Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 IV 3
1645 IV 3
Montag Mitteilung Chigis: Die Franzosen wollen wegen
Gehrde mit Oxenstierna reden; das Schreiben nach Paris soll durch den
dortigen Nuntius zugestellt werden, die Fortbestellung an Turenne steht in
Ws Belieben, da die Franzosen angeblich keine Postverbindung zu Turenne
haben.
Antwort an das Kammergericht durch Ksl. und durch W .
Bericht der zu Kontributionsverhandlungen nach Kassel geschickten mün-
sterischen Deputierten
Nachdem die Lgfin. den Dülmener Vertrag (vgl. oben [ S. 94 Anm. 6 ] ) nicht ratifiziert
hatte, fanden seit März 1645 weitere Verhandlungen in Kassel statt, die 1645 V 10 zum
Abschluß führten. Das Stift Münster wurde dabei vertreten durch Christoph Bernhard
von Galen (1606–1678), münsterischer Rat und Domherr, seit 1650 Bf. von Münster,
Nikolaus von Westerholt, Lic. Nikolaus Drachter und Heinrich Herding (gest. 1656),
Bürgermeister der Stadt Münster (vgl. J. Foerster S. 270 Anm. 30).
. Die Landgräfin hat geäußert, daß sie ihre alliirte,
vorab iezt, weil hoffnung zum frieden were, nit laßen kondt [...]. Zweytt-
ens , sie gedachte durch die waffen keinen grünen krantz zu erlangen oder
aufzusezen, nur intendire sie, sich, ihren sohn und ihr land und leuthe zu
conserviren. 3. Muste sie bekennen, daß den Franzosen auß eroberung
Philipspurg und ihren guten progressen ahm Rhein der muth gar zu hoch
gewachsen, so gar, daß sie auch ihre alliirte nit viel mehr achteten. So habe
Turenne auf ihr Mahnschreiben wegen Bedrückung des Kammergerichtes
nicht einmal geantwortet. 4. Were im reich leicht frieden zu machen, wan
man allein die Schweden etwas, alß mit einem oder andern portu, neben
einem geringen territorio zu ihrer manutenirung contentirte. Welchen falß
mit den Franzosen wol zu recht zu kommen, oder aber, wan dieselbe ye in
der gutte nicht weichen wolten, man alßdan die waffen gegen sie coniungiren
konte. Und müsten die Spanische consilia und correspondenz in reich cessi-
ren , und seye wol zu verspuhren, daß die Franzosen eben dasjenige bey
dieser ihrer oberhand zu bezeigen anfingen, was der Spanier intent
seye, nemblich den dominatum zu erlangen. Und hetten sie anderst nit zue
gedencken, alß daß die Franzosen, wan sie meister plieben, sich deßen uber-
nehmen , wadurch ihr, der Hessen, religion und status ebensowol alß bey
Spanien und dem Kayser periclitiren würde. 5. Die Franzosen wünschen,
daß ihr Sohn zur Erziehung nach Paris kommt; sie ist dazu besonders des-
halb nicht bereit, weil sie sich die Möglichkeit einer Beendigung des Bünd-
nisses freihalten will. 6. Den frieden zu erlangen, muste auf die causas belli
gesehen werden; deren seyen zwo, nemblich die Pfalzische sach und
gravamina religionis. Daß aber dafurgehalten werden wolle, diese beyde
haubtpunkten anderwerts hin, alß den einen nacher dem Kayserlichen hoff
und den andern auf einen absonderlichen deputationtag zu ziehen, damit
werde man sich gewißlich betrogen finden; sondern musten diese pacis
obstacula in locis tractatuum dimovirt und weggeraumbt werden. 7. Ist
auch von bemelter landgraffin erwehnt, sie hette patenten gesehen, so der
Kayser in reformatione religionis noch erst newlich in seinen erblanden
publicirn laßen, welche sehr ubel angesehen worden; gestalt sie gewisse
nachricht hette, daß dieser ursachen halber der Torstensohn
in die erb-
landen gangen, maßen dan ihnen die undertruckte religionisten und under-
thanen so instendig begert, und umb assistenz und hulff immerhin ange-
rufen . 8. Sie were in ihrer religion fundirt und eiffrig, aber doch solt ihr nit
zuwieder sein, die catholische, wan dadurch der fried zu erhalten, in ihren
und ihres sohns landen zuzulaßen, da sie allein versichert, daß die papisten
ruhig pleiben und gegen sie und ihren staat nichts machiniren wurden
[...].
