Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 I 25

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1645 I 25
Mittwoch Nach Unterredung mit W verläßt Krebs in
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dessen Wagen Münster.

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W bei Rorté. Klage über Unterdrückung des Kapitels und der Katholiken
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in der Stadt Osnabrück. Während Rorté argumentiert, die Gesandten
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könnten wenig tun, da die Stadt sich auf ihr Recht und das Herkommen
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berufe, gibt W die Schuld dem Einfluß der Schweden, mit denen Frank-
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reich
im Bündnis stehe. So würden durch Frankreichs Mithilfe auch im
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Stift viele Geistliche vertrieben, die zur Zeit des lutherischen Administra-
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tors
Philipp Sigismund

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Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1568 1623), Administrator von
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Verden 1586, von Osnabrück 1591.
unbehelligt blieben, und die Katholiken zum
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Abfall gebracht, wogegen Rorté Einzelfälle von französischer Intervention
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zugunsten katholischer Interessen anführt. I. H. G. sagten, diß sey alles
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gut, wan nur auch in andern sachen ein yeder bey seinem rechten, vermög
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der reichssatzungen, erhalten würde. Und hetten sie deßwegen soviel da
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mehr ursach und freyheit hierzu zu reden, weil kein competitor weder
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beym stifft Oßnabruck noch Minden, also ihr und den catholischen die
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stiffter in handen pleiben müsten. Es were dan sach, daß die Franzosen bey
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den tractaten solches ändern, und die fundationes Caroli Magni lieber den
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Schweden gönnen wolten, welches aber den catholischen nicht lieb sein,
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noch yemalen darin consentiren würden. Worauf er, müste bekennen,
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daß I. H. G. diese zwey stiffter rechtmeßig zustehen, und seye man auch a
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parte Franckreich gar eiffrig hierin, daß den catholischen, was nur immer
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zu erhalten muglich, nichts vergeben werden solle. Ahn stifft Verden habe
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der Danischer printz

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Friedrich von Dänemark, vgl. oben S. 35 Anm. 3.
einen ansprach und sey von Ihrer Kayserlichen Maje-
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stät selbst er in die possession eingesetzt. I. H. G. sagten, es seye nit
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ohne, daß er vermain, einige action darauf anzustellen, solches aber seye so-
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wol beym Prager schluß alß sonst dergestalt improbirt, daß sie von Ihrer
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Kayserlichen Majestät die gewehnliche conferirung der regalien darueber
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erlangt, in die possession kommen, und uberall, auch bey allen conventibus,
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dafur biß auf diese stundt nit weniger alß mit Oßnabruck und Minden ge-
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halten und respectirt worden; wiewoln die Schwedische mit Franckreich
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allegirte waffen sie in so weit vertrieben, und solcher stifft dem Ranzaw

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Josias Gf. von Rantzau (1609–1650), schwedischer Oberst 1632, seit 1635 im fran-
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zösischen Dienst, 1645 Feldmarschall.
in
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recompensam geschenckt, von deme es der prinz gegen erlegung 16 000
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reichstaler dergestalt abgehandlet, daß ihm selbige, wan er nit dabey plei-
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ben kondt, von des stiffts stenden wieder erstattet werden soll, maßen ihm
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die stende daruber caution geben mußen, daß, da er bei den stift nit bleiben
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konte, ihme solche summa von ihnen wieder restituiert werden sollte,

[p. 71] [scan. 121]


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woraus genugsamb erscheinet, daß er seiner sach selbst nit gar steiff ge-
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trawet , und ihme leicht satisfaction zu geben. Gestalt dan auch I. H. G. nit
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gedencken, sich dero habenden juris und possession im geringsten yemalß,
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maßen sie Ihrer Kayserlichen Majestät mehrmaln zugeschrieben, zu be-
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geben . Daß er, der Danische prinz, aber sonst einige rechtmeßige possession
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erlangt haben solt, davon seye ihr anderst nit vorkommen, alß daß er
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zwarn bey Kayserlicher Majestät deßwegen vor einem jar noch ansuchens
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thun laßen, hette aber zur andwort bekommen, daß I. H. G. der rechte
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regalisirte bischoff, warwieder einige andere bestendige anordnung zu dero
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praeiudicio nicht vorgenommen werden kondt. Und gesetzt, yedoch unge-
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standen , daß der Kayser solches gethan, und er einige ansprach dannenhero
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hette, so konten sie doch nit begreiffen, warumb Franckreich ihme solches
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stifft der catholischen religion willen mehrer alß ihro gonnen solt. Zudem
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kondten sie auch nit glauben, daß die Schwedische und Franzosische poli-
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tica zueließe, daß der konig von Dennemarck und sein sohn das erzstifft
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Brehmen, Verden, Halberstatt, warzu er praetension zu haben vorgibt, und
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villeicht nachmalß praetendiren und andere praetextus machen möchte,
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maßen noch iungst die ansehnliche graffschafft Pinnenburg ahn sich
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gebracht, sambt dem furstenthumb Holstein und anfallende graffschaft
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Oldenburg

