Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 II 6

12
1645 II 6
Montag Nassau / Volmar bei W : Sie haben gestern mit
13
den Spaniern über deren Vollmacht geredet, wobei jene glaubten, die Fran-
14
zosen
würden mit ihr zufrieden sein, da die Abweichungen bedeutungs-
15
los
wären. Im übrigen hoffen sie noch auf eine korrigierte Vollmacht,
16
spätestens nach nochmaligem Bericht in zwei Monaten. Als die Ksl.
17
meinten, ob nicht inzwischen die deutschen Sachen vorgenommen wer-
18
den
könnten, sei Savedra alsobald deraußgefahren, solches seye eine
19
separation des reichs von Spanien. Deme Volmari geandworttet, nein,
20
sondern gehöre Spanien, wan man die Teutsche sachen tractirt, wegen
21
Burgund alß ein stand zum reich mit. Was aber Spanien alß konig anlangen
22
thette, wurden doch die Italianische, Portugesische und Cathalonische
23
sachen von den Teutschen separirt und absonderlich tractirt werden
24
müßen. Worauf die Spanische vermeldet, so soll man underdeßen mit auß-
25
wechßlung der plenipotenzien inhalten, wie solches bey den tractaten zu
26
Vervin und Cambray

42
Frieden von Vervins 1598 V 2 zwischen Philipp II. von Spanien und Heinrich IV. von
43
Frankreich; Frieden von Cambrai 1529 VIII 5 zwischen Kaiser Karl V. und Franz I.
44
von Frankreich (Druck: J. Dumont V 1 S. 561–564; IV 2 S. 7ff.
, da die volmachten erst circa finem tractatuum
27
gegeneinander außgehändiget worden, observirt. Denen sie hinwieder,
28
I. H. G. weren der mainung mit ihnen, daß dadurch das ganze werck sich
29
stecken dörfft, welches nicht zu rhaten, dahero bälder die außhendigung zu
30
thun, und dadurch die Franzosische zu edirung ihrer proposition zu strin-
31
giren . Zum fall aber die mediatores vermainen solten, daß mit der zuruck-
32
haltung die proposition balder herauß zu pringen, so hette mans auf diese
33
weiß, alß lang es die mediatores guttbefinden, zu versuchen, sonsten aber
34
von ihnen zu begehren, daß sie underdeßen, gleich die Kayserliche, allein
35
wegen der Teutschen sachen proponiren möchten. Der Volmari sagte hier-
36
bey , sie vernehmen, daß der Servient sich solte haben verlauthen laßen, es

[p. 84] [scan. 134]


1
hetten zwarn die Kayserliche eine proposition gethan, sey aber gar zu
2
general, und vermainten, daß den mediatoribus anzudeutten, daß, wan die
3
mediatores mit solchen aufzugen bey ihnen herfurkommen solten, sie ihnen
4
zu remonstriren, daß dan ihrerseiths eine beßere thun und mehr ad speci-
5
alia gehen wolten. Wie sie sonsten nachricht hetten, seyn willens, ein aber-
6
malige praeliminar difficultet darin zu moviren, daß zuvor der Portuge-
7
sische uberall fur ein formal koniglicher gesandter gehalten, und sicher und
8
frey gelaid, wie andere haben solte, und sehe man darauß, wie nur ein ein-
9
wurff uber den andern allein zu endfliehung der proposition herfurgesucht,
10
und was schlechter lust Franzosischen theylß zum frieden bezeigt werde.

11
I. H. G. sagten hierzu, es erscheine nur gar zu viel, dan alß sie ihnen
12
iüngst beym wegraisen starck zugesprochen und urgirt, wan sie zur pro-
13
position zu schreitten gedächten, damit sie sich mit ihrer wiederkunfft dar-
14
nach richten konten, hetten sie keine cathegoricam von sich geben wol-
15
len . So ist auch in discursu wegen des Portugesischen vorkommen, daß,
16
obwoln die Spanische sich angehen ließen befelcht zu sein, ehender alles
17
stehen zu laßen und darvon zu ziehen, alß zue gestatten, daß er dergestalt
18
und für einen koniglichen gesandten solte respectirt und tractirt werden, so
19
scheint doch, daß sie es iezo etwas näher geben, und nit dienlich halten,
20
den verweiß allein auf sich zue laden, und müste auf ein expedienz geden-
21
cken , gleich mit den Hollendern, mit denen sie auch ohne daß nichts trac-
22
tiren wollen. Verwunderung, daß der neue Erzbischof von Cambrai

37
Joseph de Bergaigne OFM (1588–1647), Bf. von Herzogenbusch 1641, Ebf. von
38
Cambrai 1645.
in der
23
spanischen Vollmacht genannt ist, obwohl er wegen dieses Stiftes die
24
Session als Reichsfürst beanspruchen könnte. Sein Vorgänger

39
Franz II. van der Burch (gest. 1644), Ebf. von Cambrai 1615.
hat bei
25
Reichs- und Kreistagen die Rechte seines Stiftes immer zu wahren gesucht
26
und sich nur hinsichtlich der Kontributionen entschuldigt, daß ihm Land
27
und Jurisdiktion von den Spaniern genommen seien.

28
Ankunft des savoyischen Gesandten

40
Claude Jérôme Chabot (1583–1653), marquese di San Maurizio.
in Wolbeck. – Der portugiesische
29
Vertreter in Münster läßt durch zwei Ordensleute bei W anbringen, da sein
30
Land mit dem Reich nicht im Streit liege, würde er gern W um Gelegenheit
31
zu einem Besuch bitten, falls er keine Ablehnung zu befürchten habe; er
32
wolle nicht als Gesandter, sondern als Privatperson auftreten. W ver-
33
tröstet auf Antwort in einigen Tagen.

Dokumente