnischen zu dem end eröffnung zue thun, damit sie den sachen nit nur
ihrestheylß reifflich nachdencken, sondern auch zue begebender gelegenheit
in ihrem discurß und consultationibus sich darnach richten, sonderlich aber
den Franzosen die gedancken, so sie etwan auf das Elsaß und Breußgaw
gesezt haben möchten, desto beßer benehmen helffen konden. Dan es ein-
mal umb eine solche einbildung, daß sie nemblich solche landen einbehalten
wolten, ein vergebliches ding sey, wie es dan auch in sich ein gar ungerech-
tes anmutthen, daß man den Insprickischen pupillen, welche bey absterben
ihres hern vatters noch kaum reden konnen, von dero hern vattern die cron
Franckreich auch niemalß belaidiget, ihre landen solte vorendhalten wol-
len . Undt habe die erzherzogin noch erst newlich geschrieben, daß sie lieber
sich und ihre kinder sacrificiren laßen und auf dem alltar verbrend sehen
wolt, alß deren von 600 jahren zugehoriges patrimonium zuruckzulaßen.
Es würde nun aber das vornembste sein, daß die stend under sich in einen
verstand gebracht, wozu sonderlich die erledigung der gravaminum dien-
lich . I. H. G. andwortteten hierauf, daß sie ganz willig und gern der-
gleichen ferner abreissung vom reich verhütten helffen wolten, in materia
gravaminum auch wol bekennen musten, daß die erledigung hoch zu wün-
schen , es werde aber auch dahin stehen, wie weit man unverletzten gewis-
sens darin gehen konne, und sehr schwer fallen, die geistliche stiffter also in
die außgab zue sezen. Er her graff replicirte, daß seines dafurhaltens
wieder das gewissen nit sein werde, diejenige stiffter, welche man vorhin
nicht hab unnd beraiz Luttherisch sein und die man auch ohne das nit er-
langen konne, zuruckzulaßen. Man werde aber allerseiz dahin sehen
mußen, daß man das werck mit vergeblicher zeitverliehrung nicht aufziehe.
Dan wan man sich auf mangel befelch oder andere endschuldigungen refe-
riren und legen wolte, dorffte es vom gegentheyl fur einen bruch aufge-
nommen und gedeuttet werden. So haben die Ksl. auch die jeweils von der
anderen Seite abgelehnte münsterische und osnabrückische Fassung
Vgl. unten [ S. 329 Anm. 2 ] .
Magdeburger Reverses geprüft und befunden, daß in dem Oßnabruckischen
zwar einige unpaßirliche clausulen endhalten, denen aber gleichwol mit
einiger elisionibus oder litturis und zuesezen noch wol zu helffen, inmaßen
sie dan solches unvorgreifflich verrichtet [...].
Trierer bei W: Das inzwischen von Kurköln gemachte Angebot völliger
Entledigung des Ehrenbreitsteiner Depositums hat Kurtrier angenommen,
gleichzeitig aber um Abführung der jetzigen Besatzung und Übergabe an
ihm untergebene Truppen gebeten. Sie sollen die Kölner um Unterstützung
bitten. W: Kurköln hat das Depositum nur ungern und unter dem
Druck der damaligen Lage übernommen und das absehen yederzeit dabey
gehabt, daß die einraumung Seiner Churfürstlichen Gnaden, wan sie bey
dero erzstifft wieder angelangt, geschehen soll, inzwischen schon die be-
sazung ihrer pflicht erlaßen, auch Ihrer Kayserlichen Majestät von Chur-
tryers ansinnen zugeschrieben [...], worauf die resolution wurde zu ge-
wartten stehen. Trierer: Das Kapitel hat die Bemühungen Kurkölns
immer anerkannt, der Kurfürst befürchtet bei weiterem Zögern französi-
sche Anschläge gegen die Festung und dringt deshalb auf sofortige Abfüh-
rung der Besatzung. Ebenso dringt man bei den Spaniern auf Abtretung
Hammersteins . [...]