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Die Grafschaft Holstein-Pinneberg hatte Dänemark beim Aussterben des Hauses
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Schaumburg 1640 erworben; auf Oldenburg bestanden Erbansprüche beim Tod der
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Grafen Anton Günther (1583 1667) und Christian (1612 1647), die keine erbberech-
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tigten Nachkommen hatten.
gleichsamb ein newes konigreich zusammenpringen solt. Wo-
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rauf der Rordè etwas gestutzt und allein gesagt, bey den tractaten werde
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sich alles geben. Were aber zu wunschen, daß der Kayser selbst nit zu der-
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gleichen ursach geben, dan auß dem edicto zu Mulhausen

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Auf dem Kurfürstentag zu Mülhausen 1627 waren die Bedingungen für den Frieden mit
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Dänemark beraten und die Vorbereitungen für das Restitutionsedikt getroffen worden.
alles diß unhail
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endtstanden were. I. H. G. sagten, die catholische religion were iez biß
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zum mare Baltico wol und bestendig solidirt, wan nit der konig in Franck-
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reich mit den gegentheyl allein propter privatum odium wieder das hauß
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Osterreich die alliance gemacht, und zu dieser undertruckung der catholi-
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schen und zerrüttung des Römischen reichs so eiffrig geholffen, welches
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sich wol kein catholisch herz hette versehen, weniger glauben können, daß
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das reich von einem so christlichen konig dergestalt solte angefochten und
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den uncatholischen wieder daßelbe die mittele subministrirt worden sein, ja
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gar die catholische liga, welche allein zu recuperation der wiederrechtlich
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abgenommener land und leuth, auch conservation des Römischen reichs
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libertet und praeeminenz angesehen gewesen, dergestalt von Franckreich
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selbst feindlich angriffen werden solt. Auf welches er, daß man disseitz
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darzu ursach geben, alß der Gallaß mit ein so ansehnlicher armada ins
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konigreich Franckreich eingefallen

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Feldzug der ksl. Hauptarmee unter Gallas nach Burgund 1636.
. I. H. G. hienwieder, sie wusten

[p. 72] [scan. 122]


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sich nit zu erinnern, daß von der catholischen liga yemaln wieder Franck-
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reich etwas tentirt, so lang sie gewehret, so wenig alß in Polen gegen
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Schweden oder im Mantuanischen krieg; da er einige occasion zu benennen
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wuste, solte es ihro zu vernehmen lieb sein. Warauf er, köndte es in
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specie nit sagen, und kame darnach von Churbayern zu sagen, daß sein
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konig allezeit sonderlich des churfursten auß Bayern verschonet, und in
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specie befohlen, ihnen nicht anzugreiffen noch zur ruptur einige ursach zu
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geben; daß er auch bey seinen alliirten in suspicion kommen, alß wan er
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mit Churbayern und den catholischen colludiren thette. I. H. G. melde-
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ten hierbey, sie wisten hiervon so nicht. Es gebe aber der effectus seythero
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viel ein anders, und müste es dahero folgen, daß den uncatholischen zu
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gefallen ietzt dergestalt wieder Churbayern und andere catholische verfah-
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ren würde. Kondten auch in specie wol sagen, daß nit wenig zu verwun-
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dern , warumb Churcollen, alß welcher im Rheinischen ertzstifft keine
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Kayserlichen, sondern allein seine eigene volcker gehabt,

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15–17 auch – erhalten] am Rande: Bavaro aut Bavaris non communicatur.
auch fur dieselbe
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anderwerzher keine contributiones beygeschafft, und nur in diesen landen
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erhalten, auch von Kayserlicher Majestät zugeben worden, dergestalt
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feindlich gehalten, daß die landen durch den Guebrian

