Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 IV 7
1645 IV 7
Freitag Mitteilung Rortés über seine Ernennung zum Ge-
sandten nach Schweden. – Gratulation Ws.
Bitte an d’Avaux wegen Fürsprache bei Oxenstierna in Sachen der Pfarrei
Gehrde [...] .
Fortsetzung der Besprechung mit den münsterischen Deputierten nach
Dülmen und Kassel. Bei Gesprächen mit den im Augenblick in Münster be-
findlichen hessischen Räten Krosigk, Vulteius, Scheffer und Malsburg
Dr. Johann Vulteius (1605–1684), hessen-kasselischer Geheimer Rat und Kriegsrat
(vgl. ADB XL S. 390f , J. L. Walther S. 69); Otto von der Malsburg, hessen- kasse-
lischer Kriegsrat und Generalkommissar.
ergaben sich folgende Gesichtspunkte: Krosigk und Vulteius stehen ganz
auf seiten Frankreichs und sind gegen jede Bewilligung der Landgräfin ohne
Frankreichs Zustimmung. Mit den Franzosen lehnen sie den Dülmener Ver-
trag ab, während Scheffer und Malsburg ihn befürworten. Die Franzosen
drängen auf Abtretung der hessisch besetzten Plätze im Erzstift Köln im
Tausch gegen rechtsrheinische Orte, was die Landgräfin bisher ablehnt. Die
Franzosen planen, sobald die vestung La Motta in Lottringen uber, die statt
Tryer wegzunehmen, und folgendts die Mosel herab ahn den Rhein sich zue
begeben, demnegst oben uberzusezen und der Tonaw sich zu nähern. Und
wan sie Mainz, Collen, Tryer vollendts in ihren gewalt, und den pfaltz-
graffen in der Underpfaltz mit Haidelberg und andern orth restituirt
hetten, wurden sie mit Churbayern schon weitter und beßer tractiren
konnen. 5. Solte die restitution der Pfaltz geschehen cum infeudatione et
dependentia a regno Galliae. Weitter ist 6. in discursu vorkommen, daß
Churmainz vor diesem gern gesehen und begert hette, ob die landgraffin
einige wenig volcker in die statt Mainz und vornembste plätze selbiges erz-
stiffts , umb daselbe vor den Franzosen und Schweden zu befreyen und zu
versichern, legen wolte, welchen dienst sie auch dem churfursten zu thun
willig gewest, es seye aber der effectus durch einen einzigen churfürstlichen
rhat verhindert. Mit was nuzen und vortheyl aber sowol des churfursten
alß gemeinen weesens, habe man seitthero genugsamb erfahren. Wan
Churcollen dises mittels sich gebrauchen und etwa ein hundert man zu
Andernach, desgleichen auch zu Bonn einnehmen wolt, solte es viel nuzen
pringen, weilen durch sie der erzstifft Collen vor weitterer invasion derge-
stalt geschuzt werden kondte. 7. Wolten die Franzosen einige neutralitet
furtterhin und weniger einig armistitium gestatten, weilen es, wie sie sagen,
gegen sie, und seye aliquid dare et concedere de suo. 8. Welcher mainung
auch der Großeck starck insistirt, daß man nemblich keinen orth in den
Churcolnischen landen neutralisirn, außwechseln, evacuiren oder schlichten
laßen solte, weilen durch solch mittel sonst leicht eine 4 oder 5000 man auß
den pläzen beysam gepracht, wamit der Churfürst ihnen gewachßen sein,
consequenter ihre eigene operation oder assistenz den Franzosen oder
Schweden, wo es nottig, zu thun verhindern kondte; sondern dahin balder
zu trachten, und Churcollen zu constringiren, daß noch mehrere plätz oder
doch diese starcker zu besezen. 9. Hab man vor diesem von einer craiß-
defension so viel gered und gehandlet, weilen aber damit wegen Newburg
nit vorzukomen gewest, so were aniezt Churbrandenburg in verfassung,
und werde sich in solche postur stellen, daß er neben andern noch wol den
außschlag des friedens werde geben und solchen bey den unwilligen befur-
dern konnen. Neben diesem ist auch 10. gemeld, es hetten die Franzosen
begert, daß man kunfftig den konig in Franckreich, gleich der vatter
‘Ludovicus Justus’ genandt worden, ‘Ludovicum Magnum’ nennen solt.
sandten nach Schweden. – Gratulation Ws.
