Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 II 22

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1648 II 22
Samstag Donia mit dem Gesandtschaftssekretär

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Jacob van der Burgh.
bei W.
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Bittet im Namen der Generalstaaten um Aufhebung der ksl. Kontributio-
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nen
in Kleve, Mark und Ravensberg und übergibt dazu zwei Schreiben an
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Kurköln und Lamboy mit dem fernern anhang, daß bekand seye, was fur
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protection die Staden von Holland auff das land von Cleve hetten, und

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bemelte graffschafften einem herrn zugehörten, welche landen sie alß ihr
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eigene zue schuzen obligirt

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Staatisch-brandenburgischer Vertrag 1636 IX 4 (Druck: M. C. Londorp IV S. 574ff);
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mit der auf Kleve liegenden Hofeyserschen Schuld hatten die Staaten hier eigene Inter-
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essen zu vertreten (vgl. J. P. Arend V S. 139ff, 168ff.
. W: Daß das land von Cleve und die be-
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melte graffschafften bey dießem craiß und kriegsweesen gleichs andern
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craiß und reichsstenden yederzeit contribuiret, darwieder des ietzigen chur-
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fursten her vatter sich nie beschwerd, auch nit beschweren konnen; zudem
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ist Kleve etliche jhar her pro respiratione der contributionen erlaßen, so
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keinem andern biß dato geschehen, durch welche verschonung der last
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andern zugewachsen. Daß die herrn Staden aufs land von Cleve einige
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interesse und iura praetendirten, wüsten I. H. G. gar wol; es hetten aber
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dieselbe nichtsdeweniger yederzeit loblich sich erklehrt, daß es ohne praeiu-
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ditz des reichs und craises sein solle; bey welchem I. H. G. nit zweiffleten,
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die herrn Staden noch verpleiben würden; und hetten, die beyde graff-
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schafften betreffend, nie vernommen, daß deren in so viel jahren ex parte
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der herrn Generalstaden sich were angenommen oder das geringste darauff
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praetendirt worden. Her Donia: Die occasion mit dem zwischen
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Spanien und Staden gemachten frieden gebe es ietzt, daß sie alle uberall fur
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freund hielten und gern gegen yedwederen, sonderlich die benachtparte,
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sich freund bezaigen wolten und dannenhero iezige recommendation thun
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wollen. W: Will die Schreiben weiterleiten. Kurköln will sich schrift-
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lich
und durch eine Gesandtschaft an Kurbrandenburg wenden, also nicht
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zweiffleten, die sach sich wol würde füreinanderpringen laßen; hofften,
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ieziger herr werde nit wenigers alß sein herr vatter den reichs und craiß-
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oneribus sich endziehen wollen. Wiederholung der Gratulation zum
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Abschluß mit Spanien. Hat Befehl, auf Abzug der Garnison in Rheinberg
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und auf Rückgabe von Bevergern zu dringen; darmit kondten nun die
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herrn Staden die gute freund- und nachparschafft beweisen und respective
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obligiren. Donia nach gethaner dancksagung fur die gratulation: Einer
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von den articuln in dem mit den Spanischen veraccordirten puncten und
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schluß seye, daß den Generalstaden alles, was sie derzeit innenhetten, plei-
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ben solt. Warauff I. H. G.: Spanien hab auff die statt Rheinberg kein
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praetension, auch so viel weniger selbige dergestalt konden hingeben. Und
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auff repliciren des secretarii, daß marcheß Spinola

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Ambrosio Spinola (1569–1630), marqués de los Balbases, duque de Sanseverino, spa-
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nischer Feldherr.
bemelte statt das lezte
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mal vorm gemachten treves eingenommen und nachgehendts von den
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Spaniern die Herrn Staden wieder darzu kommen

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Zuletzt eingenommen durch Oranien 1633.
, daß solches zwarn also,
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es seye aber derzeit beyden partheyen umb den paß uber Rhein zu thun
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gewest, welches iezt restituta amicitia et pace cessirte; weylen auch, ihres
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vernehmens, under den beschlossenen articuln dieses einer, daß alle bey
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diesem krieg angerichtete zoll und licenten auffgehoben sein solten und ver-

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mög deßen der zoll zu Rheinberg, auß welchem die guarnison daselbst guten,
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wo nit meisten theilß underhalten, abzuthun, so werden diesfalß die herrn
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Staden desto weniger bedenckens machen, weyln nunmehr weitterer
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besatzung zu Rheinberg unvonnöthen. Woruber beyde einander ange-
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sehen und der Donia geandwort, daß er in dieser sach sich zu erklehren von
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seinen principaln kein last oder befelch habe. I. H. G. Kondtens leicht
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erachten, movirtens auch darumb nicht, von ihm ein bestendige resolution
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iezt zu begehren, sondern wurden hierunder die Stadische gesandschafft
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bey wieder zuruckkunfft seiner herrn collegen formaliter belangt werden,
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und man alßdan nicht zweyfflen wolt, sie der vernunft deferiren und in
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der thadt erweisen würden, daß sich gegen yeden freund und nachparlich
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zu halten gewillt seyen, vorob weyl, wie gemeldet, die herrn Staden ahn
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solchem orth kein weitters interesse nunmehr praetendiren kondten. Das
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hauß und ambtt Bevergern betreffend, damit seye es ein gantz klahre sach.
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Es hat nicht zu den Besitzungen des Grafen von Tecklenburg gehört, als
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Karl V. einen Teil von dessen Gütern konfiszierte

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Als 1547 Gf. Konrad von Tecklenburg und Lingen (1493–1557) geächtet wurde, kam
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Lingen an Maximilian von Egmont-Buren (gest. 1548) und später durch dessen Erb-
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tochter an die Oranier, während die nicht konfiszierte Grafschaft Tecklenburg 1557 im
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Erbgang an das Haus Bentheim kam.
, sondern ist erst von den
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Schweden dem Stift Münster entrissen worden und consequenter in krafft
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des schließenden friedens in vorigen standt zu setzen; und köndten die
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Spanier solches, alß sie kein praetension darauff gehabt oder nie gemacht,
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auch mitt ihrem friedensschluß nit wegkgeben. Der stifft Münster seye in
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alle weg, wan die sachen mit dem hauß und ambt in vorigen stand gestelt,
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erpiethig, den princen von Uranien, da er einige fundirte praetension zu
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haben oder zu machen vermeint, gehöriger ortten rhadt und andtwortt zu
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geben. Der Donia: Müste bekennen, daß dießer sachen die General-
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staden sich dato nit angenohmmen, sondern were dies ein den princen von
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Uranien particular angehendes negocium. I. H. G.: Desto leichter
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werde man auß den sachen kommen können und die herrn Staden lieber
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cooperiren, den princen zue dem, waß recht und billig, zu persuadiren, wa-
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durch sie die justitz und all die guete freund- und nachbarschaften befürde-
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ren und restabiliren würden. Donia endschuldigte sich, daß er für sich
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allein zue dießen sachen nichts köndte sagen. Zu den spanisch-staatischen
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Verhandlungen: An der Ratifikation nicht zu zweifeln, wenn sich wegen
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des komplizierten Verfahrens die Sache bei den Staaten auch etwas ver-
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zögert
. [...] Den Franzosen zuliebe ist der Abschluß ein Jahr hinausge-
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zögert
worden, es bleibt jenen noch die zweimonatige Ratifikationsfrist, um
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auch zum Abschluß zu kommen. W: Wenn Frankreich sich jetzt nicht
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zum Frieden erklärt, ob alsdan auch ihr friedt mit den Spaniern muste
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suspendirt werden? Welches der Donia nicht vermeinen wollen.

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