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Jean Baptiste de Budes (1602–1643), comte de Guébriant, französicher Marschall. Über
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den Einfall in das Erzstift Köln vgl. oben [ S. 39 Anm. 4 ] . – Von den Ländern des Kölner
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Kurfürsten war der Bereich des rheinischen Erzstiftes seit der Neuordnung des Kriegs-
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wesens nach dem Prager Frieden in der Weise eximiert worden, daß gegen Sicherung
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der Festungen durch kurfürstliche Truppen keine fremden Einquartierungen erfolgen
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sollten.
nit allein
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gewaltsamb angefallen, Kempen und Neuß eingenommen, besetzt, und zu
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noch mehrerem betruck aller geist- und weltlichen den Calvinisten, der
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landgraffin zu Heßen Cassel, ganz ubergeben und abgetretten. Dannenhero
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veruhrsacht, daß der churfurst die Kayserlichen darin ruffen, und also die-
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selbe refier durchgehendts in kriegsflammen nunmehr etlich jahr, ohn daß
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die underthanen mit Calvinischer kezerey verführt werden, stecken laßen
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muße. Hierauf sagt er Rordè allein, im krieg geb es allerley occasiones
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und rencontre. I. H. G., man kondte der Franzosen vorgebene prin-
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cipia ad bonum religionis catholicae et imperii ab effectu gar nit judiciren.
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Churcollen hette den vorschlag, so die Staden selbst vor etlichen jahren thun
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laßen, den districtum zwischen Rhein, Weser biß an die Lipp und zwischen
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Maß und Rhein biß ahn die Mosel von allerseitz kriegenden theylen zue
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evacuiren bey Ihrer Kayserlichen Majestät, aber mit harter mühe, weiln sie,
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wie notori, auß diesen landen großen vortheyl ahn volck gehabt, erhalten.
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Wie nun Churcollen solches negotium reassumiren und im Haag weitter
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tractiren laßen, were der effectus durch die Franzosen verhindert

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Vgl. unten S. 289.
; und
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also, wie darauß erscheint, allein dahin gesehen werden wolte, wie der
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status imperii immutirt, die chur- und fürsten gar vertrieben, ja die stiffter

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von außwertigen cronen (maßen mit dem stifft Paderborn geschehen

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Vgl. unten S. 283.
) fur
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lehen und weltliche fürstenthumb angesetzt werden wollen. Welches er,
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Rordè, wie auch daß die hinderung im Haag durch Franckreich geschehen,
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difficultiren wollen. Es haben aber I. H. G. das erste belangendt vermeldet,
5
daß authenticam copiam des Schwedischen donation- und lehenbrieffs uber
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das stifft Paderborn ahn den landgraffen zu Hessen zur hand zu pringen
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leicht seie. Was die hinderung antrifft, sey derienige, welcher zu dem end
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meistens in Haag geschickt, alhier, nemblich der ietziger legationsecretari
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Brasset, der würde davon, und was seine commission gewesen, und er
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geschafft, berichten konnen. Hierauf sagte er, Rordè, sie vernehmen,
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daß Churcollen einige tractaten anietzt zu Brüssel treiben laße, sich und
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den craiß mit den Spanischen einzulaßen, und wüsten in specie, daß a parte
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Spanien auf 200 000 reichstaler assecurirt worden. I. H. G. andwortte-
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ten , gesetzt, daß es wer, obs dan Churcollen so hoch zu verublen, daß er
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sich quovis modo gegen diejenige, welche sich ihro und ihren landen mit
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unbilliche gewalt zu nöttigen, zu schuzen suche. Damit er aber den rechten
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grund hiervon habe, seye es damit, wie Churcollen ihro bedeuttet, also be-
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wandt , daß die Spanische dem Lamboy

