Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 II 13
1645 II 13
Montag Die Spanier lassen mit dem gestrigen Feiertag ent-
schuldigen , daß sie W noch nicht selbst die Erklärung wegen Behandlung
der kurfürstlichen Gesandten mitgeteilt haben, und schlagen ein Treffen für
morgen vor.
W bei Nassau / Volmar . Zum schwedischen Neutralisierungsvorschlag
trägt er vor: 1. Daß als iungst zwischen den furstlich Münsterischen und
den Hessischen räthen uber einige landsachen vorgangen, bey dere von den
Hessischen zu einem armistitio zwischen ihnen und der Münsterischen land-
schafft anlaß geben, durch deßen effectuirung hiesiger statt und denen bey
den gemeinen friedenstractaten anwesenden gesandten, obwoln nit vollig,
dannoch in etwas, dem convent aber in Oßnabruck, wan nit in selbigem
und dem stifft Minden ein gleichmesiges von den Schwedischen beschicht,
nichts geholffen. 2. Daß eine neutralization eines gewissen districtus, gleich
mit den stetten Munster und Oßnabruck, beschehenen vergleich nach,
anzurichten, dabey were erstlich zue bedencken, daß solcher districtus auf
2, 3, 4 oder mehr meylen, wie man sich deßen möchte vereinbahren, auf
solche weiß der landßfürstlichen jurisdiction und recht endzogen, und
gleichsamb freye und immediat örter würden gemacht werden, welches dan
quoad iudicia et iudicialia große confusion abgeben müßte. Also daß man
a parte Churcollen und I. H. G. auf den fall, dieser modus von den Schwe-
dischen oder Franzosen solte urgirt werden, viele considerationes dabey
habe, und vor allen dingen daruber muste gehort und vernommen, auch
alles woll ponderirt werden. 3. Seye vor etlichen jahren von den Staaden
von Holland eine evacuation der landen zwischen Maß und Rhein biß ahn
die Mosel, und zwischen Rhein und Weeser biß ahn die Lipp dergestalt vor-
geschlagen , daß alle Kayserliche, Franzosische, Schwedische und Hessische
volcker auß den guarnisonen abgefuhrt, einem yeden herrn sein orth und
platz wieder eingeandworttet, theylß, sonderlich aber von den newen forti-
ficationen , geschlichtet und die assecuration gegeben werden, daß keiner
von den kriegenden theylen sub quocunque praetextu furterhin in diesen
districtum kommen solle. Nun hetten Ihre Kayserliche Majestät in diesen
vorschlag, wiewol sehr hart und ungern, tandem gewilliget, auch Churcollen
zur fortsezung des wercks commission aufgetragen. Es seye aber diß nego-
tium von den Franzosen im Haag in stecken gebracht und biß dato verhin-
dert worden. 4. So werde auch pro 4. ein universalstillstand der waffen
von Churcollen und Bayern bey iezigen coniuncturn sehr nuzlich und
nottig erachtet, welches Ihre Kayserliche Majestät sich auch noch iungst
allergnädigst wol gefallen laßen. Bey allen diesen vier modis nun befunden
sich hohe considerationes pro et contra, und zwar circa 1. daß deßelben
medii allein, wie gedacht, dieser stifft und statt zu geniesen haben, und
doch noch gezweifflt wurde, ob dadurch die hierunter gesuchte intention zu
erlangen sein würde; zumaln, wan in den guarnisonen die hohe und niedere
officier und soldaten annoch verpleiben, von denselben alßdan eben sowol
alß iezt das meiste wurde consumirt, darauß die landen keine vortheile
haben werden. Und gleich auch iezt zu sehen, daß von denen hiesiger statt
Münster nechste, doch weit entlegene guarnisonen, alß Rhene, Warendorff,
Coßfeld, welche eine 5, 7 und 8 stund von hier, die zufuhren nit frey
gelaßen würden, also seye auch alßdan von den müßigen soldaten kein
anders zu verhoffen, sondern deßwegen allerhand disputationes und zwy-
tracht zue besorgen. Eben diese consideration seye auch beym zweytten, der
neutralization nemblich, die sich dan dergestalt, wie mit beyden stätten
Munster und Oßnabruck, sehr hart und schwerlich werde practiziren laßen.