Gehrde mit Oxenstierna reden; das Schreiben nach Paris soll durch den
dortigen Nuntius zugestellt werden, die Fortbestellung an Turenne steht in
Ws Belieben, da die Franzosen angeblich keine Postverbindung zu Turenne
haben.
Antwort an das Kammergericht durch Ksl. und durch W .
Bericht der zu Kontributionsverhandlungen nach Kassel geschickten mün-
sterischen Deputierten
Nachdem die Lgfin. den Dülmener Vertrag (vgl. oben [ S. 94 Anm. 6 ] ) nicht ratifiziert
hatte, fanden seit März 1645 weitere Verhandlungen in Kassel statt, die 1645 V 10 zum
Abschluß führten. Das Stift Münster wurde dabei vertreten durch Christoph Bernhard
von Galen (1606–1678), münsterischer Rat und Domherr, seit 1650 Bf. von Münster,
Nikolaus von Westerholt, Lic. Nikolaus Drachter und Heinrich Herding (gest. 1656),
Bürgermeister der Stadt Münster (vgl. J. Foerster S. 270 Anm. 30).
vorab iezt, weil hoffnung zum frieden were, nit laßen kondt [...]. Zweytt-
ens , sie gedachte durch die waffen keinen grünen krantz zu erlangen oder
aufzusezen, nur intendire sie, sich, ihren sohn und ihr land und leuthe zu
conserviren. 3. Muste sie bekennen, daß den Franzosen auß eroberung
Philipspurg und ihren guten progressen ahm Rhein der muth gar zu hoch
gewachsen, so gar, daß sie auch ihre alliirte nit viel mehr achteten. So habe
Turenne auf ihr Mahnschreiben wegen Bedrückung des Kammergerichtes
nicht einmal geantwortet. 4. Were im reich leicht frieden zu machen, wan
man allein die Schweden etwas, alß mit einem oder andern portu, neben
einem geringen territorio zu ihrer manutenirung contentirte. Welchen falß
mit den Franzosen wol zu recht zu kommen, oder aber, wan dieselbe ye in
der gutte nicht weichen wolten, man alßdan die waffen gegen sie coniungiren
konte. Und müsten die Spanische consilia und correspondenz in reich cessi-
ren , und seye wol zu verspuhren, daß die Franzosen eben dasjenige bey
dieser ihrer oberhand zu bezeigen anfingen, was der Spanier intent
seye, nemblich den dominatum zu erlangen. Und hetten sie anderst nit zue
gedencken, alß daß die Franzosen, wan sie meister plieben, sich deßen uber-
nehmen , wadurch ihr, der Hessen, religion und status ebensowol alß bey
Spanien und dem Kayser periclitiren würde. 5. Die Franzosen wünschen,
daß ihr Sohn zur Erziehung nach Paris kommt; sie ist dazu besonders des-
halb nicht bereit, weil sie sich die Möglichkeit einer Beendigung des Bünd-
nisses freihalten will. 6. Den frieden zu erlangen, muste auf die causas belli
gesehen werden; deren seyen zwo, nemblich die Pfalzische sach und
gravamina religionis. Daß aber dafurgehalten werden wolle, diese beyde
haubtpunkten anderwerts hin, alß den einen nacher dem Kayserlichen hoff
und den andern auf einen absonderlichen deputationtag zu ziehen, damit
werde man sich gewißlich betrogen finden; sondern musten diese pacis
obstacula in locis tractatuum dimovirt und weggeraumbt werden. 7. Ist
auch von bemelter landgraffin erwehnt, sie hette patenten gesehen, so der
Kayser in reformatione religionis noch erst newlich in seinen erblanden
publicirn laßen, welche sehr ubel angesehen worden; gestalt sie gewisse
nachricht hette, daß dieser ursachen halber der Torstensohn
landen gangen, maßen dan ihnen die undertruckte religionisten und under-
thanen so instendig begert, und umb assistenz und hulff immerhin ange-
rufen . 8. Sie were in ihrer religion fundirt und eiffrig, aber doch solt ihr nit
zuwieder sein, die catholische, wan dadurch der fried zu erhalten, in ihren
und ihres sohns landen zuzulaßen, da sie allein versichert, daß die papisten
ruhig pleiben und gegen sie und ihren staat nichts machiniren wurden
[...].