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Wilhelm Frhr. von Lamboy (1600–1656), Reichsgf. 1649, ksl. General in den Nieder-
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landen , 1647 Feldmarschall mit Kommando über die westfälische Kreisarmee (bis 1649).
wiederumb eine armada under-
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geben , auch ihme und fur die Lottringische volcker die winterquartier in
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Colnischen landen zu verschaffen begert, alß aber solches von wegen des
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craises abgeschlagen worden, hetten sich die Spanische verlautten laßen,
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daß sie es beym Kayser zu erhalten suchen wolten. Nachdem es aber auch
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von Churcollen allda verhindert, und darauf die volcker die quartier mit
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gewalt zu nehmen sich vorsehen laßen dorffen, hat sich deßen Churcollen
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zu Brüssel zum hochsten beklagt, beynebens aber den graff von Geleen, alß
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Kayserlichen veldmarschallcken in dießem craiß dahin bewögen, derglei-
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chen antrohenden unbillichen gewalt mit gewallt abzukehren. Wie nun
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hiervon zu Brüssel erschollen, hat man zu verhuttung weitlauffigkeit mit
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Churcollen deßwegen zu tractiren sich veranlaßt, und seyen damaln zu
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erhaltung der quartier, wie obgemelt, 200 000 reichstaler certo modo pro
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satisfactione der belegten landen mit gewißen conditionen offerirt. Weiln
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aber solches ganz kein thunliche sach von Churcollen erachtet worden,
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auch in dero macht allein nit gestanden, so haben sie alsobald in scripto
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alles rund abgeschlagen, und die tractatus genzlich abrumpirt, worauß
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dieses löblichen churfürsten aufrechte gute intention abzunehmen, wiewoln
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dieselbe von freund und feinden so ubel recompensirt wirdt. Der
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Rordè sagt, daß ihm gar lieb, einige erleutterung hiervon zu haben, dan
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man hernegst bey deßhalb movirendem discurß desto beßer darzu sprechen
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kondte. Und seye zu erbarmen, daß dannoch, was die Spanier thun, alles im
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reich so wol gethan seye [...]. Es gedachte der Rordè weitter, es sey ein
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wunderlich ding, daß der churfurst von Tryer propter peccatum originale,

[p. 74] [scan. 124]


1
daß er den Spanier nie gutts gegonnet, und in protection des konigreichs
2
Frankreich zu conservirung der catholischer religion wieder die Schweden
3
begeben hette, dergestalt leiden muste, und gegen die reichsconstitutiones
4
gethan zu haben, außgeschreyen werde; dha doch dem churfürsten von
5
Mainz alles hingehe, da er sich zuvor eben auch in Spanische protection
6
begeben, Spanische volcker in sein land genommen, und anietzt mit selbi-
7
gen konigreich alliirt were. Er hette den hern (Churtryer mainendt) so lang
8
gekhendt, gestalt seine, des Rorde, mutter und des Conradt von Sötern
9
fraw

39
Elisabeth von Merode (1568–um 1623), verheiratet 1595 mit Henri de Salles-Coussey,
40
und Margarethe von Merode (1563 1618), verheiraet 1586 mit Konrad von Sötern,
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dem älteren Bruder Kf. Philipp Christophs.
seyen zwo schwestern gewesen, daß er also offt bey ihme, dem chur-
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fürsten , gewest und von seiner aufrechten guten intention wol zeugnus
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geben kondt. I. H. G. sagen hierauff, sie wusten, daß er allzeit fur
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einen verstendigen hern gehalten worden. Sonsten belangendt vernehmen
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sie, daß ahm Kayserlichen hoff allerley schwere sachen, die mehr alß den
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bey Franckreich gesuchten schutz antreffen, specificirt wurden, immaßen
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die acta, was mit dem St. Chaumont und Bussi

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Charles de Lameth, baron de Marigny, seigneur de Bussy. Vgl. H. Weber S. 237ff.
tractirt, bey ubergang der
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statt Tryer in originali gefunden worden. Darauf andworttete er, man
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müste sehen, daß dergleichen sachen aufgehoben und fried gemacht werde,
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wie er dan verhoff, daß man zu den tractaten bald schreitten werd.

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Solches, sagten I. H. G., were zu wünschen ye bälder ye beßer, wan aber
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dergleichen mißtrawens, wie mit der herren churfursten tractament iez de
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novo hervorgebracht wirdt, weitter gemacht, seye davon so bald nichts zu
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hoffen. Er aber gab gute vertrostung.

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Mitteilung Nassaus: Laut Schreiben der Ksl. in Osnabrück bestehen die
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Schweden auf einem Paß für die Stadt Straßburg. W sieht keine diffi-
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cultet darin, zumalen Straßburg alß ein reichsstatt bey den tractaten zu
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erscheinen befugt, auch sonsten vorhin under den alliirten stenden mitbe-
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griffen were; und nit zu zweifflen, dha mans abschlagen solt, der gegen-
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theyl ursach haben würde, uberall außzuschreyen und zue ruffen, daß man
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nomine Caesaris weder die mediat noch immediat stende zu dießsen trac-
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taten verglaiten wolle, und also damit einen großen undanck auf sich laden.
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Zustimmende Antwort Nassaus.

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