Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 VI 28
1645 VI 28
Mittwoch Mitteilung d’Avaux’: Da Brandenburg den
Titel Altezza gibt, wird Bayern allein ihn hoffentlich nicht verweigern
[...]. W soll von allen drei französischen Gesandten wie andere Reichs-
fürsten angeredet werden.
Mitteilung Chigis: Endlich erreicht, daß Spanier und Franzosen ihre wei-
teren Gesandten allein empfangen und von anderen keine Entgegenschickung
verlangen [...].
Davon Mitteilung an die Brandenburger. Diese befürchten, Contarini werde
es, wie neulich schon bei den Ksl. angedeutet, dahin interpretieren, daß es
ein von den churfürstlichen gesuchtes und procurirtes dingh seye; auf die
Entgegnung, daß dieße negotiation vom hern nuncio proprio motu vorgan-
gen unnd davon I. H. G. ehender nicht, alß re iam facta vorkommen, ver-
sprechen sie ihre endgültige Erklärung für morgen.
W mit den Kölnern bei den Bayern. Da der jetzt gefundene Ausweg den
Vorschlägen der Kurfürstlichen entspricht, will man es beiderseits dabei
belassen; falls Contarini doch entgegenschickt, braucht man sich nicht
darum zu kümmern, solange Chigi, Ksl. und Spanier es nicht tun, ia es
würde solchen falß viellmehr dem Venediger zur disreputation geraichen
indehme ein jedwedder darauß zu schließen, daß er singular und mitt fleiß
irrungen zu erwecken suche. W: Bericht über die gestrige Andeutung
d’Avaux’; Contarini beginnt zu wanken, er selbst muß auf seine Stellung
als Reichsfürst Rücksicht nehmen und sieht nicht, wie er den Titel Altezza
verweigern kann, wenn man ihn ihm vorher gibt; Wittgenstein hat ihn
schriftlich schon zugestanden. Die Bayern erinnern an die Weisung des
Kurfürsten, sich nicht zu weigern, wenn die übrigen Kurfürstlichen zur
Bewilligung neigen; sie halten für billig, Longueville höher als die anderen
französischen Gesandten zu titulieren, wollen aber eine Versicherung, daß
dieser den Kurfürstlichen den Exzellenztitel gibt. W will sich deshalb
an d’Avaux wenden.
Mitteilung an die Brandenburger: Die Bayern mit dem Nichtentgegen-
schicken einverstanden. Die Brandenburger halten etwa schwer, dießen
modum einzugehen, sonderlich da res in tantum vulnerirt, und der Venetia-
nische so offentlich contradicirt, auch gegen die Kayserlichen, daß die
res publica der praecedentz befuegt, außtrucklich vernehmmen laßen. Unnd
werde es so gnaw nicht hergehen, daß von der herrn churfürsten reputation
und hocheitt nicht wenigst etwas im stich bleibe; wüsten zwar ihres theilß
dagegen nicht zue moviren, seyen aber sorglich dabey, unnd hofften I. H.G.
sambtt den herrn Churbayerischen den sachen hochvernünfftig nachzu-
dencken , indehme sie, alß primi in ordine, da Brandenburg der letzter, be-
lieben würden. W läßt die Gewährung des Titels Altezza empfehlen,
zumal Wittgenstein schon vorangegangen sei und andernfalls Schwierigkei-
ten wegen des Exzellenztitels zu befürchten seien. Ob dieser gegeben werde,
könne man bei Notifikation der Ankunft ersehen und sich danach rich-
ten . Die Brandenburger geben, was Wittgenstein betrifft, die Tatsache
zu, sehen darin aber kein Präjudiz für die gemeinsame Entscheidung, der
sie sich anzuschließen versprechen. Sie bezweifeln, ob bei Wegfall des Ent-
gegenschickens die Notifikation stattfindet, und rechnen damit, daß man
nun zu dem Angekommenen zuerst schicken müsse.
Mitteilung davon an die Bayern. Die der Churbrandenburgischen andt-
wortt quoad 1. dahin außgedeuthet, daß sie diesen modum, daß entgegen-
schicken zue unterlaßen, ungehrn unnd vielleicht lieber gesehen hetten, daß
es mitt dem Venedier ad extrema kohmmen, unnd er auß empfangenen
disgusto davongezogen wehre. Beym zweythen, ließen sie nachmahln bey
deme, daß man daß praedicatum Altezza nicht zu verweigeren, gleichwoll
die Frantzosen zu ersuchen, daß sie auch solches dem Venetianischen zu-
muhten möchten. Wegen des dritten möchte man sich beim hern nuncio,
wie ers zu haltten gedächte, erkündigen, unnd mitt dießen geringen, dah
man in höheren wegen deß praedicati condescendirt, keinen wiederwillen
veruhrsachen.