Bitte an d’Avaux wegen Fürsprache bei Oxenstierna in Sachen der Pfarrei
Gehrde [...] .
Fortsetzung der Besprechung mit den münsterischen Deputierten nach
Dülmen und Kassel. Bei Gesprächen mit den im Augenblick in Münster be-
findlichen hessischen Räten Krosigk, Vulteius, Scheffer und Malsburg
Dr. Johann Vulteius (1605–1684), hessen-kasselischer Geheimer Rat und Kriegsrat
(vgl. ADB XL S. 390f , J. L. Walther S. 69); Otto von der Malsburg, hessen- kasse-
lischer Kriegsrat und Generalkommissar.
ergaben sich folgende Gesichtspunkte: Krosigk und Vulteius stehen ganz
auf seiten Frankreichs und sind gegen jede Bewilligung der Landgräfin ohne
Frankreichs Zustimmung. Mit den Franzosen lehnen sie den Dülmener Ver-
trag ab, während Scheffer und Malsburg ihn befürworten. Die Franzosen
drängen auf Abtretung der hessisch besetzten Plätze im Erzstift Köln im
Tausch gegen rechtsrheinische Orte, was die Landgräfin bisher ablehnt. Die
Franzosen planen, sobald die vestung La Motta in Lottringen uber, die statt
Tryer wegzunehmen, und folgendts die Mosel herab ahn den Rhein sich zue
begeben, demnegst oben uberzusezen und der Tonaw sich zu nähern. Und
wan sie Mainz, Collen, Tryer vollendts in ihren gewalt, und den pfaltz-
graffen in der Underpfaltz mit Haidelberg und andern orth restituirt
hetten, wurden sie mit Churbayern schon weitter und beßer tractiren
konnen. 5. Solte die restitution der Pfaltz geschehen cum infeudatione et
dependentia a regno Galliae. Weitter ist 6. in discursu vorkommen, daß
Churmainz vor diesem gern gesehen und begert hette, ob die landgraffin
einige wenig volcker in die statt Mainz und vornembste plätze selbiges erz-
stiffts , umb daselbe vor den Franzosen und Schweden zu befreyen und zu
versichern, legen wolte, welchen dienst sie auch dem churfursten zu thun
willig gewest, es seye aber der effectus durch einen einzigen churfürstlichen
rhat verhindert. Mit was nuzen und vortheyl aber sowol des churfursten
alß gemeinen weesens, habe man seitthero genugsamb erfahren. Wan
Churcollen dises mittels sich gebrauchen und etwa ein hundert man zu
Andernach, desgleichen auch zu Bonn einnehmen wolt, solte es viel nuzen
pringen, weilen durch sie der erzstifft Collen vor weitterer invasion derge-
stalt geschuzt werden kondte. 7. Wolten die Franzosen einige neutralitet
furtterhin und weniger einig armistitium gestatten, weilen es, wie sie sagen,
gegen sie, und seye aliquid dare et concedere de suo. 8. Welcher mainung
auch der Großeck starck insistirt, daß man nemblich keinen orth in den
Churcolnischen landen neutralisirn, außwechseln, evacuiren oder schlichten
laßen solte, weilen durch solch mittel sonst leicht eine 4 oder 5000 man auß
den pläzen beysam gepracht, wamit der Churfürst ihnen gewachßen sein,
consequenter ihre eigene operation oder assistenz den Franzosen oder
Schweden, wo es nottig, zu thun verhindern kondte; sondern dahin balder
zu trachten, und Churcollen zu constringiren, daß noch mehrere plätz oder
doch diese starcker zu besezen. 9. Hab man vor diesem von einer craiß-
defension so viel gered und gehandlet, weilen aber damit wegen Newburg
nit vorzukomen gewest, so were aniezt Churbrandenburg in verfassung,
und werde sich in solche postur stellen, daß er neben andern noch wol den
außschlag des friedens werde geben und solchen bey den unwilligen befur-
dern konnen. Neben diesem ist auch 10. gemeld, es hetten die Franzosen
begert, daß man kunfftig den konig in Franckreich, gleich der vatter
‘Ludovicus Justus’ genandt worden, ‘Ludovicum Magnum’ nennen solt.