Das dritte evacuationis vorbedeutten districtus würde zu diesen tractatibus
publicis wol medium maxime adaequatum, auch zum allergeschwindesten
zu practiciren sein. Dan erstlich hetten diese landen einige disputation mit
niemandt, sondern weren Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Collen und
H. G. mehrentheylß angehorig, und seyen solchenfalß disseitz der Lipp zu
evacuiren: im stifft Munster von den Hessen besezte orth, alß Ahauß,
Bochold, Coßfeld, Ottenstein, im stifft Paderborn Warburg, so alle Ihrer
Churfürstlichen Durchlaucht zu Collen undisputirlich zustendig; folgendts
im stifft Oßnabruck Dreckvörden und Witlach, und im stifft Minden die
statt, welche drey platze von den Schweden occupirt und I. H. G., gleich
vorbenenndte Churcollen (wie Schweden und Hessen selbst gestehen
mußen) undisputirlich angehoren und constituta pace ihnen wieder einge-
raumbt werden musten. Hiengegen befinden sich Kayserlicher seithen zu
evacuiren: im stifft Munster besetzt Meppen, Rhene, Vechta, Ludinghausen,
im stifft Paderborn die statt, Pirmont, Tringenberg, in der graffschafft
Lipp Lemgow, im stifft Corvey Hoxar, under welchen pläzen allen gleich-
wol einige, so von sonderbarer importanz nit, und die man zu verlaßen
ohnedem bedacht. 2. So musten die victualien von dem Rhein, der Embß,
Honte, Haaß und der Weser, welche stroömb alle durch obengemelter
posten evacuation befreyhet würden, herkommen. Und konne 3. darauß
Ihrer Kayserlichen Majestät und dem reich mercklicher nuzen, hiengegen
dem feind, sonderlich den Hessen, wegen solchenfalß abgehender großen
und monatlich uber 70 000 reichstaler contribution großer schad endste-
hen . Und obwoln solche evacuation auch ienseits biß ahn die Mosel zu wun-
schen und zu tentiren, so wurd doch ein so großen districtum zu befreyen
wegen der Spanier und Staden, Hessen und Franzosen viele difficulteten
geben. 4. Das armistitum generale belangendt, were daselb wol vor allen
das best, und, wans nur zu erhalten, hochstens zu wunschen. Wie aber auf
diß mittel von den mediatoribus schon underschiedlich angeschlagen, hien-
gegen weder von den Franzosen noch Schweden darzu, gegenwertiger con-
iuncturen willen, die geringste anlaß nit geben worden, also würd daselbe
zu erheben besorglich die meiste difficultet haben. Umb soviel damehr,
weilen die Spanier in den Niederlanden, in Italien, auch wol gar in Catha-
lonien darein würden geschlossen sein wollen, so aber ein sehr weitlauffiges
wesen sein und zu erhalten desto mehrer zeit und beschwer haben würde.
Und dadurch doch eben wenig, wie hiervor gemelt, den sachen vorgestelter
intention nach geholffen, weilen die volcker in den guarnisonen, bey denen
die meiste consumption vorgehet, einen alß den andern weg verpleiben
musten. Hielten also I. H. G. consideratis considerandis das beste zu sein,
daß man von den Schweden die media, weiln mans mit ihnen sonst quoad
intentionem et finem einig, in specie auch, wie weit und auf wie viel
meylen sie solche befurderung der victualien nottig und gut vermeinen
mochten, zue begehren. Alßdan sie villeicht selbst, zumalen diß werck
under ihn und den Franzosen sonder zweiffl ein vorher abgered und con-
certirte sach ist, von einem vorgemelter mitteln, des armistitii generalis oder
der evacuation, auf die bahn pringen mochten. Welchenfalß man auf sei-
then Ihrer Kayserlichen Majestät desto mehrern fueg und ursach haben
wurd, den effectum eines oder des andern vorschlags zu urgiren. Die
Ksl. antworten, auch nach ihrer Meinung solle man von den Schweden, die
den Vorschlag gemacht hätten, zunächst die Mittel vernehmen. Schreiben
des Kaisers an Kurköln 1645 I 16 wegen Teilnahme der Stände an den
Verhandlungen . Praesumptioß und unbegründte proposition eines franzö-
sischen Residenten in Straßburg an die Stadt .
Deputierte von Lübeck, Bremen und Hamburg bei W zum Essen. Dabei
wird geäußert, daß dem werde mit dem Prager schluß, alß einer particular
sach nichts gediehnt sey, gestalt dan denselben theylß reichsstendt absolute,
theylß under gewissen conditionen, theylß gar nit, theylß aber gezwungen
(weilen es damaln geheischen, friß vogel oder stirb), angenommen. So
hette auch der churfurst von Sachsen solchen frieden allein, zumaln er des
reichs vormunder, weniger uber einige reichsstende herr sey, nit zu machen
gehabt; und wurde kein bestendiger fried im reich zu hoffen sein, biß alles
wiederumb in den stand, worinnen es anno 1618 gewesen, gesezt werde.