Titel Altezza gibt, wird Bayern allein ihn hoffentlich nicht verweigern
[...]. W soll von allen drei französischen Gesandten wie andere Reichs-
fürsten angeredet werden.
Mitteilung Chigis: Endlich erreicht, daß Spanier und Franzosen ihre wei-
teren Gesandten allein empfangen und von anderen keine Entgegenschickung
verlangen [...].
Davon Mitteilung an die Brandenburger. Diese befürchten, Contarini werde
es, wie neulich schon bei den Ksl. angedeutet, dahin interpretieren, daß es
ein von den churfürstlichen gesuchtes und procurirtes dingh seye; auf die
Entgegnung, daß dieße negotiation vom hern nuncio proprio motu vorgan-
gen unnd davon I. H. G. ehender nicht, alß re iam facta vorkommen, ver-
sprechen sie ihre endgültige Erklärung für morgen.
W mit den Kölnern bei den Bayern. Da der jetzt gefundene Ausweg den
Vorschlägen der Kurfürstlichen entspricht, will man es beiderseits dabei
belassen; falls Contarini doch entgegenschickt, braucht man sich nicht
darum zu kümmern, solange Chigi, Ksl. und Spanier es nicht tun, ia es
würde solchen falß viellmehr dem Venediger zur disreputation geraichen
indehme ein jedwedder darauß zu schließen, daß er singular und mitt fleiß
irrungen zu erwecken suche. W: Bericht über die gestrige Andeutung
d’Avaux’; Contarini beginnt zu wanken, er selbst muß auf seine Stellung
als Reichsfürst Rücksicht nehmen und sieht nicht, wie er den Titel Altezza
verweigern kann, wenn man ihn ihm vorher gibt; Wittgenstein hat ihn
schriftlich schon zugestanden. Die Bayern erinnern an die Weisung des
Kurfürsten, sich nicht zu weigern, wenn die übrigen Kurfürstlichen zur
Bewilligung neigen; sie halten für billig, Longueville höher als die anderen
französischen Gesandten zu titulieren, wollen aber eine Versicherung, daß
dieser den Kurfürstlichen den Exzellenztitel gibt. W will sich deshalb
an d’Avaux wenden.
Mitteilung an die Brandenburger: Die Bayern mit dem Nichtentgegen-
schicken einverstanden. Die Brandenburger halten etwa schwer, dießen
modum einzugehen, sonderlich da res in tantum vulnerirt, und der Venetia-
nische so offentlich contradicirt, auch gegen die Kayserlichen, daß die
res publica der praecedentz befuegt, außtrucklich vernehmmen laßen. Unnd
werde es so gnaw nicht hergehen, daß von der herrn churfürsten reputation
und hocheitt nicht wenigst etwas im stich bleibe; wüsten zwar ihres theilß
dagegen nicht zue moviren, seyen aber sorglich dabey, unnd hofften I. H.G.
sambtt den herrn Churbayerischen den sachen hochvernünfftig nachzu-
dencken , indehme sie, alß primi in ordine, da Brandenburg der letzter, be-
lieben würden. W läßt die Gewährung des Titels Altezza empfehlen,
zumal Wittgenstein schon vorangegangen sei und andernfalls Schwierigkei-
ten wegen des Exzellenztitels zu befürchten seien. Ob dieser gegeben werde,
könne man bei Notifikation der Ankunft ersehen und sich danach rich-
ten . Die Brandenburger geben, was Wittgenstein betrifft, die Tatsache
zu, sehen darin aber kein Präjudiz für die gemeinsame Entscheidung, der
sie sich anzuschließen versprechen. Sie bezweifeln, ob bei Wegfall des Ent-
gegenschickens die Notifikation stattfindet, und rechnen damit, daß man
nun zu dem Angekommenen zuerst schicken müsse.
Mitteilung davon an die Bayern. Die der Churbrandenburgischen andt-
wortt quoad 1. dahin außgedeuthet, daß sie diesen modum, daß entgegen-
schicken zue unterlaßen, ungehrn unnd vielleicht lieber gesehen hetten, daß
es mitt dem Venedier ad extrema kohmmen, unnd er auß empfangenen
disgusto davongezogen wehre. Beym zweythen, ließen sie nachmahln bey
deme, daß man daß praedicatum Altezza nicht zu verweigeren, gleichwoll
die Frantzosen zu ersuchen, daß sie auch solches dem Venetianischen zu-
muhten möchten. Wegen des dritten möchte man sich beim hern nuncio,
wie ers zu haltten gedächte, erkündigen, unnd mitt dießen geringen, dah
man in höheren wegen deß praedicati condescendirt, keinen wiederwillen
veruhrsachen.