Deme darauf von I. H. G. sowol alß der probst Landsperg und Oßna-
bruckischer canzler zu genugen geandworttet, daß sie mit dergleichen dis-
curß weitter nicht vortkommen konnen.
schuldigen , daß sie W noch nicht selbst die Erklärung wegen Behandlung
der kurfürstlichen Gesandten mitgeteilt haben, und schlagen ein Treffen für
morgen vor.
W bei Nassau / Volmar . Zum schwedischen Neutralisierungsvorschlag
trägt er vor: 1. Daß als iungst zwischen den furstlich Münsterischen und
den Hessischen räthen uber einige landsachen vorgangen, bey dere von den
Hessischen zu einem armistitio zwischen ihnen und der Münsterischen land-
schafft anlaß geben, durch deßen effectuirung hiesiger statt und denen bey
den gemeinen friedenstractaten anwesenden gesandten, obwoln nit vollig,
dannoch in etwas, dem convent aber in Oßnabruck, wan nit in selbigem
und dem stifft Minden ein gleichmesiges von den Schwedischen beschicht,
nichts geholffen. 2. Daß eine neutralization eines gewissen districtus, gleich
mit den stetten Munster und Oßnabruck, beschehenen vergleich nach,
anzurichten, dabey were erstlich zue bedencken, daß solcher districtus auf
2, 3, 4 oder mehr meylen, wie man sich deßen möchte vereinbahren, auf
solche weiß der landßfürstlichen jurisdiction und recht endzogen, und
gleichsamb freye und immediat örter würden gemacht werden, welches dan
quoad iudicia et iudicialia große confusion abgeben müßte. Also daß man
a parte Churcollen und I. H. G. auf den fall, dieser modus von den Schwe-
dischen oder Franzosen solte urgirt werden, viele considerationes dabey
habe, und vor allen dingen daruber muste gehort und vernommen, auch
alles woll ponderirt werden. 3. Seye vor etlichen jahren von den Staaden
von Holland eine evacuation der landen zwischen Maß und Rhein biß ahn
die Mosel, und zwischen Rhein und Weeser biß ahn die Lipp dergestalt vor-
geschlagen , daß alle Kayserliche, Franzosische, Schwedische und Hessische
volcker auß den guarnisonen abgefuhrt, einem yeden herrn sein orth und
platz wieder eingeandworttet, theylß, sonderlich aber von den newen forti-
ficationen , geschlichtet und die assecuration gegeben werden, daß keiner
von den kriegenden theylen sub quocunque praetextu furterhin in diesen
districtum kommen solle. Nun hetten Ihre Kayserliche Majestät in diesen
vorschlag, wiewol sehr hart und ungern, tandem gewilliget, auch Churcollen
zur fortsezung des wercks commission aufgetragen. Es seye aber diß nego-
tium von den Franzosen im Haag in stecken gebracht und biß dato verhin-
dert worden. 4. So werde auch pro 4. ein universalstillstand der waffen
von Churcollen und Bayern bey iezigen coniuncturn sehr nuzlich und
nottig erachtet, welches Ihre Kayserliche Majestät sich auch noch iungst
allergnädigst wol gefallen laßen. Bey allen diesen vier modis nun befunden
sich hohe considerationes pro et contra, und zwar circa 1. daß deßelben
medii allein, wie gedacht, dieser stifft und statt zu geniesen haben, und
doch noch gezweifflt wurde, ob dadurch die hierunter gesuchte intention zu
erlangen sein würde; zumaln, wan in den guarnisonen die hohe und niedere
officier und soldaten annoch verpleiben, von denselben alßdan eben sowol
alß iezt das meiste wurde consumirt, darauß die landen keine vortheile
haben werden. Und gleich auch iezt zu sehen, daß von denen hiesiger statt
Münster nechste, doch weit entlegene guarnisonen, alß Rhene, Warendorff,
Coßfeld, welche eine 5, 7 und 8 stund von hier, die zufuhren nit frey
gelaßen würden, also seye auch alßdan von den müßigen soldaten kein
anders zu verhoffen, sondern deßwegen allerhand disputationes und zwy-
tracht zue besorgen. Eben diese consideration seye auch beym zweytten, der
neutralization nemblich, die sich dan dergestalt, wie mit beyden stätten
Munster und Oßnabruck, sehr hart und schwerlich werde practiziren laßen.
Das dritte evacuationis vorbedeutten districtus würde zu diesen tractatibus
publicis wol medium maxime adaequatum, auch zum allergeschwindesten
zu practiciren sein. Dan erstlich hetten diese landen einige disputation mit
niemandt, sondern weren Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Collen und
H. G. mehrentheylß angehorig, und seyen solchenfalß disseitz der Lipp zu
evacuiren: im stifft Munster von den Hessen besezte orth, alß Ahauß,
Bochold, Coßfeld, Ottenstein, im stifft Paderborn Warburg, so alle Ihrer
Churfürstlichen Durchlaucht zu Collen undisputirlich zustendig; folgendts
im stifft Oßnabruck Dreckvörden und Witlach, und im stifft Minden die
statt, welche drey platze von den Schweden occupirt und I. H. G., gleich
vorbenenndte Churcollen (wie Schweden und Hessen selbst gestehen
mußen) undisputirlich angehoren und constituta pace ihnen wieder einge-
raumbt werden musten. Hiengegen befinden sich Kayserlicher seithen zu
evacuiren: im stifft Munster besetzt Meppen, Rhene, Vechta, Ludinghausen,
im stifft Paderborn die statt, Pirmont, Tringenberg, in der graffschafft
Lipp Lemgow, im stifft Corvey Hoxar, under welchen pläzen allen gleich-
wol einige, so von sonderbarer importanz nit, und die man zu verlaßen
ohnedem bedacht. 2. So musten die victualien von dem Rhein, der Embß,
Honte, Haaß und der Weser, welche stroömb alle durch obengemelter
posten evacuation befreyhet würden, herkommen. Und konne 3. darauß
Ihrer Kayserlichen Majestät und dem reich mercklicher nuzen, hiengegen
dem feind, sonderlich den Hessen, wegen solchenfalß abgehender großen
und monatlich uber 70 000 reichstaler contribution großer schad endste-
hen . Und obwoln solche evacuation auch ienseits biß ahn die Mosel zu wun-
schen und zu tentiren, so wurd doch ein so großen districtum zu befreyen
wegen der Spanier und Staden, Hessen und Franzosen viele difficulteten
geben. 4. Das armistitum generale belangendt, were daselb wol vor allen
das best, und, wans nur zu erhalten, hochstens zu wunschen. Wie aber auf
diß mittel von den mediatoribus schon underschiedlich angeschlagen, hien-
gegen weder von den Franzosen noch Schweden darzu, gegenwertiger con-
iuncturen willen, die geringste anlaß nit geben worden, also würd daselbe
zu erheben besorglich die meiste difficultet haben. Umb soviel damehr,
weilen die Spanier in den Niederlanden, in Italien, auch wol gar in Catha-
lonien darein würden geschlossen sein wollen, so aber ein sehr weitlauffiges
wesen sein und zu erhalten desto mehrer zeit und beschwer haben würde.
Und dadurch doch eben wenig, wie hiervor gemelt, den sachen vorgestelter
intention nach geholffen, weilen die volcker in den guarnisonen, bey denen
die meiste consumption vorgehet, einen alß den andern weg verpleiben
musten. Hielten also I. H. G. consideratis considerandis das beste zu sein,
daß man von den Schweden die media, weiln mans mit ihnen sonst quoad
intentionem et finem einig, in specie auch, wie weit und auf wie viel
meylen sie solche befurderung der victualien nottig und gut vermeinen
mochten, zue begehren. Alßdan sie villeicht selbst, zumalen diß werck
under ihn und den Franzosen sonder zweiffl ein vorher abgered und con-
certirte sach ist, von einem vorgemelter mitteln, des armistitii generalis oder
der evacuation, auf die bahn pringen mochten. Welchenfalß man auf sei-
then Ihrer Kayserlichen Majestät desto mehrern fueg und ursach haben
wurd, den effectum eines oder des andern vorschlags zu urgiren. Die
Ksl. antworten, auch nach ihrer Meinung solle man von den Schweden, die
den Vorschlag gemacht hätten, zunächst die Mittel vernehmen. Schreiben
des Kaisers an Kurköln 1645 I 16 wegen Teilnahme der Stände an den
Verhandlungen . Praesumptioß und unbegründte proposition eines franzö-
sischen Residenten in Straßburg an die Stadt .
Deputierte von Lübeck, Bremen und Hamburg bei W zum Essen. Dabei
wird geäußert, daß dem werde mit dem Prager schluß, alß einer particular
sach nichts gediehnt sey, gestalt dan denselben theylß reichsstendt absolute,
theylß under gewissen conditionen, theylß gar nit, theylß aber gezwungen
(weilen es damaln geheischen, friß vogel oder stirb), angenommen. So
hette auch der churfurst von Sachsen solchen frieden allein, zumaln er des
reichs vormunder, weniger uber einige reichsstende herr sey, nit zu machen
gehabt; und wurde kein bestendiger fried im reich zu hoffen sein, biß alles
wiederumb in den stand, worinnen es anno 1618 gewesen, gesezt werde.
Deme darauf von I. H. G. sowol alß der probst Landsperg und Oßna-
bruckischer canzler zu genugen geandworttet, daß sie mit dergleichen dis-
curß weitter nicht vortkommen konnen.